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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Tatort – Puzzle aus Teilen, die nicht zusammenpassen.

Was ist nur in die Autoren der TATORT-Krimis gefahren? Wollen die uns verarschen, deprimieren oder nur mal testen, ab wann wir abschalten? Das letzte Drehbuch von Stephan Brüggenthies und Andrea Heller war eine mittlere Katastrophe: Halb Krimi-Klamotte, halb Horrorvisionen, manchmal etwas Science-Fiction auf „aktuell“ gebürstet. Ach ja, und mit vielen „lustigen Gags“, die der Berliner Zeitung gefielen. Doch zur Krimi-Komödie reichte es trotz Taubeninvasion im Kommissariat nicht. Im Grunde war es ein Puzzle, bei dem so viele Teile fehlten, dass man sich fragen sollte: Geht’s noch, ARD? Habt ihr kein Geld mehr oder keine Ideen? Müsst ihr einen solchen mickrigen Quatsch anbieten? Von „Unwuchten“ spricht der ZEIT-Kritiker, und er hat recht: Man kann nicht ständig Figuren in den Vordergrund schubsen und dann wieder im Nichts verschwinden lassen?

Verschwörungstheorien aufbauen und am Ende noch irgendwelche Figuren auftauchen lassen, die ohne sichtbare Motive als Mörder infrage kommen? „Pass auf, gleich explodiert das Flugzeug“, höre ich meine Gefährtin sagen. Und ich sage noch: „Glaubst du, die, nehmen diesen billigen Gag?“ na ja, und da war es schon so weit: Puff, Flugzeug explodiert.

Die Handlung des Krimis „Der Wendehammer“ war so dämlich, dass man sie gar nicht beschreiben kann – also lassen wir es besser. Tatsache: Da werden Puzzlestücke in die Handlung eingesetzt, nur um die Anwesenheit bestimmter Rollen (Fanny) zu rechtfertigen, die dort gar nichts zu suchen haben. Das ist so fadenscheinig und dusselig, dass sich die Zehennägel heben.

Was am Ende bleibt? Endzeitstimmung? Algorithmen, die minutenlang über Bildschirme huschen? Computerhorror? Esoterik? Totalüberwachung als Horror-Thema?

Nein. Eigentlich nur eines: Man versucht, den TATORT zu modernisieren und macht ihn damit zur Farce. Man versucht Gags wie die ewig fotografierende Kommissarin einzubauen und macht nichts draus. Man setzt Personen ein, die offenkundig keine wirkliche Rolle spielen, sondern nur "komisch" sein sollen.

Besser, die ARD sucht sich neue Autoren – oder Sender, die es besser können als der Hessische Rundfunk. Oder man beerdigt den TATORT ganz. Die Berliner Zeitung fand es witzig. Offenbar hat man dort viel Humor.
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Das Leben ist eine ganz schöne Zicke, ein kleines Luder ...

Tatorte müssen wohl zwangsläufig eine Moral enthalten, und wenn man SPIEGEL-Redakteur ist, muss man natürlich an die Rampe und das erst mal ausführlich herausposaunen-als „Faktencheck“.

Da ich bekanntermaßen auf die Moral im Tatort scheiße – ja, das Wort passt – und lieber auf „spannende Unterhaltung“ achte, sehe ich den Tatort aus einer anderen Sicht. Eine ausgebrannte, von Krankheit gezeichnete Kommissarin hat deutlich die Nase voll, will es aber zunächst nicht wahrhaben. Doch die eigentliche Hauptrolle spielt ohnehin zunächst der See … der den ersten Toten in einem rituell geschmückten Boot ans Ufer spült. Wie denn überhaupt die Regie erstklassig ist und die Kameraführung ein Juwel der Filmkunst.

Zelebriert wird zunächst ein Damenduo, das den Bodenseekriminalisten eine Scharade vorspielt: Introvertiert, rechtsnational, kaltschnäuzig und unnahbar treten sie den Kriminalisten gegenüber, doch in Wahrheit sind sie ganz anders. Allein diese Szenen sind goldig und absurd und wollen so gar nicht in das ARD-Konzept der Krimis für Moralisten passen.

Doch so richtig spielt man erst auf, als ein Damentrio auftritt, das aus den Schauspielerinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen besteht, die gemeinsam das Tatort-Team an die Wand spielen. Und nicht nur für das Damentrio, sondern auch für die Tatort-Kommissarin wird der Titel zum Thema: „Wofür es sich zu leben lohnt.“

Und euch da draußen muss ich noch etwas zitieren:

Das Leben ist flüchtig, flatterhaft, empfindlich. Eine ganz schöne Zicke ist das Leben. Aber sie ist auch die Schönste aufm Ball. Alle wollen doch nur das Leben spüren, dieses kleine Luder.

Wisst ihr was, Menschen? Liebt doch diese Zicke, dieses Luder, so lange ihr könnt. Auf ewig könnt ihr es nicht.
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Es lebe der Tod – überzeugender TATORT

Wenn zwei wirklich gute Schauspieler zusammenkommen und nicht die Klamottenhelden spielen müssen, wie sonst im ARD-Tatort, dann wird daraus beinahe ein Kammerspiel.

So geschah es gestern Abend. (Ich sah den Tatort erst spät auf „one“). Gutes Drehbuch, sanfte Regie, und zwei Menschen, die einen emotionalen Kampf eingehen, aus der Nähe gefilmt und absolut glaubwürdig gespielt. Felix Murot, gespielt von Ulrich Tukor, und der zunächst namenlose Massenmörder, den Jens Harzer verkörpert, spielen sich vehement in die Tiefen ihrer schwierigen Rollen hinein. Hier der Kommissar, den das Leben plagt und der dennoch den nächsten Tag erleben will, dort der entsetzliche Psychopath mit seiner verbissenen, unerträglichen Moral, der nach eigenen Gesetzen von Gut und Böse lebt.

Zum Schluss leisteten sich Drehbuch und Regie einen teuflischen Gag: Würde der Kommissar seine freiwillig inszenierte, so weit möglich verzögerte Selbsttötung überleben? Traumsequenzen weisen in viele falsche Richtungen, und nur ganz am Schluss wird klar: Murot überlebt, seine Hand ist verbunden, und er betritt ein Café, indem sich die beiden Personen befinden, die er mit seinem Suizid körperlich und emotional retten wollte. Da hätten noch zwei Sätze gut getan.

Tatort, ade …

Sie wollen wissen, was ich vom Tatort am Sonntag hielt? Ich ignoriere Tatort neuerdings. Ich brauche keine Krimis, die mich über den Zustand der Welt und die Befindlichkeit der Bürger belehren. Und ich will einen Teil dieser Schauspieler nicht mehr sehen. Wirklich nicht.
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Tatort aus Bremen: Der Computer ist das neue Monster

Der Tatort aus Bremen hieß diesmal „Echolot“ und ging wieder um das, was Hollywood einst für die Massen erfand: das Monster. Nur ist es diesmal keine Riesenameise und keine übergroßer Gorilla, kein aus dem Ei geschlüpfter Dino und auch nicht das Monster vom anderen Stern, sondern ein Computerprogramm. Und dann war da noch die Erinnerung an „HAL“ – ja, die Computer werden bald übernächtig, weil wir sie mit künstlicher Intelligenz ausstatten, und dann fressen sie ihre Geschöpfe. Nein, fressen können sie nicht, aber sie können Menschen ausschalten – mithilfe der Bordelektronik eines Automobils. Jedenfalls im Puschenkino.

Das war es zunächst, und Minuten später kam der beste Gag. Als die Kommissarin die Nachricht vom Tod überbringt, glaubt ihr die Mutter der Toten kein Wort, greift zum Handy und „spricht“ mit der Tochter über ein Bildtelefon. Nun ja, eben über die App, die ein Smartphone zum Bildtelefon macht. Sie merkt nicht, dass sie mit der Cyber-Kopie spricht, denn tatsächlich ist ihre Tochter mausetot.

Doofe Kommissare - oberschlaue IT-Experten

Dann kommt’s noch einmal zu einem Höhepunkt: als oberschlaue IT-Experten den dummen Kriminalisten mal zeigen, wo der Hammer hängt und sich darüber totlachen, dass sie die Cyber-Animation der ehemals Lebenden für echt hält.

Ist immer Mist, wenn glaubt, zu großartig zu sein. Und nun kommen wir denn auch zu dem, was an diesem Krimi wirklich nichts taugte. Und es kommt aus dem Munde der Co-Regisseurin Claudia Prietzel, die der Presse sagte:

Wie das Echolot die Tiefe des Meeres auslotet, loten wir die Tiefe der Verbindung zwischen Mensch und digitaler Welt aus.


Genau das tut sie nicht. Weder lotet sie aus noch geht sie in die Tiefe, sondern sie verarbeitet bekannte Klischees und kopiert ein bisschen aus ähnlichen Filmen, denn das Thema ist allgegenwärtig. Mal wird ein vergleichbares System („HAL“) gezeigt, und mal entwickelt ein Finanzberater und Nebenberufs-Callboy eine Maschine, die glücklich macht (1) – und ein paar dummdreiste Rotzlöffel sagen uns sogar, dass wir 2050 (endlich?) mit hautverträglichen Robotern Sex haben können. Einvernehmlich versteht sich.

Ei, ei. Und damit kommen wir natürlich zu der Frage, ob Computer Emotionen haben können, die auf ONE in die verständlichere Frage umgedreht wurde, ob Computer Emotionen LESEN können, was viel interessanter ist – jedenfalls für IT-Experten.

Die Frage, ob Computer Emotionen HABEN, hat eigentlich schon E.T.A Hoffmann beantwortet: Solange wir glauben, dass Maschinen Emotionen haben, haben sie welche – wenn wir es nicht glauben, haben sie keine.

Bleibt die Frage, ob die etwas dürftigen Themen „HAL“ oder „ECHOLOT“ die letzten Zuckungen des „Tatorts“ sind oder jetzt „Tatort für Nerds“. Denn eines weiß die ARD genau: Junge Leute können auf Opas Fernsehen im Prinzip verzichten. Und der „Tatort“ gehört zu Opas Fernsehen.

Die Frage wird wohl offenbleiben. Den meisten jungen Leuten ist künstliche Intelligenz so fremd wie Frankensteins Monster. Und die dauernde Überhöhung der künstlichen Intelligenz bis in die höchsten Sphären der Emotionen ist ganz einfach Bullshit. Oder Volksverarschung. Wie die „Bots“, die lüsterne Jünglinge auf Porno-Seiten locken. Man braucht ein beträchtliches Maß an Blödheit, um beides zu ertragen.
(1) In "Satisfaction", läuft derzeit auf ONE.