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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

National bleibt National - egal, was du dran hängst

Es ist egal, ob du rechtsnational, linksnational, nationalliberal, nationalkonservativ oder sonst etwas mit „National“ bist - „National“ zu denken schränkt immer ein, und es ist der erste Schritt dazu, radikal zu werden. Wenn du dein Land wirklich magst, dann bist du weltoffen und liebst das Land, das dir als Heimat bekannt ist. Vielleicht solltest du mal bedenken, dass es Zufall ist, in welchem Ort, Landstrich oder in welcher „Nation“ du geboren wurdest.

Sind Sie Westdeutscher?

"Sind Sie Westdeutscher?" ist ein fiktives Gespräch zwischen einem Thüringer und mir. Dieses Gespräch hat nicht genauso stattgefunden. Aber Fragmente daraus sind durchaus authentisch.

„Sie sind wohl nicht von hier?“

„Nein, bin ich nicht.“

„Ich merke das an Ihrer Sprache … sind Sie aus Westdeutschland?“

„Nein, mein letzter Wohnsitz in Deutschland war zuvor in Süddeutschland.“

Der Fremde schaut verwirrt.

„Und wo da?“

„In Südbaden – an der der Schweizer Grenze.“

Der Fremde kramt weiter im Gehirn, man sieht es ihm an. Wo, zum Teufel, ist Südbaden?

„Sie sprechen aber nicht … Süddeutsch?“

„Nein, und ich spreche auch kein Alemannisch – so nennt man den Dialekt dort.“

„Dann stammen Sie doch aus dem Westen…?“

„Nein, aus dem Norden. Ich wurde in Norddeutschland geboren.“

Der Fremde ist weiterhin verwirrt.

„Dann sind Sie doch Westdeutscher, oder?“

„Nein, ich bin geborener Bremer, Hanseat und Norddeutscher. Deutscher bin ich vor allem auf Ämtern und im Ausland – ansonsten bin ich überzeugter Europäer.“

Und genau so ist es auch.

Wir sind nicht nur „ein Volk“ - wir sind viel mehr

Angesichts der oft gutgläubigen Protestierer, die heute wieder an diesen angebliche „Spaziergängen“ teilnehmen wage ich zu sagen: „Ja, wir sind ein Volk.“ Aber - ihr seid es nicht allein, denn das Volk besteht aus einer Vielzahl von Menschen.

Wenn ich euch an die Nationalhymne erinnern darf: Dort heißt es „Einigkeit und Recht und Freiheit“ - und zwar für alle - diejenigen, die heute mit euch „spazieren gehen“, aber auch für diejenigen, die es nicht tun.

Gemeinsam Werte stärken

Dieses Volk besteht nicht aus Ost und West, nicht aus Links und Rechts und im Grunde schon gar nicht aus unüberbrückbaren Gegensätzen. Dies ist ein wundervolles Land in Europa, und die Menschen in Deutschland können stolz auf das sein, was dieses Land ausmacht. Wir bestärken die Werte des Humanismus, und sie ergänzen sich bestens mit einigen christlichen Vorstellungen. Jeder man daraus das Weltbild wirken, das er mag. Das ist Demokratie, das ist Liberalismus, das sind Werte, die uns verbinden.

Deutsch sein und Deutschland repräsentieren

Wir sind nicht ausschließlich „Deutschland“. Wir sind auch EU, und wir haben Freunde in aller Welt, die ähnlich denken wie wir, weil sie ebenfalls in der humanistischen Tradition stehen. Wir sind deshalb ein weitaus größeres Volk als jener Teil, der in Deutschland lebt.

Versuche mehr zu erfahren als "Deutscher in Deutschland" zu sein

Wer als Deutscher in Deutschland lebt und nie irgendwo sonst Deutschland vertrat, sei es in beruflicher oder politischer Mission, der weiß nur, was Deutsche in Deutschland über Deutsche denken. Was du als Deutscher wirklich bist - im Guten wie im Bösen - weißt du erst, wenn du im Ausland warst und dort die Interessen eines deutschen Unternehmens oder einer deutschen Einrichtung wahrgenommen hast.

Wenn du die Chance jemals haben solltest: Nimm sie wahr. Wenn du sie niemals gehabt hast: Hol sie nach. Dein Bild dieser Welt wird sich verändern, und du weißt dann, was du wirklich bist: Ein deutscher Europäer, dessen Fähigkeiten geschätzt werden und dessen Werte auf Einigkeit und Recht und Freiheit beruhen. Oder auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Laternengänger, Sportler und Volkswirschaften

Hallo, liebe Laternengänger - immer noch nicht müde von ständigen „im Kreis gehen“?

Unser Land hat in diesem Moment viele Probleme. Wahrscheinlich weiß jeder von euch, dass derzeit viele Sportler an Corona erkrankt sind. Das macht die Mannschaften schwächer - habt ihr ja mitgekriegt, oder?

Was, wenn in einer Volkswirtschaft zu viele Menschen „in Quarantäne“ sind oder im Krankenhaus - oder wenn sie gar aus dem Leben gerissen wurden? Macht uns das stärker?

Schon mal darüber nachgedacht, dass ihr euch möglicherweise selber schadet? Und vielen anderen auch, die sich nicht äußern - weder auf der Straße noch im Stillen?

Wenn wir ein Volk sind, eine Mannschaft, ein Deutschland - dann reiht euch bitte wieder ein in jene, die unsere Gesellschaftsordnung zusammenhalten. Ihr werdet dort benötigt.

Gefühle im Bildungsbürger-Deutsch: die Empathie

Heute bin ich - nicht zum ersten Mal - über die „Verwissenschaftlichung“ der Sprache gestolpert. Sie begann, als sich betuchte Bürger aus den (damals sehr teuren) Konversationslexika informierten und dieses Wissen oder Halbwissen dann bei Begegnungen lebhaft verwendeten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts steuern Psychologie und Soziologie zahllose Begriffe bei, deren Bedeutung eher „nebulös“ ist.

Unwort "Empathie"

Nun - mein Wort für heute war „Empathie“. Das Wort steht für eine Fülle von Gefühlen, die mit dem „Verständnis für andere“ zusammenhängen. Wahrscheinlich könnte man Buch über diese Vorgänge schreiben. Es würde von der Entstehung über die Möglichkeiten und Auswirkungen reichen bis zu den Prozessen, die nötig sind, um solche Gefühle zu haben, zu erfühlen oder zu übermitteln.

Das macht aber kaum jemand. Stattdessen wir plakativ behauptet, dies oder jenes sei „Empathie“.

Ei, ei - da ist Widerspruch angebracht - denn das Wort existierte bis weit nach 1900 nicht einmal im Bildungsbürgerdeutsch. Die Tatsache ist leicht, zu beweisen, weil es in den gängigen Konversationslexika fehlt. Bis etwa 1990 (!) kam es auch in der Presse kaum vor - und heute ist es zu einem Modewort geworden.

Ist das Etikett weg, steht der Begriff nackt da

Wenn man das Wort entzaubert und die „Verwissenschaftlichung“ wegnimmt, also das Etikett abzieht, entdeckt man dahinter einen großen Strauß von Gefühlen. Alle basieren mehr oder weniger auf dem Versuch, andere Menschen in ihrem Sein und Fühlen besser zu verstehen.Oder, wie jemand schrieb, die „schwierige und berechnende Aufgabe wahrzunehmen, sich in andere hineinzuversetzen. Das ist eine brauchbare Formulierung, die den üblichen „Gefühlskitsch“ vermeidet.

Erläutern statt Psycho-Geplapper

Der verlinkte Artikel zeigt, dass wir alle verlieren, wenn wir das übliche „Psychogeplapper“ verwenden. Was wirklich nötig ist? Wir müssen uns (auch wenn das sehr rational klingt) über die Prozesse klar werden, die wir benutzen, wenn wir Gefühle verstehen wollen oder von anderen in unseren Gefühlen verstanden werden wollen. Und nur nebenbei: „Verstehen“ ist erlernbar, und ebenfalls erlernbar ist, jemandem das Gefühl zu geben, verstanden zu werden.

Und was sagt uns das?

Je mehr wir Begriffe nachplappern, die wir nicht verstanden haben, umso mehr Schaden richten wir an. Wollen wir hingegen Nutzen stiften, so tun wir gut daran, die Hintergründe menschlicher Gefühlsregungen zu begreifen und unser Verständnis zu vermitteln.

Quellen und zum Weiterlesen:

Ausführliche Beschreibung der Empathie - Gedankenwelt.
Inflation des Begriffs: dwds
Häufigkeit und Verwendung heute: Uni Leipzig
Für Menschen, die sich mit Fremdwörtern schmücken wollen: Bildungssprache
Referenz Konversationslexika: Meyers, Leipzig 1994.