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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Endstation Sehnsucht

Ich habe gestern „Endstation Sehnsucht“ gesehen, hier in Altenburg. Das Stück dauerte gut drei Stunden, also lange genug, um ein bisschen nachzudenken.

Das Drama um Blanche DuBois hat viele Seiten, und eine davon ist der Zerfall der Südstaatenaristokratie. Man lebte vornehm, sprach französisch, hielt sich an die Regeln des Anstands der "besseren Kreise". Doch der Zerfall ist unausweichlich, und während Blanche DuBois wenigstens noch lange Jahre wenigstens innerlich versucht, den Anschein des vornehmen Lebens zu wahren, ist Schwester Stella Kowalski in der Realität angekommen. Hauptsache, ein Dach über dem Kopf, ein Mann und eine leidliche Versorgung. Da nimmt sie in Kauf, dass ihr Ehemann Stanley brutal wird, wenn er trinkt. Und getrunken wird im Stück sehr, sehr viel.

Im Stück stellt sich die Frage: „Wer wird überleben“, und in der Tat werden jene emotional überleben, die hart und rücksichtslos sind. Für die Feinsinnigen ist kein Platz – nicht in der Familie der Kowalskis und auch sonst nicht in der harten Realität des Beinahe-Slums, in dem man wohnt. Immerhin macht Harold Mitchell hier eine Ausnahme, der im Grunde der richtige Mann wäre, um ein Leben mit Blanche zu versuchen – wenn Blanche die Person wäre, die sie zu sein vorgibt: sensibel, vornehm und zurückhaltend.

Nun, die Dinge gehen schief. So weit, so schlecht. Aber immerhin echt. Blanche DuBois verschwindet in der Klapsmühle – völlig entpersonifiziert, doch weiterhin mit gespieltem tadellosem Benehmen.

Und nun, alles in Ordnung?

Wie soll man ein Südstaatendrama von 1947 einem deutschen, gar noch einem thüringischen Publikum 2017 verständlich machen?

Ich weiß nicht, ob man es kann. Aber es ist nicht gelungen. Blanche Dubois wird auf ihre sexuelle Haltlosigkeit, ihre emotionale Schwäche und ihre Trunksucht reduziert. Eine irre Alkoholikerin, die den anderen etwas vorspielt.

Damit wirkt sie jedoch wie jede andere irre Alkoholikerin, die krampfhaft ihren Status des Anstandes wahren will. Die gibt’s natürlich auch 2017, und vielleicht kennt man ja in der Stadt einige Beispiele – schließlich gehört der Alkohol auch in dieser Stadt zum Leben wie das täglich Brot.

Südstaaten? Oh, welche Südstaaten? New Orleans, Louisiana? Ein rauschendes, berauschtes Leben? Sommertemperaturen, die man kaum aushält? Eine Schwüle, die auf die Seele drückt und zugleich den Leichtsinn fördert?

Ach wo. Man spielt Theater, versucht „das Wesentliche“ herauszuarbeiten. Blanche DuBois ist eigenartig, aber zunächst ist sie eingenartig liebenswert. Ist sie wirklich so irr, wie sie dargestellt wird? Wollte Tennessee Williams das Bild einer Frau zeichnen, die schon psychisch zersetzt war, als sie in New Orleans ankam? War da nicht außer der Selbstzerstörung und dem falschen Schein wirklich von Anfang an der Irrsinn in ihr?

Irgendwie war das der Text von Tennessee Williams, ja. Und doch war die Aufführung irgendwie unglaubwürdig. Ein entsetzliches Kaspertheater, das mit der menschlichen Seele spielt? Vielleicht.

Ich bin kein Theaterkritiker. Doch in meinem Kopf verblieb (ohne den Film) das Bild einer anderen Blanche DuBois. Einer zerbrechlichen Frau, die in New Orleans vollends zerstört wird, weil sie nicht wie die anderen ist und man ihr das bisschen Glück, was ihr verbleibt, nicht gönnt.

Erste Erleichterung über die Wahl in Frankreich

Frankreich driftet werde nach Rechts noch nach Links, und wie es scheint, ist der Lichterglanz, der sowohl Nationalpopulisten, Sozialisten wie auch Kommunisten anhaftet, vorerst verloren gegangen.

Dennoch müssen wie wachsam bleiben. Einerseits, damit das überwiegend dumme) Gerede von der deutschen Vormachtstellung endlich aufhört, und zweitens sollten wir (besonders Parlamentarier und Regierende) uns nicht als Oberlehrer für gelebte Demokratie aufspielen. Eine neue Annäherung in Toleranz und Pragmatismus, der Gedanken zweier Nationen unter europäischem Dach mit all den Vorzügen, die nur die EU bietet – das bringt uns voran.

Und: Wer Europa aufgibt, hilft Europas Gegnern – und die sitzen teils rechts, teils links - und teils agieren sie aus dem Ausland, um Europa zu schwächen.

Erste Schwalben

Schwalbe Ende April
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und weil sie so unendlich fix sind, kann man sie kaum fotografieren, zumal, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Diese hier fliegen gerade über einen kleinen See. Ob sie auf der Durchreise waren oder hier während des Sommers bodenständig werden, kann ich leider nicht sagen. Doch mich begeistern stets die Flugkünste dieser Vögel, zumal, wenn sie so dicht über dem Wasser jagen.
Unmittelbar über dem Wasser

Kann man der Wissenschaft vertrauen?

Im Grund: ja. Nur nicht jeder Art von Wissenschaft. Selbst für die Naturwissenschaften kann dies gesagt werden (Zitat):

In bestimmten Fachbereichen scheinen Status und Reputation ein größerer Ansporn zu sein, als sich darauf zu konzentrieren, fundamentale Probleme der Menschheit zu lösen.


Den Naturwissenschaften kann man vorwerfen, Ergebnisse viel zu früh zu publizieren und dabei zwangsläufig ungenau zu sein. Ein typisches Beispiel ist die Hirnforschung. Wer auch nur ein klitzekleines Bisschen von Datenübertragung und Datenverarbeitung versteht, muss die plumpen Versuche der Gehirnforscher, das Denken zu erklären, zwangsläufig als „Allchemie“ ansehen. Dabei ist es nicht falsch, dass sie forschen – nur das ständige öffentliche Hühnergegacker über sensationelle Ergebnisse nervt.

Die Menschen, die uns dies sagen, sind allerdings überwiegend Naturwissenschaftler. Im Bereich der Geisteswissenschaften herrschen nach wie vor abenteuerliche Annahmen, die nicht bewiesen werden können und die außerdem abhängig vom Zeitgeist sind. Die sogenannte „Forschung“ besteht dabei oftmals darin, unbeweisbare Annahmen mithilfe fragwürdigen Methoden solange zu beforschen, bis eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie etwas Wahrheit enthalten könnten.

Diese Wissenschaftler stehen in Verruf - völlig zu Recht.

Zitat: DIE ZEIT.