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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Unzuverlässige Wörter: Homosexualität

Herzlich gerne verführt?
Unworte werden schnell angeprangert – wenn sie aus dem Volk oder aus dem Pressebereich kommen. Doch was ist eigentlich, wenn ein Unwort aus dem Wissenschaftsbereich kommt? Es klebt dort fest wie Kaugummi unter der Sohle. „Homosexuell“ ist an sich kein Unwort, aber ein unzuverlässiges Wort.

Der Wortteil „Homo“ kommt aus dem griechischen und bedeutet „gleich“, wie etwa in „Homogen“. Mit dem Wort „sexuell“ aus dem Latein hinzugefügt, heißt es also „Gleichgeschlechtlich“. Und insgesamt gesehen klingt es sehr gebildet. Weil das so ist, sagt der Bildungsbürger eben nicht „schwul“, sondern „homosexuell“.

Heute bezeichnet man mit Homosexualität die Veranlagung, ausschließlich dem gleichen Geschlecht sexuell zugeneigt zu sein. Das ungebildete Volk nennt einen Mann, der so ist, einen „Homo“. Keiner im Volke würde jemals „eine Homo“ zu einer homosexuellen Frau sagen – was schon darauf hinweist, dass „Homo“ im Volksmund immer männlich ist. Ja, man wird sogar von vielen oberschlauen Dummbacken belehrt, wenn man „homosexuelle Frauen“ oder „schwule Frauen“ sagt. Diese seien, so heißt es dann, „lesbisch“, vulgär auch „Lesben“.

Es ist unglaublich schwer, einem Menschen den Unterschied zwischen „Gleichgeschlechtlichkeit“ und „gleichgeschlechtlichen Handlungen“ zu erklären. Der Volksmund ist sich fast sicher: Wer gleichgeschlechtliche Handlungen ausführt, ist auch ein Homosexueller. Das ist zwar Blödsinn, aber eine weitverbreitete Meinung.

Die Festlegung auf „Homosexuell“ oder „Heterosexuell“, die sowohl von konservativen und klerikalen Kreisen wie auch von den Vereinigungen der Schwulen und Lesben gefordert wird, ist allerdings fragwürdig geworden. Durch die Konfrontation, insbesondere im Erziehungsbereich, kam es in der Vergangenheit zu erbitterten Kämpfen zwischen der LGBT-Bewegung und Gutmenschengruppen, die klerikalen Kreisen nahestanden. Diese wären unnötig gewesen, wenn beide Seiten anerkannt hätten, dass es neben der Bestimmung auch die Wahlmöglichkeit gäbe.

Heißt im Klartext: Neben „geborenen“ Homosexuellen gibt es auch Menschen, die aus purer Lust an der Sexualität mal Frauen, mal Männer lieben - oder jedenfalls ihre Lust auf diese Weise ausüben. Zwar handelt es sich dabei oftmals um Frauen, aber das mag daran liegen, dass Frauen ihren Freundinnen ohnehin körperlich näher kommen als Männer ihren Freunden.

Wer hat das Wort verzapft?

Ganz klar: Karl Maria Benkert, Schriftsteller. Er prägte den Begriff, und später übernahm ihn der Psychiater Richard Fridolin Joseph Freiherr Krafft von Festenberg auf Frohnberg, der sich „von Ebing“ nannte. Neben der männlichen Homosexualität („mannmännliche Liebe“) interessierten ihn auch andere „Abweichungen“, wie etwa Sadismus und Masochismus, Themen, zu denen der eitle Freiherr viel Unfug verzapft hat. In seiner Folge dann die Wissenschaftler, Psychiater und Psychologen, die den Begriff einfach benutzten.

Was ist so interessant an „Homosexualität“?

Vor allem ist interessant, dass viele Menschen vorgeben, sie nicht verstehen zu können, und sie deshalb Wissenschaftler befragen, die es auch nicht wirklich wissen. Im Grunde ist es so: Wer sich als „Homosexuell“ definiert, der ist es auch. Wer sich hingegen als „Heterosexuell“ definiert, kann es entweder sein oder auch nicht. Das Einzige, was ein Heterosexueller von sich sicher sagen kann, ist „bisher nur sexuelle Kontakte mit dem anderen Geschlecht gehabt zu haben.“ Oder vielleicht „sich nicht bewusst zu sein, auch das gleiche Geschlecht zu begehren.“ Es ist, wie es ist: Die meisten Menschen kamen bislang mit „Abweichungen“ von Blümchensex nicht in Berührung – und sie blieben deswegen im Mainstream. Das gilt für „homosexuelle Handlungen“ ebenso wie für „Paraphilien“, wie sexuelle Abweichungen heute im Wissenschaftsjargon genannt werden.

Zwölf Tipps für Autorinnen und Autoren

lesen und schreiben - aus passion
Autoren können wir alle sein. Ob wir nun E-Mail-Romane (aka Briefromane, gerade wieder populär), Tagebücher oder Blogs schreiben: Wir sind Autoren. Selbstverständlich könnten wir auch Berichte, Kolumnen oder sonstige Artikel für die Presse schreiben. Dann wären wir Journalisten. Und wir könnten uns an Romane wagen. Dann wären wir die Königinnen und Könige der Schreibkunst, gleich, wie beschissen wir schreiben: Schriftsteller.

Ich fand einige Tipps zum Schreiben, und ich habe sie um einige weitere ergänzt:

1. Schreiben Sie viel, und versuchen Sie sich in allen Genres.
Schreiben Sie täglich, und versuchen sie, wenigstens 300 Wörter zu schreiben. Falls Sie Romane schreiben wollen (aber auch sonst wichtig): Legen Sie jede Seite ein paar Tage in den Brutschrank, und lesen Sie ihren Text dann nochmals vom Original laut vor. Versuchen Sie sich an Standards: Kurzgeschichten, Geschichten mit 100 Wörtern, Kolumnen und Blog-Artikeln.

2. Lesen Sie, schreiben Sie um
Lesen Sie, versuchen sie, den Stil des anderen nachzuvollziehen und schreiben sie den Text dann so um, wie Sie ihn schreiben würden. Versuchen Sie, in mehreren Zeitformen und Stilrichtigen zu schreiben. Lesen Sie Texte aus dem 19. Jahrhundert und achten Sie auf die Formulierungen. Experimentieren Sie mit modernen Stilformen wie SMS oder E-Mail-Nachrichten.

3. Analysieren Sie Wörter, Sätze und ganze Texte
Analysieren heißt nicht, intuitiv zu erfassen, so wie ich es im dritten Tipp beschrieben habe. Achten Sie auf die Wortwahl, die Länge der Sätze, die Struktur. Wie baut der Autor seine Figuren auf? Welche Möglichkeiten gibt er ihnen? Wie logisch oder realistisch sind sie?

4. Knüpfen Sie an Ereignisse und Realitäten an
Manche Autoren schreiben so, als seien sie bei wichtigen Ereignissen, die es tatsächlich gab, dabei gewesen. In jedem Fall aber können Sie das tatsächliche Zeitgeschehen in ihre Erzählung einbauen.

5. Schreiben Sie am frühen Morgen, wenn Sie können
Es ist manchmal schwer, vor dem „eigentlichen“ Arbeitsbeginn als Buchhalterin oder Programmierer ein paar Sätze zu Papier zu bringen. Aber: Notieren Sie dann wenigsten die Gedanken, die Ihnen beim Duschen oder beim Frühstück eingefallen sind.

6. Vermeiden Sie in jedem Fall Klischees
Haben Sie jüngst einen Fernsehkrimi oder eine Liebesschnulze gesehen? Da folgt Klischee auf Klischee, und die Autoren glauben, wir doofen Zuschauer merken es nicht. Allerdings können Sie auch Klischees aneinanderreihen, um sie ad absurdum zu führen. Das passiert zum Beispiel in der britischen Fernsehserie „Coupling“.

7. Lassen Sie Gefühle zu
Der beste Weg, um gegen Klischees zu kämpfen, ist authentische oder ungewöhnliche Gefühle zu äußern. Dazu gehört Mut, und wahrscheinlich werden Sie angegriffen, wenn Sie zu geil sind oder zu sehr hassen. Dazu passt Punkt sechs.

8. Sie müssen kein „braves Kind“ mehr sein
Vergessen Sie ihre „Wohlanständigkeit“, und mit ihr die Welt Ihrer Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel. Wichtig ist, was Sie denken und fühlen und nicht das, was andere möglicherweise dagegen einwenden. Es ist Ihr Werk.

9. Schreiben kann schmerzen
Wenn Sie schreiben, können bei Ihnen selbst Gefühle hervorgerufen werden, die Ihnen nicht „geläufig“ sind. Versuchen Sie, gerade diese Gefühle hervorzubringen und nicht zu unterdrücken. In ihnen steckt Explosivkraft, die Sie nun auf Ihre Figuren abwälzen können.

10. Finden Sie den besten Ort zum Schreiben
Meist ist es nicht das Klo, Bei mir ist es immer mein großzügiges Büro, in dem ich Ruhe habe. Andere ziehen sich auf Hütten und Dachböden zurück oder schreiben in Cafés oder auf Parkbänken. Leider ist eine enge Beziehung oft ein Schreibhindernis: Erbitten Sie sich Freiräume.

11. Schreiben Sie ruhig in Kladde
Nicht jeder ist so formulierungssicher, dass er sofort „ins Reine“ schreiben kann, auch bekannte Autoren nicht. Es ist besser, ein wüstes Manuskript, sogar ein solches mit Flüchtigkeitsfehlern, im Kasten zu haben als gar keines fertigzubringen.

12. Schreiben Sie aus Passion und weil sie es wirklich wollen
Schreiben Sie, weil sie wirklich schreiben wollen. Jeder Lektor oder spätere Leser bemerkt, ob sie aus Passion geschrieben haben oder um Seiten zu füllen. Sie können auch mit „Seitenfüllen“ Geld verdienen und berühmt werden. Aber das ist selten.

Das Fazit und eine der Quellen für meine Inspiration

Einen kleinen Teil dieser 12 Punkte habe ich dem Blog von „Girly Juice“ als Anregung entnommen. Dieser Text ist aber weder eine Kopie, noch eine Übersetzung des Originaltextes, der in eine andere Richtung führt. Der wichtigste Satz, den ich jemals gehört habe und weitergebe, kommt aus einer ganz anderen Richtung:

Lassen Sie ihren Figuren die Freiheit, sich zu entwickeln.


Es hat keinen Sinn, wenn sie nur bis an IHRE Grenzen gehen dürfen. Oder, ultrakurz: Ihre Figur darf das.

Hinweis: dieser Artikel kann in abgewandelter Form auch in mehreren meiner Medien erscheinen.

Opfer: weibliche Erotik. Täter: „illiberale Koalition“

Ich sag dir, was du noch sagen darfst ...
Der Philosoph Peter Sloterdijk findet deutliche Worte – in seinem neuen Buch, das von der inzwischen selbst vom Gutmenschentum infizierten Kritiker-Clique genüsslich verrissen wurde. Und in einem Interview mit der SZ. Er findet, dass wir inzwischen von einer „illiberalen Koalition“ des Geistes (1) beherrscht werden, und nennt die Verlierer:

Der große Verlierer ist die weibliche Erotik, um von der Demokratie nicht zu reden.


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Das trifft es genau auf den Punkt. Man könnte natürlich auch sagen: Unsere Sprache und damit auch unsere Kultur wird von einfältigen Klugscheißern mit Gutmenschenjargon beherrscht, die versuchen, Andersdenkende an die Wand zu drücken.

Bevor Sie selber an der Wand stehen: Wehren Sie sich gegen Gutmenschen-Kartelle.

(1) Leider sind diese Begriffe aus dem Philosophen-Kauderwelsch fast unübersetzbar: „naturalistische Diskurse“ und „sekuritärer Imperative“.
Foto: nach einem historischen SW-Foto.