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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Sind Blogger Narzissten?

Kürzlich wurde eine Diskussion angepfiffen, die mich sehr befremdet: Blogger, so hieß es, seien alle Narzissten. Warum? Weil Blogger angeblich ausschließlich über sich selbst schreiben. Weil sie sich sehr ernst nehmen. Oder weil sie ihr eigenes Leben goldrichtig finden, währen es andere anzweifeln.

Mit Sigmund Freud imponieren? Vergesst es!

In letzter Zeit ist es Mode geworden, mit pseudowissenschaftlichen Begriffen zu verschleiern. Und dafür ist „Narzissmus“ bestens geeignet. Er soll zeigen, dass man schon mal von einem gewissen Herrn Freud, Sigmund, gehört hat – und das allein sieht schwarz auf weiß schon imponierend aus.

In Wirklichkeit ist alles Wischiwaschi. Wer überleben will, braucht die Selbstliebe wie auch die Liebe anderer, und er sollte zumindest bereit sein, Überschüsse an Liebe anzusammeln, um sie mit anderen zu teilen.

Was Blogger sind

Blogger allerdings sind Journalisten, die Meinungsmagazine betreiben oder Schriftsteller, die keine Romane, sondern Episoden veröffentlichen wollen. Das ist alles völlig in Ordnung.

Ich zitiere dazu mal sinngemäß udn gekürzt, was eine Bloggerin (1) schreibt:

Unsere Blogs sind kostbare und wertvolle Lebensräume. Warum wir bloggen? Weil wir es für richtig halten, zu bloggen, gleich. Ob wir dozieren oder unsere intimen Gedanken freilegen. Ich bin auch überzeugt, dass sie sich niemals entschuldigen sollten, aus welchem Grund auch immer. Entschuldigt euch nicht dafür, etwas gesagt zu haben, was euerer Meinung nach gesagt werden musste.


Niemandem "nach dem Munde reden" - die Freiheit nutzen

Als es in den Gazetten des später 19. Jahrhunderts noch Fortsetzungsromane gab, beeinflussten die Leserinnen und Leser die Autorinnen und Autoren oft durch Kritik und Anregungen, wie sich die Geschichten entwickeln sollten. Den Schreibern jener Zeit konnte es gleichgültig sein: Sie schrieben Ihre Romane oftmals ohnehin mit offenem Ende und gaben die nächste Folge erst kurz vor Redaktionsschluss ab.

Was daraus wurde, war ein elendiglicher, moralisierender Kitsch.

Wer könnte das heute noch wollen?

Blogger sind die letzten völlig unabhängigen Journalisten und Schriftsteller. Sie sollen sagen, was sie erleben und meinen – mit einer kleinen Einschränkung: Das eigene Leben soll dadurch nicht verkitscht, romantisiert oder eingetrübt werden.

(1) Nach Floss, aus dem Englischen, gekürzt.

Wie sich bloggende Damen nennen

Dieser Artikel handelt davon, wie sich bloggende Damen nennen - oder jedenfalls einmal nannten. Dabei war das Wort „Miss“ sehr beliebt, weil es zu Wortspielen anregte.

Einstmals gab es in Österreich eine Bloggerin namens „Miss Understood“, die ziemlich berühmt wurde - auf Deutsch etwa „Miss Verstanden“. Beide Namen kamen in Blogs und Kolumnen häufiger vor, sodass ich am „Erstgeburtsrecht“ der Wienerin zweifle.

Der Witz an all diesen Namen ist ja, dass sie immer doppeldeutig sind. Besonders lustig finde ich:

Miss Behagen
Miss Erfolg
Miss Geschick
Miss Gelaunt
Miss Gunst
Miss Vergnügen

und

Miss Verstehen.


Wobei ich kaum jemanden zugetraut hätte, sich „Miss Gunst“ zu nennen – gibt es aber trotzdem.

Die Idee mit der Doppelbedeutung von Miss als „Fräulein“ und dem Wortteil „Miss-“ für „fehlerhaft“ beziehungsweise „schlecht“ (un-) hat diese Wortspiele ausgelöst.

Fehlt eigentlich nur noch „Miss Fallen“ – der Name ist nicht nur zweideutig, sonder noch weitaus vieldeutiger.

Hyping und andere – wurden die Begriffe erfunden?

Ich hype, ich werde gehypt - wann hört der Unfug solcher Wortschöpfungen auf?
Wissen Sie noch, was ein Metrosexueller war? Nun, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Das sind schicke junge Männer, die ebenso modebewusst wie körperbewusst sind, aber dennoch heterosexuell. Früher nannte man solche Männer auch mal „Dandys“. Heute ist der Begriff schon wieder aus der Mode gekommen - wenn er überhaupt jemals in Mode war.

Nun hat, wie mir scheint, eine Bloggerin den Trend auf die Schippe genommen, im Bereich des „Datings“ ständig neue Begriffe zu erfinden. Diesmal war es „hyping“. Ausgebrütet hat diesen Begriff wahrscheinlich die Bloggerin Vix Meldrewe, auf deren Artikel vom 4. Mai 2017 sich dann (merkwürdigerweise noch am selben Tag) die britische Presse stürzte. Da auch die Journalisten einschlägiger deutscher Presseerzeugnisse die britische Boulevardpresse lesen, dauerte es nicht lange, bis man hierzulande davon lesen konnte.

Dümmliche Worte werden als "Fiese Trends" vermarktet

Für Leute, die’s nicht wissen: Es „ingt“ nur so in den Boulevard- und Frauenzeitschriften, die jedes Fitzelchen im sogenannten „Dating“ aufgreifen, um ein angeblich neues Wort zu verbreiten. Das wäre nicht so schlimm, wenn so etwas nicht gleich als „fieser Trend“ vermarktet würde. Man erinnert sich noch an „Benching“, „Ghosting“ und „Breadcrumbing“, die ebenfalls als „fiese Datingmaschen“ vermarktet wurden. Zielgruppe sind meist junge, einfach gestrickte Frauen, für die daraus „Warnmärchen“ gezimmert wurden, zum Beispiel, wie man diese „fiesen Typen“, die so etwas machen, erkennt und vermeidet.

Der Wolf oder der Mann ist böse oder krank - was sonst?

Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf? Kaum eine junge Frau, den sie weiß ja (noch) nicht, was für ein böses Tier der Wolf (Pardon, der Mann) ist. Und deshalb gibt es die Beratungstanten und Beratungsonkels, die bei jedem neuen Begriff genau wissen, wer „so etwas“ tut und wie man den Kontakt zu diesen Männern vermeidet. Mal sind sie Schufte, am Scheißkerle, mal haben sie nicht alle Drähte richtig verlötet – für die letztere Gruppe gibt’s dann die Interpretationen aus der Küchenpsychologie.

Fake News aus Expertenmund?

Die ganze Chose hat etwas von Fake News. Erfinde ein Wort, schreibe über die schrecklichen Dinge, die Menschen (meist Männer) damit anrichten – insbesondere die psychischen Qualen, die Frauen dadurch erleiden. Sie werden sich ausmalen können, wie enttäuschte Frauen ihre Kopfkissen nass weinen, nicht wahr?

Und alles, alles, ist erfunden. Zwar gibt es ein paar Männer, die wirkliche Schufte sind. Und es gibt einige unschöne Verhaltensweisen. Aber es gibt diese Wörter nicht wirklich, und dahinter stehen keine tatsächlich existierenden Phänomene.

Warum Sie an sich selbst arbeiten sollten, wenn Sie "betroffen" sind

Und diejenigen, die betroffen sind? Wohlwollen kann ich ihnen sagen: Die Menschen sind nicht so, wie sie oder ich sie gerne hätten. Sie leben so, wie sie selbst möchten, auch dann, wenn es uns missfällt. Und mit etwas weniger wohlwollen: Arbeiten Sie bitte an sich, wenn Ihnen so etwas häufiger passiert. Die Welt zu ändern, ist verdammt schwer. Aber Sie selbst können sich verändern – und das ist nicht so schwer.

Sex-Blogger: warum sie aufgeben

Sind die Zeiten für Sex-Blogger(innen) endgültig vorbei?

Was ist ein Sex Blog? Normalerweise ist es kein Blog über Sex, sondern ein Blog, indem eine Frau, manchmal auch ein Mann, über das eigene Sexleben berichtet. Ein solches Blog ist nicht einfach zu führen: Man muss die Klippen zwischen Informationsbedürfnis und Jugendschutz beachten, muss zumeist anonym bleiben, was wegen der Impressumspflicht gar nicht einfach ist. Und man will – zumeist jedenfalls – auch auf Bildern nicht erkannt werden.

Aber das ist nicht das Schlimmste. Ein Sex-Blog ist ein Blog über das eigene Sexualleben, und allein dadurch wird derjenige verwundbar, der es führt. Auch das wäre für manche Bloggerinnen und Blogger noch erträglich, wenn da nicht ein anderer Punkt wäre: die eigenen Beziehungen. Sie werden Teil des Blogs, und vor allem werden sie Teil der Öffentlichkeit. Sexbloggerinnen und Sexblogger beziehen also andere Menschen mit ein, und wenn sie unvorsichtig sind, offenbaren sie deren Identitäten.

Ist das schon das Schlimmste?

Nein, das Schlimmste ist, an der Beziehung zu zerbrechen, dann bloßgestellt zu werden und schließlich der Lächerlichkeit anheimzufallen. Dann bricht das mühsam aufgebaute kleine Imperium zusammen, und mit ihm der Halt, den man sich mit dem Blog gegeben hat. Nahezu alle Sex-Blogger, also Personen, die ihren eigenen Körper und ihre eigene Intimität gegenüber der Öffentlichkeit entblößt haben, ziehen sich dann zurück.

Nein, es ist nicht gut, das eigene Intimleben wie eine Fahne in den Wind zu hängen. Man bekommt den Teil der Privatheit, den man lustvoll flattern ließ, nie wieder zurück in den Intimbereich, wo er hingehört. Kein Wunder, dass so viel erotische Bloggerinnen und auch Blogger in Depressionen verfallen, wenn sie ihr Liebesglück verlässt und sie auf einem Scherbenhaufen zurückbleiben.

Die anderen? Die Rampensäue und Sammler von Frivolitäten? Die sind längst bei einem bekannten US-Portal, auf dem sie dann allerdings hauptsächlich Bilder veröffentlichen. Texte zu kreieren, ist viel zu kompliziert.

Manche von von ihnen meinen immer noch sich selber mit dem, was sie veröffentlichen, und manche stellen sich sogar noch selber dar – hauptsächlich, wenn sie in der Porno-Branche eine Nische erobert haben. Aber wer diesen Beruf (und sei es als Nebenbeschäftigung) wählt, ist fällt ohnehin aus dem Raster der „wohlanständigen“ Bürgerinnen und Bürger heraus.

Sex-Blogger? Im Grund ist das, was sie tun, eine Verletzung der eigenen Intimität. Und aus diesem Grund denke ich: Besser wäre, gar nicht erst ein persönliches Sex-Blog zu beginnen.

Algengeblubber: die Woche bei Sehpferd – aktuell und retro

Ende der Woche? Endlich! Das Retro-Magazin „Sehpferd bloggt“ ist im alten Stil mit alten Themen frisch geputzt worden. „Das wird nie etwas“, haben die Freunde gesagt. Heute macht man doch auf FACEBOOK oder oder auf TWITTER oder meinetwegen noch gerad mal TUMBLR, aber so etwas Altmodisches wie ein Blog …

Also: was war? Einheit. Und ein Volk, das sich nicht mehr einig ist, seit es vereint ist. Man denke: Das Volk im Osten mauert gegen eine Kanzlerin, die aus dem Osten kommt, und pfeift einen Bundespräsidenten aus, der aus dem Osten kommt? Wahrscheinlich ist demnächst der Ostwind dran oder das Osterei. Die Frau Familienminister hat sich gerade in die Sexismusdebatte eingemischt – ach, wie wichtig, Frau Minister. Sonst nichts zu tun?

Frauen sind edel, hilfreich und gut und kaufen sich ab und zu mal eine Domina, Hure oder eine andere erotische Dienstleistung. Stand in einem feministischen Magazin, sonst hätten die Sehtiere gar nicht gewagt, es zu bringen.

Ob manchmal nicht auch ein Kuscheltier gereicht hätte, wenn frau (oder man) Lust auf Zärtlichkeit und vertrauliche Gespräche hatte? Klar können Kuscheltiere sprechen. Und Blumen. (Können Sie bei Lewis Carroll nachlesen). Sie müssten einfach mal lernen, anders zu denken – quer oder besser noch diagonal.

Im Bereich der Krimi genannten Sozialklamotten gab es diesmal bärtige Kerle und reichlich eigenartige Kommissarinnen. Wahrscheinlich hat manche Arbeiterin am Fließband ein besseres Verhältnis zur Realität als die TATORT-Frauen.

In Leipzig sind zwei Junglöwen ausgebrochen. Der Zoodirektor behauptet, sie seine über den Wassergraben gehüpft –sehr unwahrscheinlich. Aber nun soll er verbreitert werden.

Wichtig: warum wir Probleme haben und keine Lösungen. Interessiert vermutlich keine Sau, ist aber eine meiner Kernkompetenzen – nicht für Säue, versteht sich.

Apropos: Wir haben Meinungsfreiheit! Und zwar nicht nur für die „privilegierte Medienfuzzis“ – na, das beruhigt doch.

Was mich schon eher beunruhigt, sind Hotlines. Statt „von ihren Kunden zu lernen“, was wirklich sinnvoll wäre, blubbern sie uns mit Blödsinn dicht. Oh, darüber könnte mich mehr schreiben. Aber die Clowns bei den Hotlines interessiert das vermutlich einen Scheiß.

Der Rest ist Retro – und etwas Eigen-Sinn.

Die Ode an den Kaffee stammt von einem britischen Gasthausschild, die Keuschheits-Aufgabe als Belohnung für Wähler stammt aus einer uralten Wahl, ein österreichischer Sex-Sender ist längst Geschichte, und Seepferd-Fans sind keine Sehpferd-Fans. Bleibt ein Geheimnis, was Sache ist, wenn jemand „Brexit“ schreit, und warum ein Fleck auf dem Tisch auf das Lokal hinweist, in dem der Wein serviert wurde. Schon die Sehjungfrau beguckt? Oder wollten Sie schwanger von einem Smartphone werden? Blubb, blubb ...