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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Iran

Der Iran mag sein, was er ist – aber er ist mit Sicherheit einer der wenigen Staaten mit Stabilität und ausbaufähigem wirtschaftlichen Potenzial in der Krisenregion „Nahost“.

Herr Trump mag den Iran nicht – sein Problem. Aber sollte uns dies daran hindern, Wirtschaftsbeziehungen zum Iran zu unterhalten? Ja, ich kenne die Animositäten. Aber gute Wirtschaftsbeziehungen sind auch ein Beitrag zum Frieden – und eine blühende Wirtschaft ist auch gut für die Bürger des Iran.

Es mag Gründe geben, vorsichtig zu sein. Aber es gibt keinen Grund zum Hass.
Kategorien: liberal sein | 0 Kommentare
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Herr Trump, die Presse und ein paar rechtsgerichtete Dänen

Journalisten sind gelegentlich scheußlich geschwätzig. Sie hängen an ein paar Papierfetzen, und sie verbreiten dann das, was darin steht. Aber das ist nicht alles: Wenn Herr Trump etwas äußert, dann stehen sie stramm und glauben, diese Äußerungen kommentieren zu müssen – ob positiv oder negativ.

Und so überhöht die WELT dann auch die dänischen Rechtspopulisten, die sich ihrerseits zu Herrn Trumps jüngsten Äußerungen zu Wort meldeten. Am Ende wird dadurch die Meinung erzeugt, Herr Trump, der Allwissende, habe recht: Frau Merkel habe einen schweren Fehler begangen. Selbst wenn das so sein sollte: Das geht Herrn Trump nicht die Bohne an. Der muss erst einmal zeigen, was er kann, und zwar in den USA.



Die Chefin der westlichen Welt – oder wohin gehen wir gerade?

Wenn man auch nur ein ganz klein wenig glaubt, was sich jetzt nach der Wahl von Mr. Trump abzeichnet, dann ist es dies: Die westliche Welt benötigt eine neue Führerschaft. Eine, die moralisch erträglich, europäisch integrativ und notfalls auch konsequent sein kann.

Der Amerikaner Eric T. Hansen glaubt, diese Person in Angela Merkel gefunden zu haben, und er hat gute Gründe dafür. Denn er sagt gleich zu Anfang seines ZEIT-Artikels,

Keiner in Europa – und nur eine Minderheit in Amerika – wird ihn (Trump) als moralisches Vorbild akzeptieren.


Sicher ist, dass der Papst von Rom diese Aufgabe nicht erfüllen kann, und ebenso wenig einer der schwachen Regierenden in den übrigen Ländern Europas. Bei aller Liebe zum Vereinigten Königreich – erstens ist es raus aus dem Klub „Europa“ und zweitens war das Ziel des Empires nie die Tugend, sondern das Wohlergehen des Kernlands England.

Die Chance, die abendländischen Werte zu verfassen und konsequent auf dieser Erde zu vertreten, und zwar auf der Basis des Humanismus, des Liberalismus und der integrationswilligen religiösen Strömungen hat nur noch Deutschland. Ich rede bewusst nicht von den „jüdisch-christlichen“ Werten, die dabei so oft untergemischt werden. Judentum und Christentum sind nur Religionen, und sie beinhalten beide kein glaubwürdiges Konzept für „das Abendland“. Die Person, die das wichtigste Wort in Europa spricht, muss nicht zwangsläufig Frau Merkel sein, wie Eric T. Hansen glaubt. Aber es muss eine starke Europäerin oder ein starker Europäer mit Rückgrat sein.

Europa ist dabei, seine letzten schönen Federn zu verlieren und damit wird auch die Macht wegbröckeln. Den Brexit mag man noch verkraften, doch die selbstherrlichen nationalistischen Eiferer stehen auch anderwärts in den Startlöchern. Und sie werden nicht ruhen, das Volk ihrer jeweiligen Länder gegen den Europäischen Gedanken aufzubringen, und damit auch gegen den Gedanken des Abendlandes und seiner Werte. Ganz abgesehen von den deutschen Nationalisten, die sich zwar immer wieder neue Namen geben, hinter denen aber der alte Nationalismus steht.

Wir sind – entgegen der Meinung all dieser Schreihälse von rechts und links und dem Altbestand der Kommunisten aus der Ex-DDR – keine Bananenrepublik der USA.

Aber der Handel mit den USA nützt uns allen, und ein großer Teil der Menschen in Deutschland (auch in Ostdeutschland) lebt davon. Also ist es Zeit, das Verhältnis zu den USA neu zu regeln – auch über Herrn Trump hinaus.

Trump-Orakel überall

Im Moment haben die politischen Kartenschläger, Glaskugelgucker und Astrologen ihre Sternstunde: Jeder darf mal prognostizieren, was Mr. Trump will. Und da wird jedes Sandkörnchen an Mr. Trumps Schuhen zu einem Universum der Spekulationen.

Das wird auffällig, wie … und da sahen wir doch, dass … und er bedroht dies und er glaubt nicht an jenes. Und so weiter, und so weiter.

Liebe Journalisten, tut uns allen bitte einen Gefallen: Redet über etwas, wenn ihr etwas wisst, und haltet ansonsten euer selbstgefälliges Maul. Und hört auf, diesen unendlichen Bullshit zusammenzuschreiben und zusammenzustottern, wenn ihr nicht wisst. Ihr verängstigt mit eurem dümmlichen Geschrei die Menschheit. Trump wird Präsident der USA. Punkt. Und bevor er da nicht irgendetwas bewirkt hat: Gebt mal eure billigen Wahrsagekarten dahin zurück, wo ihr sie hergenommen habt.

Die deutsche Kanzlerin und Mr. Trump

Da wundern sich Journalisten doch tatsächlich, wenn die deutsche Kanzlerin dem US-amerikanischen Präsidenten Bedingungen für die Zusammenarbeit nennt. Selbstverständliche Bedingungen, wie ich beifügen muss. Zitat:

Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.


Ja, wer denn sonst? Europa verkennt oft, wie wichtig der „alte Kontinent“ für alle ist – in Ost und West. Und Deutschland eignet sich hervorragend als Vermittler – zumal, falls die Briten eines Tages wirklich „hart aussteigen“ und daher zu einem vernachlässigbaren Faktor in Europa werden.

Und abgesehen davon – die Werte „Demokratie, Respekt vor dem Recht sowie der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung“ sind eigentlich selbstverständlich – sogar für Trump.

Ich habe dieser Tage zahlreiche Stellungnahmen gelesen, die aus anderen Teilen der Welt kommen. Was wird beispielsweise aus dem Dauerkrisenherd Nahost? Was wird aus den Ländern Afrikas? Selbst China ist extrem verunsichert, und die Sicherheit Putins ist nur gespielt, denn auch er weiß nicht, was der neue Präsident für seine Nation und für die Welt erbringen wird.

Trump findet eine gespaltene Nation und eine geschwätzige Welt vor. Er wird bald erfahren, was Fakten in der Politik bedeuten. Und auch er wird an der Globalisierung nicht vorbeikommen. Die Vision, in den USA Produkte herzustellen, die jetzt noch aus China kommen, scheitert an dem berühmten „kleinen Mann“, dem amerikanischen Arbeiter. Er wird keine teuren und lohnintensiven US-Produkte kaufen, wenn er preiswerte Chinaprodukte kaufen kann.

Donald Trump ist eine „Blackbox“, meint die Kanzlerin. Wer weiß, was das ist, weiß auch, wie man einer solchen Box „beikommt“: Man beobachtet das, was rauskommt. Und da sind wir ja alle mal gespannt.