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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Alternativen, die keine sind – und die Mühe, anders zu werden

Meine Beobachtungen der letzten Wochen mögen weder neu noch originell sein. Aber ich stellte wiederholt fest, dass viele Menschen allgemeingültigen Fakten hassen. Stattdessen suchen sie nach „Alternativen“ – ohne zu wissen, was „Alternativen“ sind. Parallel dazu erlebe ich oft, dass „guter Rat“ ausgesprochen teuer ist, billiger Rat aber ausgesprochen beliebt zu sein scheint.

Billiger Rat ist süß - aber sinnvoller Rat ist oft bitter

Beim Rat ist es so: Wer etwas liest, was ihm „runtergeht wie Öl“, der ist zunächst zufrieden. Will er (oder sie) die Essenz dieses Rats dann aber verwirklichen, so wird schnell klar: Ohne Kenntnisse, Anleitung und viel Disziplin „wird das nichts.“

Etwas ändern zu wollen kostet Kraft

Das Geheimnis hinter all dem ist einfach: Etwas zu verändern, kostet viel Kraft und Energie. Zudem muss der Betroffene seine Denk- und Handlungsweisen meist verändern. Das aber macht ihm oder ihr Angst – und schon haben wir die Situation, die schon Konfuzius bewegte: Der Weg hinaus ist durch die Tür. Der nämliche Konfuzius stellte sich darauf hin der Frage, warum ihn niemand gehen will. Und die Antwort (jetzt von mir) ist ebenfalls ganz einfach: Weil es wesentlich weniger Mühe kostet, in einer Misere zu verharren als mutig Veränderungen anzugehen.

Übrigens: Danke, dass ihr so weit gelesen habt.

Sieben Vorwürfe, dazu Widersprüche und Gegenpositionen

Drama-Königin oder Opfer von Gaslighting?
Kürzlich las ich von einigen „Vorwürfe die genutzt würden, um Frauen zu verwirren“. Der Autor nannte jeweils einige Antworten auf diese Vorwürfe, die sie entkräften sollten. Doch: Was wäre, wenn die Vorwürfe zuträfen?

Oder anders gesagt: Wer jemand anderem einen Vorwurf macht, hatte ja möglicherweise einen Grund. Und vielleicht war es nicht einmal ein Vorwurf, sondern eher ein Hinweis. Schließlich, so meine jedenfalls ich, ist es besser, über Verhaltensweisen zu reden, als sie einfach hinzunehmen.

1. Du dramatisierst die Dinge

Widerspruch:

Ich dramatisiere die Dinge nicht. Ich sage dir nur deutlich, wie ich darüber denke.

Gegenposition:

Du neigst wirklich dazu, alles zu dramatisieren, und nervst damit Leute, die sich eigentlich gar nicht damit beschäftigen wollten.

2. Du bis zu empfindlich

Widerspruch:

Ich bin nicht empfindlich, ich zeige dir nur meine Gefühle.

Gegenposition:

Du versuchst ständig, andere mit deinen Gefühlen zu manipulieren, und zwingst sie damit, auf dich Rücksicht zu nehmen.

3. Du bildest es dir nur ein

Widerspruch:

Ich folge nur meinen eigenen Instinkten und Wahrnehmungen.

Gegenposition:

Du nimmst eine Form von „Realität“ wahr, die andere nicht teilen können und wollen. Aber nun müssen sie sich damit beschäftigen.

4. Du hast es falsch verstanden

Widerspruch:

Ich weiß, dass ich es genau richtig gehört und verstanden habe.

Gegenposition:

Du hast nur das verstanden, was du davon verstehen wolltest - aber nicht das, was wir wirklich besprochen haben.

5. Das ist doch kein Beinbruch

Widerspruch:

In meiner Lebenserfahrung ist es ein schwieriges Problem.

Gegenposition:

Du verkomplizierst alles, um andere zu zwingen, sich mit deinen Problemen zu beschäftigen.

6. Du hast zu hohe Ansprüche

Widerspruch:

Natürlich habe ich Ansprüche - wir alle haben sie.

Gegenposition:

Du hast Vorstellungen, die sich nicht verwirklichen lassen. Damit deine Realitätsflucht nicht auffällt, behauptest du, dass niemand deinen Ansprüchen genügt.

7. Du bist einfach nicht authentisch

Widerspruch:

Das kannst du gar nicht beurteilen - so wenig, wie du von mir weißt.

Gegenposition:

Jeder kann erkennen, dass du uns nur Rollen vorspielst. Aber niemand sagt es dir, weil niemand deinen Zorn aushält.


Was wirst du tun?

Wählst du den Widerspruch, dann könnte es sein, dass die Kommunikation beendet ist. Falls sie nicht endet, könnte ein Streitgespräch daraus werden, was ebenfalls unfruchtbar ist

Die Gegenposition wird nur jemand ruhig und gelassen vertreten, der dir zugetan ist und deine Reaktionen nicht fürchtet.

Was du immer tun kannst, ist gezielt nachzufragen. Also: „Wann oder bei welcher Gelegenheit hast du das festgestellt?“ „Wie äußert sich das aus deiner Sicht?“

Und mein Fazit?

Guter Rat ist teuer - und es könnte durchaus sein, dass dein Gegenüber recht hat mit dem, was er sagt. Es könnte aber auch dazu dienen, dich einzuschüchtern. Dann wird er dir aber auch kaum genau erklären, was er oder sie beobachtet hat.

Hinweis: Die in diesem Artikel verwendeten Vorwürfe wie auch die Widersprüche wurden völlig neu gefasst und ergänzt. Sie entsprechen nicht einem ähnlichen Artikel über "Gaslighting".

Verlassen werden und das Wort "Warum"

In meinem Zettelkästchen schlummert noch die Dame, die wissen wollte, warum sich Menschen „auf Französisch“ verabschieden. Da die Franzosen das nicht so gerne hören und es eben auch politisch inkorrekt ist, hat man wohl „Ghosting“ erfunden. Jemand verschwindet aus deinem Leben, als wäre er ein Geist.

Zurück zur Frage, die ich für mein Blog ein wenig einfacher formuliert habe, damit niemand aufschreit:

Warum beenden manche Menschen eine Beziehung, ohne einen Grund zu nennen? Wie ticken sie? Fehlt es ihnen an Wertschätzung?

Die Frage fällt in eine Kategorie, die niemand mag. Da wird eine Frage mit „Warum“ in den Raum geworfen, die beantwortet werden soll, ohne irgendwelche Umstände zu kennen.

Wer eine Analyse versucht, kommt beim Begriff „manche Menschen“ nicht weiter. Es gibt sie, die rücksichtslosen Zeitgenossen, Frauen wie Männer. Es gibt auch weibliche wie männliche Feiglinge. Und es gibt - ja wirklich - Frauen und Männer, die nur ungern darüber diskutieren würden, was sie getan oder unterlassen haben.

Die Fragen - zu hoch aufgehängt

Fehlt es ihnen an Wertschätzung? Haben sie kein Einfühlungsvermögen? Ja, es könnte sein.

Beginnen wir mal mit der Wertschätzung - das ist ein relativ komplizierter Begriff. Jemand schätzt einen anderen, und ihm oder ihr wird dabei ein Wert zugemessen. Der Wert verblasst, und es gibt kaum noch Gründe, die Beziehung weiterzuführen. Die Frage ist letztlich, welchen Wert jemand an dem/der anderen geschätzt hat, und warum gerade dieser Wert entschwunden ist.

Und das Einfühlungsvermögen? Es muss ja einmal vorhanden gewesen sein, aber das Entschwinden deutet nun darauf hin, dass es nun nicht mehr vorhanden ist. Reden wir mal Klartext: Wer einen anderen / eine andere verlässt, hat immer einen Grund. Möglicherweise hat er /sie sogar so viel Einfühlungsvermögen, um zu sehen, wie schwer es der /dem anderen fällt, damit umzugehen. Aber er will sich nicht in diese Diskussion einlassen.

Warum, warum, warum ...

Kommen wir zurück zum „Warum“. Die Frage wurde, wie die meisten solcher Fragen, mit Vorurteilen oder Vorverurteilungen beantwortet. Ein Teil vermutet Persönlichkeitsmängel bei der Person, die entschwand. Sie wird großzügig mit Attributen wie Feigheit, Egoismus, Unfähigkeit bedacht. Doch die Wahrheit ist: Niemand weiß es genau - weil niemand die Situation kennt.

Aus der Sicht der Feinsinnigen und Lernbegierigen sieht der Vorfall so aus:

Wenn ich als Partner verlassen werde, will ich eine Erklärung, die ich logisch nachvollziehen kann. Denn aus meinen Fehlern könnte ich lernen oder etwas wieder glätten. Vielleicht kann ich etwas an mir verändern.

Jeder kennt diese Haltung: Es liegt vielleicht an mir, dass dies oder jenes „schiefgelaufen“ ist. Dazu habe ich einen Rat, der weit über das Thema hinausgeht:
Wenn etwas einmal passiert, dann frage dich nach dem „Wie“. Wenn es dir mehrfach in ähnlicher Weise geschieht, frage nach dem „Warum“ und suche dir Hilfe bei Freunden oder Experten. Und stelle dich darauf ein, dein Leben zu verändern.
Die Verschleierung der Wahrheit durch "warum?"

Kommen wir zurück zum „Warum“: Jede Trennung kann irgendwie erklärt werden. Die Frage nach dem „Warum“ erlaubt Antworten in allen Varianten, aber die meisten davon verschleiern die Wahrheit. Es könnte durchaus sein, dass die „wahre“ Wahrheit viel zu peinlich wäre, um sie gegenüber dem Ex-Partner zu äußern - für beide.

Wenn du es wärst - was würde sich für dich ändern?

Und letztlich - was würde sich ändern, wenn der wahre Grund vom Himmel fiele? Was, wenn du erfahren würdest, dass ein ganzes Leben auf einer viel zu instabilen Basis steht? Was, wenn klar würde, dass du dir selber etwas vorspielst?

Vielleicht würdest du es gar nicht glauben, weil derjenige, der es dir sagt, längst bei dir „untendurch“ ist?

Dann könntest du dich erneut fragen: „Warum sagt er mir solche Dinge?“ Und vielleicht ins nächste Forum gehen und dort nachfragen. Und wieder Antworten bekommen, die für dich - gar nichts wert sind. Also - nimm meinen Rat an: Lass es bleiben, öffentlich nach dem „Warum“ zu fragen, das deine Befindlichkeit ausgelöst hat.

Hinweis: Die Zitate wurden teilweise "sinnerhaltend verändert". Meine Original-Antwort wurde bewusst nicht zitiert.

Wann ist jemand bereit für eine Beziehung?

Ich stelle zu Anfang eine Behauptung auf:

Je intensiver eine Person behauptet, sie sei „bereit für eine Beziehung“, umso weniger ist sie es. Je weniger sie darüber spricht, umso wahrscheinlich ist, dass sie eine Beziehung eingehen wird.

Der Grund liegt in der Unverbindlichkeit. Es ist unmöglich, für sich selber festzustellen, bereit für „eine Beziehung zu sein“, wenn man kaum Menschen getroffen hat, die dafür infrage kämen. Übereinkünfte mit uns selbst sind hilfreich, wenn sie ausschließlich „uns selbst“ betreffen. Deshalb können wir uns sagen: „Ich denke, ich bin jetzt so weit, dass ich (wieder) eine Beziehung suchen kann.“

Bereit sein ist nichts - Lernen ist alles

Nun mag es euch so erscheinen, als sei das kein großer Unterschied. Eine Beziehung zu suchen, bedeutet, offen für Beziehungen zu sein und nicht auszuschließen, dass eine der Begegnungen Erfolg hat. Daraus folgt: Wer das tut, geht durch eine Lern- und Informationsphase.

Wer hingegen sagt: „Ich bin bereit für eine Beziehung“ hat dies lediglich für sich entscheiden – ob mit oder ohne Hintergrund, und völlig unabhängig von seinem Sinn für Realitäten.

Der Satz: „Ich bin (jetzt, wieder) bereit für eine Beziehung“ ist also nichts als eine Aussage ohne Hintergrund.

Falsches Zeit-Zeichen: das Über-Denken

In der Zeit, in der wir leben, überdenken wir sehr stark, wer der richtige Partner ist. Wir schauen, ob ein Mensch „qualifiziert“ ist, mit uns auszugehen und wer davon „geeignet“ ist, eine Beziehung mit uns einzugehen. Wir überdenken diese Beziehungen, bevor sie jemals Wirklichkeit werden, und wir „Über-Denken“ dabei. Oftmals platzen unsere Denk-Träume ohnehin: Ja, wir könnten uns vorstellen, diese Frau, diesen Mann noch einmal zu treffen. Wir hätten die Idee sie/ihn zu heiraten oder mit ihm/ihr eine Familie zu gründen. Nur – er (sie) kann es nicht. „Wir“ haben für uns und in uns gedacht.

Und wann sind wir bereit für eine Beziehung? Wenn wir mit diesem anderen Menschen besonders gerne zusammen sind und annehmen, dass all dies auch so bleiben wird. Und dann kannst du den Satz sagen: „Ich bin jetzt bereit für eine Beziehung mit DIR“. Oder einfach fragen: „Willst du mich heiraten?“

Hinweis: Diese Kolumne ist ein Teil meiner Kernkompetenz - seit 15 Jahren sammele und analysiere ich Aussagen über die Liebe, die Lust und die Leidenschaft.

Aktives Zuhören in der Diskussion

Jüngst habe ich eine Frage zum „aktiven Zuhören“ beantwortet. Ich selbst hatte eine andere Auffassung als einige andere Berater. Ich gestehe durchaus, dass mein Können und Wissen nicht mehr ganz taufrisch ist.

Wem nützt das "aktive Zuhören"?

Dennoch ist mir etwas aufgefallen: Überwiegend denken die heutigen Menschen, das „aktive Zuhören“ sei eine Technik, die ihnen nützen würde, etwas zu verstehen. Das passt zum „Optimierungsanspruch“ des heutigen Menschen. Etwas für sich zu tun, damit man „besser“ wird. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn das „Aktiv Zuhören“ ist noch viel mehr. Einerseits ist es eine milde, aber durchaus wirksame Methode der Manipulation, dann ist es eine ausgesprochen einfache und effektive Methode, jemand anderen dabei zu helfen, mentale Schwierigkeiten zu beseitigen.

Carl Rogers schrieb zu den mentalen Problemen:

(… diese Methode ist …) der effektivste uns bekannte Weg zur Veränderung der grundlegenden Persönlichkeitsstruktur … wenn ich zuhören kann, was er mir erzählt; wenn ich verstehen kann, wie ihm dabei zumute ist, wenn ich erkennen kann, was das für ihn persönlich bedeutet … dann setze ich die mächtigen Kräfte der Veränderung in ihm frei.


Teil einer Wissenschaft oder nur eine Methode?

Seit Rogers darüber schrieb und Erfolg mit dieser Methode hatte, wurde sie als „wissenschaftlich“ angesehen und im weiteren Verlauf immer mehr verwissenschaftlicht. In Wahrheit ist es allerdings eine Kommunikationstechnik, und sie findet in der objektiven wie in der manipulativen Beratung ihre Anwendungen. Denn anders als Rogers (der ein Psychotherapeut war) vermutete, ist die „Echtheit“ des Dialogs weniger entscheidend als das Gefühl, ernst genommen zu werden.

Unter der Lupe: Was genau passiert eigentlich?

Wenn wir die Sache genau nehmen, dann ist diese Form der Beratung, und vor allem das aktive Zuhören, weder eine Beziehungsfrage noch eine Frage der Empathie. Rein theoretisch versuchen Therapeut oder Verkäufer lediglich, den Gedankengängen ihrer jeweiligen „Kundschaft“ zu folgen. Das heißt für den aktiven Zuhörer, ganz dem zu folgen, was der „K“ denkt und auch dessen Widersprüche oder Zweifel zu erkennen.

Keine Energien aufbauen, sondern lenken

Wenn ich dies mit einem Beispiel aus der Kybernetik untermauern darf: Der „K“ (Kunde, Klient, Schüler, Ratsuchende) produziert mehr als genug Energie, um seine Schwierigkeiten zu überwinden. Der „T“ (Verkäufer, Therapeut, Lehrer, Berater) versucht lediglich, diesen Prozess zu lenken. Rogers selber hat in ähnlichem Sinne von einem „selbstaktualisierenden Prozess“ der Persönlichkeitsentwicklung gesprochen.

Diskussion - wie viel Empathie ist sinnvoll?

Man kann, darf und soll anderer Meinung sein. Carl Rogers hatte – dem Zeitgeist entsprechend – eine auf „Empathie“ und „bedingungslose Wertschätzung“ aufbauende Therapie im Auge. Andere hatten eine Werkzeugkiste von Gesprächstechniken im Gepäck, die auch ohne diese Ansprüche auskam.

Der Hintergrund ist einfach: Die Empathie (echtes Mitgefühl) ist ein hohes und rares Gut, welches (wie die Liebe) nicht unerschöpflich ist. Heißt: Das Emotionskonto, auf dem sie liegt, wird nicht „selbsttätig“ wieder aufgefüllt, sondern muss mit aufwendigen Maßnahmen gepflegt werden. Also tun Berater gut daran, das „Mitgefühl“ durch Verständnis zu ersetzen. Ein letztes Beispiel mag erhellen, warum wir „den Ball etwas flacher halten sollten.“

Wenn ein Kunde einen technischen Berater konsultiert, will er auf keinen Fall dessen gesamtes Wissen teilen. Der Berater wird ihm zuhören, versuchen, die Schwierigkeiten zu erfassen und den kleinen Teil dazu beitragen, der den Kunden zur Lösung führt.

Wenn nun ein Ratsuchender in einer persönlichen Frage (beispielsweise einer Beziehung) unschlüssig ist, benötigt er keinesfalls das geballte Verständnis des Beraters. Ihm reicht völlig, den Knoten aufzulösen, der ihn „unschlüssig festhält“. Gelingt es dem Berater also, die Schwierigkeit durch Zuhören zu erfassen und „auf den Punkt zu bringen“, so wird der Ratsuchende die Lösung letztlich aus eigener Kraft finden.

Zitat Rogers: („Die Entwicklung der Persönlichkeit“, 1961)