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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wird Deutschland zum Populisten-Land?

In den neuen Bundesländern haben Populisten ein leichtes Spiel: Und da ist ziemlich gleichgültig, welcher Name auf dem Wahlplakat steht. Es reicht völlig, zu sagen: Mit uns wird das anders, und ihr alle werdet davon profitieren.

Wenn „du“ glaubst, jetzt mit „alle“ gemeint zu sein: Es ist nichts sehr wahrscheinlich, dass du profitierst. Jedenfalls nicht, wenn du von Arbeit lebst. Denn die Wirtschaft- und Geisteszentren entstehen nicht dort, wo Parteien den Ideologien der Vergangenheit (Sozialismus. Kommunismus, Nationalismus) folgen, sondern dort, wo Zukunftskonzepte entstehen, die neue Ausblicke für Menschen ermöglichen.

Wissenschaftler haben nicht immer recht, aber sie wissen dies:

Manche Regionen in Thüringen, Sachsen, Brandenburg und anderswo sind angeblich „abgehängt. Für einige trifft das zu – andere sollten sich fragen, was sie dafür getan haben, nicht abgehängt zu werden. Außerdem fühlen sich weit mehr Menschen „abgehängt“, als dies objektiv feststellbar ist.

Neo-Populismus und Retro-Arroganz

Sicher ist – die Regierung (nicht die „Ampel“) hat versagt. Nicht wegen „der Grünen“, die jetzt überall als Buhmänner oder Buhfrauen verkauft werden. Sondern wegen der gefühlten Arroganz, die vom Kanzler ebenso ausgeht wie von FDP-Chef. Der Bürger und Wähler erwartet mit Recht mehr von den Menschen an der Spitze. Was aus der desolaten SPD werden soll, muss dort dringend intern diskutiert werden – für die FDP sehe ich nicht einmal einen Hauch einer Chance, vom gegenwärtigen Image wieder freizukommen.

CDU und SPD - Zeit für die Mauser

In dieser Situation wäre es gut, wenn die verbleibenden Parteien, die wirklich zur Demokratie und zum liberalen Staat stehen, klare Kante zeigen würden. Die beiden Klassiker – CDU und SPD sind beide durch die Ränkespiele der Vergangenheit geschädigt – jede auf ihre Art. Sogar Grün hat eine Chance, weil es viele junge Menschen gibt, die noch auf eine lebenswerte Zukunft für sich selbst und ihre Kinder hoffen.

Die Frage ist nur: Wann gehen sie in die Mauser, um mit glänzendem Gefieder wieder aufzutauchen? Wann beweisen sie, dass sie deutlich mehr können, als extreme Links- oder Rechtsparteien, reine Nationalisten wie auch neue, populistische Bündnisse?

Ja, wann eigentlich?

Die Wahlen nahen - die Fakten schwinden

Heute ist der Erste August 2024 – und die Wahlen in Thüringen und Sachsen stehen in einem Monat an. In beiden Ländern hat der Wahlkampf begonnen – und wie zu erwarten mit mehr Versprechungen als Fakten, mehr Ideologien als Realismus und mehr Populismus als jemals zuvor.

Der Populismus begeistert Thüringer und Sachsen

In beiden Ländern – Thüringen wie Sachsen – kommt der Populismus an. Der „Friede“, an sich kein Thema für Landtagswahlen, wird von einigen Parteien benutzt, um den Wähler zu ködern. Die Parteien, die das tun, haben etwas vergessen: Zum Frieden gehört die Freiheit, und beide sind untrennbar verbunden. Jeden für Menschen, die ihre festen Wurzeln in der westlichen Demokratie haben. Und ja: Wir können Freiheit und Gleichheit wählen, aber nicht den Frieden. Ob es uns gelingt, weiterhin in Frieden zu leben, hängt von zwei Komponenten ab: Ob wir im „Inneren“ Frieden finden und ob der Friede von außen bedroht wird.

Innerer Friede, innere Einheit und vor allem Freiheit

Beides ist gegenwärtig im Fluss. Die Bedrohung von außen nimmt zu und der Unfriede innerhalb Deutschlands wird von vielen Kräften geschürt. Von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ entfernen wir uns immer mehr. Der Geist der Ideologen, Populisten und Extremisten ist ja schon im Grundsatz unfrei, und das Recht? In manchen Ländern wird versucht, dir richterliche Gewalt auszuhebeln und im Sinne der Regierenden zu nutzen – auch in einem Teil der EU, und als Forderung sogar aus manchen Kreisen in den USA.

Griffige Parolen und drohender Verlust der Demokratie

Uns es beginnt immer gleich: Mit „griffigen“ Parolen, die demokratisch nicht durchsetzbar sind, mit Selbstherrlichkeit und einem kaum verdeckten Nationalismus, den man oft mit „Heimatliebe“ überdeckt. Und die Schuld an allem wird stets den anderen zugewiesen, statt vor der eigenen Tür zu kehren.

Das alles klingt nicht gut, nicht wahr? Was helfen würde, wäre Realismus. Doch daran mangelt es allenthalben – auch bei den Wählerinnen und Wählern.

Der unsinnige Geschlechterkampf

Klar – der Geschlechterkampf braucht eine Bühne. Eine Selbstdarstellerin folgt den nächsten und manche Männer versuchen, mit kämpferischem Geist die Gegenposition einzunehmen. Sieger(in) ist, wer den meisten Beifall erhält. Grand Guignol für Gebildete.

Allerdings finden die Darstellerinnen und Darsteller nicht die Aufmerksamkeit, die sie gerne hätten. Und auch ihre Claqueure erweisen sich oft nur als Mitläufer(innen), die auch anderen linken oder rechten Ideologien folgen – Frauen eher links – Männer eher rechts.

Was realistisch ist - zum Beispiel Ökonomie

Fragen wir uns also, was wirklich stattfindet.

Erstens: Es ist kein Geschlechterkampf – worüber ich bisher sprach, sind reine Inszenierungen.
Zweitens: Der Umbruch hat längst stattgefunden. Frauen haben bessere Ausbildungen als vor 40 Jahren und sie könne sich eine unabhängige Existenz leisten.
Drittens: Frauen haben längst die Macht, ihre Partner(innen) frei zu wählen – gleich, ob es sich um Geschäfts- Liebes- oder Ehepartner handelt.

Das Thema ist also einerseits die Neuverteilung der Macht, zweitens der Umgang mit der Macht. Und drittens, wie sich die „neue Kultur“ mit den „gewachsenen Strukturen“ verträgt.

Nebenschauplatz: Kulturkampf gegen unsere Natur

Und zu allem Überfluss ist es noch der berüchtigte Kampf „Kultur gegen Natur“ – der heute wie gestern überwiegend in den Köpfen der Geisteswissenschaftler(innen) stattfindet. Denn Frauen wie Männer sind Primaten, und daran hat die Natur nichts verändert. Und egal, „wes Geistes Kind“ wir sind, sind wir eben doch „Natur pur“. Und das bedeutet: Frauen und Männer haben neben all ihren geistigen, schöngeistigen und liebenswerten Eigenschaften immer noch biochemisch gesteuerte Begierden – wie alle ihre Vorfahren der Gattung „Homo sapiens“.

Wir sind nicht "Irgendetwas" - wir sind die Gattung "Homo sapiens"

Was wir tun sollten? Vor allem, uns zum „Homo sapiens“ bekennen und nicht zum flüchtigen Zeitgeist. Und all die männlichen Guerilla-Kämpfer und weiblichen Gerechtigkeitsbataillone sollten sich darüber klar sein, dass der Krieg, den sie gerade gegeneinander führen, nicht als Unheil anrichtet.

Verliert Deutschland seine Zukunft?

Deutschland lebt gut unter zwei Bedingungen: Einigkeit und einem hohen wirtschaftlichen Standard. Die Einigkeit ist uns verloren gegangen - durch Schwätzer von rechts und links, und allen anderen Gruppen, die uns radikalisieren wollen. Ja, auch die FDP hat ihren Anteil daran, von den beiden anderen Regierungsparteien einmal abgesehen. Und wirklich - sie machen keinen guten Eindruck, weil sie am Volk vorbeireden.

Allerdings braucht jeder Deutsche (und damit Deutschland) eine Zukunftsperspektive. Und daran muss jeder von uns mitarbeiten - denn der Wohlstand kommt nicht durch 3-Tage-Woche, Bürgergeld oder andere Forderungen des linken Spektrums.

Und in sofern muss der Wohlstand wahrhaftig erst erarbeitet werden, bevor er verteilt werden kann - egal, wer das sagte und ob seine Absichten “lauter“ waren.

Deutschland ist in Gefahr, seine Zukunft an die Extremisten zu „verkaufen“. Wer von links, rechts oder weiteren extremen Richtungen laut genug blökt, wird eher gehört als derjenige, der die Freiheit als höchstes Gut schätzt.

Und was können wir tun?

Niemandem nachlaufen, der uns ein besseres oder gerechteres Leben verspricht - sondern uns dieses Leben schaffen. Und das geht nur, wenn wir uns einig sind.

Meine Begegnungen mit Extremisten - und eine Warnung

In meiner „eigentlichen“ Heimatstadt, also der Stadt, in der geboren wurde und aufwuchs, waren die extremsten Menschen, denen ich begegnete, überwiegend weltfremde Gestalten und Sektierer aus beiden christlichen Religionen. Weil meine Eltern nicht religiös waren, wuchs ich weitgehend frei von den Einflüssen dieser Extremisten auf.

Es gab allerdings eine Art „versteckten Extremismus“ unter den Menschen, die dem Einfluss des „guten Bürgertums“ nachtrauerten. Hinzu kamen solche, die „Zucht und Ordnung“ hochhielten - sozusagen die Nazi-Ideale ohne sich selber als ehemaliger Nazi verdächtig zu machen. Jetzt, so vermute ich, sind die letzten verkappten Alt-Nazis verstorben, die ich noch aus meiner Jugend kenne.

Später, in meiner neuen süddeutschen Umgebung, lernte ich eine größere Variationsbreite von Extremisten (und Extremistinnen) kennen. Einige hatten einen eigenartigen Werdegang: Klosterschule, Sozialismus, Esoterik. Oder erst Klosterschule, dann Sektierer(in) und schließlich Aktionsfeministin. Oder irgendeine andere Kombination, an deren Anfang der Glaube und an deren Ende die Ideologie stand.

Vom "bösen Holländer Michel" und dem guten Glasmännlein

Diese Ideologie saß tief im Herzen mancher Schwaben, und möglicherweise sitzt sie immer noch dort. Wann immer ich zugab, im Vertrieb eines Wirtschaftsunternehmens tätig zu sein, traten Zeichen der Ablehnung auf. Erst später erklärte mir jemand, dass sich der Schwabe im Herzen immer mit dem braven Glasmännlein identifiziert, das nichts als Gutes tut. Wer in der „Wirtschaft tätig“ war, galt hingegen als Verkörperung des „Holländer Michels“, der dem armen Glasmännlein die Butter vom Brot nehmen wollte. Oder gleich das Herz rauben.

Das alles ist schon lange her. Doch ich habe damals gelernt, dass ich Extremisten nicht trauen durfte. Nicht den extremen Eiferern unter den Katholiken, nicht den Evangelikalen, nicht den Sozialisten, Marxisten und Kommunisten, nicht den „neuen Rechtsparteien“ und auch nicht den anderen Extremisten, die glaubten, mit einer einzigen Idee die Welt retten zu können.

Und bis heute traue ich den Extremisten nicht, auch wenn sie inzwischen „Kreide gefressen“ haben und sich angeblich für Friede, Freiheit und Wohlgefallen einsetzen.

Parolen änder sich - Extremisten bleiben, was sie sind

Dieser Tage sehe ich sie häufig – die Menschen, die eine Parole vor sich hertragen. Sie dürfen das, denn sie leben derzeit in einem liberalen Staat, der ihnen dies ermöglicht. Aber das heißt nicht, dass wir ihnen folgen sollten, denn die Parolen ändern sich – aber der Ungeist des Extremismus bleibt.