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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Voll dahinter stehen?

Journalisten erkennt man daran, dass sie stets die Distanz zu den Themen wahren, über die sie schreiben, selbst dann, wenn sie sich im Prinzip dafür engagieren könnten.

Diese Distanz ist nötig, spricht aber offenbar die Leserinnen und Leser vieler Neuer Medien nicht an. Gerade hörte ich, dass für ein Magazin Autorinnen und Autoren gesucht werden, die Ihre Themen verinnerlichen oder diese zu ihren Lebensinhalten gemacht haben.

Sicher – der Unterhaltungswert wird dann größer – aber der Informationswert deutlich geringer. Ich muss und kann damit leben, weil ich als Leser solcher Magazine nicht infrage komme.

Aber ich frage mich schon, ob Selbst-Betroffenheit und Lifestyle ausreichen, um Informationen zu transportieren.

Viel Arbeit …

Wenn ein Sehpferd nichts sieht, dann schreibt es. Und ich habe gerade eine Menge Arbeit. Produkte ansehen, Produkte erproben, Produkte beschreiben – das gehört zu meinen Kernkompetenzen.

Was hast du für die Menschheit getan?

Wissen Sie, was ich für die Menschheit getan habe? Ich habe Geschichten geschrieben. Ich habe berechtigte Zweifel gesät und unberechtigte ausgeräumt.

Ja, ich habe für Sie geschrieben. Und ich schreibe immer noch für Sie.

Wenn man ein Kind fragt, was es einmal „werden“ will, dann sagt es sicherlich etwas anderes als „Schriftsteller“ oder „Blogger“.

Sehen Sie, wenn Sie irgendetwas „sind“, dann sind Sie irgend „etwas“ und tun dabei mehr oder weniger das, was Millionen anderer Menschen auch tun: Buchhalter jonglieren mit Zahlen, Programmierer mit Codes, Juristen mit Gesetzen.

Nur der Schriftsteller tut etwas anderes: Er kommuniziert von Berufs wegen still, ohne Aufsehen. Dafür bekommt er miese Honorare, wenig Ruhm und nur selten Ehren. Aber es kann etwas tun, was die meisten anderen Menschen nicht tun können: Er muss nicht denken, was andere wollen. Er darf denken, was er selbst will. Und das ist eine wahre Freude.

Zwölf Tipps für Autorinnen und Autoren

lesen und schreiben - aus passion
Autoren können wir alle sein. Ob wir nun E-Mail-Romane (aka Briefromane, gerade wieder populär), Tagebücher oder Blogs schreiben: Wir sind Autoren. Selbstverständlich könnten wir auch Berichte, Kolumnen oder sonstige Artikel für die Presse schreiben. Dann wären wir Journalisten. Und wir könnten uns an Romane wagen. Dann wären wir die Königinnen und Könige der Schreibkunst, gleich, wie beschissen wir schreiben: Schriftsteller.

Ich fand einige Tipps zum Schreiben, und ich habe sie um einige weitere ergänzt:

1. Schreiben Sie viel, und versuchen Sie sich in allen Genres.
Schreiben Sie täglich, und versuchen sie, wenigstens 300 Wörter zu schreiben. Falls Sie Romane schreiben wollen (aber auch sonst wichtig): Legen Sie jede Seite ein paar Tage in den Brutschrank, und lesen Sie ihren Text dann nochmals vom Original laut vor. Versuchen Sie sich an Standards: Kurzgeschichten, Geschichten mit 100 Wörtern, Kolumnen und Blog-Artikeln.

2. Lesen Sie, schreiben Sie um
Lesen Sie, versuchen sie, den Stil des anderen nachzuvollziehen und schreiben sie den Text dann so um, wie Sie ihn schreiben würden. Versuchen Sie, in mehreren Zeitformen und Stilrichtigen zu schreiben. Lesen Sie Texte aus dem 19. Jahrhundert und achten Sie auf die Formulierungen. Experimentieren Sie mit modernen Stilformen wie SMS oder E-Mail-Nachrichten.

3. Analysieren Sie Wörter, Sätze und ganze Texte
Analysieren heißt nicht, intuitiv zu erfassen, so wie ich es im dritten Tipp beschrieben habe. Achten Sie auf die Wortwahl, die Länge der Sätze, die Struktur. Wie baut der Autor seine Figuren auf? Welche Möglichkeiten gibt er ihnen? Wie logisch oder realistisch sind sie?

4. Knüpfen Sie an Ereignisse und Realitäten an
Manche Autoren schreiben so, als seien sie bei wichtigen Ereignissen, die es tatsächlich gab, dabei gewesen. In jedem Fall aber können Sie das tatsächliche Zeitgeschehen in ihre Erzählung einbauen.

5. Schreiben Sie am frühen Morgen, wenn Sie können
Es ist manchmal schwer, vor dem „eigentlichen“ Arbeitsbeginn als Buchhalterin oder Programmierer ein paar Sätze zu Papier zu bringen. Aber: Notieren Sie dann wenigsten die Gedanken, die Ihnen beim Duschen oder beim Frühstück eingefallen sind.

6. Vermeiden Sie in jedem Fall Klischees
Haben Sie jüngst einen Fernsehkrimi oder eine Liebesschnulze gesehen? Da folgt Klischee auf Klischee, und die Autoren glauben, wir doofen Zuschauer merken es nicht. Allerdings können Sie auch Klischees aneinanderreihen, um sie ad absurdum zu führen. Das passiert zum Beispiel in der britischen Fernsehserie „Coupling“.

7. Lassen Sie Gefühle zu
Der beste Weg, um gegen Klischees zu kämpfen, ist authentische oder ungewöhnliche Gefühle zu äußern. Dazu gehört Mut, und wahrscheinlich werden Sie angegriffen, wenn Sie zu geil sind oder zu sehr hassen. Dazu passt Punkt sechs.

8. Sie müssen kein „braves Kind“ mehr sein
Vergessen Sie ihre „Wohlanständigkeit“, und mit ihr die Welt Ihrer Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel. Wichtig ist, was Sie denken und fühlen und nicht das, was andere möglicherweise dagegen einwenden. Es ist Ihr Werk.

9. Schreiben kann schmerzen
Wenn Sie schreiben, können bei Ihnen selbst Gefühle hervorgerufen werden, die Ihnen nicht „geläufig“ sind. Versuchen Sie, gerade diese Gefühle hervorzubringen und nicht zu unterdrücken. In ihnen steckt Explosivkraft, die Sie nun auf Ihre Figuren abwälzen können.

10. Finden Sie den besten Ort zum Schreiben
Meist ist es nicht das Klo, Bei mir ist es immer mein großzügiges Büro, in dem ich Ruhe habe. Andere ziehen sich auf Hütten und Dachböden zurück oder schreiben in Cafés oder auf Parkbänken. Leider ist eine enge Beziehung oft ein Schreibhindernis: Erbitten Sie sich Freiräume.

11. Schreiben Sie ruhig in Kladde
Nicht jeder ist so formulierungssicher, dass er sofort „ins Reine“ schreiben kann, auch bekannte Autoren nicht. Es ist besser, ein wüstes Manuskript, sogar ein solches mit Flüchtigkeitsfehlern, im Kasten zu haben als gar keines fertigzubringen.

12. Schreiben Sie aus Passion und weil sie es wirklich wollen
Schreiben Sie, weil sie wirklich schreiben wollen. Jeder Lektor oder spätere Leser bemerkt, ob sie aus Passion geschrieben haben oder um Seiten zu füllen. Sie können auch mit „Seitenfüllen“ Geld verdienen und berühmt werden. Aber das ist selten.

Das Fazit und eine der Quellen für meine Inspiration

Einen kleinen Teil dieser 12 Punkte habe ich dem Blog von „Girly Juice“ als Anregung entnommen. Dieser Text ist aber weder eine Kopie, noch eine Übersetzung des Originaltextes, der in eine andere Richtung führt. Der wichtigste Satz, den ich jemals gehört habe und weitergebe, kommt aus einer ganz anderen Richtung:

Lassen Sie ihren Figuren die Freiheit, sich zu entwickeln.


Es hat keinen Sinn, wenn sie nur bis an IHRE Grenzen gehen dürfen. Oder, ultrakurz: Ihre Figur darf das.

Hinweis: dieser Artikel kann in abgewandelter Form auch in mehreren meiner Medien erscheinen.