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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Dieter Nuhr - der Schulmeister bürgerlicher Normalität?

Über den Kabarettisten Dieter Nuhr gibt es viele Meinungen: Die einen halten ihn für einen konservativen Prediger einer schulmeisterlich vorgetragenen bürgerlichen „Normalität“. Andere sehen in ihm die Ikone eben jener „schweigenden Mehrheit“, die in Dieter Nuhr (endlich?) ihr Sprachrohr findet. Auf mich wirkt er gelegentlich etwas oberlehrerhaft, gepaart mit den üblichen versteckten Gemeinheiten, die man als Schüler oft an seinen Lehrern hasst. Angeblich, so sagen viele, soll er sogar Minderheiten diffamieren. Schon das wäre ich anderer Meinung: Wenn überhaupt, dann diffamiert er selbstherrliche Frauen und Männer, die sich öffentlich als „Ikonen“ aufspielen. Und er ist den „Grünen“ nicht grün - auch das ist typisch für bürgerliches Gedankengut.

Nun hat Jan Böhmermann ihn persifliert. Ob es gut oder schlecht war - es ist eben Kabarett.

Und was ich noch so dachte, stand dann schon im Magazin „Rolling Stone“:

Humoristen haben nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen ... und letztlich verstecken sie sich oft ... hinter der so genannten Kunstfreiheit, obwohl es eben doch nur um das Anschließen an Stimmungen zugunsten oder zum Nachteil bestimmter gesellschaftlicher Gruppen geht.

Und genau diese Gruppen sind für Kabarettisten eben besonders interessant. Das mag man noch tolerieren, doch ist die Frage, on man dabei so selbstherrlich auftreten muss. Und das vereint letztlich den Herrn Nuhr und den Herrn Böhmermann.

Unweihnachtliches, soziale Netzwerke, Kabarett und auch etwas Weihnachtliches

Seit einigen Monaten schaue ich (wieder einmal) in sogenannte „soziale“ Netzwerke. Ich sehe wenig Tröstliches, gelegentlich etwas Informatives, aber vor allem viel Hass - auf die CDU und die FDP sowieso, das kennen wir ja. Doch die nächsten Hasstiraden werden auf die Regierung und leider sogar auf den Bundespräsidenten abgefeuert.

Muss „Links sein“ heißen, Hass zu säen?

Falls ihr denkt, das würden nur verirrte Kabarettisten tun, die bekanntlich immer Gegner brauchen, um ihre Lacher zu erzeugen, liegt ihr falsch. Dort, wo ich oft lese, ist es auch nicht die AfD. Es sind extreme, versprengte Linke, die ihren Hass herausschreien. Und ich frage ich, für welche Art von Staat sie dabei werben. Die liberale Demokratie ist es sicher nicht.

Ein Kabarettist auf schmalem Pfad

Wo ich gerade bei Kabarettisten bin - so nach und nach könnte sich der Herr Nuhr mal neue Gegner suchen. Seine Themen sind manchmal durchaus meine Themen, aber die personalisierten Angriff auf Grüne, Umweltschützer und gedankliche Abweichler vom „Nuhrismus“ nervt nun doch. Billige Lacher auf Kosten einzelner Politiker, deren Job nicht gerade ein Zuckerlecken ist? Das klingt nach Stammtisch.

Es gibt genügend kontroverse Themen - auch zum Lachen

Ja, ich kann über Kabarettisten lachen, kann nachvollziehen, warum sie sich gegen die vorwitzigen Genderforscher, Schuldzuweiser und Besserwisser wenden. Zum Beispiel, weil diese Gruppen ständig Luftballons loslassen und dann glauben, dass sich daran ihre Wichtigkeiten messen ließe. Sie zu entlarven, ist nicht nur wichtig, sondern auch durchaus amüsant.

Aber es fällt mir schwer, jemanden anzuerkennen, der immer dieselben Menschen angreift - da ist bei mir die Schmerzgrenze erreicht.

Die Rede des Bundespräsidenten geht uns alle an

Die Rede des Bundespräsidenten zu Weihnachten 2022 ist interessanter als mancher Wortbeitrag in sozialen Netzwerken - und sie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit bedeutender, weil sie sich an alle Menschen in diesem Land wendet.

Und um Tacheles zu reden: Dabei geht es um wesentlich mehr, als seinen „Followern“ oder Fans nach dem Mund zu reden.

Frankfurter Rundschau: Der Herr Nuhr und die Linksdenker

Dieter Nuhr wird immer einseitiger, die Frankfurter Rundschau dafür umso parteiischer. Warum ich darüber nicht mehr schreiben will? Also wirklich - ich lechze nach anderen Themen.

Links ist ist nicht besser, sondern nur anders.

Nur vielleicht noch ein Hinweis an die FR: Links ist nicht besser, sondern nur anders. Und deshalb haben linke Soziologen nicht immer recht. Sie sehen die Dinge eben anders. Und das - man darf staunen - ist ebenso erlaubt, wie dieselben Dinge auch mal von einer anderen Warte aus zu sehen. Man nennt so etwas Meinungsfreiheit. Sich von ein paar Hanseln aus der Soziologen-Szene auf der Nase herumtanzen zu lassen und deshalb zu schweigen, nennt man „Schere im Hirn“ oder „vorausschauende Zensur“.

Ich weiß nicht, was Weiß ist

Ich weiß nicht, was Weiß ist - und DU wahrscheinlich auch nicht. Es sei denn, du wärst ideologisch verblendet. Ein Versuch, Ideologen zu widersprechen.

Ich weiß nicht, was weiß ist. Ich erfuhr dies, nachdem Dieter Nuhr etwas blindschleichenhaft recherchiert hatte. Das sollte er lieber bleiben lassen. Sein Opfer war in diesem Fall Alice Haruko Hasters. Sie ist Journalistin und Buchautorin und sie und Ihr Verlag (Hanser) hatten sicherlich einen guten „Riecher“, als sie 2019 das Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ veröffentlichen. Perfektes Timing, kein Zweifel. Und das Buch war ein Riesenerfolg - nur leider nicht in den USA - da hatte sich Herr Nuhr geirrt. Das ist schon peinlich für den oberlehrerhaft auftretenden Kabarettisten.

Was ich bis dahin nicht ahnte, hat nun Lady Birch Ray, bürgerlich Reyhan Şahin, nachgeliefert. Jene ist ebenso belehrend, und sie schreib auf Twitter (wo sonst?) Nuhrs Aussagen seinen nicht „nur“ (Zitat)

Ignorant, boomerhaft und rassistisch, sondern auch total unprofessionell, sonst würde er wissen, dass „weiß“ keine Hautfarbe, sondern eine politische Kategorie ist, die mit Macht- & Herrschaftsstrukturen einhergeht.

Wie das so über die Lippen kommt ... „Macht und Herrschaftsstrukturen“ ... eines dieser Klischees, das uns ständig von Soziologen um die Ohren gehauen wird. Doch am meisten wundere ich mich, dass „Weiß“ keine Hautfarbe ist, sondern eine Ideologie - denn eine „politische Kategorie“ ist weiß sicher nicht.

Fehlt nur noch „Weiß, CIS und männlich“ - auch eine dieser neuen negativen Zuweisungen, die als Waffen verwendet werden.

Ich weiß in Wahrheit, was Weiß ist. Es ist eine Farbe - und auch eine Hautfarbe wie jede andere. Aber mit Sicherheit keine Einstellung. Wer das behauptet, ist ein Sprachfälscher.

Die politisch korrekten Falschmünzer

Mal verstecken sie sich hinter der Maske des seriösen Journalisten, mal sind sie glühende Verfechter der Gender-Theorie, gelegentlich auch einfach Männerhasser.

Gemeint sind diejenigen, die in „sozialen“ Netzwerken, Blogs, links ausgerichteten Zeitungen oder Alternativblättern ständig ein Etikett verwenden:

Alte weiße Männer.

Das neue Super-Feindbild - alt, weiß, hetero, Mann

Falls es sich um Gender-Verfechter handelt, kommt noch „cis“ oder „heterosexuell“ dazu. Doch während „alt“ und „weiß“ Begriffe sind, die wenigstens etwas halbwegs Genaues beschreiben, deutet die Ergänzung „cis“ auf die Gender-Szene hin.

Ein Wut-Begriff aus den USA - höchst umstritten

Ich bleibe mal bei „alten weißen Männern“ - die Damen und Herren Redakteure/Blogger/Netzwerker haben diesen Begriff aus den USA aufgeschnappt - dort ist er Thema - und das aus vielen Gründen. Unter anderem deshalb, weil der Anteil der „blütenweißen“ Bevölkerung (ohne Menschen mit südamerikanischen Wurzeln) dort nur gegen 60 Prozent beträgt.

Doch was zeichnet einen „alten weißen Mann“ in Deutschland aus? Dass er eine weiße Hautfarbe hat?

Weiß, frei und als männlich geboren - was ist daran falsch?

Aber Hallo, wir wurden so geboren, und die Hauptunterschiede eines „weißen Mannes“ liegen hierzulande in dem, was er in völliger Freiheit aus seinem Leben macht. Und der Mann? Auch er wurde so geboren und will größtenteils auch bleiben, was er war. Kurz: „Alte weiße Männer“ zu diffamieren, grenzt hart an Volksverhetzung. Was ist denn bitte das gloriose Gegenteil von (beispielsweise) beispielsweise „alten weißen Cis-Männern? Ich kann es euch zufälligerweise sagen: „Junge schwarze Transfrauen“. Es gibt sie - und sie haben es gewiss nicht leicht. Aber was ist an ihnen „besser“ als an „alten weißen Cis-Männern?

Das alle könnte noch als marginale Sprachverwirrung abgetan werden, wenn die Adepten dieser „neuen Religionsbewegung“ ihre Meinung nicht mit dem Heilgenkranz der Neuzeit schmücken würden:

Politische Korrektheit.

Politische Korrektheit ist nur bedingt politisch und keinesfalls korrekt

Politische Korrektheit? Eigentlich, ach ja eigentlich, sollte sie mit „sozialer Korrektheit“ übersetzt werden, und darüber hinaus handelt es sich um eine willkürliche Sprachkorrektur. Einst sagte man noch „Neusprech“ dazu (1984) und bestimmte Sekten oder Weltanschauungsgruppen wurden gescholten, wenn sie stehende Begriffe in ein Kauderwelsch verwandelten.

Heute versuchen sogenannte „Eliten“ (auch Journalisten glauben gelegentlich, Eliten zu sein) die Sprache nach ihrem Geschmack zu gestalten und ihr die Essenz zu nehmen.

Keine korrekte Bewertung - nur eine Umwertung

Dass „politische Korrektheit“ nicht wertfrei ist, sondern nur umwertet, sollte ein Journalist eigentlich wissen. Und vielleicht sollte man seitens der Presse auch einmal überlegen, wie viel sie bereits dazu beigetragen haben, diese Umwertungen zu verbreiten.

Was soll ich beispielsweise mit diesem Spruch anfangen? (Frankfurter Rundschau)

Dass solch ein Begriff (soziale Korrektheit) überhaupt negativ besetzt sein kann, sollte eigentlich mindestens Grund zum Kopfschütteln geben.


Mehr als Kopfschütteln - wehrt euch gegen die "Neo-Etiketten"

Das „eigentliche Kopfschütteln“ tritt bei den Menschen ein, die deswegen abgewertet werden, weil sie sind, wie sie sind und was sie sind. Zum Beispiel bei „alten weißen Cis-Männern“ oder auch nur bei „alten weißen Männern“.

Politische Korrektheit begünstigt vor allem sprachliche Falschmünzer, zumal es gar nicht um wirkliche Korrektheit geht, sondern um neue, abmildernde und weniger diskriminierende Etiketten.

Was wir heute erleben, ist eher das Gegenteil: Randgruppen manipulieren die Mehrheiten. Und falls es dazu eines Beweises bedarf: Es sind jene „alten weißen Männer“, die heute das Etikett des verwerflichen Menschen bekommen.

Und das ist eine unglaubliche Frechheit.

P.S: Übrigens: die harsche Kritik der "Frankfurter Rundschau" galt eigentlich eine jungen, weißen Frau - nämlich Monika Gruber. Und die war wirklich gut. Der Begriff des "alten weißen Mannes" war für das Feuilleton-Schreckgespenst der FR reserviert: Dieter Nuhr.