Ich gehöre zu denjenigen, die noch eine „Abonnierte“ lesen, also eine weitgehend mit bürgerlichen Themen gestaltete Regionalzeitung, die dem Mainstream folgt.
Gestern nun verwirrte mich die Überschrift, die am Kiosk auffällt (erste Seite, Politik):
„Über zwei Drittel der Sachsen wollen politische Aufarbeitung von Corona“.
Was offenbar heißt, dass zwei Drittel der Sachsen die Vergangenheit mehr interessiert als die Zukunft. Denn es geht bei der Fragestellung nicht darum, die Bevölkerung besser zu schützen – das hätte man anders formulieren müssen. Es geht um eine Art Revanche der vermeintlichen Volkshelden, die an den Stammtischen mit ihren Ansichten geprahlt haben.
Es heißt aber auch, dass zwei Drittel „der Sachsen“ ein recht merkwürdiges Verhältnis zu den politischen Realitäten haben. Denn so viel ist sicher: „Corona“ ist vorläufig Geschichte. Und „aufbereitet“ ist insofern alles, als man „die Pandemie am Anfang unterschätzt und gegen Mitte oder Ende überschätzt hat.“
Das war alles, liebes Volk der Sachsen – und nun könntet ihr eigentlich wieder zurückkehren zu dem, was heute wichtig ist. Da gäbe es wirklich viel zu tun, nicht wahr?
Übrigens wäre noch zu sagen: Menschen machen Fehler – zumal dann, wenn eine Pandemie dieses Ausmaßes nicht im Fokus des Gesundheitswesens stand – wie denn auch?
Was bleibt? Aus meiner Sicht ist es die Revanche der selbsternannten Virologen im Volk, die nun endlich mal zeigen wollen, dass sie recht hatten. Und eben nicht die Virologen/Virologinnen, andere Ärzte/Ärztinnen und Angehörige des Pflegepersonals.
Ja, ja … ihr wollt endlich recht haben. Möglicherweise ist es ein schönes Gefühl, dann am Stammtisch zu sitzen und zu sagen: „Ich habe euch doch gleich gesagt, die haben die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten.“ Und der Beifall der anderen Verschwörer gegen die Wissenschaft wäre ihnen sicher.
Und dafür, liebe
zwei Drittel, der Sachsen, wollt ihr Geld und andere Ressourcen verschwenden?
Habt ihr wirklich keine interessanteren Ideen für die Zukunft?