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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die Funktion des Joghurt-Bechers im Heizungssystem

Man kann ihn kaum übersehen - den Joghurtbecher
Da ist das Ferienhaus, frisch ermietet. Der Boiler sieht ein wenig merkwürdig aus, obgleich er trutzig die Wand schmückt. Doch im Rahmen der Installation hat man ein wichtiges Detail verbaut: Einen Joghurtbecher, der wie absichtslos an der Heizung hängt. Jener Becher ist auch der Grund für die erste Irritation: Ab dem zweiten Tag gab es kein heißes Wasser mehr. Die Agentur, über die ich das Objekt gemietet hatte, half schnell: Ein Techniker erschien in erstaunlich kurzer Zeit, sah sich Schaltkasten und Sicherungen an, überprüfte noch dies und jenes mehr, fand nichts. Doch als er das Gerät selbst in Augenschein nahm, befand er, dass es eine Art Ausschalter geben müsse und folgerte, dass man einen Ausschalter auch zum Einschalten benutzen könnte. Dieser allerdings versteckte sich hinter dem Joghurt-Becher. Ein Klick von kräftiger Hand tat dann das Wunder: es gab heißes Wasser.

Die Funktion des nämlichen Bechers sollte ich schnell entdecken. Denn wenn sich das Wasser im Boiler ausdehnt, weint dieser viele Tränen, und damit die nicht einfach auf den Boden fallen, hat man ein Rohr dafür angebracht, das die Tränen in Abwasser verwandeln soll- Und eben jenes Rohr endet, wie könnte es anders sein, im Joghurt-Becher. Wenn er voll ist, läuft er über. Muss man eben wissen und öfter mal hinschauen, wie hoch der Füllstand ist.

So weit die aktuellen Ereignisse, die ich mit Gelassenheit nehme - man kann sich ja nicht über alles aufregen. Und ich wollte schon immer einen Artikel mit Niveau schreiben - und sei es über den Füllstand eines Joghurtbechers.

Bremen ist an allem Schuld - und Oliver Welke spottet

Ach, Herr Oliver Welke – sie spotten in letzter Zeit auf niedrigen Niveau – offenbar braucht das Ihr Publikum. Und die Jubelpresse nimmt dergleichen begeistert auf, wie ich im Stern lesen konnte. Übrigens in der Rubrik „Kultur“.

Grundlage der Satire war die Vermutung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe in der Außenstelle Bremen zu Unrecht Asyl bewilligt. In der Darstellung wurde dies allerdings so gezeichnet, als sei die Hansestadt inklusive ihrer Bürgerschaft und der dortigen Beamten nicht ganz beieinander. Zu viel (!) SPD, zu viel Schulden … und sowieso. Bremen eben. Ha, ha.

Der Beitrag (Kaffeefahrt für Asylbewerber nach Bremen) war einfach peinlich, egal, welcher politischen Überzeugung man angehört. Und das spielt es wahrhaftig keine Rolle, ob auch andere den Vergleich mit der Kaffeefahrt benutzen.

Bremen diffamieren? Nichts leichter als das. Bremen ist ein kleines Bundesland, umschlossen von Niedersachsen. Nur sollte der Herr Welke vielleicht auch den Rest der Wahrheit wissen, und der steht in der SZ:

Inzwischen wird in zehn Außenstellen des Bamf geprüft, etwa in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Hessen. Auch in Schleswig-Holstein sollen ungewöhnlich viele positive Bescheide ausgestellt worden sein.


Gut, gut, Welke macht Satire, und Satire darf ja bekanntlich alles – und dennoch wird sich in den Hirnen dank ständiger Wiederholung in Presse, Fernsehen und Rundfunk einbrennen: Die Bremer sind Schuld an allem.

Klar: machen kann man da nix. Aber lachen muss man auch nicht unbedingt.