Ja, die Ampel lebt noch. Offenbar haben die Spitzen von Rot, Grün und Gelb im letzten Moment erkannt, dass es noch staatsmännische Vernunft gibt. Der Rüffel, der darin enthalten ist, geht an alle drei. Die SPD schielt wie immer drauf, dass die Bürger mit geringem Einkommen entschädigt werden – was immer kommen mag. Die Grüne Partei hatte sich mit den Wärmepumpen ein Ei gelegt, das nicht einmal bebrütet werden konnte. Wahrscheinlich wird die Presse heute beklagen, dass sie beim Umweltschutz eingebrochen ist. Und die FDP? Sie ist im Grunde ein politischer Sanierungsfall, hat sich aber offenbar im letzten Moment besonnen, dass sie nicht ausschließlich ihrer Klientel gegenüber verpflichtet sind.
Insofern – was möglich war, wurde getan, auch wenn es wenig ist, was „hinten heraus“ kam.
DIe Opposition - Konservative verharren ideenlos
Möglicherweise sollte man der CDU mehr Aufmerksamkeit schenken, die ja wirklich froh sein kann, nicht regieren zu müssen. Man maulte lautstark, wobei man sich Rückendeckung von der Springer-Presse holte. Sinnvolle Opposition geht anders. Wo sind denn die tollen Alternativen, die man von der Opposition erwartet? Wenn man schon den Kanzler angreift: Was ist mit dem Oppositionsführer, der doch angeblich so kompetent ist?
Der Bürger - wen soll er wählen?
Und der Bürger? Wen soll er in Zukunft wählen? Die SPD, die sich trotz aller Schlappen niemals wirklich erneuern konnte? Die profillose CDU mit ihrem bayrischen Anhängsel CSU, von deren Politik kaum jemand überzeugt ist? Doch wohl nicht die FDP oder gar Die Linke? Von der AfD will ich lieber gar nicht erst reden.
Was wir brauchen? Eine demokratische Offensive, die dem Bürger zeigt, wo er wirklich lebt, und was die Demokratie in unserem Land leistet. Jede der traditionellen Parteien sollte dafür sorgen, dass es sie gibt.
Der kindergartenähnliche Zank, den wir in den letzten Wochen ertragen mussten, nützt nur der Anti-Demokraten.
In einem Interview der BBC mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky wurde von diesem behauptet, dass mache europäische Staaten „Geld auf der Basis von Blut machen“. (1) Dabei wurde Deutschland namentlich erwähnt. Neben dieser Formulierung fällt vor allem auf, dass der Präsident keinen Plan für einen künftigen Frieden hat, was angesichts der Lage verständlich ist, aber dennoch Fragen aufwirft.
Ich empfehle jedem, dieses Interview anzusehen und die Untertitel zu lesen. Der BBC-Reporter spricht englisch, und Herr Selensky antwortet zunächst in der Landessprache, die ins Englische übersetzt wird. Später gibt er die Antworten auf Englisch, sodass sich das Interview für viele von euch recht gut verfolgen lässt.
(1)im original: "How can you make money out of blood?"
Im Gegensatz zu vielen andere Menschen mit „Grundeinstellungen“ wünscht sich der liberale Denker eine Meinungs- und Ideenvielfalt. Nicht alle Liberalen sind dabei vom „Laissez-faire“ Prinzip überzeugt, und auch ich wünsche mir „Weichenstellungen“, die uns möglichst in eine bessere Zukunft führen. Im Prinzip deckt auch die liberale Haltung den Wunsch nach Korrekturen ab.
Ich verstehe die Konservativen, die nicht immer alles „neu aushandeln wollen“, und vor allem jenen, die sich bevormundet oder gestört fühlen. Doch wenn alle so bliebe, wie es ist, würde man Innovationen verhindern und die Vielfalt unterdrücken. Also muss es ein Gegengewicht geben, die Progressiven, die möglichst rasch möglichst viele Änderungen wollen.
Wenn wir Glück haben oder entsprechen dafür sorgen, pendeln sich die kontroversen Meinungen schnell auf das ein, was nötig, sinnvoll und logisch erscheint. Aber dann und wann müssen wir dem Neuen eben auch etwas Nachdruck verleihen.
Mehr desselben ist der falsche Weg
Was selten diskutiert wird: Mit dem Grundsatz „wir müssen mehr desselben fordern“ rennen inzwischen alle gegen die Wand. Mehr Verkrustung? Mehr Verhinderungen? Mehr Gleichberechtigung? Mehr Akademiker? Mehr soziale Leistungen? Mehr Freiheitsrechte?
Eigentlich müssten „wir“ uns die Frage beantworten können: „Was müssen wir tun, um (setze ein Ziel ein) zu erreichen?“ Mit den „alten Rezepturen?“ Mit neuen Ansätzen? Müssten wir vielleicht Kernbereiche wie die Bildung oder die Forschung ganz neu überdenken? Müssten wir nicht wesentlich konsequenter sein, um moderne Technologien schnell und unbürokratisch umzusetzen? Hochgeschwindigkeitszüge auf ganz neuen Trassen, zum Beispiel? Damit würde die Debatte um den Sinn von Inlandsflügen weitgehend überflüssig.
Keine geistigen Ruinen stehen lassen
Wenn ich durch die Straßen in der Stadt gehe, in der ich seit Jahre leben, sehe ich neben neuen, ausgesprochen gut geplanten Wohnungen und renovierten Altbauten auch zahllose Häuser, die demnächst zu Ruinen verkommen.
Wenn ich dies auf die Einstellungen der Menschen projiziere, sehe ich einige neue, sinnvolle und zukunftsweisende Gedanken. Und ja, ich kann damit leben, dass es „Bestandsdenken“ gibt, solange der Putz nicht restlos abbröckelt. Aber ich kann kaum damit leben, dass so viele Gedanken stehen bleiben, die nicht mehr „bewohnbar“ sind - und die niemandem nützen.
Und noch ein Gedanke kommt mir dabei: Ich lese immer wieder von Menschen, die sozusagen „flehentlich“ darum bitten, doch die alten Gebäude nicht abzureißen, weil sie doch eigentlich so hübsch sind.
Ja, und die Ruinen überkommener Gedanken, Meinungen und Ideologien? Lassen wir die auch noch stehen, weil sie so hübsch sind?
Wir werden uns davon trennen müssen. Möglichst bald.
Die Teilnahme an der liberalen Ordnung verlangt von den Bürgern ein Minimum an Abstraktionsvermögen.
Wenn dies die Minimalforderung ist, dann erfüllen die meisten Menschen sie nicht. Jedenfalls nicht in den Diskussionen, die ich am Würstchenstand oder bei den Grüppchen auf hiesigen Märkten mithören konnte oder in den sogenannten „sozialen Medien“ verfolge. Soweit es die „sozialen Medien“ betrifft, schützt auch ein akademischer Titel nicht vor dem Mangel.
Gut, ich mag voreingenommen sein. In meinem ehemaligen, langjährigen Brotberuf reichte ein Minimum an abstraktem Denken nicht aus, um die Vorhaben zu einem guten Ende zu führen.
Und nun überlege ich: Was dürfen all die Menschen, die nicht einmal ein Minimum an Abstraktionsvermögen haben? Sie dürfen wählen. Voraussichtlich werden sie den Volksverführern auf den Leim gehen, denn sie werden auf die einfachen Lösungen fliegen.
Und genau das ängstigt mich.
Zitat: NZZ, Eduard Kaeser - Physiker und promovierter Philosoph.
Ihr wollt verschämt vorbeihuschen, liebe Kabarettisten? Oder einen Schauspieler mal schnell niedermachen, weil er seine Meinung sagt? Ein bisschen Cancel-Culture spielen? Warum?
Ich war erst überrascht, dies alles zu erfahren. Dann dachte ich: Nun ja, offenbar verwechselt ihr eure Berufe mit dem des Hofnarren. Ein bisschen Spaß darf man machen, solange es den Regierenden nicht lästig wird, klar. (1)
Warum Jan Josef Liefers ernst genommen werden sollte
Jan Josef Liefers gebührt der Dank, deutlich zu sagen: Wir dürfen der Bevölkerung nicht ständig Furcht einjagen. Denn das allein ist die Botschaft, die Liefers verbreitete, und sie ist wahr und richtig. Und bitte: das hat weder etwas mit Corona-Leugnung zu tun noch mit den sogenannten Querdenkern, die ich für Nichtdenker halte. Und schon gar nichts mit dem rechten Rand der politischen Landschaft.
Freie Meinungsäußerung ist ein Kulturgut
Also: Ich, für meinen Teil, halte die freie Meinungsäußerung nicht nur für ein Grundrecht, sondern für ein unverzichtbares Kulturgut. Und deswegen sage ich, wie viele andere auch, "Danke" an Josef Liefers. (Dieser Link führt zu Twitter).
Ich muss nicht sagen, was ich von jenen halte, die auf ihre freie Meinungsäußerung „nachträglich verzichtet haben“, oder? (2)
(1) Ich hätte hier vielleicht sogar auf "BILD" verlinkt, aber im Grunde reicht auch dieser Hinweis auf einen Artikel über die Heute-Show, der hier jüngst erschien.
(2) Ich bin empört über die Lobgesänge von Journalisten, die diejenigen feiern, die sich nachträglich "herausgeredet" haben. Wenn das Schule macht, können wir das Recht auf freie Meinungsäußerung begraben.