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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

KI – das unbekannte Wesen (und mit unbekanntem Inhalt)

Immer mehr Journalistinnen und Journalisten zweifeln an KI. Und manche nehmen nicht so einfach hin, was darüber behauptet wird. Sicher ist jedenfalls, dass es Firmen gibt, die damit das große Geld machen wollen.

Und nun zitiere ich mal (1,2):

Alle wissen, dass niemand weiß, worüber sie reden – weil KI ein kompliziertes Thema ist und für viele eine Blackbox.

Und je weniger alle wissen, umso mehr wird über KI geredet, ohne irgendetwas zu wissen. Das ist beinahe noch bedenklicher.

Was also ist KI wirklich? „Sehpferd“ ist verschiedenen Spuren nachgegangen und zu dem Schluss gekommen: Ja, es gibt künstliche Intelligenz - jedenfalls näherungsweise.

KI kann heute alles sein - hier ein paar Beispiele:

- Ein Begriff für Pseudo-Intelligenz, der nur aus wenigen Zeilen einfachsten Codes besteht.
- Ein Name für verschiedene Programme, deren einzige Intelligenz darin besteht, in einer Datenbank geeignete Datensätze auszusuchen und zu kombinieren.
- Ein Name für verschiedene Ansätze, aus mehreren Datenbanken, wissenschaftlichen Aufsätzen und anderen Quellen relevante Informationen abzugreifen und sie sinnreich zu kombinieren.
- Systeme, die versuchen, aus unterschiedlichen vorhandenen und neuen Informationen Schlüsse zu ziehen, sie zu überprüfen und anzuwenden.

Wenn ein absoluter Laie ein Programm benutzt, kann er zunächst nicht erkennen, welche dieser Methoden verwendet wurden. Zwar fallen heute nur noch wenige Menschen auf „Eliza“ herein, aber nahezu jeder „Chatbot“ arbeitet ähnlich. Chatbots werden zum Beispiel als Helfer bei Softwareproblemen oder als Lockvögel in Erotik-Portalen eingesetzt.

Fragt man echte Fachleute, so sagen sie überdeutlich, dass es „eigentlich“ noch keine künstliche Intelligenz gibt, die den Namen verdient.

Ich zitiere (3):

Tatsache ist, dass die meisten Technologien, die als „intelligent“ bezeichnet werden, nicht wirklich „klug“, sondern lediglich „gebildet“ sind. Der Unterschied besteht darin, dass Klugheit sowohl Intelligenz wie auch die Fähigkeit des Erkennens (Kognition) erfordert, wohingegen Bildung nur voraussetzt, die Informationen zu finden und sie zu nutzen.

Intelligenz erfordert mehr als Informationen sammeln zu können

Der Unterschied ist enorm, und ich kann euch allen versichern, dass der Journalist sich auch im Alltag „in die Sache hineindenken“ muss, wenn er einem klugen Artikel mit gesichertem Hintergrund schreiben will. Will er hingegen nur etwas „zusammenschustern“, so reicht sein Handwerkszeug: eine Suchmaschine, zwei Informationen zum Thema, und eine Tastatur.

Das Fazit für heute: KI ist nicht wirklich intelligent, aber durchaus lernfähig

Und ich? Mit meinen Themen wende ich mich an eine breite Öffentlichkeit, und das bedeutet: Ich kann nicht zu theoretisch schreiben. Und deshalb schreibe ich hier: Das meiste, was euch als „KI“ untergeschoben wird, sind Systeme, die in begrenztem Umfang lernfähig (oder anpassungsfähig) sind. Und manchmal sind sie wirklich primitiv.

(1) Zitiert nach einem Artikel in "Correctiv".
(2) Bei einer Blackbox ist bekannt, was an Daten hineingeht und herauskommt, aber nicht, wie das funktionieren könnte.
(3) Zitat aus Infoworld - einige Slangbegriffe wurden in Klartext übersetzt.

Das Gerangel um Intelligenzbegriffe

Auch ein Teesieb möchte intelligent sein: Es vermag immerhin die Flüssigkeit von den Teeblättern zu unterscheiden.
(Ulrich Schmitz, Computerlinguistik)

Bei verschiedenen Dating-Agenturen und „Online-Partnervermittlern“ werden sie bereits eingesetzt: neue Intelligenzbegriffe. Und all die „Neo-Gurus“, die uns versprechen, unsere Persönlichkeit genauer zu analysieren, sind inzwischen ganz wild darauf, uns sechs, sieben, acht oder gar zehn Formen der Intelligenz zu verkaufen. Es ist nicht auszuschließen, dass jeder Guru oder auch „Wissenschaftler“ uns demnächst „neue“ Formen der Intelligenz anbietet.

Der irrationale Faktor: jeder soll sich "intelligent" nennen können

Ursache ist ein irrationaler Faktor: Wer nicht über ausreichende logische Intelligenz verfügt, möchte auf einem anderen Gebiet glänzen. Dieser „Wettbewerb“ begann 1990 mit John D. Mayer - vielleicht sogar früher. Damals wurde die „emotionale Intelligenz“ als Begriff propagiert, obgleich sie keine Intelligenz, sondern eine Fähigkeit oder Veranlagung ist. Mit meinen Worten soll diese Fähigkeit keinesfalls abgewertet werden, sondern nur an den richtigen Platz befördert werden. Denn wenn „emotionale Intelligenz“ eine „Intelligenz“ wäre, dann könnten alle Fertigkeiten, Fähigkeiten und erfolgreiche Neigungen als „Intelligenz“ bezeichnet werden.

Willkürliche Intelligenzbegriffe zum Aussuchen

Die nächste „wissenschaftlich anerkannte“, wenngleich ebenso willkürlich gefundene „Intelligenz“ war die soziale Intelligenz“, die noch mehr als bloße Konstruktion aus verschiedenen Fähigkeiten und Verhaltensweisen gilt.

Seither sind alle Schleusen offen. Manche Sammlungen nennen die „eigentliche Intelligenz“, also die intellektuell beweisbare und nachvollziehbare Intelligenz nun eine „logisch-mathematische Intelligenz“, was viel zu kurz greift.

Hinzugefügt werden, je nach Autor(in):

1. Emotionale Intelligenz.
2. Soziale Intelligenz.
3. Sprachliche Intelligenz.
4. Räumliche Intelligenz.
5. Musikalische Intelligenz.
6. Intelligenz des Bewegungssinns.
7. Interpersonelle Intelligenz.
8. Zwischenmenschliche Intelligenz.
9. „Naturalistische“ Intelligenz. (Beobachtungsfähigkeit)
10. „existenzielle“ Intelligenz.

Einstufungen, um berufliche Erfolge abzusichern?

Die meisten dieser Einstufungen sollen auf den Erziehungswissenschaftler Howard Earl Gardner zurückgehen. Die „praktische“ Verwendung dieser Einstufung ist im Wesentlichen darauf ausgerichtet, mit bestimmten Veranlagungen den richtigen Beruf zu wählen.

Wenn ihr hier und heute das Wort „Intelligenz“ aussprecht, fragt euch bitte, ob es sich nicht viel mehr um eine Fähigkeit, Fertigkeit oder Veranlagung handelt.

Quelle: Gardner zur Einstufung.

Intelligenz

Kürzlich wurde ich gefragt, was „Intelligenz“ wirklich bedeutet. Nein, nicht künstliche Intelligenz, sondern natürliche.

Nun, wenn wir ohne jegliche Vorurteile an das Wort herangehen, stellen wir zunächst fest, dass es ein Fremdwort ist, das für viele geistige Prozesse benutzt wird, die auch anders bezeichnet werden könnten. Wenn ein Fremdwort benutzt wird, glauben bestimmte Wissenschaftler sofort, die Deutungshoheit darüber zu besitzen, und bei der Intelligenz ist es die Psychologie. Sie behauptet auch, mithilfe eines Tests den „Intelligenzquotienten“ feststellen zu können, der innerhalb der Psychologie fast ebenso selbstverständlich als Gradmesser der Intelligenz verstanden wird wie außerhalb der Psychologie.

Doch halt - sprach man nicht zuvor von „Klugheit“ und „Weisheit“? Eventuell auch „Scharfsinn“ oder „Einsicht“?

Oh ja - und jedes Wort hat ohne Zweifel eine Bedeutung, die mit dem Intelligenzbegriff der Psychologie nicht völlig übereinstimmt.

Hier muss ich mich selbst zitieren (nach einem Vorbild, wie ich zugeben muss):

Intelligenz war ursprünglich die Fähigkeit, Unterschiede feststellen zu können. In diesem Sinne behaupten Spötter, ein Teesieb sei intelligent, weil es die Teeblätter auffängt, das Getränk aber durchlässt. Später wurde als Intelligenz scheiden zu können - heute wird als „Intelligenz“ unter anderem bezeichnet, etwas logisch einzuordnen, etwas zu verstehen, selbstbewusst durch Wissen zu handeln, stets lernfähig zu sein, sich und andere emotional zu verstehen, nachdenken, zu planen, kreativ zu sein, kritisch zu denken und Probleme lösen zu können.
Diese Formulierung mag noch keine Klugheit oder gar Weisheit beinhalten, deckt aber einen deutlich breiteren Bereich ab als die „Bestimmung des IQ“.

Emotionale Intelligenz ist sie intelligent?

Erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wird auch im wissenschaftlichen Bereich über „soziale Intelligenz“ oder „emotionale Intelligenz“ gesprochen, wobei eigentlich gemeint ist, mithilfe von Intelligenz die Fähigkeit zu entwickeln, die eigenen wie auch die fremden Gefühle objektiver wahrzunehmen und einzuordnen. Ohne „Intelligenz“ ist dies deutlich schwieriger, wenn es überhaupt möglich ist.

Nein, die Psychologie weiß nicht, wie das Denken genau funktioniert

Wie genau Intelligenz funktioniert ist, unabhängig von der Formulierung, übrigens völlig unklar und der Psychologie auch kaum zugänglich. Es sei denn, man beschränkt sich darauf, dass intelligente Menschen offenbar schnellere Verknüpfungen herstellen können als weniger intelligente.

Selbst der Vergleich mit „künstlicher Intelligenz“, deren Innenleben man genau kennt, ist fragwürdig, weil künstliche Intelligenz unendlich viele Vergleiche benötigt, um zu einem Ergebnis zu kommen und dabei (falls Wissen gefragt ist) auf riesige Datenbanken zurückgreifen muss.

Was ist nun das Fazit?

Wir müssen darauf achten, dass unsere Sprache nicht von Psychologen oder Soziologen vereinnahmt wird. Normalerweise geschieht die nur bei Fremdwörtern und Wortneuschöpfungen. Kein Psychologe würde sich an der Bedeutung von Wörtern wie „Weisheit“ oder „Klugheit“ vergreifen - aber bei Intelligenz glaubt die Psycho-Branche plötzlich, zuständig (kompetent) zu sein.

Weißt du, was Intelligenz ist?

Die Philosophie ist sich nicht sicher, was Intelligenz wirklich ist. Nur die Psychologie sagt uns mit offener Arroganz, sie wisse genau, was Intelligenz ist – und dass es keine anderen Kriterien dafür gäbe als diejenigen, die sie selbst einst festgelegt hat.

Der Laie glaubt so etwas ungeprüft, zumal, wenn uns noch drei oder mehr wissenschaftliche Quellen untergeschoben werden.

Doch fragt man, wie Intelligenz genutzt wird, oder genauer, wie das Gehirn exakt damit arbeitet, wie es die richtigen Verknüpfungen findet und wodurch nicht vorhersehbare Variationen entstehen können, dann werden die angeblich so klugen Köpfe merklich unsicherer.

Keiner weiß, wie Intelligenz wirklich funktioniert

Weiß ich es? Nein. Niemand weiß es.

Es gibt Menschen, die künstliche Intelligenz erklären können. Das ist einerseits mühselig, und andererseits ist es oft nicht „Intelligenz“, die dann erklärt wird. Es sei denn, ihr meint, ein Teesieb sei deshalb intelligent, weil es zwischen Teeblättern und Flüssigkeit unterscheiden kann. Und dennoch: Künstliche Intelligenz, so schlecht sie auch programmiert sein mag, ist im Detail nachvollziehbar.

Menschliche Intelligenz ist es nicht. Man sagt, sie sei entstanden, um den vergleichsweise schwachen und hilflosen Menschen während der Evolution durch eine besondere Kraft zu stärken, die Intelligenz. Sie versetzt ihn in die Lage, Speerspitzen aus Stein zu hauen und Höhlenzeichnung zu erstellen, um die beste Jagdmethode zu dokumentieren. Nein, wir wissen nicht, welche der beiden Formen der Fertigkeiten mehr Intelligenz erzeugte und ob es die gleiche Intelligenz war, die dann durch Vererbung fortgeschrieben wurde.

Das Beste, was wir sagen können, ist: Wir wissen nicht, wie menschliche Intelligenz funktioniert. Wir haben Annahmen darüber, aber uns fehlt der Einblick.

Doch wer gibt schon zu, eigentlich nichts zu wissen?

Wer einen nachdenklichen Beitrag zur Intelligenz lesen möchte, sollte sich hiermit beschäftigen. Die letzten Sätze sprechen mir aus dem Herzen - und aus dem Verstand.

Unsinn über die Liebe von IT-Fuzzis

Die die Liebe als Spiel der Datenjongleure?
Ich lese gerade einen Artikel eines Menschen, der sich - offnebar beruflich - mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. „KI“, also künstliche Intelligenz, ist in viele Bereichen des menschlichen Lebens inzwischen eingedrungen. Und sie ist nicht negativ, sondern hilft uns, diese Intelligenz zu nutzen, um unser Gehirn von Routineaufgaben, aber auch von komplexen Steuerungs- Organisations- und Regelungsaufgaben zu befreien.

Freche Aneignung der Definitionsmacht über die Liebe

Doch die IT-Fuzzis lehnen sich inzwischen weit aus dem Fenster mit ihren Algorithmen - es gibt eine Reihe von Artikeln zum Thema. Und sie versuchen offenbar mittlerweile, den Psychologen den Rang abzulaufen, den sie sich ebenso frech angeeignet haben: Die Liebe zu erklären und menschliche Beziehungsprobleme nunmehr maschinell zu meistern. Das liest sich dann so:

Liebe ist eines der großen Themen des Lebens, das in der modernen Welt viel komplexer geworden ist. Da das menschliche Gehirn diese Komplexität nicht bewältigen kann, ist unser Nachdenken über die Liebe oft abgedroschen und unschöpferisch. Um diesen intellektuellen Stillstand zu vermeiden, könnten wir KI verwenden, deren zufallsbasierte Erzeugung von Wissen uns aus dem üblichen Trott bringen kann und uns dabei bedeutsame Einsichten in die vielfältige Landschaft der Liebe bringen kann.


Das ist Unsinn von Anfang bis zum Ende. Die Liebe ist kein „großes Thema“, sondern ein Teil des individuellen Fühlens. Sie wird in jeder Epoche anders empfunden, sowohl privat wie in der Literatur, und nichts deutet darauf hin, dass sie in einer „modernen“ Welt komplexer geworden sei. Was daran schwierig ist, lässt sich einfach beschreiben: Die Liebe ist ein Urtrieb, vom Gehirn seit Jahrtausenden weitgehend chemisch gesteuert wird, von der Umgebung, namentlich von der Kultur, aber gerne umdefiniert wird.

Die Liebe ist eine Naturmacht

Was wieder bedeutet: Die Quelle der Liebe hat nichts mit geistiger Intelligenz zu tun, was nun aber ebenfalls ausschließt, dass sie etwas mit künstlicher Intelligenz zu tun hat.

Was der Autor wirklich meint, ist etwas anderes. Wieder wird der gleiche Trick verwendet, mit der schon die Psychologie das Schiff der Liebe gekapert und zu seinem Eigentum erklärt hat: "Wir Wissenschaftler müssen es doch besser wissen als ihr popeligen Laienwürstchen".

Beim Wissenschaftler heißt dies dann so:

Aus logischer Sicht mag es rätselhaft und unergründlich erscheinen, aber die nüchterne Perspektive der Informatik entmystifiziert die Liebe und bietet begründete Ansätze für … (die Lösung) … menschlicher Beziehungsprobleme. (…) Wenn es um die Liebe im Zeitalter künstlicher Intelligenz geht, organisieren Algorithmen unsere Beziehungen und bestimmen die Entscheidung über die Partnerschaft.


Die Enteignung der Liebe - und ein schwerer Irrtum

Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die Liebe enteignet und vergesellschaftet wird, während sich eine neue Wissenschaft ihrer bemächtigt. Und die Sache hat noch einen ganz wesentlichen Grundlagenfehler: Wenn ein Algorithmus entscheidet, wer zu wem passt, setzt dies voraus, dass sich das Paar niemals entwickelt. Denn was die angeblich „KI“ einmal feststellen könnte, falls sie überhaupt in der Lage ist, Feststellungen zu treffen, ist eine Momentaufnahme. Menschen aber entwickeln sich und ihre Gefühle unterliegen Schwankungen.

Finger weg von der Liebe - wir wollen nicht emotional enteignet werden

Also, Finger weg, Informatiker dieser Erde, von der Liebe. An ihr haben sich schon genug Wissenschaftler und Pseudo-Wissenschaftler vergriffen. Und damit das mal ganz klar ist: Das Definitionsrecht der Liebe gehört den Menschen, jedem Einzelnen und den Paaren sowieso. Es gehört nicht den Philosophen, Soziologen, Psychologen und KI-Forschern.

Beide Zitate aus: iai aus dem Englischen übersetzt vom Autor. Bild: Aus einer Ausstellung, von Szöveg Nélkül.