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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wir sind nicht nur „ein Volk“ - wir sind viel mehr

Angesichts der oft gutgläubigen Protestierer, die heute wieder an diesen angebliche „Spaziergängen“ teilnehmen wage ich zu sagen: „Ja, wir sind ein Volk.“ Aber - ihr seid es nicht allein, denn das Volk besteht aus einer Vielzahl von Menschen.

Wenn ich euch an die Nationalhymne erinnern darf: Dort heißt es „Einigkeit und Recht und Freiheit“ - und zwar für alle - diejenigen, die heute mit euch „spazieren gehen“, aber auch für diejenigen, die es nicht tun.

Gemeinsam Werte stärken

Dieses Volk besteht nicht aus Ost und West, nicht aus Links und Rechts und im Grunde schon gar nicht aus unüberbrückbaren Gegensätzen. Dies ist ein wundervolles Land in Europa, und die Menschen in Deutschland können stolz auf das sein, was dieses Land ausmacht. Wir bestärken die Werte des Humanismus, und sie ergänzen sich bestens mit einigen christlichen Vorstellungen. Jeder man daraus das Weltbild wirken, das er mag. Das ist Demokratie, das ist Liberalismus, das sind Werte, die uns verbinden.

Deutsch sein und Deutschland repräsentieren

Wir sind nicht ausschließlich „Deutschland“. Wir sind auch EU, und wir haben Freunde in aller Welt, die ähnlich denken wie wir, weil sie ebenfalls in der humanistischen Tradition stehen. Wir sind deshalb ein weitaus größeres Volk als jener Teil, der in Deutschland lebt.

Versuche mehr zu erfahren als "Deutscher in Deutschland" zu sein

Wer als Deutscher in Deutschland lebt und nie irgendwo sonst Deutschland vertrat, sei es in beruflicher oder politischer Mission, der weiß nur, was Deutsche in Deutschland über Deutsche denken. Was du als Deutscher wirklich bist - im Guten wie im Bösen - weißt du erst, wenn du im Ausland warst und dort die Interessen eines deutschen Unternehmens oder einer deutschen Einrichtung wahrgenommen hast.

Wenn du die Chance jemals haben solltest: Nimm sie wahr. Wenn du sie niemals gehabt hast: Hol sie nach. Dein Bild dieser Welt wird sich verändern, und du weißt dann, was du wirklich bist: Ein deutscher Europäer, dessen Fähigkeiten geschätzt werden und dessen Werte auf Einigkeit und Recht und Freiheit beruhen. Oder auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Gebhard Roese: zu mir – aktuell im Jahr 2021

Bin ich euch zu jung? Das bin ich wirklich nicht ...
Ich kann nun auf viele Jahre zurückblicken. Nein - nicht mehr auf den schrecklichen Krieg. Aber durchaus noch auf seine Folgen und das, was damals aus Deutschland geworden war. Hunger, Kälte, Trostlosigkeit und Ruinen. Aber auch Hoffnung.

Deutschland? Ich wurde nicht in „Deutschland“ geboren, sondern in der Britischen Besatzungszone, die später zur „Amerikanischen Enklave der Britischen Besatzungszone“ wurde, Kraftfahrzeugkennzeichen „AE“.

Das Gedankengut der Nazis hatte sich noch nicht so recht verflüchtigt, aber das habe ich erst viel später bemerkt, denn zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, was „Nazis“ waren. Wahrscheinlich hätte ich es nie erfahren, denn sowohl in der Grundschule wie auch auf dem Gymnasium hörte ich nichts davon. Und ich kann euch versichern: Ein junger Mann jener Tage aus einfachen Verhältnissen war an allem interessiert, aber bestimmt nicht an konservativem oder rechtsgerichtetem Gedankengut.

Mir reichten schon die Bürgersöhnchen, die sich für die neuen Eliten hielten. Ein schrecklich arrogantes Pack, das aber bereits auf seine Privilegien pochte. Es gab, das erfuhr ich bald, durchaus Tugenden in dieser Stadt. Aber eben auch Widersprüche und Verschleierungen.

Die Geschichte, in die ich hineingeboren wurde, der Staat, in dem ich aufwuchs, wurde mir erst wirklich deutlich, als ich in ein anderes Bundesland zog.

Und ich durfte ein anderes Leben kennenlernen, das zunächst nur anders war, aber nicht besser. Doch nach und nach wurde es auch besser. In den letzten Jahren in meiner Geburtsstadt hatte ich bereits ein technisches Wissen erworben, das mir weiterhalf. In der neuen Stadt begann dann auch ein neues Denken. Die üblichen Stellschrauben waren für mich Beruf, Wohnung und Beziehung, und ich bemerkte, dass ich all dies verändern konnte, wenn ich nur wollte.

Das Bewusstsein, Deutsch zu sein, wurde erst durch meine zahllosen Auslandsaufenthalte geprägt. Denn ob ich wollte oder nicht: Geschäftspartner und Privatleute sahen in mir „den Deutschen“, der dort, wo er sich befindet, eben auch Deutschland repräsentiert und nicht nur seine Heimatstadt oder gar „nur sich selbst“.

Seither sind viele Jahre vergangen, und ich bin nach zahlreichen Stationen wie Stuttgart, Südbaden, Kopenhagen, Manchester, Wien, Budapest, Johannesburg und anderen Städten in Thüringen angekommen.

Nun kann ich den Menschen all das zurückgeben, was ich einst bekommen habe. Den geschärften Verstand des kritischen liberalen Geistes meiner „eigentlichen“ Heimat, die Gelassenheit badischer Lebensweise, die Fähigkeit abzuwägen und zu differenzieren …

… und bevor ich mich jetzt verplaudere …

Kannst du etwas davon gebrauchen? Dann schreib mir.

P.S: Sehpferd feiert gerade "20 Jahre Sehpferd". Dazu demnächst mehr ... oder gleich hier.