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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Woke

Um es mal klar und unmissverständlich zu sagen: Woke ist Slang. Selbstverständlich kann man Slang-Ausdrücke verwenden, aber man muss es nicht. Und das Wort heißt nicht mehr und nicht weniger als „Wachsam sein“. Klingt nur interessanter. Da kann man sich mal so herrlich als Elite fühlen, nicht wahr?

Und damit wären wir schon beim Thema. Mit „Woke“ oder „Wokeness“ kann man besserwisserische Subkulturen aufbauen. Zum Beispiel eine „Kultur für korrektes Verhalten“.

Dazu lese ich in der NZZ:

Wenn es um Wokeness geht, bewegen wir uns im Spannungsfeld zwischen den Forderungen einer medial sehr präsenten politischen Linken, den universitären Diskursen (und …) der politischen Theorie. Woke bedeutet da nicht mehr wie ursprünglich Aufmerksamkeit für rassistische Diskriminierung, sondern gilt als Index für richtige Sprache und korrektes Verhalten.

Mir geht diese vorgebliche „Korrektheit“ seit Langem auf den Keks. Wie können sich Menschen drauf versteifen, im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit zu sein? Mich erinnert dies an die dunklen Zeiten des späten Mittelalters oder auch an neue Diktaturen.

Der liberale Geist verlangt danach, sich frei und ohne die Fesseln irgendeiner Ideologie zu äußern. Das nenne ich „wachsam sein“. Und mit dieser Wachsamkeit können wir jene entlarven, die mithilfe von elitären Ideologien die Freiheit der Gedanken beschränken wollen. Damit ist klar, was „Wachsamkeit“ wirklich bedeutet. Wer hingegen „Woke“ verwendet, plappert etwas nach, was in irgendwelchen Elfenbeintürmen ausgebrütet wurde.

Und das muss wirklich nicht sein.

Die merkwürdigen Folgen einer simplen Frage

Dieser Artikel ist sehr persönlich. Er handelt von seltsamen Erfahrungen, die auf eine Frage folgen können.

Ich hatte nicht damit gerechnet, was ich mit einer simplen Frage alles bewegen würde:

Was überwiegt heute, wenn jemand in Deutschland eine „feste Beziehung“ eingeht? Das Gefühl, der Verstand, die Ökonomie oder etwas anderes?

Gestehen muss ich, dass ich absichtlich nicht nach „einer Ehe“ gefragt hatte – aber ich denke, das langjährige Beziehungen doch relativ oft in Ehen übergehen. Für die Frage benutzte ich ein Forum, auf dem ausgewiesene Fachleute oder fachkundige Laien Fragen beantworten können. Verstanden wird dies als Ergänzung zu Online-Lexika oder schwer auffindbaren wissenschaftlichen Untersuchungen.

Zunächst war ich überrascht von den vielen „oberflächlichen“ Meinungen – das ist nicht abwertend gemeint – aber von einem Frageforum erwarte ich doch etwas mehr. Denn die Frage „was überwiegt“ lässt keine andere Deutung zu, dass gewichtet werden sollte. Entweder aus der eigenen Erfahrung, aus der eignen Klientel heraus oder aus halbwegs vertrauensvollen Statistiken.

Ich gebe zu, dass diese Statistiken schwer zu finden sind und dass sie auch dann noch als fragwürdig angesehen werden können. Deswegen habe ich ja auch auf einem Portal gefragt, auf dem ich Experten und Expertinnen vermuten durfte.

Erstaunlicherweise war unter den Antworten kein einziger Hinweis auf solche Quellen. Wenn man etwas nicht weiß oder nirgendwo Hinweise findet, gibt es noch die Möglichkeit, Tendenzen und Hinweisen zu folgen. Denn im Grunde gilt die Neigungsehe (Liebesheirat) zwar immer noch als bevorzugte Form des Lebensglücks, doch sind andere Tendenzen seit Jahren im Gespräch. Dazu gehören vor allem Ehen, die vorwiegend auf gleichem sozialem Stand, gleichem Einkommen, oder gleichem Bildungsgrad fußen. Und nach wie vor spielen ökonomische Fragen, Mobilität und Kinderwunsch eine beachtliche Rolle.

Stattdessen nervte mich jemand mehrfach damit, warum ich nach den Eheschließungen in Deutschland gefragt hatte. Ja, warum? Weil ich vermute, dass Deutsche am besten wissen, was in Deutschland vor sich geht - woran ich nach meinen Erlebnissen nun aber zweifele.

Und nein, ich beabsichtigte nicht, alle 84 Millionen zu befragen. Zwei bis drei Kundige hätten mir gereicht.

Nachsatz: ich glaube, mir aus den Daten, die ich bisher anderwärts eingesammelt habe, dennoch ein Bild machen zu können.

Verdeckte Propaganda

Wer den Rechtsextremisten zuhört, der entdeckt oft, dass sie ein „anderes Deutschland“ wollen - sie sagen aber nicht, welches Deutschland ihnen dabei vorschwebt. Tatsächlich allerdings haben viele von ihnen gar keine Beziehung zu Deutschland, weil ihnen der Zugang zur Kultur des späten 20. und vor allem des 21. Jahrhunderts völlig fremd ist. Sie halten meist das für Deutschland, was sie selbst erlebt oder begriffen haben. Oder sie folgen Fantasien, die mit „Deutschland“ gar nichts zu tun haben.

Dieser Tage wurde eine neue Parole ausgegeben:

Wir wollen, dass unser Volk plötzlich und unerwartet erwacht.

Interessant wäre schon, wer denn in dieser Redeweise „unser Volk“ ist, denn „das Volk“ sind wir alle. Und der Spruch ist eine Mischung aus Traueranzeige und einer Abwandlung eines Liedes aus der NS-Zeit. „Plötzlich und unerwartet“ zu versterben ist tragisch für die Hinterbliebenen. Und die Sache mit dem „Erwachen“ ist ein Inhalt dieses Liedes.

Und nun? Jeder kann etwas für Deutschland tun, indem er Einigkeit und Recht und Freiheit verteidigt, so gut er (oder sie) kann. das nenne ich „Liebe zu Deutschland“.