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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Gender-Theorie: Biologie runter, Psychologie rauf?

Die Wissenschaft bemüht sich derzeit eifrig, uns den Unterschied zwischen „Sex“ und „Gender“ zu erklären. Doch ist es wirklich „die“ Wissenschaft? Oder spielen Ideologien eine Rolle? Und könnte es sein, dass die „Gender-Theorie“ im Grunde einem erzkonservativen Muster folgt?

Nach vielen neuen Ansichten bezieht sich das Geschlecht (Sex) auf die Anatomie. Gender hingegen bezieht sich auf das Gefühl, einem Geschlecht anzugehören. In der stärksten Vereinfachung kann man sagen: „Sex ist das, was du in der Hose hast“, „Gender findet im Kopf statt.“

Gender - ein Gebilde aus Behauptungen und Annahmen?

Die nächste Behauptung geht dann dahin, dass weder das biologische Geschlecht noch das „erfühlte“ Geschlecht „binär“ ist, also nicht auf „männlich“ und „weiblich“ beschränkt. Und in der Tat schlägt auch die Natur Kapriolen – aber sie tut dies nicht „willentlich“, und es eignet sich nicht als Beweis für die Gender-Theorie.

Der kleine Teil der Realität - ja, auch die Natur kennt Abweichungen

Wenn ein Kinderarzt darüber spricht, dann tut er es in dem Bewusstsein, dass es ein „bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht“ gibt. Und dass diese Zuweisung bei einem kleinen Teil der Babys fragwürdig ist.

Die Psyche, die Biologie und das Gehirn

Auf der anderen Seite kann das Geschlecht oder „die geschlechtliche Identität“ aber auch nicht beliebig durch das Gehirn konstruiert werden, wie es viele Geisteswissenschaftler behaupten. Nicht nur, dass ihnen jeder Beweis dafür fehlt – es ist auch einfach völlig absurd, weil der Mensch nicht aus einem edlen Denk-Teil und einem animalischen Körper-Teil besteht. Ich denke, diese Aufteilung ist rein willkürlich und hat in der Wissenschaft nichts zu suchen. Die sogenannte Psyche mit all ihren angeblichen Eigenschaften ist ja nicht irgendwo im Nirwana angesiedelt, sondern im Gehirn – mag ihr Platz auch etwas verschoben sein.

Ich höre in letzter Zeit recht viel davon, dass Naturwissenschaften in Wahrheit nicht viel wert sind. Zudem lese ich sehr oft, dass sich der Mensch weitgehend selbst „ausformen“ oder „optimieren“ kann.

Und zugleich werden die Stimmen schwächer, die unsere Existenz an die Natur koppeln und den Menschen als Produkt der Evolution sehen.

Führt uns die Gender-Theorie zurück in ein veraltetes Menschenbild?

Letztendlich wird uns damit suggeriert, dass wir Menschen nicht zur Natur gehören. Soweit ich mich erinnere, wurden solche Thesen früher (und werden teilweise noch heute) von religiösen und/oder philosophischen Fanatikern vertreten. Und gelegentlich kommt es mir so vor, als lägen manche Genderforscher genau auf dieser Linie, wenngleich sie sich selbst als progressive Eliten fühlen.

Und in diesem Moment frage ich mich: Was bezwecken sie eigentlich damit?

Hinweis: einige der Basis-Informationen entnahm ich Presseartikeln von 2018. Der Artikel gibt ansonsten meine authentische, nicht fremd beeinflusste Meinung wieder.

Das Fühlen an sich - und die Liebe

Nahezu jeder Mensch hat eine Idee davon, wie er sich fühlt. Doch das Interessante daran ist, dass er von seinen „Gefühlen“ normalerweise ganz wenig bemerkt. Das liegt daran, dass uns die meisten Gefühle nicht einmal erreichen. Sie werden aufgenommen, verwehen wieder und hinterlassen nichts. Nur diejenigen Gefühle, die uns bewegen, die uns also beschäftigen, beflügeln oder beunruhigen kommen „bei uns an“. Wir nennen sie deshalb auch „Emotionen“.

Wir wissen kaum, was wir fühlen - aber was wir denken

Fragte man eine Person, was sie in einer aktuellen Situation „gefühlt“ hat, dann ist sehr wahrscheinlich, dass er mit einem Gedanken antwortet, aber weder mit einem Gefühl noch mit dem, was ihn emotional bewegt hat. Der Grund liegt darin, dass dies nicht zum Repertoire des gewöhnlichen Mitmenschen gehört.

Fragt man beispielsweise: „Wie hast du dich gefühlt, als deine Frau dich verlassen hat?“ Dann ist die Antwort meist weder ein Gefühl noch eine Gemütsbewegung, sondern vielleicht: „Ich wusste gar nicht was, ich dazu sagen sollte ... ich habe mich nur hingesetzt und die Wand angestarrt.“

Sehr gebildete, gefühlsbetonte Menschen können solche Gefühle zwar in Worte fassen - doch wirken ihre Sätze seltsam blass. Zum Beispiel: „Ich fühlte eine unendliche Leere, als sie mich verließ.“ Auch diese Person sagt uns nicht, was sie fühlt - sie sagt nur, dass sie die Leere als Gefühl wahrnimmt. Beginnt man einen Satz mit „ich fühlte ...“, dann beschreibt man ja nicht das Gefühl, sondern einen Zustand, in dem man sich befindet. „Ich wurde sehr traurig, als sie mich verließ“ ist authentisch, „ich fühlte eine große Traurigkeit, als sie ging“ ist bildungssprachlicher Unsinn. Man kann „Gefühle nicht fühlen“.

Die Liebe rational erfühlen?

Kürzlich fragte mich jemand, ob das Fühlen nicht doch etwas rational Erklärbares sei. Genauer gesagt ging es dabei um einen ganzen Gefühlskomplex, nämlich „die Liebe“ und die Frage lautete: Ist Lieben eine rationale gedankliche Tätigkeit? Obwohl es mindestens 100 verschiedenartige Antworten darauf gibt, was Liebe ist oder jedenfalls sein könnte, habe ich nie gehört oder gelesen, dass Liebe eine „rationale Tätigkeit“ ist.

Gefühle sind teil eines Prozesses - nicht nur ein Impuls

Das Beispiel mag zeigen, wie unscharf die Definitionen von Gefühlen, Empfindungen und Beweggründen tatsächlich sind. Nimmt man dann noch den ganzen Prozess dazu, vom eingehenden Reiz über die Botenstoffe bis zu zärtlichen oder gar heftigen Handlungen, so kommen wir mit einer einzigen Wissenschaft überhaupt nicht weiter.

Und insofern - seid kritisch, wenn euch jemand „wissenschaftliche“ Erkenntnisse über „Gefühle“ anbietet. Zumeist ist die „Wissenschaft“ dann nur vorgeschoben, um zu verschleiern, dass man zu einseitig geforscht hat.

Gefühle, Sprache und Wissenschaft - was ist eigentlich „echt“?

Wenn ich ernsthaft an einem Thema arbeite, schreibe ich wenig auf „sehpferd“. Und gegenwärtig arbeite ich ernstlich das Thema „Gefühle“ ab. Das Wort wird ähnlich nebulös und daher verwirrend gebraucht wie das Wort „Liebe“.

Manche Autoren meinen, „Gefühle“ seien Empfindungen, andere glauben, das einzig richtige Wort sei „Emotionen“. Sogar das Wort „Gemüt“ erscheint plötzlich aus der Versenkung.

Ebenso verwirrend ist der Ort, an den sich die Gefühle binden. Die überkommene Überlieferung vermutet ihn „im Herzen“, die Religion in „der Seele“ und die Psychologie in „der Psyche“. Im Gehirn vermutet ihn - bis heute - kaum jemand unter den Alltagsmenschen.

Vor einigen Jahren sprach ich mit einem Mediziner, der mir erklärte, man würde heute über Kenntnisse verfügen, die noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen wären. Das brachte mich dazu, darüber nachzudenken, warum sich das Grundlagenwissen über unsere Gefühle kaum verändert hat. Und dies, obgleich sowohl die Kybernetik wie auch die Gehirnforschung große Fortschritte gemacht hat.

Gefühle - Geheimwissen als Spielball?

Könnte es sein, dass sowohl Psychologen wie auch andere ganz bewusst einen Schleier über unsere Gefühle und Regungen ausgebreitet haben? Versuchen sie, eine Art esoterisches Geheimwissen um etwas aufzubauen, das sie „die Psyche“ nennen? Fest steht: Fakten verkaufen sich ausgesprochen schlecht. Wer nicht zufrieden damit ist, was ihm (oder ihr) die Professur einbringt, muss Bücher schreiben, die sich zehntausendfach absetzten lassen. Und das ist ausgesprochen schwierig, wenn man sich an nüchterne, überprüfbare Fakten hält.

Gefühle

Es gibt einige Dutzend Ratschläge für Autoren, wie sie „Gefühle erzeugen“ können. Bei den meisten findet sich irgendwo ein Hinweis, dass Gefühle im Grunde nicht „authentisch“ sind. Sie werden sorgfältig konstruiert, um bei den Leserinnen und Lesern andere (meist “schöne“) Gefühle wachzurufen.

Wenn wir das Thema genau nehmen, also nicht verallgemeinernd oder gar plakativ, dann stellen wir fest: Ehrlich ist es am schwersten. Das liegt an der Umsetzung von analog und digital. Anders ausgedrückt: Ein Gefühl steht deshalb nicht „in Sprache“, weil es ein Gefühl ist. Oder auch: Sobald wir versuchen, ein Gefühl in Sprache umzusetzen, ist es kein Gefühl mehr, sondern eine Beschreibung.

Wenn eine Beschreibung ein „echtes“ Gefühl widerspiegeln soll, muss sie im Grund genommen dynamisch sein – dies wird allerdings zumeist als unmöglich bezeichnet. Selbst oberflächliche (zum Beispiel sexuelle) Gefühle müssen viele Buchseiten füllen, wenn sie „authentisch“ sein sollen. Und auch dann werden viele noch sagen: „Ich habe das aber ganz anders erlebt“. Und dies aus einem einfachen Grund: weil sie es anders erlebt haben. Ich selbst habe oft gehört, dass jemand in einer Gruppe sagte: „Ich empfinde das genauso wie du.“ Das war nicht gelogen, aber es hatte nichts mit dem authentischen Empfinden zu tun, sondern in einer gewissen, meist unscharfen Übereinstimmung.

Gefühle bleiben Gefühle – und sie sind das Eigentum eines Menschen, das man ihm nicht nehmen kann. Der Versuch, sie zu beschreiben, ist verständlich – aber genauso verständlich ist es, daran zu scheitern. Und das, liebe Freude, betrifft nicht nur Autoren, sondern den Menschen schlechthin.

Der Anspruch auf die Gefühle anderer - ein neuer Trend?

Gefühle? Nun ja ...
Wissenschaftler glauben, einen Trend an Geschiedenen entdeckt zu haben und behaupten:

Die Ergebnisse untermauern weltweite Trends, die auf eine zunehmende Bedeutung von gefühlsmäßigen und psychologischen Aspekten in Beziehungen hindeuten.


Damit fallen diese dänischen Psychologen in den Tenor einer ganzen Gruppe von Psychologen, Soziologen und Philosophen ein, die den Verlust von Liebe, Nähe, Gefühlen und dergleichen als „psychologisch“ definierbare Werte beklagen. Messen lassen sich diese Werte allerdings nicht, und schon gar nicht in der Reinform, nämlich als „Gefühle“.

Man kann auch sagen: die konkreten Probleme, die Paare im 19. Und 20. Jahrhundert hatten, haben sich zu einem einzigen Problem verdichtet: einem Mangel an dargebrachten Gefühlen.

Wie kommt das?

Ansprüche auf Gefühle - ein Trend?

Man kann viel forschen, doch eines steht fest: Die Ansprüche an den „psychischen Teil“ der Beziehungen sind gestiegen, und der „Anspruch auf Gefühle“ spielt dabei eine entscheidende Rolle. Je höher aber die Erwartungshaltung ist, umso schwerer sind Ansprüche erfüllbar. Das ist ungefähr so wie beim Kauf eines Eigenheims: Letztlich streckt sich das Paar nach der Decke, also der Wirtschaftskraft. Wenn die frei stehende Villa in der Nähe des Seeufers nicht erschwinglich ist, tut es auch das Reihenhaus mit kleinem Gärtchen. Merkwürdigerweise glauben viele aber, die Emotionskonten des Partners seien immer prall gefüllt, und man könne dort jederzeit Abbuchungen vornehmen.

Die Psychobranche: allzeit Rat und Tat

Wer nicht an die Erfüllbarkeit der Emotionsansprüche glaubt, wird an die Psychobranche verwiesen: Dort gibt es Seminare, Kurse, DVDs und Bücher zum Thema „Gefühle erlernen“, also dazu, die Emotionen in bestimmte Bahnen zu lenken. Was letztlich heißt: "Du emotionsarmer Mensch, du weißt gar nicht, was dir gut tut: Wir aber wissen es und können dich auf ganze neue Ebenen hieven." Wobei ich immer wieder amüsant finde, dass die Kunden der Esoteriker dazu gedrängt werden „Gefühle zuzulassen“.

Den Ansprüchen der anderen gerecht werden?

Und dann? Dann werden wir den „Ansprüchen gerecht werden“ oder nach „absolvierter Beziehungsarbeit“ wieder mit unseren Partnern glücklich?

Mich erstaunt daran, welchen Ansprüchen wir dauernd gerecht werden „müssen“, und was wir sonst noch alles tun sollten, um perfekte Menschen zu sein.

Gefühl abnuckeln - ein Menschenrecht?

Könnten wir uns nicht einfach fragen, welche Rechte andere haben, an unseren Gefühlen zu nuckeln oder ungefragt Taler von unseren Emotionskonten abzubuchen? Oder welches Recht sie haben, an unsere Gefühle „Ansprüche“ zu stellen?

Ich als dazu gerade einen Artikel über offenkundig emotionsstarke Tiere, die ansonsten eher als Rossnaturen gelten: Pferde. Sie lesen Emotionen aus unserer (und ihrer) Körpersprache, handeln dann sofort danach und vergessen das Ganze hinterher wieder. Ob es uns Menschen nutzt?

Bestimmt mehr als Psychologie, Esoterik und Hokuspokus.