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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Zuweisungen für Dumme – der weiße alte Mann

Keine Zuweisungen für irgendjemanden
Hier schreibt ein alter, weißer, heterosexueller Mann, der sich geistig nicht alt fühlt, weiß zu sein nicht als Privileg ansieht und der unverschämt findet, sich sexuell katalogisiere zu lassen.

Ja, ich halte euch, die ihr dennoch die Zuweisungen (alt, weiß, männlich, Hetero) benutzt, für gedankenlose Schwätzer. Was überwiegend daran liegt, dass ich Menschen weder nach ihrer Hautfarbe, noch nach ihrem Alter noch nach ihrer „sexuellen Ausrichtung“ beurteile. Die Differenzierung nach dem Geschlecht oder der sexuellen Ausrichtung ist nur dann wichtig, wenn wir sexuelle Kontakte oder Beziehungen suchen, um Partnerschaften oder Familien zu gründen.

Wenn wir den verkrampften Ideologen glauben würden, dann müsste es zu allem ein Gegenteil geben – was schon für sich genommen Unsinn ist. Und das wäre dann, aus dem Hut gezaubert, eine junge, dunkelhäutige Frau, die sich als queer bezeichnet.

Interessant ist, dass die Schönschreiber solcher Ideologien tatsächlich glauben, dass die Denk- und Handlungsweisen dieser fiktiven Person sinnreicher als das Denken, Handeln und Urteilen aller Menschen ist.

Und deswegen: keine Zuweisungen für irgendjemanden wegen seiner Hautfarbe, seines Geschlechts oder seiner Ausrichtung.

Ansprachen und plakative Gefühlswelten

Kürzlich gab es einen Anlass für mich, eine mit Gefühlen angereicherte Ansprache zu analysieren. Sie war – mit einem Wort – erbärmlich. Ein festes Redekonzept, in das nur noch die Namen eingefüllt werden mussten, zahllose Wiederholungen, die oft sinnlos erschienen. Dazu eine seltsame, hölzerne direkte Ansprache an die Teilnehmer, die dennoch leer und unpersönlich wirkte.

Plakativ wirksam oder sinnreich für die Betroffenen?

Diejenigen, die es unmittelbar betraf, waren dennoch gerührt – und ich denke, wenn die Rede von einer KI ausgedacht worden wäre, wäre sie kaum schlechter gewesen.

Wobei wir bei der Vermittlung von Gefühlen wären. Wenn die Sprache ein Transportmittel für Gefühle sein soll, dann ist es gut, sie mit Vorsicht einzusetzen. Von einem Standesbeamten erwarten wir, dass er eine sinnreiche und glaubwürdige Rede über die Ehe hält. Aber wir erwarten nicht, dass er uns in der Rede darüber belehrt, wie sie zu führen ist. Bei der Beendigung einer Schul-, Lehr- oder Studienzeit dürfen wir auf einen optimistischen Blick in die Zukunft hoffen, aber nicht darauf, welchen Weg wir nun einschlagen müssen. Selbst in einer Trauerrede sollte keine Lehre erteilt werden, wie jemand zu trauen hat.

Die wahren Gefühle gehören jedem Menschen selbst

Die Gefühle der Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie jede Person für sich selbst hat. Wir glauben, „mitzufühlen“ und wissen doch nur, wie wir „ähnlich“ gefühlt haben. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wenn ein junger Mensch das Elternhaus verlässt, entsteht eine neue Situation für Eltern und Kinder. Das ist eine Tatsache. Wie sich Eltern und Kinder dabei fühlen – dafür gibt es keine Regel.

Behutsamer Umgang mit Gefühlen

Einfühlsam zu sein, heißt nicht einfach, „auf Mitfühlen zu machen“. Im Bewusstsein, die Gefühle anderer nicht wirklich teilen zu können, bedeutet dies, Gefühle sanft zu unterstützen. In die Gefühlswelt anderer einzugreifen, bedeutet hingegen häufig, deren Gefühle zu verletzen. Und sich dagegen zu wehren, fällt besonders Menschen schwer, die tatsächlich Zuspruch, Verständnis und Perspektiven für die nahe Zukunft benötigen.

Mit einem Satz: Der Inhaber der Gefühle ist immer derjenige, der sie hat. Mit etwas Glück findet er oder sie Verständnis bei anderen. Menschen, die zuhören können zum Beispiel.

Und diese Eigenschaft ist oft besser als das plakative Mitfühlen, das kaum jemandem nützt.