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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Herr Kretschmer, die WELT und die Verbreitung von Hoffnungslosigkeit

Der Chefkommentator der Welt, Herr Torsten Krauel, stellte sich voll hinter den Sächsischen Ministerpräsidenten, Michael Kretschmer. Er schreibt:

Jetzt nimmt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ... den Deutschen ... auch noch die Hoffnung auf Osterurlaub. Das ist mutig, aber richtig.

Man muss solche Sätze zwei Mal lesen, und zwar vor der Begründung: Den Menschen „die Hoffnung zu nehmen“, ist richtig.

Nicht nur die Hoffnung - auch die Aussicht auf Verlässlichkeit, denn der Kommentator orakelt weiter:

Anfang März könnte die Spitzenrunde der Ministerpräsidenten mit Merkel die Inzidenzzahl 35 weiter absenken, um mit einem längeren Lockdown Zeit für Klarheit zu gewinnen, Zeit für die Impflabore und Hersteller.

Das heißt im Klartext: Um den Lockdown auf unbestimmte Zeit aufrecht zu erhalten., reicht es, die Inzidenzzahl ständig herunterzusetzen.

Ich weiß nicht, wie man bei der „WELT“ tickt. Das Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutschland ist für die Menschen in diesem Land da - die Menschen sind nicht dazu da, das Gesundheitswesen zu schützen. Und schon gar nicht, um das Unvermögen der Politik zu decken. Zeitweilig kann dies der Fall sein - aber nicht auf unbestimmte Zeit mit immer neuen Fantasiezahlen. Und übrigens, Herr Krauel: Wir haben trotz Pandemie eine Demokratie. Schon vergessen?

Lockdown - Besonnene, Zweifler, Scharfmacher

Den Lockdown zu verlängern, ist risikoreich. Tun die Regierungen nichts, werden sie bezichtigt, die „Fallzahlen“ in die Höhe zu treiben und „das“ Gesundheitswesen zu Fall zu bringen. Tun sie zu viel, so werden sie dafür verantwortlich gemacht, dass Existenzen vernichtet und soziale wie auch psychische Probleme aller Art erzeugt werden.

Scharfmacher und Besserwisser

Die „Kommentatoren“ aus dem Volke trennen sich in mehrere Lager. Da wären zunächst die konservativen Scharfmacher. Sie sagen, der Lockdown hätte „wesentlich früher“ kommen müssen und er hätte „wesentlich schärfer“ ausfallen müssen. „So wie die Stadtmauern, die früher durch Tore geschlossen werden konnten“, las ich sinngemäß in einem Kommentar.

Es sind immer die anderen ...

Das zweite Lager macht das Volk selbst verantwortlich. Ihre Vertreter stellen sich außerhalb des Volkes und rotten sich zu Gruppen von Edelmenschen zusammen. Sie sagen: Diejenigen sind Schuld, die keine Vorsicht walten lassen - es sind immer die anderen. Selbst kann man nicht dazugehören, weil man ja "Edelmensch" ist. Man ruft nach der Ordnungsmacht: Ja, da sind die bösen Buben - und ihnen soll es an den Kragen gehen.

Die Faktensucher

Ein drittes Lager sagt: Es war einfach falsch, vom Lockdown Wunder zu erwarten. Man muss nun abwägen, was wirklich nützt und was nicht. Und man braucht endlich Konzepte, die auf belastbaren Fakten beruhen. Zum Beispiel, wer sich jemals wo und wann infiziert hat. Man hat diese Fakten nicht - und vor allem haben es die beide vorgenannten Gruppen so leicht, ihre Windeier in die Nester zu legen.

Die Leugner

Ach - und es gibt die Leugner, die sich nicht nur mit Verschwörungstheorien arbeiten, sondern auch einfach mit Ignoranz. Um das eigene Gedankengebäude rechtfertigen zu können, greifen sie andere an - beispielsweise Menschen, die sich in ihren Aussagen einmal nachweisbar geirrt haben. Dazu setzen sie ihr Pokerface mit aufgemaltem Grinsen ein. Ach, weiß großartig muss man sich fühlen, wenn man alles zu wissen glaubt, aber in Wahrheit nicht einmal bereit ist, Risiken für andere zu erkennen?

Der Lockdown spülte nun alle möglichen und unmöglichen Meinungen an die Oberfläche. Das Einzige, was den Besonnenen übrig bleibt, ist das Abwägen. Und sie haben es mit Sicherheit derzeit am schwersten.

Schieß in den Wind, 2020!

Was das Jahr brachte? So schlecht war es nicht. Immerhin konnte ich zwei Mal unbeschwert in Urlaub fahren. Die kleinen Stupser, die manchmal meinen Körper anfeinden, hielten sich in Grenzen. Nein, das Jahr war nicht so schlecht.

Warum ich dennoch sage: „Schieß in den Wind, 2020?“

Öffentlichkeit - jeden Tag neuen Unfug von sich geben?

Weil ich mir so viel Unsinn anhören musste wie noch nie zuvor. Von „Corona-Rebellen“ und „Corona-Experten“, insbesondere aber von der Politik. In der Krise zeigt sich das Unvermögen – ich habe es während meiner Berufstätigkeit oft erfahren. Ich halte Old Conny (1) immer noch für einen total verschlagenen alten Mann, der das Volk belog. Doch der hatte immerhin die Chuzpe, zu sagen: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?“ Wörtlich hieß es eigentlich anders:

„Aber meine Herren, es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden.

Nein, dieser Tage werden Politiker nicht jeden Tag klüger, sondern sie erfinden jeden Tag eine neue Ausrede dafür, dass sie gar nichts wissen. Und sie verschleiern täglich aufs Neue, dass sie recht wenig können.

Appelle, Ausreden und Anschuldigungen - das war die Pandemie-Politik 2020.

Das verwirrt das Volk, und einige treibt es auf die Palme. Im Frühjahr konnten sich noch alle fein darauf hinausreden, dass niemand die Pandemie voraussagen konnte. Das sieht jeder ein. Aber dass Politik und Verwaltung im Winter 2020 immer noch das Volk verantwortlich machten (und dies immer noch tun), ist eine Unverschämtheit. Und niemand entschuldigt sich, legt bessere Pläne vor oder tritt vor das Volk und sagt: „Verzeiht mir, ich habe versagt.“ Damit sind, im Übrigen, nicht nur die Fernsehgesichter gemeint, sondern auch all die anderen, die einen schlechten Job gemacht haben.

Die Folgen falscher IT-Politik: die Kosten steigen

Was die IT betrifft: Sie sieht glorreichen Zeiten entgegen, denn der Nachholbedarf in Deutschland ist immens. Und ich meine wirklich nicht die Corona-App, die von gutem Willen getragen wurde, aber letztlich zu einem überteuerten Spielzeug verkommen ist. Sie kann nach wie vor nützlich sein - insbesondere, wenn ihr nach wie vor vielen Menschen begegnet oder extensiv die S-Bahn benutzt.

Gerade das Beispiel Corona-App zeigt - wer zu spät kommt, der wird mit hohen Entwicklungskosten gestraft. Und das werden Regierungen und Behörden auch in Zukunft spüren: Die guten Leute, sind nicht nur längs vergeben, sie sind auch enorm teuer. Und wer etwas „sofort“ will, zahlt Mondpreise. Die ARD hat einmal errechnen lassen, was mit einem Budget von zwei Mio. Euro erreicht werden kann. Man kann 20 der besten Programmierer mit den höchsten Tagessätzen dafür bekommen und den gesamten Overhead damit finanzieren. (Tagessatz mit 2.000 Euro kalkuliert,2).

Gesundheitsämter und Schulen arbeiten – teils wegen er Bürokratie, teils wegen mangelnder Entscheidungsfreude der Verantwortlichen, aber durchaus auch wegen ihrer Sturheit – noch immer ohne ausreichende IT-Unterstützung. Und mit jedem Tag wird das wertvolle Gut IT-Kapazitäten rarer.

Genug gesagt. Man könnte argumentieren, „wer nicht hören will, muss fühlen“. Aber am Ende werden die Mehrkosten aus dem Steueraufkommen bezahlt, und wir alle könnten unter einer der anderen Folgen leiden. Nur die Damen und Herren aus Ämtern, Behörden, Regierungen und Parlamenten werden – abermals – jede Schuld von sich weisen.

Schieß in den Wind, 2020! Ich persönlich habe Hoffnung für 2021.

Und ich wünsche euch allen kein gutes, sondern ein weitaus besseres 2021, und das aus vollem Herzen.

(1) Konrad Adenauer, deutscher Bundeskanzler .
(2) Analyse der ARD.

Impf-Verwirrung

Es wird also geimpft. Wer wird geimpft? Wann wird geimpft? Wo wird geimpft? Och, das ist doch klar oder?

Nicht allen. Die Rezeptionistin in der Praxis des Allgemeinmediziners nimmt zahlreiche Anrufe entgegen: „Wann kann ich denn zu Ihnen kommen zur Corona-Impfung?“ Oder: „Wo kann ich mich denn jetzt gegen Corona impfen lassen?“

Ihr Antwort ist immer gleich: freundlich und zuvorkommen klärt sie die Anrufer darüber auf, dass die Ärzte noch nicht informiert wurden. Und sobald sie etwas Genaues wüssten, würden sie es auch weitergeben.

Das würden die Behörden in Thüringen natürlich ganz anders sehen. Klären sie nicht genügend auf? Nach eigener Einschätzung tun sie das sicherlich.

Das ZDF verweist auf eine Quelle, die Quelle führt zu einer weiteren Quelle, und dort ist dann alles zu lesen: Ausführlich, langatmig und für die meisten derzeit völlig uninteressant, weil sie ohnehin im Moment nicht geimpft werden können. Also werden die impffreudigen Bürger wohl weiterhin in der Arztpraxis anrufen …

Zu (ein Beitrag zur aktuellen Lockdown-Debatte)

Die Infektionszahlen seien „zu hoch“ höre ich in den letzten Tagen oft. „Zu“ ist eine Bewertung, für die man Maßstäbe benötigen würde.

Du kannst zu dick sein, einen zu hohen PSA-Wert haben oder einen zu hohen Blutdruck. Dafür existieren Normen, die Menschen aus Erfahrungswerten gewonnen haben. Du kannst zu viel Essen und zu viel Alkohol trinken, die zu dünn oder zu dick anziehen oder sonst etwas „zu“ tun, das dir schadet, gemessen an deinen eigenen Maßstäben.

Die "zu hohen Zahlen"

Doch was sind „zu hohe Zahlen“? Bei einer Pandemie ist jede Zahl „zu hoch“, gemessen an dem, was man sich wünscht oder erwartet hat.

Aber, meine lieben Redakteure (m/f/d) und Politiker (ebenfalls m/f/d), sagt uns doch bitte mal, woher ihr die Vergleichswerte bezieht, und ich meine damit „gesicherte Normalwerte bei Pandemien“?

Ach, du lieber Schreck. Da tauchen alte und neue Virologen auf, die sicher in guter Absicht warnen. Ich kann es ihnen nicht verdenken, das sie es tun, und warum eigentlich nicht die Nachweihnachtszeit als „Lockdown-Zeit nutzen? Klingt nicht schön, aber das ist ohnehin eine eher ruhige Zeit. Allerdings wäre die Frage, wann bei einem „harten“ Lockdown bis zum „10 Januar 2021“ mit „Ergebnissen“ zu rechnen wäre. Anfang Februar?

Warum letzte Warnungen sinnlos sind

Unschön daran ist, wenn Herr Droste sich als Papst der Wissenschaft mit Universalkonzept hinstellt. Wer glaubt, „deutliche und letzte Warnungen“ in Richtung Politik geben zu können, muss schon eine Menge Chuzpe haben. Denn nach der „letzten Warnung“ folgt normalerweise keine weitere. Und Zahlenspiele mit „wenn Kontakte um soundso viel Prozent reduziert werden, dann … “ sind nicht besonders einleuchtend, es sie denn, man pflege wirklich viele unterschiedliche Kontakte. Das mit dem „Datenmaterial“ der Leopoldina wirkt erst glaubwürdig, wenn die Quellen auf den Tisch des Hauses kommen. Kann man Kontakte überhaupt in Zahlen messen? Die Statistiken sollen angeblich aussagen, dass „die Kontakte im Frühjahr um 63 Prozent zurückgefahren wurden.“ Und jetzt glaubt man, 43 Prozent festgestellt zu haben, bevor wieder der Wert von „drei Viertel“ ins Spiel gebracht wird, den schon die Kanzlerin im Munde führte.

Die Politik hat es deutlich schwerer als die Wissenschaft

Und noch etwas: Im Unterschied zu den Virologen, die sich auf Zahlenspiele zurückziehen können, kann es die Politik nicht. Sie braucht den Rückhalt in der Bevölkerung, denn wenn „Maßnahmen“ (also nicht Vernunftgründe und Einsicht) eine Wirkung haben sollen, müssen Menschen mitmachen, die zuvor noch müde gelächelt haben, wenn es um Infektionsschutz geht.

Nichts mehr als eine Symbolpolitik ohne wirkliche Hintergründe?

Wie sagte der Herr Linder gerade noch? Es handle sich um Symbolpolitik, die „dem Publikum nur ein planvolles Vorgehen simulieren soll.“ Widerlege den Satz, wer will und kann. Ich bin gespannt.

Es wäre schön, wenn sich alle, Wissenschaftler wie auch Politiker, ein wenig zurückhaltender bei ultimativen Forderungen wären. Jeder Infizierte ist einer zu viel, und jeder der an Covid Verstorbenen ist einer zu viel. Aber welche Maßnahmen wann, wie und wo etwas bewirken, dass weiß in Wahrheit niemand mit Sicherheit.