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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die goldenen Blogger unter sich

Als ich heute davon hörte, welche sogenannten „Blogger“ prämiert wurden und auf welchen Medien sie sich austobten, war ich zunächst schockiert. Das sollen Blogger sein?

Nun gut, vielleicht bin ich zu alt, zu begreifen, was ein Blog bedeutet. Kann durchaus sein. Ich bin vorsichtshalber gleich mal zur Siegerin gegangen, und ja, sie führt tatsächlich ein Blog. Letzter Eintrag, wenn ich richtig gelesen habe: 10. Januar 2020.

Na schön. Unter den Preisträgern sind Leute, die tatsächlich Blogs führen. Und ein paar ausgezeichnete Journalisten/Journalistinnen. Aber das ist nicht der Graswurzeljournalismus, aus dem Blogs einst entstanden sind.

Mein Blog - ist das jetzt ein Blech-Blog?

Wie soll ich das hier nennen? Ein Blech-Blog angesichts des Goldes? Oder gleich einen ein Anti-Blog-Blog? Das letzte Blog, das weder ein Produkt, noch eine Organisation, noch mich selbst hervorhebt?

Gut, gut - ich hab letztendlich unter dem Urgestein der Goldpfötchen noch ein Blog gefunden, das diesen Namen verdient: Franziskript von Franziska Bluhm. Vielleicht hätte ich noch mehr gefunden. Aber das war ich schon nahezu erschlagen von den Bildern, die mir entgegentraten.

Vermuten, Errechnen und Codeschlösser

Gestern sah ich ausnahmsweise mal RTL, die Show, bei der eine Frage das Motto ist: „Wer wird Millionär“.

Herr Jauch stellte die Frage, wie viel Zeit ein Codeknacker wohl benötigen würde, um einen vierstelligen Code herauszufinden, konkreter:

Wie lange ein Dieb für das Öffnen eines Zahlenschlosses mit vierstelligem Code maximal braucht, wenn er pro Sekunde eine Kombination schafft.

Ich muss sagen, dass ich an der Frage nicht sonderlich interessiert war: musste man eben errechnen. Wie viele Sekunden hat eine Stunde? Ja, ja, das sollte man wissen, klar. Aber auch mir fiel es nicht sofort ein. Ich beschäftige mich nicht den ganzen Tag mit Zahlen.

Vermutungen kontra Zahlen

Der Pfarrer vermutete zunächst falsch, und ließ sich zunächst auch nicht davon abbringen, auf seinen Vermutungen zu beharren. Das Interessanteste aber war, dass er sich nicht zum Rechnen bewegen ließ. Denn „so etwas“ ließe sich natürlich relativ leicht errechnen. Doch die einzige Hürde bei den möglichen Antworten war, dass man Sekunden in Stunden umrechnen musste, um in die Nähe der Antwort zu gelangen. Das hätte vollends gereicht. Schließlich half ein Joker mit der Formel aus, die man dazu benötigen würde - sie ist sehr einfach.

Im Internet erklärt dies eine Mathematikseite durchaus richtig, aber es wäre auch einfacher gegangen: Die höchste Zahl, die sich auf einem vierstelligen Codeschloss, das im Zehnersystem (1) arbeitet, eingeben lässt, ist 9999. Nun muss man aber berücksichtigen, dass theoretisch auch die „0000“ möglich wäre, also wären es auch auf diese Weise 10.000 Möglichkeiten. Dennoch ist die höchste darstellbare Zahl mit vier Ziffern eben „9999“.

Doch warum schreibe ich dies? Weil Fakten vor Vermutungen gehen sollten. Eine „gefühlt große Zahl“ ist kein Argument, egal, wie unsere Themen gerade heißen. Gerade dieser Tage interpretiert jeder in jede Zahl das hinein, was er gerade herauslesen möchte - und das gilt für viele Bereiche.

(1) Wenn ein Code vier Stellen hat, bedeutet dies nicht automatisch, dass er im Dezimalsystem arbeiten muss.