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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das Leben und der Sinn desselben

Betrachtungen zum Leben
Wer ständig mit dem eigenen Leben hadert, dem empfehle ich, einmal ein Krankenhaus zu besuchen. Mein Anlass war diesmal vergleichsweise harmlos und ich erwartete im Grunde, dort Menschen mit ähnlich Erkrankungen anzutreffen, die zwar einen Eingriff erfordern, aber nicht wirklich bedrohlich sind.

Indessen erwies sich dies als Trugschluss. Es gibt wahrhaftig schwere Leiden, und ich bewundere die Menschen, die sie mit großer Geduld und sogar noch ausgesprochener Zuversicht ertragen.

Und dann hörte ich wieder das Gerede der Straße: „Bei jenem habe ich einen 500-Euro-Schein gesehen, der kann so etwas aber gar nicht verdienen.“

Was ist der vermeintliche 500-Euro-Schein gegen den täglichen Kampf, unter widrigen Umständen dennoch ein halbwegs erfreuliches Leben zu führen? Müssen wir nicht jene bewundern, die sich selbst respektieren als das, was sie sind, auch wenn ihr Leben noch so schwierig sein mag?

Ich wurde danach zufällig gefragt, was denn „der Sinn des Lebens sei“. Natürlich habe ich gleich mal gekontert, ob die Frager so etwas nicht „eine Nummer kleiner“ hätten. Hatten sie nicht – aber ich weiß, was meine Sinne des Lebens sind … und meine Unsinne des Lebens. Wahrscheinlich erkennst du den Plural – denn „ein Sinn“ ist mir viel zu wenig.

Die Judenhasser sind Menschenhasser

In meine Stille, die ja so still leider gar nicht ist, dringt unaufhörlich die Diskussion um Antisemitismus. Warum sagen wir nicht gleich: Um Judenhass? Denn genau das ist es: Hass gegen Juden, aber auch gegen alle anderen, die „anders“ sind.

Nun sind Juden gar nicht so schrecklich anders. Ihre Religion ist sogar der Urvater der Religion, die angeblich „zum Abendland“ gehört: zum Christentum.

Vom Religionsstifter ausgehend, ist das „Christentum“ kaum mehr als ein „Reformjudentum“. Der Religionsstifter predigte zu Juden, und Juden waren seine Anhänger (und einige möglicherweise auch seine erbitterten Feinde).

Das alles heißt eigentlich: Judentum ist ganz normal. Wer Juden hasst, hasst eigentlich Menschen, die nicht so sind wie er selbst.

Übrigens ist auch ganz normal, dass nicht jeder Deutsche dem Religionsstifter gleichkommt, nur weil er sich buchhalterisch als „Christ“ bezeichnet. Und wie viel „Abendland“ in einem „Abendländer“ steckt, wie viel Germane in einem Deutschen ist - wahrscheinlich werdet ihr euch wundern, wie wenig.

Ach – und es ist ebenso normal, dass es Menschen gibt, die ganz anders denken. Die weder von der Herkunft noch von der Religion ausgehen, sondern davon, was jemand kann und weiß. Und die den Menschen als das ansehen, was er ist: Ein Mensch, der anders ist, der aber dadurch keinesfalls befremdlich wird.

Der dritte Tag – schwierige Lage beim Versuch, nichts zu denken

Drei Tage
Der dritte Tag erwischte mich mit der richtigen Annahmen, dass mir das Chirurgenmesser nicht erspart bleiben würde. Doch bevor du denkst „um Himmels willen“ – es war nur ein kurzer Eingriff bei örtlicher Betäubung.

Danach war alles ziemlich ruhig - außer dem Fernseher, den den ganzen Tag lief. Ich habe gelernt, den Fernseher innerlich wegzuschalten, das gibt mir Raum für eigene Gedanken. Doch wieder hindert mich diese Anstrengung daran, gar nichts zu denken. Ich merke, wie sehr ich meine eigenen Gedanken benötige, um mich gegen die Berieselung zu wehren.

Die andere Variante wäre, darüber zu schreiben, wenn man täglich alles im Fernsehen sieht. Und was davon hängen bleibt.

Vor allem Katastrophe – was dazu führt, dass die Menschen an jeder Ecke eine Katastrophe vermuten und die aufaddierten Katastrophen dann eben eine Bedrohung ergeben. Man kann dies den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wahrhaftig nicht anlasten. Die Sensationen „machen“ überwiegend die anderen. Immerhin hat sich dabei etwas bestätigt – die Bürger in unserem Land haben nicht nur die falschen Informationsquellen – sie können sie auch nicht einordnen. Nein, nicht alle - aber viel zu viele.

Das halte ich für fatal.

Warum das Nicht-Denken (bisher) nicht gelang

Kreisen - Denken und Nicht-Denken
Warum das Nicht-Denken und Nichtstun (bisher) nicht gelang.

Aus dem Nichtsdenken wird nichts, und die absolute Ruhe tritt auch nicht ein. Ursache ist, dass ich mich nicht als „arrogant“ zeigen will und mich deshalb an Gesprächen beteilige. Wobei „sich beteiligen“ etwas anders gesehen werden muss als das, was man gemeinhin als Dialoge bezeichnet. Ich höre zweien zu, die einen Dialog führen, von dem ich aber leider kaum etwas verstehe. Überwiegend wegen des Dialekts, aber auch wegen der seltsamen und spontanen Verknüpfungen. Man hüpft sozusagen von einem Thema ins andere, ohne erkennbare Übergänge.

Ich bin als Opfer bestens geeignet: der ideale Zuhörer. Nur kann ich weder auf alles antworten, noch kann ich paraphrasieren. Letztlich ist es mir also nicht möglich, wirklich am Gespräch „teilzuhaben“.

Dennoch war es für mich eine interessante Erfahrung, selbst dann noch, wenn ich am Nutzen zweifle.

Gar nichts Tun

Seitenblicke
Ich versuche heute etwas sehr schwieriges: Gar nichts zu tun. Und bevor jemand fragt: Es muss sein. Fünf Tage benötigen die Damen und Herren, die sich um mich bemühen, um etwas an mir zu reparieren und das Ergebnis zu beobachten.

Es ist für mich unglaublich schwierig, gar nichts zu tun. Vor allem, weil ich sonst mindestens sechs bis acht Stunden über etwas nachdenke, sei es, dass ich recherchiere, lese, einordne, nachdenke oder schreibe.

Eben bot man mir Kaffee an – die Kaffeezeit und die anderen Mahlzeiten scheinen die einzigen Abwechslungen zu sein, die man mir gönnt – oder zumutet.

Dann und wann gehe ich ein paar Schritte, und vielleicht werde ich morgen auch mal mit jemandem reden. Richtig reden, meine ich. Es fällt mir schwer, weil ich genau zuhören muss, um den hiesigen Dialekt zu verstehen.

Es mag sein, dass ich mich einige Tage nicht melde, weil es mir gefällt, gar nichts zu tun.