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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Warum zwei Begriffe keine Gegenteile sein müssen – über "Nehmer", "Geber", Ökonomie und Psychologie

Seit der Schweizer Arzt C.G. Jung die Menschen in „Introvertierte“ und „Extravertierte“ geteilt hat, wird darüber diskutiert, was denn eigentlich mit all jenen ist, die nicht eindeutig in die erste oder zweite Kategorie fallen. Dafür hat man neuerdings den Begriff „Ambivertiert“ gefunden.

Allerdings wird dadurch alles noch komplizierter. Denn fast jeder Mensch hat seine „introvertierte“ (nachdenkliche, nach innen gekehrte) Seite und eine „extravertierte“ (aufgeschlossene, gesellige) Seite.

Neuste Forschungen gehen sogar davon aus, dass unsere Persönlichkeitsmerkmale in einem weiten Rahmen schwanken. Sie sind eben nicht „in Beton gegossen“, sondern abhängig von der Rolle, die wir gerade einnehmen und/oder von der sozialen Umgebung, in der wir uns befinden.

Ein Beispiel: Frau X ist Programmiererin, aber sie hält auch launige Vorträge über ihren Beruf, die sehr beleibt sind. Für jede dieser Aufgaben nimmt sie eine Rolle ein, die dazu passt. Dadurch wirkt sie mal introvertiert, dann aber wieder extravertiert.

Nehmen wir an, Frau X würde sich sehr gut kennen, dann könnte sie ihre introvertierte Seite sogar von ihrer extravertierten Seite trennen und beide beschreiben.

Nehmer und Geber in der Realität

Bei einem neuen Projekt trenne ich Menschen, die ihre Ziele verwirklichen wollen, in „Nehmer“ und „Geber“. Die Grundlagen entnehme ich der Ökonomie, nicht der Psychologie. Damit setze ich zwei Pole, weiß aber wohl, dass die Menschen nicht an einem dieser beiden Pole festgefroren sind, sondern in der Realität leben. Dort nutzen sie mal die eine, mal die andere Möglichkeit – und wieder ist es sehr von den Rollen abhängig, die sie im Leben spielen.

Weil Wissenschaftler dazu neigen, auch noch die letzte Person auf Erden einzuordnen, haben sie den Begriff des „Matchers“ erfunden. Auf Deutsch könnte man ihn „Ausgleicher“ nennen.

Wenn wir nun die Realität anschauen, dann finden wir immer mehr Menschen, die etwas „nehmen“ wollen oder glauben, Ansprüche zu haben, die ihnen andere erfüllen sollen. Diese Personen sind also Nehmer. Erst, wenn sie dies nicht erreichen, versuchen sie, einen Ausgleich zwischen Wünschen und Möglichkeiten zu finden. Auf der anderen Seite gibt es recht wenige Personen, die etwas geben wollen und können. Sie neigen dazu, viel zu geben, wenn sie etwas im Überfluss haben, und abzuwägen, wenn sie nur sehr wenig davon entbehren können. Sie verhandeln dann, wenn die Forderungen nicht mit ihren Möglichkeiten übereinstimmen oder ihre Ressourcen dadurch zu schnell erschöpft werden. Letztlich sagen sie auch oft „Nein“.

Ob es „Ausgleicher“ gibt? Wahrscheinlich kaum. Allerdings gibt es einen „Ausgleich“ wenn sich Nehmen darüber einigen, zu welchen Bedingungen sie miteinander leben oder arbeiten wollen.

In diesem Sinne werde ich demnächst über das Thema „Geber und Nehmer“ schreiben. Als Zeitrahmen habe ich die Zeit zwischen Juli und November 2025 abgesteckt. Wenn du ein Gespräch darüber suchst – bitte schön. Schreib mir einfach.

email an den chef

Selbstmitgefühl - ein neues Psycho-Modewort ?

Ein neues Modewort erobert gerade die Psycho-Gesundheitsszene: „Selbstmitgefühl“.

Eine Krankenkasse (1) interpretiert das Wort so:

Es bedeutet, sich selbst gegenüber innerlich eine wohlwollende, liebevolle Haltung einzunehmen und sie auch in die Tat umzusetzen.

Das Wort wird dabei als Gegenteil von „Selbstkritik“ gebraucht. Der Begriff selbst geht auf den britischen Psychologe Paul Gilbert zurück. Er definiert diese Form von Mitgefühl als „Gespür für das Leiden in sich selbst und bei anderen, mit der Bereitschaft, es zu mildern und zu verhindern.“

Selbstmitgefühl - werden Paarbeziehungen dadurch verbessert?

Neuerdings wird behauptet, dass sich „Selbstmitgefühl“ positiv auf Paarbeziehungen auswirkt. Angeblich wurde diese von Forschern der Universität Bamberg hinreichend belegt.

Für mich bleibt die Frage, ob neue Wortschöpfungen in der Psychologie wirklich eine Bedeutung oder einen Nutzen haben.

Mein Vorschlag: informiert euch selbst.

(1) Zitat hier: TKK
Smartup News : Forschung (Bamberg)
Wikipedia (en): Worterklärung des ursprünglichen Begriffs self-compassion
Deutsch (verständlich): Quarks
Unzweifelhaft Kompetent: Stangl.

Die schreckliche Vereinnahmung des Einhorns

Ein Einhorn weiß selbst, dass es eines ist
Kann man ein Einhorn vereinnahmen? Ach, ihr fragt euch, was ein Einhorn eigentlich ist, nicht wahr?

Es ist kein Fabeltier - es geht um die Lust

Nein, es ist nicht das Fabeltier. Es ist eine junge Frau, die ihre sexuellen Lüste daraus bezieht, ein Hetero-Paar aufzusuchen, wobei in der Regel gegenseitige Wünsche zwischen allen drei Beteiligten erfüllt werden.

Von der Beschreibung des Einhorns zur Ideologie

Nahezu alle Menschen, die keiner politischen, sozialen oder sexuellen Weltanschauung angehören, sagen in diesem Fall: „Aha, die machen einen Dreier.“ Wer es präziser formulieren wollte, könnte sagen: „Ganz klar - dabei handelt sich dabei um einen MFF-Dreier, bei dem die Geschlechterschranken aufgehoben wurden“. Nach der offiziellen leseweise ist es eine sexuelle Begegnung zwischen einem festen, heterosexuell veranlagten Paar und einer bisexuellen Frau, die dazukommt.

Soweit die Manie, alles zu etikettieren. Doch tatsächlich ist es kaum mehr als die Lust an einer erotischen Begegnung zu dritt. Welche sexuellen Präferenzen das Paar hat, von dem alles ausgeht, steht in Wahrheit gar nicht fest. Es sind Zuschreibungen. Und dazu gehört auch, den weiblichen Gast als „bisexuell“ zu bezeichnen. In Wahrheit handelt es sich um eine heteroflexible Person, die in dieser konkreten Situation Handlungen vornimmt, die man „bisexuellen“ Frauen zuschreibt.

Die Vereinnahmung des Einhorns

Nun kommen zwei Gruppen ins Spiel, die solche sinnlichen Begegnungen gar nicht mögen – und erstaunlicherweise handelt es sich nicht um konservativ-bürgerliche Moralisten.

Nun allerdings mischen sich zwei Fraktionen ein: Die einen sind die Polyamourösen, die anderen die LGBT-Gemeinschaften.

Den Vertreter der Polyamorie missfällt, dass es sich nicht um eine „echte Liebesbeziehung“ handelt, sondern um eine kurze Begegnung. Eine solche böte aber keine wirkliche Erfüllung – und damit ist ihr Urteil gefällt. Warum sie sich in das Thema einmischen? Vermutlich, weil sie sich für alle sexuellen Beziehungen zuständig fühlen, die über zwei Person hinausgehen.

Die LGBTQ- Bewegung fühlt sich ebenfalls zuständig und beklagt vor allem die Würdelosigkeit, mit der das „Einhorn“ angeblich behandelt wird. Sie behaupten, dass solch ein weibliches Einhorn „wie ein Sexobjekt behandelt wird“, das „halt mal ausprobiert wird.“ Die Kompetenz, dies zu sagen, entnehmen sie dem Schutz homosexueller oder bisexueller Frauen, von denen sie annehmen, dass sie in Wahrheit eine Freundin suchen.

Der Griff nach der Definitionsmacht

Fragt ihr euch, worum es wirklich geht?

Offensichtlich beanspruchen beide Gruppen die Definitionsmacht für den Begriff „Einhorn“. Eine Gruppe meint, dass sie definieren müsste, was eine echte amourös oder erotische Beziehung zwischen mehr als zwei Personen ist.

Die andere Gruppe versteht sich als Hüter der sexuellen Definitionen. Eine Frau, die sich gelegentlich mit einem Paar trifft, muss ihrem Schema entsprechen. Sie kann nicht einfach sagen, sie sei „heteroflexibel“, und sie sollte von anderen möglichst nicht so betrachtet werden.

Beide Gruppen bekommen durch die Medien sehr viel Resonanz, sodass es bisweilen so scheint, als würden sie bestimmen können, wie Beziehungen zu bewerten sind.

Das können sie aber nur, solange die Medien nachplappern, was dort behauptet wird. Die Frage bliebt, ob die Mehrheit der Gesellschaft ihnen folgen sollte.

Der unsinnige Geschlechterkampf

Klar – der Geschlechterkampf braucht eine Bühne. Eine Selbstdarstellerin folgt den nächsten und manche Männer versuchen, mit kämpferischem Geist die Gegenposition einzunehmen. Sieger(in) ist, wer den meisten Beifall erhält. Grand Guignol für Gebildete.

Allerdings finden die Darstellerinnen und Darsteller nicht die Aufmerksamkeit, die sie gerne hätten. Und auch ihre Claqueure erweisen sich oft nur als Mitläufer(innen), die auch anderen linken oder rechten Ideologien folgen – Frauen eher links – Männer eher rechts.

Was realistisch ist - zum Beispiel Ökonomie

Fragen wir uns also, was wirklich stattfindet.

Erstens: Es ist kein Geschlechterkampf – worüber ich bisher sprach, sind reine Inszenierungen.
Zweitens: Der Umbruch hat längst stattgefunden. Frauen haben bessere Ausbildungen als vor 40 Jahren und sie könne sich eine unabhängige Existenz leisten.
Drittens: Frauen haben längst die Macht, ihre Partner(innen) frei zu wählen – gleich, ob es sich um Geschäfts- Liebes- oder Ehepartner handelt.

Das Thema ist also einerseits die Neuverteilung der Macht, zweitens der Umgang mit der Macht. Und drittens, wie sich die „neue Kultur“ mit den „gewachsenen Strukturen“ verträgt.

Nebenschauplatz: Kulturkampf gegen unsere Natur

Und zu allem Überfluss ist es noch der berüchtigte Kampf „Kultur gegen Natur“ – der heute wie gestern überwiegend in den Köpfen der Geisteswissenschaftler(innen) stattfindet. Denn Frauen wie Männer sind Primaten, und daran hat die Natur nichts verändert. Und egal, „wes Geistes Kind“ wir sind, sind wir eben doch „Natur pur“. Und das bedeutet: Frauen und Männer haben neben all ihren geistigen, schöngeistigen und liebenswerten Eigenschaften immer noch biochemisch gesteuerte Begierden – wie alle ihre Vorfahren der Gattung „Homo sapiens“.

Wir sind nicht "Irgendetwas" - wir sind die Gattung "Homo sapiens"

Was wir tun sollten? Vor allem, uns zum „Homo sapiens“ bekennen und nicht zum flüchtigen Zeitgeist. Und all die männlichen Guerilla-Kämpfer und weiblichen Gerechtigkeitsbataillone sollten sich darüber klar sein, dass der Krieg, den sie gerade gegeneinander führen, nicht als Unheil anrichtet.

Die merkwürdigen Folgen einer simplen Frage

Dieser Artikel ist sehr persönlich. Er handelt von seltsamen Erfahrungen, die auf eine Frage folgen können.

Ich hatte nicht damit gerechnet, was ich mit einer simplen Frage alles bewegen würde:

Was überwiegt heute, wenn jemand in Deutschland eine „feste Beziehung“ eingeht? Das Gefühl, der Verstand, die Ökonomie oder etwas anderes?

Gestehen muss ich, dass ich absichtlich nicht nach „einer Ehe“ gefragt hatte – aber ich denke, das langjährige Beziehungen doch relativ oft in Ehen übergehen. Für die Frage benutzte ich ein Forum, auf dem ausgewiesene Fachleute oder fachkundige Laien Fragen beantworten können. Verstanden wird dies als Ergänzung zu Online-Lexika oder schwer auffindbaren wissenschaftlichen Untersuchungen.

Zunächst war ich überrascht von den vielen „oberflächlichen“ Meinungen – das ist nicht abwertend gemeint – aber von einem Frageforum erwarte ich doch etwas mehr. Denn die Frage „was überwiegt“ lässt keine andere Deutung zu, dass gewichtet werden sollte. Entweder aus der eigenen Erfahrung, aus der eignen Klientel heraus oder aus halbwegs vertrauensvollen Statistiken.

Ich gebe zu, dass diese Statistiken schwer zu finden sind und dass sie auch dann noch als fragwürdig angesehen werden können. Deswegen habe ich ja auch auf einem Portal gefragt, auf dem ich Experten und Expertinnen vermuten durfte.

Erstaunlicherweise war unter den Antworten kein einziger Hinweis auf solche Quellen. Wenn man etwas nicht weiß oder nirgendwo Hinweise findet, gibt es noch die Möglichkeit, Tendenzen und Hinweisen zu folgen. Denn im Grunde gilt die Neigungsehe (Liebesheirat) zwar immer noch als bevorzugte Form des Lebensglücks, doch sind andere Tendenzen seit Jahren im Gespräch. Dazu gehören vor allem Ehen, die vorwiegend auf gleichem sozialem Stand, gleichem Einkommen, oder gleichem Bildungsgrad fußen. Und nach wie vor spielen ökonomische Fragen, Mobilität und Kinderwunsch eine beachtliche Rolle.

Stattdessen nervte mich jemand mehrfach damit, warum ich nach den Eheschließungen in Deutschland gefragt hatte. Ja, warum? Weil ich vermute, dass Deutsche am besten wissen, was in Deutschland vor sich geht - woran ich nach meinen Erlebnissen nun aber zweifele.

Und nein, ich beabsichtigte nicht, alle 84 Millionen zu befragen. Zwei bis drei Kundige hätten mir gereicht.

Nachsatz: ich glaube, mir aus den Daten, die ich bisher anderwärts eingesammelt habe, dennoch ein Bild machen zu können.