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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Zu (ein Beitrag zur aktuellen Lockdown-Debatte)

Die Infektionszahlen seien „zu hoch“ höre ich in den letzten Tagen oft. „Zu“ ist eine Bewertung, für die man Maßstäbe benötigen würde.

Du kannst zu dick sein, einen zu hohen PSA-Wert haben oder einen zu hohen Blutdruck. Dafür existieren Normen, die Menschen aus Erfahrungswerten gewonnen haben. Du kannst zu viel Essen und zu viel Alkohol trinken, die zu dünn oder zu dick anziehen oder sonst etwas „zu“ tun, das dir schadet, gemessen an deinen eigenen Maßstäben.

Die "zu hohen Zahlen"

Doch was sind „zu hohe Zahlen“? Bei einer Pandemie ist jede Zahl „zu hoch“, gemessen an dem, was man sich wünscht oder erwartet hat.

Aber, meine lieben Redakteure (m/f/d) und Politiker (ebenfalls m/f/d), sagt uns doch bitte mal, woher ihr die Vergleichswerte bezieht, und ich meine damit „gesicherte Normalwerte bei Pandemien“?

Ach, du lieber Schreck. Da tauchen alte und neue Virologen auf, die sicher in guter Absicht warnen. Ich kann es ihnen nicht verdenken, das sie es tun, und warum eigentlich nicht die Nachweihnachtszeit als „Lockdown-Zeit nutzen? Klingt nicht schön, aber das ist ohnehin eine eher ruhige Zeit. Allerdings wäre die Frage, wann bei einem „harten“ Lockdown bis zum „10 Januar 2021“ mit „Ergebnissen“ zu rechnen wäre. Anfang Februar?

Warum letzte Warnungen sinnlos sind

Unschön daran ist, wenn Herr Droste sich als Papst der Wissenschaft mit Universalkonzept hinstellt. Wer glaubt, „deutliche und letzte Warnungen“ in Richtung Politik geben zu können, muss schon eine Menge Chuzpe haben. Denn nach der „letzten Warnung“ folgt normalerweise keine weitere. Und Zahlenspiele mit „wenn Kontakte um soundso viel Prozent reduziert werden, dann … “ sind nicht besonders einleuchtend, es sie denn, man pflege wirklich viele unterschiedliche Kontakte. Das mit dem „Datenmaterial“ der Leopoldina wirkt erst glaubwürdig, wenn die Quellen auf den Tisch des Hauses kommen. Kann man Kontakte überhaupt in Zahlen messen? Die Statistiken sollen angeblich aussagen, dass „die Kontakte im Frühjahr um 63 Prozent zurückgefahren wurden.“ Und jetzt glaubt man, 43 Prozent festgestellt zu haben, bevor wieder der Wert von „drei Viertel“ ins Spiel gebracht wird, den schon die Kanzlerin im Munde führte.

Die Politik hat es deutlich schwerer als die Wissenschaft

Und noch etwas: Im Unterschied zu den Virologen, die sich auf Zahlenspiele zurückziehen können, kann es die Politik nicht. Sie braucht den Rückhalt in der Bevölkerung, denn wenn „Maßnahmen“ (also nicht Vernunftgründe und Einsicht) eine Wirkung haben sollen, müssen Menschen mitmachen, die zuvor noch müde gelächelt haben, wenn es um Infektionsschutz geht.

Nichts mehr als eine Symbolpolitik ohne wirkliche Hintergründe?

Wie sagte der Herr Linder gerade noch? Es handle sich um Symbolpolitik, die „dem Publikum nur ein planvolles Vorgehen simulieren soll.“ Widerlege den Satz, wer will und kann. Ich bin gespannt.

Es wäre schön, wenn sich alle, Wissenschaftler wie auch Politiker, ein wenig zurückhaltender bei ultimativen Forderungen wären. Jeder Infizierte ist einer zu viel, und jeder der an Covid Verstorbenen ist einer zu viel. Aber welche Maßnahmen wann, wie und wo etwas bewirken, dass weiß in Wahrheit niemand mit Sicherheit.

Was JETZT wirklich nötig wäre

Maßnahmen, Maßnahmen, Maßnahmen ... sie mögen helfen, beruhigen oder ablenken. Ob sie objektiv wirksam sind, weiß niemand. Würde ich jetzt sagen: „Ich kann das Wort ‚Corona‘ nicht mehr hören“, dann würde ich derzeit unter die Bösewichte fallen, die angeblich gar nichts begreifen. Kritiker werden zu Gegnern abgestempelt, und Gegner werde - notfalls öffentlich - abgekanzelt. So funktioniert Politik offenbar dieser Tage. Eigentlich ist die Situation viel zu ernst, um sie so zu diskutieren, wie dies derzeit geschieht.

Doch was eigentlich nötig wäre, wissen Virologen (1), Allgemeinmediziner und die „Deutsche Stiftung Weltbevölkerung“ - und sie sagen es ohne Geschenkverpackung (2):

Damit Regierungen die grundlegende Gesundheitsversorgung - und damit das Menschenrecht auf Gesundheit - künftig in Krisenzeiten aufrechterhalten können, brauchen wir Investitionen in die Stärkung von Gesundheitssystemen - und zwar weltweit.

Sicher haben wir ein gutes Gesundheitssystem, das kurzfristigen Krisen standhält. Aber wir haben keine Perspektive, was geschieht, wenn wir es plötzlich ergänzen oder erweitern müssen. Zur Begründung des Lockdowns (3) wird uns mal gesagt, wir hätten nicht genügend medizinisches Personal, dann wieder, die Gesundheitsämter seien überfordert - Intensivbetten hingegen scheint es noch genügend zu geben.

Politiker müssen aus der Blah-Blah-Ecke herauskommen

Von Politiker erwarten wir Antworten, die über das übliche Blah-Blah hinausgehen : Wir würden gerne wissen, ob sie überhaupt Pläne für wirklich ernste Notfälle haben. Stattdessen wird uns gerade das neue "Weihnachtsmärchen" aufgetischt.

(1) Was ist richtig, was nötig? Arbeiten mit dem Überlastschalter.
(2) DSW, Jan Kruezberg
(3) Über den undemokratischen Geist des Lockdowns.

PS: Es lohnt sich, die Rede der Deutschen Bundeskanzlerin einmal auf Fakten und rhetorisch Phrasen abzusuchen. Und: Ach ja, die Gesundheitsämter - sie müssen häufig als Begründung für die Maßnahmen herhalten.

Zweite Welle und Presse

Das Einzige, was wir wirklich wissen, ist dies: Das Leben mit dem „neuartigen Coronavirus“, ist gefährlicher als das Leben ohne das Virus. Und jemandem zu begegnen, kann gefährlicher sein, als niemandem zu begegnen. Sonst übrigens auch.

Pressewirbel um eine "zweite Welle" - aus Sensationslust?

Und ja, es könnte eine zweite Infektionswelle geben. Es ist gut, darauf hinzuweisen, aber nicht gut, jetzt in Erstarrung zu verfallen oder gar Panik zu erzeugen - wozu die Presse insgesamt erheblich beiträgt. Zumal, wenn sonst nicht viel geschieht, über das man schreiben könnte.

Keine Zukunft ist auch keine Lösung

Doch welche Zukunftsperspektive haben Wirtschaft und Gesellschaft, wenn immer wieder betont wird, wir müssten höchstwahrscheinlich bis zum Frühjahr 2021 warten müssen, wie ein Teil der Presse aus der Logik „kein Impfstoff“ - keine Freiheit“ schließt. Und heißt das, dass wir solange auch keine liberale und demokratische Gesellschaft erwarten „dürfen“?

Das übliche Gemisch aus Schwarzmalerei und Furcht

So langsam geht mit das Gemisch aus Virologenaussprüchen, Pressegeheul und Pessimismus der Regierung auf den Keks. Die Kanzlerin mag es ja „gut meinen“, wenn sie verkündet: „Wir dürfen uns keine Sekunde in Sicherheit wiegen“.

Verdammt noch mal, wer „wiegt sich schon jede Sekunde in Sicherheit?“ Oder anders ausgedrückt: „Wer will schon jede Sekunde an den Sensemann erinnert werden?

Ist es sinnvoll, Depressionen zu fördern?

Wenn die Regierungen und die Presse Depressionen verbreiten wollen, sind sie nicht gut beraten. Und die Virologen? Sie wissen nur das, was sie jetzt wissen, und wenn sie mahnen, hören wir ja durchaus hin. Und nochmals: es könnte eine „zweiten Welle“ von Infektionen geben - aber es gibt kein Leben ohne Zuversicht.

Sagen wie es mal so: Pessimismus kann tödlich ein. Hoffentlich versteht man dies wenigstes in Regierungskreisen.