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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Hofkonzert

Hofkonzert in Altenburg (Rossmarkt)
Hofkonzert - das Ilya Shneyveys & Emil Goldschmidt Duo in Altenburg
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Endlich wieder ein Konzert - Roby Lakatos

Roby Lakatos auf der Bühne, mit seinem Gitarristen
Roby Lakatos ist ein Phänomen - und nicht nur er, sondern auch sein Ensemble, das sich überwiegend aus erfolgreichen Solisten zusammensetzt, die ihrerseits wieder eigene Ensembles leiten.

Bei Roby Lakatos gibt es keine Festlegung auf ein Genre - er spielt „Gipsy Music“, Musical-Melodien, Filmmusik und klassische Konzerte. Musiker seiner Art nannte man früher einmal „Teufelsgeiger“, weil man glauben konnte, dass ein Mensch den Bogen niemals so schnell führen konnte. Tatsächlich stammt Roby Lakatos aus der Dynastie des legendären Geigers János Bihari, auf den sich heute die Laktos-Dynastie beruft, zu der auch der bekannte Saxofonist Tony Lakatos zählt.

Ich sah und hörte das Roby Laktos Ensemble zusammen mit dem Philharmonische Orchester Altenburg-Gera unter der Leitung von Péter Dobszay unter freiem Himmel. Die Kombination „Symphonieorchester - Gipsy Band“ ist für hiesige Ohren noch immer ein bisschen „gewagt“, denn das Bildungsbürgertum trennt nach wie vor scharf in „klassische Musik“, „Musical“, Jazz und Unterhaltungsmusik. Doch erst, wenn die Grenzen fallen, wird deutlich, dass der Kern jeder Musik in den Emotionen liegt, die sie auslöst. Besonders bei den Gipsy-Musikern verblüfft der schnelle Umstieg von einem Genre auf das Nächste, der sich beinahe übergangslos vollzieht.

Das Publikum wirkte gelegentlich etwas verstört. Ein Gipsy-Geiger mit einer akademischen Ausbildung? Ein Ensemble, das aus musikalisch bestens ausgebildeten Könnern besteht? Mancher wusste nicht so recht, wie er den Abend einordnen sollte.

Roby Lakatos und Janö Lisztes

Neben Roby Lakatos spielten andere überragende Solisten, wie der Zymbal-Spieler Jenö Lisztes. Dieser wurde vor allem durch seine Interpretation des „Hummelflugs“ weltberühmt, die er auch hier in Thüringen bravourös vortrug. Besonders „jazzig“ kam der Keyboarder Robert Szakcsi Lakatos herüber, der bereits auf dem bekannten Montreux Jazz Festival brillierte.

Das Fazit? Sowohl die Solisten wie auch das Ensemble boten eine herausragende Leistung, und zusammen mit dem Symphonieorchester entstand ein lustvoll ausgelegter Klangteppich, der das Publikum letztlich doch noch begeisterte.

Eine Matinee im Gewandhaus

Eine Matinee in einem großen und berühmten Konzertsaal, in dem die besten der Welt die Bühne betreten, ist ein besonders Ereignis. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Kaum schwarz-weiße Pinguine, nur wenig graue Elefanten und auch kaum Damen, die gerne mal ihren teuren Schmuck vorzeigen. Ich denke oft: Wer da morgens um 11 Uhr die Musikkathedrale betritt, der will vor allem lauschen.

Zu Lauschen gab es viel: das Orchester reichlich bestückt, inklusive Lärmmaschinen aller Art, Instrumenten, die zum Bedröhnen eingesetzt werden und solchen, die für die sinnlicheren Klänge gedacht sind. Der eigentliche Effekt der großen Orchester besteht ja darin, sowohl extrem dramatisch und lautstark zu sein wie auch höchst sensibel. Dazu dann noch ein hervorragender Solist auf der Trompete und der neue Dirigent, den das Leipziger Publikum nach und nach zu lieben beginnt: Andris Nelsons.

Man muss die Musik nicht verstehen - nur lauschen

Lassen Sie mich damit beginnen, wovon ich gar nichts verstehe: von der Musik Gustav Mahlers. Seine Fünfte Sinfonie ist wahrhaftig überwältigend, und sie klingt auch heute noch sehr modern. Dennoch ist sie längst Repertoire, und das Interessante daran ist: Den Zeitgenossen des aufkommenden 20. Jahrhunderts war sie zu zickig – und die letzte Fassung, so erfuhr ich, ging gar erst 1964 in Druck. Insgesamt passt also alles ins 20. Jahrhundert. Warum ich nichts über die Ausführung sage? Weil dies keine Musikkritik ist. Musikkritiker hören Tonaufnahmen, gehen in Konzerte, vergleichen dies und jenes, und loben oder verwerfen nach eigenem Gusto. Ich lausche neugierig den Ereignissen, Tönen und Geräuschen. Davon kann man wahrhaftig beeindruckt sein, und auch ich war es.

Das kurze, wunderbare Trompetenkonzert

Bei Mahler waren dann auch alle Reihen nahezu durchgehend mit Zuhörern bestückt. Einige hatten offenbar beschlossen, sich das Stück vor der Pause zu schenken. Nämlich ein Konzert für Trompete und (großes) Orchester, das von Bernd Alois Zimmermann stammt und damit nun aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Es hat den ungewöhnlichen Namen „Nobody Knows de Trouble I see“ und ist (zumindest für „gewöhnliche“ Konzertbesucher) eigenartig instrumentiert – unter anderem wird ein kompletter Saxofonsatz benötigt. Ach so: Versuchen Sie gar nicht erst, etwas mehr darüber im Internet zu finden. Sie werden erschlagen von all den Sängerinnen und Sängern, die das textlich ähnliche klingende Spiritual interpretiert haben. Teils auch sehr schön – aber diese Künstler spielen in einer anderen Liga.

Nun nehmen Sie mal hin, was Ihnen der Banause, der dies schreibt, zu sagen hat: Das Stück ist jede Minute wert, die sie zum Lauschen übrig haben. Es ist ein Trompetenkonzert mit Zwölfton- und Jazzelementen, wie es im Beiheft des Gewandhausorchesters heißt. Das mag so sein oder auch nicht, aber es ist jedenfalls ein wirklich schönes Stück, das sehr bewegt und zugleich versöhnlich klingt. Der Trompeter entlockte seinem Instrument die schönsten Töne, und gerade Trompenliebhaber– egal aus welcher musikalischen Ecke – kommen hier voll auf ihre Kosten. Der Trompeter Håakan Hardenberger (und da staunte ich Bauklötze) gab das Konzert im Gewandhaus schon 1993 – was dafür spricht, dass man Gewandhaus schon einmal äußerst experimentierfreudig war.

Angeblich – so höre ich häufiger – goutiert das Publikum die Musikauswahl des neuen Gewandhauskapellmeisters nicht sonderlich. Wie schade, denke ich noch beim Hinausgehen. Und höre noch eine Stimme hinter mir zu Bernd Alois Zimmermann: „Also, so schrecklich war das Stück doch gar nicht.“

Nein, es war – im Gegenteil – schrecklich schön.

Geständnis über Operngesang

Entgegen der Gewohnheit von Opern- und Operettenliebhabern, die vor entzücken lächeln und vehement applaudieren, wenn die Sängerinnen und Sänger aus voller Brust und strahlender Kehle Töne ablassen – empfinde ich dies bisweilen als Lärm. Und nicht nur das. Diese Töne schmerzen mich – sie dringen wie Nadeln in mein Gehirn und stören mein ästhetisches Empfinden. Ich weiß nicht einmal, warum das so ist. Mag sein, dass ich zu viele Opern aus Vaters Superhet-Emfänger (plus Plattenhobel) gehört habe, die zugegebenermaßen noch lauter und scheußlicher aus den 3D-Lautsprechern kamen als aus den Kehlen der Sängerinnen auf der Opernbühne.

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