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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Ansprüche und Neiddiskussion

Lassen Sie mich diesen für Sie vielleicht provokativen Satz zuerst sagen:

Sie haben keine Ansprüche an das Leben – das Leben stellt, im Gegenteil, Ansprüche an Sie.


Sie haben auch, außer im juristischen Bereich, den Ihre Ahnen oder Sie selbst durch Verträge und Vereinbarungen geregelt haben, überhaupt keine Ansprüche. Mit einem Unterschied: Sie können beliebig viele und beliebig hohe Ansprüche an sich selbst stellen.

Die Ansprüche an sich selbst

Menschen, die das tun, wissen, wie schwer es ist, die eignen Ansprüche zu erfüllen. Man setzt Ziele zu niedrig an, und stellt fest, dass man hätte mehr erreichen können, oder zu hoch, um festzustellen, dass man sie niemals erreichen wird. Dann ist es meist noch möglich, die Ziele zu korrigieren oder die Ansprüche an sich zurückzunehmen. Und überhaupt: Irgendwann stellen wir fest, dass wir nicht mehr alle Ziele erreichen können.

Die Ansprüche des Lebens an Sie

Das Leben stellt Ansprüche an Sie. Es will, dass sie für Ihr Überleben sorgen, sich selbst ernähren, kleiden und sich durch ein Dach über dem Kopf schützen, und letztendlich, dass Sie sich paaren. Die Gemeinschaft hilft Ihnen bei alldem, aber sie ist nicht der Alles-Erfüller.

Ihre Ansprüche an Arbeit, Güter und Menschen

Stellen Sie Ansprüche an ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihre Partnerschaft? Ja? Wie wäre es, auf Bedürfnisse und Wünsche zurückzustecken? Wenn Sie jung sind, werden Sie bald sehen: Ihre Zertifikate und Abschlüsse sind gut und schön, und doch ergibt sich daraus kein Anspruch auf einen bestimmten Beruf. Schöne Wohnungen, geschmackvolle Einrichtungen und ein wenig Kunst an den Wänden verlangen Opfer an anderer Stelle – einen Anspruch drauf haben Sie nicht. Und die Partnersuche? Sie ist mit völlig absurden Vorstellungen dicht gepflastert, und man kann täglich darüber in einschlägigen Foren lesen.

Wenn sich Ansprüche nicht erfüllen lassen, könnet man natürlich das Einfachste tun: Mal auf sich selbst schauen und neue Wege gehen.

Sobald ich dies sage, kommen Menschen ins Spiel, die mir vorwerfen, ich wolle den Zurückgesetzten suggerieren, sie seien selbst schuld an ihrer Misere, und das sei einfach unverschämt. Was bleibt dann aber? Schuldzuweisungen an andere? Unendliche Lamenti, Tränen und die Gier nach Trost? Alles völlig sinnlos.

Ich bin weit davon entfernt, jemandem irgendeine Schuld zu geben. Ich suche nach Ursachen – und nach Lösungen. Hinzu kommt eine einfache Weisheit, die sich kaum wegdiskutieren lässt:

Es ist wesentlich einfacher, sich selbst zu verändern, als andere verändern zu wollen.

Und nun sind wir bei jenen, die unbelehrbar sind. Sie sehen ja, dass andere schaffen, was sie nicht erreichen. Aber sie suchen weder nach den Ursachen noch nach den Lösungen. Stattdessen neiden sie anderen ihre Möglichkeiten. Das mag sich ja irgendwie psychologisch erklären lassen, aber es bringt keine Vorteile. Andere mögen unverdient zu Ruhm, Ehre. Reichtum oder schönen und liebevollen Partnern gekommen sein – aber das ändert kein bisschen an der eigenen Situation. Sie kann man nur ändern, wenn man sie früh genug bei den Hörnern packt.

Und glauben Sie mir – ich weiß, wovon ich rede.

Zum Tag der Einheit: Deutschland – anstrengendes Land

Eigentlich haben wir in Deutschland beste Bedingungen: Wir sind ein Volk, das ein Volk ist. Mögen hier auch Bayern und Sachsen widersprechen, weil sie „Deutsch sein“ nicht begreifen wollen und gerne ihre Extrawürstchen braten, es ist einfach so. Und ja – neben den bereits Genannten glauben auch manche Schwaben und Badener, nicht so recht zum deutschen Volk zu gehören, weil sie hartnäckig ihre merkwürdigen Sprachen verteidigen, die mit Hochdeutsch wenig zu tun haben. Aber abgesehen davon sind wir Deutsche ein einheitlicheres Volk als das des Vereinigten Königreichs, Frankreichs oder Spaniens.

Neidhammel als Störer und Quertreiber

Leider sind wir aber auch ein Land der Neidhammel. Insbesondere wirtschaftlicher Erfolg wird geneidet, weil er als unverdient gilt. Die „hart arbeitenden Menschen“, die neueste Galionsfigur der Sozialdemokratie, begreifen nicht, dass eine Arbeit, die von Erfolg gekrönt ist, nicht unbedingt „hart“ sein muss. Ein Geistesblitz, eine besondere Fähigkeit oder Kunstfertigkeit muss nicht „hart erarbeitet“ werden, sondern sie ist eine Gabe der Natur, der Evolution oder des Zufalls. Klar gibt es „unverdienten Erfolg“. Er ist nicht viel häufiger als „das große Los“ oder der „Sechser im Lotto“.

Deutschland - anstrengendes Land

Deutschland ist ein anstrengendes Land. Wer hier lebt, muss sich dauernd rechtfertigen. Warum dieser, der doch nur Taxifahrer war, eine Karriere in der Politik machen konnte. Und warum jener, der etliche Semester an Universitäten ausgesessen hat, seit Jahren arbeitslos ist. Wer hier sagt „weil ich es kann“, „weil ich darin gut bin“ oder „weil es mir die Menschen abnehmen“ erscheint bei einem erfolgreichen Lebensweg sofort als suspekt. Er muss mit Neidern, Nörglern und Wadenbeißern leben.

Werte schaffen und erhalten

In manchen Landstrichen in Deutschland herrscht eine „Schafferkultur“, die fälschlicherweise den Schwaben nachgesagt wird, aber auch sonst verbreitet ist. Und in der Tat müssen sich Deutsche anstrengen, um die hohen Standards zu halten, die sich das Land und sein Volk seit 1945 erarbeitet hat.

Der Wohlstand dieses Landes beruht nämlich nicht, wie der Kanzlerkandidat der SPD sagte, auf Menschen, die hart arbeiten, sondern auch solche, die sich immer wieder anstrengen, für sich, ihre Familien und ihr Land den Wohlstand zu erhalten. Jüngst sagte dazu Bernhard Vogel:

Wir müssen deutlicher machen, dass Soziale Marktwirtschaft zwar zu Wohlstand führt, aber auch sehr große Anstrengungen von jedem Einzelnen erfordert. (Die Lösung ist …) das Schaffen von Möglichkeiten, dass jeder für sich und die Seinen sorgen kann.


Das Anstrengen ist oft schwer zu ertragen - Umverteilen aber auch

Das Gegenteil dieser Aussage wäre: Die Wirtschaft beruht auf dem Verteilen und Umverteilen von Gütern. Oder brutaler: „Wenn andere mehr bekommen als ich, dann wird mir etwas weggenommen.“ Diesen Unsinn höre ich öfter - es handelt sich um Hypotheken deutschen Unwesens, die schwer zu tilgen sind - nicht nur in den Bundesländern, die ehemals zur DDR gehörten.

Manchmal ist es wirklich scher zu ertragen, dass Deutschland so anstrengend ist. Und ich kann Ihnen absolut versichern, dass es normalerweise um so anstrengender wird, je mehr Erfolg Sie haben.

Die Einheit entsteht durch Begegnungen

Falls Sie den Gedanken der Einheit vermissen: Das ist ein Thema für Sonntagsredner. Je mehr Menschen von Ost nach West, von West nach Ost, von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord wandern, um dort zu arbeiten und zu heiraten, umso schneller werden wir ein Volk. Und die Menschen, die kaum aus ihren Dörfern und Kleinstädten herausgekommen sind, werden wohl immer glauben, ihre Weltsicht sei die einzige richtige. Ich weiß nicht einmal, wie man diesen armen Menschen helfen kann.

Schlaue CDU – kontert naiver SPD


Ob es nun „nur“ Wahlversprechen sind oder nicht – die CDU/CSU geht’s schlauer in die kommende Wahl als die SPD. Der wesentliche Fehler der SPD ist allerdings kaum noch auszulöschen: Sie hat viel zu früh und viel zu heftig die soziale Armutskarte gezogen – und die sticht nun mal nicht.

Und die Union? Sie plant (jedenfalls in ihren Wahlversprechen) für „die kommende Legislaturperiode eine große Steuerreform mit Steuerentlastungen, von denen alle Bürger profitieren“, las ich in der FAZ. Und man höre und staune, die Entlastung soll vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen treffen - also die Mehrheit.

Da wird der Finger in die Wunde gelegt – und ein sensibler Bereich berührt, denn die Sozialisten gar nicht mehr kennen. Denn die Sozialisten favorisieren im Wahlkampf die Schere zwischen „extrem arm und unsagbar reich“. Das mag bei ein paar Neidhammeln ankommen, trifft aber nicht die Sorgen der Mehrheit, die üblicherweise hart arbeitet und am Ende des Monats dennoch Ebbe in der Geldbörse hat.

Es ist eben nicht sozial, gute Leistungen nicht ausreichend zu honorieren. Es ist auch nicht sozial, den Armen den Anschluss an den Rest der Gesellschaft zu verweigern. Aber nur im Doppelpack ergibt dies einen Sinn, und nicht, indem man bei der gegenwärtig besten Wirtschaftslage mit Armut Panik verbreitet.