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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Spanische Grippe, asiatische Grippe und Covid

Manche Leute sind so dumm, dass sie alles glauben: Zum Beispiel einen Facebook-Beitrag, in dem behauptet wird, „die Grippeimpfung 1918/1919 habe 50 Millionen Menschen getötet.“

Hat sie nicht. (1) Sie hat überhaupt keine Menschen getötet, weil es sie noch nicht gab. Und wie viele Personen von der „spanischen Grippe“ dahingerafft wurden, weiß auch niemand genau. Und Achtung, geschichtsblinde Trottel: Der Erste Weltkrieg neigte sich damals gerade mal dem Ende zu, und ihm folgten Hungerjahre mit Mangelernährung (2). Damals sollen nach relativ unsicheren Quellen 196.000 Menschen im Inland an der Grippe gestorben sein - also nicht an irgendwelchen Impfungen.

Die Jahre 1957/1958 in Deutschland - die große Pandemie

In den Jahren 1957/1958 gab es eine zweite bedeutende Grippe-Pandemie, diesmal die „Asiatische Grippe“. Auch aus dieser Zeit gibt es nur eine Schätzung - demnach sollen damals 30.000 Menschen an dieser Form der Grippe gestorben sein. Aber auch diese Zahl ist lediglich eine Hochrechnung, also nicht belastbar. Bekannt wurde aber Eines: damals weigerte sich die Regierung Adenauer nach Presseberichten, die Wahrheit über die Gefahren durchsickern zu lassen. Man empfahl Händewaschen und formalinhaltige Tabletten.

Heute herrscht Transparenz - aber eines wissen wir nicht

Durch welche Maßnahmen eine Pandemie zu viel Prozent an der Verbreitung gehindert werden kann, ist Gegenstand zahlloser Verlautbarungen. Aber keine dieser Aussagen (man korrigiere mich, wenn es jemand anders weiß) basiert auf belastbarem Zahlenmaterial. Wäre es anders, dann lägen die Zahlen längst auf dem Tisch.

Der große Unterschied zwischen allen vorausgegangenen Pandemien besteht vor allem darin, dass eine Pandemie noch niemals so transparent vor der Öffentlichkeit abgelaufen ist wie die gegenwärtige. Und vor allem deshalb ist es nötig, die Corona-Leugner auf den Teppich der Realität zurückzubringen. Es gibt eine Pandemie, und sie ist für viele Menschen bitterer Ernst.

Zeit der Populisten

Der Populismus, das Ablenken von eigenen Fehlern der Vergangenheit und die Schuldverschiebung auf das Volk, sind hingegen klare Indizien für eine Politik, die keine Lösungen mehr hat.

(1) corrective.org
(2) Über den Weltkrieg und die Not danach.
Sowie folgendes historische Dokumente:
Spiegel
SWR
Und weitere allgemein zugängliche, zuverlässige Quellen.

Lasch

Manchmal muss man viel Humor haben, um Stellungnahmen von „Offiziellen“ zur Pandemie zu lesen, wie beispielsweise diese:

Wenn die Einschränkungen lasch bleiben, werden wir auch in Schleswig-Holstein bald nicht mehr handlungsfähig sein.

Und nun würden wir gerne wissen, warum „auch“ das nördlichste Bundesland nicht mehr „handlungsfähig“ sein wird, doch das erfahren wir nicht. Zu wenig Personal? Schlechte Ausbildung? Fehlende Pläne für Notsituationen? Unzureichende Ausstattung mit Soft- und Hardware? Umständliche Prozeduren?

Wir erfahren allerdings, warum die zitierte Dame der Politik „einen Monat komplette Ausgangssperre“ empfiehlt: dann nämlich seine die Gesundheitsämter wieder in der Lage, die „Nachverfolgung noch auftretender Fälle gut zu bewältigen“.

Jeder mag sich selbst Gedanken darüber machen, was von solchen Aussagen zu halten ist.

Quelle: BILD.

Beschwörungen und Versagen in der Pandemie

Die weiteren Aussichten ...
Das gegenwärtige Mantra heißt: Es ist wirklich schlimm, aber habt Geduld ... und vor allem: Nutzt nicht das rosarote Fernglas, sondern … ja, was denn eigentlich? Die grauen Novembertage? Das Abdriften die Depression? Oder gar Selbst-Geißelungen?

Richtig ist: Wir sollen damit aufhören, die Schuld zu suchen. Sie wechselt in der Bevölkerung wie in den Medien zwischen der forschen Kanzlerin, den mahnenden Ministerpräsidenten, der drängenden Wirtschaft und dem Volk, das die Nase voll hat von den ständigen Durchhalteparolen, die umso unglaubwürdiger werden, je öfter die Protagonisten vor die Fernsehkameras treten. Kommentatoren und Politiker ziehen hier durchaus am gleichen Strang: Ich sah und hörte gerade den Meinungsbeitrag von Bettina Schön, die für die ARD kommentierte.

Die Frage, die sich Frau Schön und alle anderen stellen sollten, die jetzt immer noch Appelle ans Volk richten, wäre nur eine einzige: Was ist so falsch daran, sich jetzt selbst eine Welt voller Hoffnung und Zuversicht, aber ohne Zeitlimit aufzubauen?

Gebetsmühlen mit versteckten Schuldzuweisungen

Das Problem bei den gebetsmühlenartig vorgetragenen Appellen ist ja nicht nur, das sie abnutzen, sondern dass in Ihnen dein Unterton mitschwingt. Denn jene, an die solche Appelle gerichtet sind, werden unterschwellig eben doch bezichtigt, „Schuld“ zu sein. Oder wenigstens an einer „Verschlechterung“ mitzuwirken - und falls das noch nicht reicht, zumindest daran, dass sich nichts “signifikant verbessert“.

Jeder Mensch braucht die Hoffnung auf die Zukunft - in ihr werden wir leben. Ich halte für extrem fahrlässig, die rosarote Brille ganz abzusetzen und stattdessen in grauen Wolken zu versinken - gerade im November.

Bliebe ein Nachtrag: Sehr auffällig ist, dass man den „braven Landeskindern“ noch vor 14 Tagen ein schöneres Weihnachten versprochen hat, nun aber von monatelanger Vergrauung redet. Wen wundert es eigentlich noch, wenn immer mehr Menschen das Vertrauen in die Gesundheitspolitik verlieren? Und was sollen wir von einer Regierung halten, die bei hoher See offenbar ohne Navigation durch dichten Nebel fährt?

Erhellend: DIE ZEIT.

Schweden im Blick der Pandemie-Falschmünzer

Bei der Pandemie ist vor allem wichtig, nicht auf dummdreiste Facebook-Beiträge und andere Ignoranten im Netz hereinzufallen - das hat dieser Tage wieder einmal CORRECTIV festgestellt.

Dabei ist es sehr einfach, sich objektiv zu informieren, nämlich hier. Zudem hat Schweden, grob gerechnet, nur 10 Mio. Einwohner, davon fast 1 Mio. in Stockholm. Und es gibt Landstriche, in denen sich eher Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, als dass sich zwei Nachbarn begegnen.

Warum der Verlust der Berührungen schadet oder doch nicht

Was ist, wenn wir einander nicht mehr berühren können, bevor wir – was denn eigentlich? Einander küssen? Übereinander wollüstig herfallen? Einander heiraten?

Die Aussagen von Fachleuten und Laien sind gleichermaßen redundant, und in Wahrheit ist niemand in der Lage, etwas Verbindliches über das zu sagen, was Singles „eigentlich“ wollen: Hautnah zusammenkommen.

Was passiert denn nun mit uns in "Berührungslosen Zeiten"?

Da kommt mir entgegen, wenn Antje Hildebrandt Journalistin bei CICERO, ein Interview mit dem Psychiater Borwin Bandelow führt. Er gilt als Experte für Angststörungen – das passt recht gut in die Zeit der Pandemie. Und so bin ich gespannt, wie er die Welt des Kennlernens in der Jetztzeit sieht.

Einerseits, so lese ich, kommen wir und durch Berührungen näher, und da dies für Psychiater offenbar nicht selbstverständlich ist, muss es ja mal gesagt werden – von einem Psychiater:

Durch Berührungen kommt man sich nahe. Wie wichtig das ist, haben Studien der Psychotherapie gezeigt.

Toll, nicht wahr? Und wie macht sich der „Verlust von Berührungen“ nun eigentlich bemerkbar? Tja, also … da muss ich nochmals zitieren:

Das hat noch nie einer untersucht.

Na ja, außer bei Häftlingen. Schöne Aussichten.

Die Zukunft? Ach so, die Zukunft ...

Und die Zukunft? Wie war das jetzt mit den Begegnung, die ausschließlich über das Internet stattfinden? Erneutes Zitat:

Menschen streben eine Endorphin-Ausschüttung in ihrem Hirn an. Alles, was sie tun, zielt darauf ab, auch soziale Interaktion. Das geht über das Belohnungssystem im Kopf, und das lässt sich aber auch leicht betrügen, weil es nicht gut zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann.


Oh, oh - nützt uns das, wenn wir dauerhaft unser Belohnungssystem betrügen müssen? Da fällt mir doch sofort ein: Wie lange geht das gut? Ich würde auch so gerne noch wissen, wie das alles so in Zukunft wird, wenn die Menschen einander nun so gar nicht mehr begegnen, sondern … ja was eigentlich? Wie ist das mit dem realen Sicherheitsabstand, wird er bleiben?

An dieser Stelle verlasse ich den Artikel in CICERO. Lest selber – aber verzweifelt nicht.

Zitate aus CICERO.