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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Experten, Berater, Problemlöser … wer braucht sie?

Experten (oder besser: „Kenner einer Materie“) werden benötigt, wenn wir sozusagen „im Dunkel tapsen“ – also von dem, was wir vorhaben, planen oder was sonst erkennbar blüht, keinen Schimmer haben.

Wozu brauchst du möglicherweise Experten?

Die Frage „wie erweitere ich mein WLAN sinnvoll“ ist beispielsweise eine solche Frage, denn sie taucht – auch wenn die Anbieter von Routern etwas anders behaupten – ständig wieder auf. Die erste Antwort wäre: Es kommt auf die technischen Voraussetzungen, die Beschaffenheit deiner Räumlichkeiten und die erwünschte Reichweite an. Ein Experte benötigt also immer zuerst Informationen über die Umstände, unter denen du etwas erreichen willst. Deshalb kann er beispielsweise die Frage nicht beantworten, was „die beste Lautsprecherbox“ ist.

Wann brauchst du Berater?

Dazu gehört alles, was das Leben, Teile des Lebens, das Verhalten, die Bewerbung oder die Partnerwahl oder sonst etwas, das einen wirklichen Wandel bewirken soll. Ein guter Berater erschließt dir dein Potenzial und weist dir auf diese Weise die möglichen Wege – dazu braucht ihr beide viel Zeit. Ein schlechter Berater fragt wenig, nimmt ich kaum Zeit und handelt nach Schablonen – das übrigens recht typisch für „Hotlines“.

Wann hast du ein Problem, und wie erkennst du es?

Die dritte und sicher bedrohlichste Situation, in der du einen fähigen Berater brauchst, ist ein echtes Problem. Es zeichnet sich dadurch aus (jetzt lach nicht), dass du keine Lösungen mehr hast. So logisch und vielleicht auch albern das klingen mag: Es stimmt. Denn als du noch Lösungen hattest, hast du all deine Probleme überhaupt nicht bemerkt. Meist war die Natur oder die Erfahrung so bereitwillig, dir mit einem kybernetischen Prinzip, der Rückkoppelung, zu helfen.
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Warum Beratung dumm machen kann

Wie viele Menschen haben wirklich etwas von einer Beratung? Schon merkwürdig, dass sich kaum jemand die Frage stellt, nicht wahr? Ehepaare gehen zur Paartherapie und trennen sich dennoch. Trostlose Jungs gehen auf Kurse, um Frauen aufzureißen und erreichen so wenig wie zuvor – und Psychotherapeuten legen euch zwei Jahre auf die Couch – und dann ist alles irgendwie anders oder so wie zuvor.

Aber hallo! Das Dümmste, was ihr euch einfallen lassen könnt, ist, dass nach einer Beratung alles besser werden muss. Das glauben sowieso nur Berater und sonst kein Mensch – weil es völlig unlogisch ist. Nach einer Bratung KANN etwas anders werden, aber auch nur, wenn du selbst dafür sorgst. Natürlich besteht eine Chance, dass sich etwas bessert, aber wie groß ist diese Chance (sagen wir, im Vergleich zum Aufwand), gegenüber der Möglichkeit, dass alles beim Alten bleibt oder dass alles schlechter wird?

Normalerweise reguliert sich alles in Leben selbst. Autoren haben manchmal Schaffenskrisen, und sie gehen vorüber, wenn sie lange Spaziergänge machen. Psychische Verwerfungen entstehen immer wieder, und sie verschwinden auch wieder, weil niemand gerne damit leben möchte. (Ja, die Beispiele lassen sich unendlich fortsetzen).

Einwand: „Aber es gibt schwerwiegende Fälle, bei denen …“ – niemand bezweifelt das. Es gibt ja auch Ärzte und andere ernsthafte Berater - jedenfalls für die schweren Fälle. Sie helfen dem Menschen, Krankheiten und Verzweiflungen zu überwinden. Aber auch sie wissen nicht immer genau, wer denn nun heilte: die Maßnahme oder der Glaube daran, dass es nun besser werden muss.

Um noch mal auf die Dummheit zu kommen: Beratung macht dann dumm, wenn du etwas für „wahr“ oder „richtig“ hältst, was eigentlich nicht zu dir passt und womit du dich vielleicht zum Clown machst. Viele Frauen und Männer tun das, wenn vom „Erfolg beim anderen Geschlecht“ die Rede ist. Auf diesem Gebiet sind die größten Scharlatane unterwegs, gleich gefolgt von allen, die dir versprechen, schnell reich zu werden.

Was gute Beratung und ein Fingerzeig ausmachen kann

Ich habe einen starken, wegweisenden Finger. Wer so einen Finger besitzt, der veranlasst alle Besserwisser, Neider, Fantasten und Falschmünzer, virtuell hereinzubeißen. Das haben inzwischen recht viele Menschen getan – ich kann sie nicht wirklich hassen, aber ich verachte sie. Die vielen hingegen, die ihm gefolgt sind oder darüber wenigstens nachgedacht haben, konnten ihren Weg hingegen zumeist finden.

Bleiben Sie einen Moment, und lesen sie, was ich zu sagen habe.

Ich selbst habe in meiner Jugend auch Fingerzeige gebraucht. Das erst, was Sie wissen müssen: Sie bekommen zu viele falsche Fingerzeige, also müssen Sie wählerisch sein. Die falschen Fingerzeige zeichnen sich entweder dadurch aus, dass der Ratgeber sie probiert hat und sie für ihn funktioniert haben. Oder dadurch, dass sie mit einem hohen Ziel verbunden sind, dass der Berater selber leider nicht erreicht hat. Natürlich benutzen falsche Ratgeber auch Psychologie, Esoterik und Religion, um „Rat“ zu geben – das sind dann die Ratschläge, die zu gar nichts nütze sind.

Der kluge, der weise oder auch nur der ehrliche Ratgeber zeichnet sich dadurch aus, keine eigenen Ziele, Vorstellungen oder Weltanschauungen mit seinem Rat zu verbinden. Er wird sich auf das konzentrieren, was Sie ihn fragen, versuchen, herausfinden, worauf Sie damit hinauswollen und ihnen schließlich den Fingerzeig geben, welche Richtung Sie einschlagen müssen.

Und weil dies alles so ist, habe ich mir deinen Spruch zu eigen gemacht, der selten als Motto genommen wird: „Beiß mir nicht in den Finger – sieh, welchen Weg er dir weist.“ Es ist Satz des Neurologen und Kybernetikers Warren S. McCulloch. (1)

Üblicherweise nimmt ein Erwachsener Rat nur dann an, wenn er erstens nicht weiter weiß und zweitens überzeugt ist, dass ein anderer Erwachsener ihm einen „Weg hinaus“ zeigen kann. Das allerdings gilt nur für Menschen, die ernste Probleme haben und die ehrlich nach Lösungen suchen. Sie folgen dem Finger, gehen den Weg und haben damit möglicherweise Erfolg.

Diejenigen, die versuchen, in den Finger zu beißen, wollen eine Lösung gegen den Berater erkämpfen. Das ist dumm und aussichtslos, kommt aber leider sehr oft vor.

(1) Don’t bite my finger, look in the direction I am pointing