In den letzten zwei Wochen war ich hin und wieder in einer Realität, die mir relativ unbekannt war.
Die reale Welt
Dabei erfuhr ich, wie die Menschen hier mit ihren kleinen und großen Problemen umgehen: Einkommen, Mindestlohn, Schichtarbeit, wahrgenommene und nicht-wahrgenommene Chancen. Optimismus und Pessimismus, vor allem eigene Verantwortung. Um es in aller Kürze zu sagen: Ja, ich habe die Botschaften verstanden.
Die üblichen Schwierigkeiten des Berufsalltags
Und – ja, es gab auch Probleme, von denen ich schon mal gehört hatte: Codes ließen sich nicht einlesen, Geräte bockten, wenn sie miteinander synchronisieren sollten. Und ich erlebte selbst eine katastrophale Aufbereitung einer IT-Fehlermeldung. Letztlich auch ein Dauerthema: problematische Kommunikation – immer noch, immer wieder, fast überall.
Die Interpretationen der Zukunft
Alles eine Frage der Interpretation? Nein, nicht nur. Weiterhin sind die Menschen, die aktiv im Arbeitsleben stehen, optimistisch. Ganz anders als in den Umfragen. Wer jung ist, hofft auf die eigene Kraft und sieht die Zukunft in hellem Licht. Und diese Hoffnung ist nicht vergeblich, jedenfalls nicht mit ausgezeichneter Bildung, mehreren Fremdsprachen und Aufenthalten jenseits der Grenzen … kurz: Bildung und Mobilität zahlen sich aus.
Überall fehlt es an Personal
Und ja: Es gibt zu wenig Personal. In fast allen Branchen. Von der Gastronomie über die Pflege bis hin zum Baugewerbe. Fast alle sehen dies ein, denn wer aktiv im Beruf steht, egal an welcher Stelle, erlebt es ja täglich.
Das Fazit: Unzufriedenheit und lautes Klagen sind zweierlei
Und mit diesem Eindruck bin ich dann wieder in meine bekannte Realität zurückgekehrt. Ihr mögt daraus schließen, was ihr wollt, und ich sage es so:
Die Unzufriedenen sind nicht diejenigen, die sich beklagen. Es sind ganz offensichtlich andere. Und nach reiflichem Überlegen denke ich, dass die Neider und Aufwiegler eher zu den bessergestellten Personen im sozialen Spektrum gehören.
Immer wieder schreiben mir Foren-Leser, sie seine keine „schlechten Menschen“, weil sie Anhänger einer fragwürdigen Ideologie oder auch einer extremen politischen Ausrichtung folgten. Ein Teil dieser Menschen hat – ich staune wirklich – sogar etwas studiert.
Die Frage nach „Gut“ oder „Böse“ stammt aus dem Alten Testament und wird dort vorerst nur erwähnt. Was wir dann erfahren, ist das, was viele als „Sündenfall“ ansehen – das mag erklären, wer kann und mag. Jedenfalls gehört es zur Religionsgeschichte und für viele Menschen auch zum Glauben.
Seither jedenfalls versuchen viele Personen, „Gut“ und „Böse“ zu unterscheiden. Leider vergessen sie dabei, dass es nicht in erster Linie drauf ankommt jemandem oder etwas das Etikett „Gut“ einerseits und „Böse“ andererseits aufzukleben. Vielmehr kommt es darauf an, jemanden oder etwas zu verstehen, bevor das Urteil fällt.
Wenn ich mich recht erinnere (nur für Christen) soll der Religionsstifter sogar gesagt haben: „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.“ Das bedeutet letztlich, die eigenen Schwächen bei der Beurteilung mit einzubeziehen.
Und nun dürfen sich alle wundern, die glauben, ehrenwerter, seriöser oder gar moralischer zu sein als andere. Denn möglicherweise sind sie Heuchler. Und vielleicht finden sie sich auch nur großartig.
Irgendwie versauen viele Zeitungen und Zeitschriften, soziale Netzwerke und auch das Fernsehen alle Themen, indem sie diese auf eine „volkstümliche Unterhaltungsebene“ herunterbrechen.
Als Beispiel nehme ich gerne das Thema „Partnersuche“. Als es gegen die letzte Jahrhundertwende nur noch „Dating“ hieß. Importierte man so gut wie alle Ausprägungen und Inhalte aus den USA, und dazu gehörten auch all diese Dating-Tipps, die besser nur auf Toilettenpapier gedruckt worden wären – dann hätte sie vermutliche nicht jeder Schwachkopf (m/f/d) vom Vorgänger abgeschrieben. Bis heute funktioniert dieses Geschäft ganz vorzüglich, nur dass es jetzt um Dating-Trends geht, die von publicitygeilen Bloggern (m/f/d) in die Netzwerke und von dort in die Presse wandern.
All dies hat jenen geschadet, die nichts als einen Partner oder eine Partnerin wollten. Denn plötzlich gab es „Dating-Regeln“. Die Äußerlichen stammten ebenfalls aus den USA, die Innerlichen wurden alsbald von „Psychologen“ nachgereicht. Sie enthielten wenige Fakten, aber ein unendliches Potenzial an Geschwafel. Man tat so, als ob man etwas wisse. In Wahrheit wurden ein paar reichlich angejahrte Tests auf dem Gebiet der Personalrekrutierung (HR, Human Ressources) auf Paarbeziehungen angewandt. Damit wäre man kläglich gescheitert, wenn es nicht einen Trick gegeben hätte, den auch Nicht-Psychologen recht gut kennen. Sie empfehlen Menschen, es einmal mit ganz bestimmten, „handverlesenen“ Personen zu versuchen. Soweit das Online-Dating, das nach wie vor am erfolgreichsten ist. Dazu kamen noch ein paar Theorien, die deutlich haarsträubender waren – ich will euch nicht damit langweilen.
Vorgeführt werden wie die Zirkustiere?
Mittlerweile hatte auch das Fernsehen die Faszination des „kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht“ entdeckt. Immer schrägere Formate wechselten sich mit den eher betulichen „Dates“ der braven Bürger ab, die im Fernsehen „vorgeführt“ werden wie die Zirkustiere. Und es ist noch nicht vorbei. Immer wieder wird etwas neu aufgelegt, mal auf der Sexschiene, mal auf der Resterampe, mal auf spießbürgerlichen Grundlagen.
Ich frage heute mal: Wollen wir das wirklich? Sollen wir uns von diesen falschen Informationen, diesen dummen Sprüchen und gestelzten Dialogen, diesen Selbstdarsteller(innen) mit großer Schnauze oder „peinlichen Schweigern“, wirklich beeinflussen lassen?
Was dort genährt wird, ist die Vorstellung, es gäbe den perfekten Partner, man habe ihn nur noch gefunden. Oder die perfekte Partnerin.
Nein, das sollten wir nicht. Partnersuche ist in Wahrheit etwas völlig anderes – und etwas sehr Intimes, das durch jede neue „Datingshow“ abgewertet wird. Und die Regeln? Die machen wir uns selbst, denn eines steht fest: Nur nach unseren Regeln werden wir glücklich und erfolgreich sein. Und was uns dabei zur Verfügung steht, sind die Menschen, die es gibt. Und noch etwas: Ja, ich kann wirklich verstehen, wenn einige davon abgelehnt werden. Aber ich kann nicht verstehen, wie man sich für so großartig halten kann, es nicht wenigstens mit dem /der einen oder anderen zu versuchen.
In meiner Jugend las ich, dass es sich bei den „Heiligen Drei Königen“ weder um Könige, noch um Heilige handelte – und es waren nicht einmal drei. Mich wunderte dies kaum, denn die Geschichte, die ich zuvor in der Schule gehört hatte, war einfach zu märchenhaft, um wahr zu sein – und in den Bilddarstellungen waren sie ja tatsächlich „Könige“. Einer sah durch und durch europäisch aus, auch wenn er aus dem „Morgenland“ kam, der zweite wirkte leicht arabisch angehaucht und der Dritte war offenkundig dunkelhäutig. Nach der Vorstellung der damaligen Zeit waren die Menschen im Orient eben dunkelhäutiger als in Europa. Später wurde seine Hautfarbe dunkler, weil man ihm ein Ebenholzgesicht gab. Die Darstellungen entsprachen der Fantasie eines Künstlers, der als „Bertram von Minden“ bezeichnet wird (1410).
Aus dem "Buxtehuder Marienaltar"
Nun, es waren nicht drei, sondern es handelte sich um eine Gruppe von Universalwissenschaftler dieser Epoche. Man könnte sie als Wahrsager, Sterndeuter oder Magier bezeichnen. In jedem Fall aber waren sie Geschöpfe ihres Autors, und zu dritt waren sie nach späterer Auffassung, weil sie Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten.
Die Namen wurden den „drei Königen“ zugewiesen, also Caspar, Melchior und Balthasar.
Die Figuren in den Darstellungen der alten Zeit trugen tatsächlich Kronen – daraus ergab sich, dass es sich um „Könige“ handelte. Und sie wurden häufig so dargestellt, wie es der Autor wollte: Sie huldigten einem Kinde.
Die drei Könige sammeln in Basel für einen guten Zweck
Für mich sind diese Männer, auch wenn sie weder heilig noch der noch Könige waren, immerhin Personen, die selbstlos geschenkt haben. Und noch heute rufen ihre Ebenbilder jedes Jahr zu Spenden für „den guten Zweck auf“, und die „Fürstinnen und Fürsten“ unserer Zeit beugen sich zu jenen nieder, denen das Leben weniger Glück schenkte.
Wenn das die Botschaft ist, dann sollen sie bleiben, die Könige, die in Wahrheit „Wahrsager“ gewesen sein mögen – wenn es denn eine Wahrheit darüber gibt.
Bild oben: das vollständige Altarbild befindet sich heute in der Kunsthalle Hamburg.
Bild unten: Aufnahme vom Autor, Basel (CH)