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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Und immer wieder: die Jugend aka "Generation Z"

Jeder Frau und jedem Mann über 50 ist klar: Mit der jüngeren Generation „stimmt was nicht“. Zu meiner Jugendzeit waren es „Exies und Rocker“, mit denen selbstverständlich nichts stimmte, weil sie nur an ihr Vergnügen dachten – ganz zu schweigen von den „Parasiten des Jazzkellers“, die zur „Entstaltung“ der schönen Nachkriegs-Bürgerwelt beitrugen.

Damals – gut, da gab es noch kein Internet. Und nur wenige Bücher, in denen die Jugend so rückhaltlos beschimpft oder derart oberlehrerhaft abgekanzelt wurden. Und heute?

Ich lese manchmal diese Artikel, die mit „Studien“ bestückt Beweise sammeln. Und so kam ich dieser Tage an einen Artikel des „Business Insiders“, den ich im Wortlaut wiedergebe:

Die Vertreter der Generation Z sind häufig Teil der öffentlichen Debatte, wenn auch nicht immer zu ihrem Vorteil. Dieser Diskussionsbedarf ist jedoch verständlich, da sie wie kaum eine andere Generation von Widersprüchen geprägt ist.

Was ist so eigenartig an der Generation Z?

Ich frage mich, wer sich da mit der „Generation Z“ beschäftigt hat. Der Autor oder die Autorin unterstellt zunächst, dass es eine „öffentliche Debatte“ über diese Generation gibt. Das klingt dann geradezu so, als würden sehr ernsthafte und wichtige Menschen älterer Generationen über jüngere Menschen urteilen, ohne mit ihnen zu reden. Und was wollen sie festgestellt haben? Was ist jetzt angeblich so anders? Ach nee – sie seien von „Widersprüchen geprägt“, was erstens noch recht normal in diesem Alter ist und zweitens durchaus dem Zeitgeist entspricht. Kaum jemand, der die Fähigkeit zum Denken hat, kommt ohne Zwiespälte und Widersprüche aus.

Versuchen wir mal, Tacheles zu reden: Die Geburtsjahrgänge zwischen 1997 und 2012 gehören angeblich der „Generation Z“ an. Das heißt, dass diese heute zwischen 11 und 26 Jahre alt sind. Die Vorgängergeneration (Y oder „Millenniums“) wäre demnach zwischen 27 und 42 Jahre alt. Erfahrungsgemäß wird die jüngste Generation aber nicht von den Vorgängern, sondern von der nächstälteren Generation kritisiert, also von den heute 43- bis 58-Jährigen.

Und nun bitte: Was soll das ganze Gerede über „die Jugend“? Ja sicher, einige von Ihnen arbeiten lieber in Teilzeit oder in Viertagewochen. Andere haben sich längst in den Zeitgeist eingeordnet und sahnen als private PR-Aktivisten (aka Influencer/innen) den Rahm ab. Der Rest findet noch nicht so recht zu sich selbst – auch das ist nicht neu.

Was ist dann eigentlich neu? Im Grunde gar nichts. Die neue Generation denkt anders – teils, weil ihr dies neue Möglichkeiten erschließt und teils, weil die alten Regeln nicht mehr taugen.

Zitat: Business Insider Der Artikel dort handelt teilweise von Jugendsexualität.

Der Zeitgeist, die Lust der Frauen und die "Wissenschaft"

Dame im Tea-Gown. Üblicherweise zeigte sich eine Dame so "offenherzig" nur beim Nachmittagstee mit anderen Damen
Dieser Artikel mag den Menschen die Augen öffnen, die sich nach einer Normalität sehnen, die es angeblich einmal gab.

Jetzt – die lustvolle und zugleich befremdliche Freiheit

Zuerst wende ich mich an alle, heute unter 40 Jahre alt sind. An Frauen, die ihre geistige, psychische und erotische Freiheit genießen. Aber auch an Männer, die von alldem noch immer befremdet sind. Sie alle wurden in eine Zeit hineingeboren, in der „im Prinzip“ jedem alles möglich war, wenn man es nur wollte. Und weil dieser Artikel jetzt (2023) geschrieben wurde: Noch immer gibt es Frauen und Männer, die sich nach traditionellen Rollen sehnen, während andere die neuen Freiheiten erst jetzt wirklich auskosten wollen.

Vor 40 Jahren die Frauenemanzipation kommt auf leisen Sohlen

Drehen wir die Uhr zurück auf die Zeit der Menschen, die heute zwischen 41 und 60 Jahre alt sind. Das wären die Geburtsjahrgänge zwischen 1960 und 1980. Die wesentliche Entwicklung der Persönlichkeit wie auch der Sinnlichkeit liegt beim Jahrgang 1960 ungefähr zwischen 1975 und 1985. In dieser Zeit begann ein Wandel, der dazu führte, dass Frauen mehr und mehr als Persönlichkeiten angesehen wurden. In der Theorie setzte diese Entwicklung schon zu Anfang der 1970er-Jahre ein, doch bis sie sie durch in der Realität ankam, dauerte es einige Jahre. „Emma“, die damals wichtigste Publikation zum Thema, wurde beispielsweise erst 1977 gegründet. Man kann diese Zeit als „instabilen Wandel“ bezeichnen, weil nicht ganz sicher war, welchen Weg die damaligen Frauen und Männer einschlagen würden. Wenn wir auf das aktuelle Datum schauen, hat sich vieles „normalisiert“ – doch auch ein Teil der Unsicherheit ist geblieben – und dies gleichermaßen bei Frauen und Männern.

Vor über 60 Jahren – klare Rollen für Frauen und Männer

Wieder drehen wir an der Uhr: Die heute 61- bis 80-Jährigen kennen noch eine Welt, in der die Frauen- und Männerrollen klar definiert waren. Das bedeutete: Frauen wurde abgesprochen, eigene Entscheidungen über ihre Entwicklung zu treffen. Die Schulzeit war kurz, die Berufswahl einseitig. Von jungen Mädchen wurde erwartet, dass sie Ehefrau und Mutter wurden. Man hörte oft den Satz: „Warum sollte sie Abitur machen, sie heiratet doch sowieso bald?“ In Deutschland (West) hatte man sich ohnehin an die Welt des frühen 20. Jahrhunderts angehängt. In Deutschland (Ost) war die Ideologie anders, aber im Inneren wirkte das Bürgertum weiter - in nahezu jeder Familie. Zurück zur damaligen Bundesrepublik. Hier spielte man „gute alte Zeit“, in der ein Mann fleißig Geld nach Hause schaffte, während die Frau für, Kinder, Religion und Ernährung zuständig war. Alle wussten, dass diese Positionen keine Zukunft hatten, aber die meisten machten dabei mit. Jedenfalls so lange, bis die ersten Jugendrevolutionen auf den Westen zurollten und das Wertesystem kurzzeitig ins Wanken geriet.

Zurück in die Zeit der tugendhaften Frauen

Gehen wir noch weiter zurück? Ich denke, wir sollten es dann und wann tun. Die „gute alte Zeit“ war für Frauen eher eine Epoche, in der sie hinter den Fassaden des Bürgertums verschwanden. Im Grunde waren Töchter, die im Haus der Eltern verharrten, sogar lästig. Waren sie schön und keusch, so bestand wenigstens die Möglichkeit, dass sie jemand „aus Liebe“ nahm. Hatten sie aber einen Makel oder wirkten sie farblos, so versuchten die Väter, einen Ehemann gegen Zahlung einer beträchtlichen Mitgift zu finden. Schließlich sollte die Braut dem interessierten Mann finanziell nicht zur Last fallen.

Die Dämme gegen die Lust brechen - doch die Wissenschaft verschleiert dies

Gegen Ende das 19. Jahrhunderts brachen einige dieser Dämme. Viele Autorinnen schrieben damals in Anklängen von der erotischen Begierde, die junge Frauen in Lyzeen und insbesondere in Internaten entwickelten, beispielsweise Franziska Gräfin zu Reventlow (1898). Ich zitiere:

Das moderne junge Mädchen ist fast durch die Bank demi-vierge, wenn es die Schule verlässt. Es ist auch kaum anders möglich bei der starken Betonung des Sexuellen (… ) in Schule und Pension wird die Neugier geweckt und gesteigert …“

Im Jahr 1904 erschien dann „Nixchen. Ein Beitrag zur Psychologie der höheren Töchter“, der für die damalige Zeit absolut skandalös war: Eine junge Frau ist einem Herrn aus bestem Stand vermittels einer Konvenienzehe versprochen. Daran ändert sich nichts , jedoch will sie nicht „unberührt“ in die Ehe gehen - und das wird sie auch nicht. Die Sache wird dadurch besonders pikant, dass der Autor der Novelle zwar angibt, „Hans von Kahlenberg“ zu sein. In Wahrheit stammt die Schrift aber aus der Feder von Helene von Monbart. Die Fassaden begangen zu bröckeln, und die „höheren Töchter“ (meist adlige Damen) wussten sehr genau, wie sich Leidenschaft erzeugen und befriedigen ließ. Sogar jene, die nicht zu den „besseren Kreisen“ gehörten, wussten mehr als ihre Mütter und Väter ahnten.

In einer kleinen Episode der Novelle, von der ich spreche, wird deutlich, wie dies zustande kam:

Man hat ja seine Musikstunden, Kurse, die Schneiderin zum Anprobieren. Das System funktioniert vorzüglich. Eine geheime Konnivenz (Nachsicht) blickte durch (vermutlich geduldet durch die) Angst, Schülerinnen zu verlieren. Kundschaft einzubüßen.

Die „Wissenschaft“ biegt sich die Realitäten zurecht

Die „Wissenschaft“ der damaligen Zeit folgte allerdings einem anderen Bild: der „tugendhaften“ Frau, die in „allem rein“ ist.
All dies wurde durch „die Wissenschaft“ gestützt. Zunächst ein Zitat zur Erziehung von Frauen zu Beginn des 19. Jahrhunderts:

Eine tugendhafte Frau sollte nicht nur körperlich rein sein. Sie sollte auch über einen reinen Geist verfügen – und deshalb muss wie vollständig ferngehalten werden von all diese tugendlosen Gedanken.

Schauen wir ein paar Jahre weiter, so treffen wir auf den Arzt William Andrus Allcorr (1856). Er versucht nicht einmal, wissenschaftliche Fakten zu sammeln, sondern beruft sich auf „Volkes Stimme“:

Wie allgemein bekannt, hat die Frau in ihrem ursprünglichen Wesen, also unverdorben, unberührt und gesund, selten - wenn überhaupt - ein sexuelles Verlangen. Sie unternimmt auch keine Schritte, die auf ihr sexuelles Verlangen hindeuten - aus dem ganz einfachen Grund, dass sie ein solches Verlangen nicht spürt.

Der forensische Psychiater Richard von Krafft-Ebing (1886) stellt sich ähnlich auf: Auch er beurteilt „das Weib“ nicht nach dem, was er wissenschaftlich ermittelte, sondern nach dem Hörensagen und der Annahme einer „anderen sexuellen Organisation“ der Frau:

Ist (das Weib) geistig normale entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliche Verlangen ein geringes. Jedenfalls ... Ist das Weib, das welches dem Geschlechtsgenuss nachgeht (eine) abnorme Erscheinung (...) Das Weib verhält sich passiv. Es liegt dies in seiner sexuellen Organisation und nicht bloss in den auf dieser fussenden Geboten der guten Sitten begründet.

Erstaunlich ist, dass Krafft-Ebing durchaus gelesen hatte, was der Franzose Ali Coffignon ermittelt haben wollte: Jener nennt ca. 1890 verschiedene Konstellationen, unter denen Mädchen und Frauen zur lesbischen Liebe verführt wurden, unter anderem durch das „Zusammenschlafen weiblicher Dienstboten im selben Bett“ und die „Verführung in Pensionaten durch verdorbene Zöglinge.“

In der Welt der "Wissenschaftler" sind "verdorbene Zöglinge" verantwortlich

Die „verdorbenen Zöglinge“ ziehen sich durch die gesamte angeblich „wissenschaftliche“ Literatur. Was vermittelt werden soll, wird klar: Die jungen Frauen sind genau das, was die Gesellschaft von ihnen erwartet: keusche, rein und edel - also frei von erotischen Gedanken. Wenn … ja wenn da nicht neue Tendenzen wären, die diese Lehrmeinung stört. Und nun beginnt die Schuldzuweisung: Es gibt offenbar Frauen, die das Gift des sexuellen Verlangens ausstreuen - und sie sind die Verursacher dieser Tendenz. Zuletzt dazu der Schweizer Psychiater Auguste Forel (1904). Er sieht durchaus, dass die Annahmen „seiner“ Wissenschaft auf keinen Fall mit der Realität übereinstimmt, korrigiert seine Einstellung aber nicht. Auch er versucht, einzelne Insassen für die verbreitete Masturbation und die lesbische Liebe verantwortlich zu machen, wie in diesem Zitat:

Einen eigentümlichen Einfluss auf das Geschlechtsleben üben alle Internate, das heißt, alle Institute, wo ein und dasselbe Geschlecht in intimer Weise für längere Dauer in einer größeren Anzahl zusammenlebt. Also solche sind alle Klöster und Internatsschulen, wie zum Beispiel die französischen Lyzeen, zu erwähnen. Die große Schattenseite all dieser Institutionen liegt in der Gefahr der Ansteckung der Insassen durch onanistische und homosexuale Gewohnheiten.

Aus dieser Zeit stammen noch andere Vorurteile über Frauen – doch das Problem liegt nicht darin, dass es Vorurteile und Vorverurteilungen gibt. Die gibt es immer, und wir können nur wenig dagegen tun. Die eigentliche Schwierigkeit, ja, der eigentliche Skandal liegt bei den Wissenschaftlern, die sich dem „guten Bürgertum“ verpflichtet fühlten und deren Vorurteile verbreiteten.

Bild: Nachgearbeitete Illustration aus einer Zeitschrift um 1900.
Begriffe: Lyzeen waren zur damaligen Zeit "Schulen für höhere Töchter", meist als Internate.Eine Konvenienzehe war eine Ehe, die nach dem sozialen Stand der Partner geschlossen wurde. Meist einigte sich der Brautvater mit dem in Aussicht genommen Ehemann über die Bedingungen der Heirat.


Nachtrag: Alles, was ich hier schreibe, kann auch politisch ausgelegt werden. In jüngster Zeit versuchen rückwärtsgewandte Kräfte, in der Vergangenheit eine "Normalität" zu finden - sie sagen aber nicht, wann es jemals so etwas wie eine "Normalität" gab.

Weitere Informationen über Internate und Sexualität. In diesem Artikel werden auch die Quellen angegeben.

Alles viral – oder Fliegen können nicht irren

Hauptsache, du machst genügend Lärm ...
Wer populär werden will, kann lange darauf hoffen, „entdeckt“ zu werden. Und fast jede(r) lernt früher oder später: Träume weiter, Cinderella, aber so wird das nichts. Manchmal „helfen“ die normalen Medien nach: Du giltst als „irgendwie kompetent“ (Philosoph klingt gut, Professor wirkt besser). Aber bis du zur „Talkshow“ eingeladen wirst, musst du schon etliche Hürden genommen haben.

Ja, das kennen wir seit Jahren. Und nichts gegen die Leute, die es tun. Eher schon gegen die Lobhudler, die sich von akademischen Titeln und populistischen Themen blenden lassen.

Soweit die Vergangenheit und die „ältere“ Gegenwart.

Ohne Tricks geht nix - Zaubermittel soziale Medien

Kommen wir mal zurück zu Cinderella. Ohne Tricks geht nix, und wer kein Buch schreiben kann, sieht vielleicht wenigstens gut aus. Oder er/sie kennt ein Zaubermittel, das den Namen und das besondere Talent rasant verbreitet.

Wir alle kennen es: Es sind die sozialen Medien. Du musst etwas herausschreien, und ein paar Leute dazu verleiten, dich dabei zu unterstützen. Es kann etwas „echt Soziales“ sein, ein wahrhaftiges Anliegen oder eine kühne Behauptung.

Wenn du es geschafft hast, dann ist dein Anliegen, dein edler Gedanke oder dein Gehirnfurz „viral“ geworden. Das heißt, dein Name oder dein Anliegen verbreitet sich so schnell wie ein Virus – und möglicherweise füllt sich auch noch deine Kasse dabei. Kein schlechter Nebeneffekt, nicht wahr?

Ja, und nun? Auch das alte Imperium, die Boulevardpresse, die Frauenzeitschriften, die „Privatsender“ und sogar die öffentlich-rechtlichen Sender sind ja nicht weg. Sie gibt es noch – und also greifen sie auf, was sie in den sozialen Medien finden. Und dadurch hören dann auch noch Leute über 50 davon. „Es stand doch in der Zeitung“ höre ich dann oft oder „das kam doch auch im Fernsehen“.

Ja … einstmals gab es einen Spruch, der nicht wahr ist und dennoch das widerspiegelt, was da geschieht:

Esst Sch… - Millionen Fliegen können nicht irren.

Und Millionen Menschen in sozialen Netzwerken können sich auch nicht irren, nicht wahr? Ob etwas stimmt oder nicht – Hauptsache, es geht „viral“ durch die ganze Welt, auch wenn die Inhalte zum Himmel stinken.

Ach, übrigens: Wusstet ihr, was ein „Bird Test“ ist? Der ging neulich auch angeblich viral.

Foto: Sehpferd Archiv © 2023

Ein Dilettant über Frauen, Männer und den Geschlechterkampf

Männer urteilen über Frauen,
Was diese nicht hindert,
Über sich selbst zu urteilen,
Und
Über Männer.

Wer gibt ihnen dieses Recht?
Sie haben es sich genommen.
Und sie halten es fest.
Mit Zähnen und Klauen.

Frauen urteilen über Männer,
Was diese nicht hindert,
Über sich selbst zu urteilen,
Und
Über Frauen.

Wer gibt ihnen dieses Recht?
Sie haben es sich erkämpft.
Und sie halten es fest.
Mit Zähnen und Klauen.

Alle urteilen über andere.
Über andere Frauen.
Über andere Männer.
Und
Über alle, die anders sind.

Und zuletzt sehen alle,
Nur was sie wollen.
In den andren.
In sich selbst
Und überhaupt in allem.

Ich sehe sie dort sitzen.
Mit ihren Zähnen und Klauen
Die eigene Welt zu verteidigen.
Aber
Niemals etwas zu gewinnen.

Themenstaubsauger und Themengebläse

Jeden Morgen geht die Sonne auf „in des Blätterwalds“ wundersamer Runde. Das Themengebläse wird angeworfen, und etwas wird wichtig. Was da aufgewirbelt wird, ist fast gleichgültig. Man sah eine Riesenstaubwolke, die nach drei Tagen wieder zerfiel, nicht mehr. Ist sie aus dem Blick der Redakteure verschwunden, ebbt das Interesse schnell ab. Ach so? Ja, darüber hatten wir berichtet – auf gehts zum nächsten Thema. Irgendein Hirsch hebt immer mal wieder sein mächtiges Geweih und röhrt, dass die Nadeln zittern.

Der Schlamm bleibt

Soweit, so gut. Falls es regnet, gibt es immer noch die zu Schlamm verkommenden Staubwolken der Politik: offene Fragen. Migration. Klima. Fachkräftemangel. Und natürlich, ob eine Partei nur konservativ oder schon rückwärtsgewandt ist (ja, die eine). Oder nur antikapitalistisch oder schon kommunistisch ist (die andere).

Und da lacht mich ein Kommentar von Alexander Kissler in der NZZ vom 23.10.2023 an, der sich mit dem „Bündnis Wagenknecht“ beschäftigt. Ein einziger Satz macht klar, was Sache ist:

Das «Bündnis Wagenknecht» ist bisher nur ein Themenstaubsauger für Unzufriedene ....

Nur: Ist das so neu? Haben nicht schon viele versucht, sich als „Staubsauger der Nation“ anzubieten?

Was, wenn der Staubsaugerbeutel platzt?

Ist doch ganz einfach: Man saugt alles weg. Und wenn es weg ist, ist es nicht mehr da. Ist ja ganz einfach. Nur blöd, wenn der Staubsaugerbeutel früher oder später platzt. Und die Staubwolke, die es dann gibt … ich mag nicht einmal daran denken. Aber ich huste jetzt schon.

Hinweis: In den Text wurde das Volkslied "Jeden Morgen geht die Sonne auf" mit dem Text von Hermann Claudius zitiert und auf den "Blätterwald" abgewandelt.