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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Charme

Aus meiner Jugend erinnere ich mich, wie unsere Deutschlehrer zeigefingerhebend den Unterschied zwischen „Charme“ und „Anmut“ erklärten: „Anmut hat ein junges Mädchen und sie weiß es oft nicht, Charme hingegen hat eine reife Frau und sie weiß es sehr wohl.

Soweit der Deutschlehrer. Wer ein wenig forscht, erkennt schnell, dass „Charme“ im Deutschen sehr wohl mit „Anmut“ gleichgesetzt wird. Aber was ist Anmut? Im Ursprung war „Anmut“ nichts mehr als die Begierde. Dann wurde das Wort umgekehrt: Die Anmut war nicht die Begierde selbst, sondern das, was die Begierde anregt und befriedigt.

Die Anmut wurde von der Begierde zur Sprache der Seele

Die Formulierung aus dem 17. Jahrhundert wurde im 19. Jahrhundert stark verändert. Plötzlich interessierte sich das romantisierende Bürgertum für die Seele. Und der Ausdruck einer schönen, bewegten Seele war nunmehr die Anmut.

Heute finden wir nur noch wenig „Anmut“ in der Literatur, aber mehr Charme. Man sagt, dass es der Liebreiz sei, der Zauber der Weiblichkeit oder die Faszination der Persönlichkeit. Ich denke, dass Charme durchaus eine sinnliche Liebenswürdigkeit ist – gleichwohl wird das Wort auch für „verborgene“ oder „überraschende“ Reize von Menschen, Dingen. Kunstwerken oder Dienstleistungen genutzt.

Charme oder soziale korrekte Ansprache?

Können wir auf den Charme verzichten und alles nüchtern miteinander verhandeln? Müssen wir auf die sinnliche Komponente des Charmes verzichten, nur um „politisch korrekt“ zu sein?

Auf keinen Fall. Charme ist – wie Humor – eine Eigenschaft, die viele Schwierigkeiten und Konflikte im Ansatz verkleinert und manche Wege ebnet. Mag sein, dass diese Möglichkeit gelegentlich befremdet, denn warum soll der charmante Mensch einen Vorteil haben?

Ganz ehrlich, diese Frage ist müßig. Ich selbst habe einmal in einem Wettbewerb verloren: Mein feuriger und engagierter Vortrag wurde von einem ausgesprochen charmanten Vortrag einer jungen Dame ausgestochen.

Es ist eben so: Wer charmant sein kann, hat Vorteile. Ob das nun „sozial korrekt“ ist oder nicht: Ich kann gönnen.

Gibt es Chemnitz?

Wie ihr sicher wisst, liebe Kinder, gibt es Bielefeld nicht. Das ist eine Stadt im Westen, die angeblich ungefähr 333.333 Einwohner hat und das Kennzeichen BI – und so etwas kann es nun mal nicht geben.

Und Chemnitz ist eine Stadt im Osten, die der Opa noch als Karl-Marx-Stadt in Erinnerung haben dürfte. Sie hat angeblich etwas weniger Einwohner, nämlich so gut wie 246.246, trägt das Kennzeichen „C“ und existiert ebenfalls nicht.

Dass sie überhaupt Erwähnung findet, ist einem Fehler der bösen, bösen Journalisten zu verdanken, die hier ein ruhiges und beschauliches Sachsenstädtchen zu „Chemnitz“ umfunktioniert haben. Dieses war – wie ich beunruhigt nachlas, einstmals von tropischen Regenwäldern überwachsen, und nichts als ein paar ausländische Jäger und Fischer trauten sich dorthin.

Kürzlich nun behauptete die liederliche West-Presse im Rahmen ihres ständigen Saxony-Bashings, in Chemnitz sei es zu einem merkwürdigen Schauermarsch gekommen.

Und jetzt wissen wir, dass es gar nicht wahr ist. Sagt der Herr Ministerpräsident des Freistaats Sachsen.

Es gab keinen Mob, es gab keine Hetzjagd und es gab keine Pogrome in dieser Stadt.


Natürlich nicht, weil es Chemnitz gar nicht gibt, warum sonst?

Die bösen Journalisten müssen auf die Couch

Und all die bösen, bösen Journalisten und all die anderen, die nicht wissen, was sie sagen, sollen jetzt auf die Couch. Denn das weiß einer dieser weisen, bärtigen Männer, die man auch als Psychotherapeuten bezeichnet. Und einer davon sagte den „Dresdner Neuesten Nachrichten“

Die Kritiker der Sachsen gehören auf die Couch. Gerade im Westen herrscht überhaupt kein Verständnis gegenüber dem Protest, der aus Sachsen kommt.


Ja, wenn das ein Psychotherapeut sagt – dann muss es wahr sein. „Kein Verständnis gegenüber dem Protest …“ ei, ei … der Mann kennt offenbar "den Westen", so wie es schcon im Lied vom "Alten Häuptpling der Indianer" hieß: "Wild ist der Westen, schwer ist der Beruf. Uff."

Nicht im schönen Sachsen!

Wie gesagt, liebe Kinder, es gibt ja gar kein Chemnitz. Jedenfalls nicht in Sachsen. Und Sachsen gibt es ja auch mehrfach: in Sachsen, in Sachsen-Anhalt, in Niedersachsen und sogar in Angelsachsen. Alles muss ganz woanders passiert sein … aber "nicht hier bei uns im schönen Sachsen!"

Und nun, liebe Kinder, schlaft recht schön. Der Onkel Ministerpräsident und der Onkel Psychotherapeut wissen schon, was gut und richtig für euch ist.

Buttnase und die Politik Anno 2018

Warum erinnere ich mich angesichts der Auftritte gewisser Politiker (durchaus unterschiedlicher Parteien) eigentlich derzeit an Knut Buttnase?

Buttnase aus Dösenbüttel an der Döse, war Gründer der „Moralsoziologogischen Deutschen Vortschritts-Partei“, kurz MDVP, und die hatte ähnliche ulkige Ziele wir diese Rechtskasper heute (wie bereits gesagt, durchaus unterschiedlicher Parteien).

Nein, ich vergesse nicht zu sagen, dass Knut Buttnase die Erfindung eines Radiomoderators war.Heute würde man Buttnase wohl eher Gamsnase nennen, und Alois würde besser zu ihm passen als Knut. Und er könnte aus Verrottungen an der Rotte stammen.

Sagt nun bloß nicht: Gibt’s schon.