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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das Plakat des Anstoßes

Das Bild auf dem Plakat ...
Ich sehe derzeit Plakate in Geschäften hängen, die ich dort nicht vermutet habe. Zunächst sehe ich nur: Das ist ein Text, den ich nicht kenne. Offenbar ein Zitat. Darüber steht, dass Eltern und Lehrer für die Gesundheit unserer Kinder haften. In der Mitte befindet sich das Gesicht eines blonden, wahrscheinlich weiblichen Kindes, das mit einer Gesichtsmaske offenbar nicht glücklich aussieht. Aus dem linken Auge wird vorsichtshalber noch eine Träne herausgequetscht, um die Sache dramatischer aussehen zu lassen. Und über der Maske befindet sich ein nachträglich auf das Bild aufgebrachtes rotes Kreuz nach der Art eines Andreaskreuzes.

Der Text jenseits von Eden ...

Ich google den Text. Er ist unverdächtig. Ein paar Klicks weiter: Es handelt sich um das Lied „Guardian Angel“ (Schutzengel) von Chris Evans-Ironside , Hans-Joachim Horn-Bernges und Kurt Gebegern. Die deutsche Version klingt ein bisschen anders. Ich erfahre, dass es sich dabei um einen „nachdenklicher Schlager“ handeln soll. Er wurde von Nico de Angelo interpretiert und anno 1975 aufgenommen. Ich denke nach: 1975, als der Aufbruch der Jugend (West) gerade nachließ und nach und nach esoterische Strömungen aufkamen.

Das Lied dreht sich, leicht romantisch verkitscht, um das Schwinden der Liebe. Um Tränen, die nichts als Wasser sind, die Liebe, die nur noch gegen Bezahlung erhältlich ist ... kurz, wenn die Gefühle nicht mehr zählen. Oder eben „Wenn ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind.“

Sentimentalität im Schlager - nichts dagegen. Schlager leben davon, einen Hauch von Kitsch mit echten Gefühlen zu vermischen: In Erwartung der Liebe, währende der Liebe, nachdem man sich entliebt hat.

Eden - das verlorene Paradies (leider für alle )

Nun wäre da noch Eden. Gemeint ist nicht der Roman von John Steinbeck, der eigentlich auch nicht so heißt. Nein, es ist Eden, der Paradiesgarten. Und wir sind inzwischen wirklich „Jenseits von Eden“. Ob ich nun „Die Bibel“, „Das Alte Testament“ oder die Genesis sage: Wir sind raus. Seit damals. Jedenfalls, wenn wir die abrahamitischen Religionen ansehen. Und raus ist raus.

Haftung oder Wohlergehen?

Wie war das mit der Haftung? Normalerweise stehen solche Sprüche nur auf Baustellellen „Eltern haften für ihre Kinder“. Kommt aus der Ecke der Juristerei. Warum steht auf dem Plakat nicht: „Eltern und Lehrer kümmern sich das Wohlergehen der Kinder?“ Wissen Eltern oder gar Erzieher wirklich nicht, welche Verantwortung sie tragen? Doch, das wissen sie. Und Gesundheit? Schon mal bei der WHO nachgesehen, was „Gesundheit“ bedeutet? Jedenfalls mehr als das „Verhalten bei Pandemien“.

Leidende Kinder

Das blonde Kind mit der Maske - was will es uns sagen? Ist es nun schlecht, dass es eine Maske trägt? Ich sehe auf der offenen Straße kein einziges Kind, das eine Maske trägt und die meisten Kinder lachen. Nicht so viel wie vor der Pandemie - aber das geht den Erwachsenen ebenso.

Gut, ich beschließe, kopfschüttelnd weiterzugehen.

Epilog

Wie gut, dass es diesem Kind so viel besser geht als diesem Adam, als ihm geheißen wurde, im Schweiße des Angesichts das Brot zu essen, dessen Getreide er den Disteln und Dornen mühsam abgerungen hatte. Nicht zu reden von den Kindern, die keine Masken tragen müssen, aber hungernd in Krisengebieten leben oder zur Arbeit gezwungen werden, statt zur Schule zu gehen.

Wie religiöse Überzeugungen den Unterricht beeinflussen sollen

Sexuelle Vielfalt darf kein Lernziel des Unterrichts sein“. Aha. Sagt Idea. Nun gut. Vielleicht soll in Schleswig-Holstein nun „sexuelle Einfalt“ das Lernziel des Unterrichts sein? So weit das Wortspiel. Die Fakten sind leider noch ärgerlicher.

Datzu Satz aus dem Gutachten, in dem wir lesen (zitiert nach Idea)::

Sie (die Schule) … muss … allgemein Rücksicht nehmen auf die religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen der Eltern, soweit sie sich auf dem Gebiet der Sexualität auswirken.


Thamar - nahm sich ihre Rechte
Oh, die Überzeugungen der Eltern? Das ist einerseits pikant, wenn deren Überzeugungen (und Praktiken?) weit über das hinausgehen, was üblich ist. Und andererseits ist es unmöglich, denn die „Entstehung der Arten“ wird ja in der Schule ja dankenswerterweise auch nicht anhand der Schöpfungsgeschichte (Genesis) unterrichtet. Und Sklavenhaltung, wie im Alten Testament vielfach beschrieben, ist auch kein Idealbild für den Ethikunterricht. Religiöse Überzeugungen müssen in der Schule hinter dem Tatsachenwissen zurückbleiben. Überall. Auch in der Sexualität.

Die religiöse und weltanschauliche Überzeugung der Eltern? Wer würde sich wohl darauf verlassen, dass sie immer dazu dienlich ist, einen Menschen zu einer einer „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“, wie es oft so schön heißt, zu erziehen? Wahrscheinlich wissen alle Grundschullehrer, was ich damit meine.

Sollten Sie mich fragen, was für Jugendliche wichtig ist: Nicht die Jagd auf die besten (erschlichenen) Noten ist wichtig, sondern die Fähigkeit, auch in schwierigen Lagen Probleme zu lösen und Krisen zu meistern. Und die aufgeblasene Diskussion um die Sexualerziehung? Die sexuelle Entwicklung oder Orientierung oder was auch immer findet ohnehin im Privatbereich statt, gleich, was die Schule lehrt oder nicht. Sie wird nicht von Geist und Wissen getrieben, sondern von Lust und Leidenschaft. Schon vergessen, meine Damen und Herren „besorgte Eltern?“

Bild: Judah and Tamar von Horace Vernet, 1840