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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Gehört Bayern (noch) zu Deutschland?

Kreuze gehören zu Deutschland, wie wir aus Autobahnkreuzen, Straßenkreuzungen sowie Kreuzungen bei Pflanzen und auch bei Tieren unschwer entnehmen können. Und schließlich lernen wir in der Fahrschule, was ein Andreaskreuz bedeutet.

Kreuze sind also ein Beispiel deutscher Identität. Warum sollte man sie dann nicht als Staatssymbole verwenden? Und so geht dann der bayrische Staat daran, „im Eingangsbereich aller bayerischen Dienstgebäude“ künftig ein Kreuz aufzuhängen. Nicht irgendein Kreuz, ihr verfluchten Heiden, also kein Foto vom Autobahnkreuz München-Süd. Es muss schon ein Christenkreuz sein.

Das ist – das weiß jeder Bayer – keine Unverschämtheit, sondern, und da zitiere ich mal Herrn Söder, der ja jetzt Ministerpräsident in Bayern ist. Der hat nämlich in bayrischer Heimatkunde immer gut aufgepasst und weiß, dass ein Kreuz „nicht ein Zeichen einer Religion“ ist, sondern ein „Bekenntnis zur Identität Bayerns“.

Woraus sich die Frage ergibt, ob Bayern eigentlich zu Deutschland gehört oder zur (vermutlich katholischen) Kirche. Denn das Kreuz ist ein Symbol der Christen und nicht das Symbol Bayerns.

Und natürlich ist auch die Frage, womit sich ein Bayer eigentlich identifizieren muss, wenn er ein Dienstgebäude des Freistaats betritt. Mit seinem Deutschsein, mit seinem Bayrischsein oder mit seinem Gebetbuch?

Heimat

Straßenkunst an einer Fassade - etwas besseres als den Tod finden wir überall
Nationalismus heißt jetzt Heimatliebe. Jedenfalls nach bayrischer Lesart und leider nicht nur nach bayrischer. Es scheint, als wolle man uns „Heimat“ andrehen, wie es Hausierer tun: Wehe, du akzeptiert den Begriff nicht, dann bist du kein Deutscher, dann hast du auch kein Heimatland.

Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht „in Deutschland“, sondern in der ursprünglich britischen Besatzungszone, später dann der amerikanischen Enklave der britischen Besatzungszone geboren wurde. Herkunftsbezeichnung also „Made in U.S.-Zone Germany“. „Deutschland“ existierte damals weder in den Köpfen noch Real. Und das war auch gut so, denn so konnte ich mich auf das Hanseatische besinnen. Noch heute glaube ich, dass der Hanseat dem Briten näher steht als dem Bayern. Sogar in der Sprache.

Heimat und Deutschland sind zweierlei

Heimat? Das war der Bereich, so weit man schauen konnte, und das reichte mir. Und Deutschland? Die Schreihälse wollten ein Deutschland, das mindestens so groß war wie – nein, nicht Großdeutschland, aber so groß wie das „Deutsche Reich“ von 1871, oder mindestens so groß wie 1919. Interessant ist, dass es nicht nur nationalistische Fantasten waren, die das Deutsche Reich in den Grenzen von 1919 wieder herstellten wollten, sondern auch Leute, von denen man so etwas gar nicht vermutet hätte. Federführend für allerlei „Heimat“-Kampagnen war das „Kuratorium unteilbares Deutschland“, das den Slogan „Dreigeteilt? Niemals!“ ausgab.

Thüringer sind auch Würstchen

Was bitte sollte daran Heimat sein? Sicher kam meine Familie aus der Gegend von Erfurt, aber ich war schließlich „hinzugeborener“ Hanseat und kein Thüringer. Und die namensgleichen Würstchen gab es schließlich auch auf dem Liebfrauenkirchhof.

Da wo es Würstchen gibt, das ist mein Heimatland? Ach, du liebes Lieschen. Inzwischen ist mancher brennend heißer Würstchenstand schon geschlossen worden, und kein Geisterchor säuselt mehr „schön war die Zeit“. Und was geblieben ist? Das ist eine Erinnerung an eine viel zu heiße Bratwurst nach Thüringer Art im Brötchen mit Senf. Die letzten Bissen sind mir gut in Erinnerung, wenn sich der Geschmack des Brötchens mit dem Senf und den Gewürzen nach „Thüringer Art“ vereinte. Aber ebenso erinnere ich mich an die Mockturtlesuppe, womit wir wieder dem Vereinigten Königreich näher wären.

Heimat ist das Leben im Inneren - keine Gefühlsduselei

Na klar habe ich Erinnerungen an eine Heimat, aber sie besteht doch nicht aus alten Gemäuern, Wiesen, Wasser und sonderbaren Nahrungsmitteln wie Stinten, Braunkohl und Seemannslabskaus.

Die eigentliche Erinnerung ist das Gefühl, erwünscht, lebendig, lebensfroh und neugierig gewesen zu sein. Sich mit dem Guten der Hansestadt wie auch mit dem Bösen auseinanderzusetzen. Alte Nazis verknöcherte Prokuristen, schnöselige Kaufmannssöhne – aber eben auch weltoffene Menschen, die ihren Blick auf die Welt da draußen richteten.

Ein Leben besteht aus einem Job, mit dem man zufrieden ist, einer Wohnung, in der man gerne lebt, und einer Beziehung, mit der man sich verbunden fühlt. Alle drei Komponenten können wechseln – nichts ist so selbstverständlich wie der Wandel.

Und wie war das nun mit der Heimat? Manchmal gehe ich zurück an einen kleinen, urigen und etwas verwunschenen Ort, den ich seit 50 Jahren kenne, und trinke dort ein Glas Wein. Und das ist dann ein bisschen Heimat.

Bayerntümelei oder bayrischer Größenwahn?

Dies Zitat des Markus Söder will ich Ihnen doch nicht vorenthalten:

Deutschland ist nur so erfolgreich, weil es uns Bayern gibt.


Meint der jetzt den Bekanntheitsgrad des Oktoberfests in der Welt?

Mieses Vorbild Bundespolitik – Deutschland ist nicht Bayern

Wie schön, dass wir heute Abend möglicherweise erfahren dürfen, wie der Kampf der Polit-Interessengruppen ausgegangen ist. Wenn ich da mal etwas anmerken darf: Wie kann man den Bürgern solch ein miserables Vorbild sein und streiten wie die Kesselflicker? Wie kann man insbesondere bei der CSU und der FDP, überhaupt auf diese schnodderige und selbstgefällige Art in Szene setzen?

Das Ganze war ein unwürdiges Schmierentheater, was immer heute Abend herauskommen mag. Es erzeugte beim Bürger Verdruss, und es macht die Parteien nicht glaubwürdiger, sondern zerstört das Vertrauen in die Politik.

Zudem muss man sich fragen, warum die CDU, ja, warum Deutschland überhaupt zulässt, dass die Politik von einer bayrischen Regionalpartei maßgeblich mitreagiert wird.

Die CSU wird sich die Frage gefallen lassen müssen, ob sie überhaupt für Deutschland sprechen kann. Oder ob sie eher eine separatistische Bewegung mit regionaler Eigentümlichkeit darstellt, die gar nicht Deutschland, sondern nahezu ausschließlich Bayern repräsentiert. Soll aus dem Stammtischgerede an bayrischen Biertischen per CSU deutsche Politik werden? Ich finde das geht zu weit – viel zu weit.

Tief durchatmen … die Kritik an den, was nach der Wahl geschah

CDU verliert erbärmlich und zeigt sich als nicht lernfähig

Die CDU hat erbärmlich verloren, auch wenn sie stärkste Partei blieb. Doch wer gestern Frau von der Leyen sah, der muss wohl zwangsläufig denken: Und jetzt macht die Union genau so weiter. Mit null Zukunft in der Tasche und dürftigen Durchhalteparolen für eine sichtliche angeschlagene Kanzlerin. Vor allem über ihre Nachfolge sollte die Union nachdenken – nicht wegen ihrer bisherigen Politik, sondern weil sie keine begeisternden Ziele für die Zukunft vermitteln kann. Und, wie sich zeigte: Das kann niemand aus der CDU mehr.

SPD geht den richtigen Weg: In der Opposition wachsen

Die SPD geht in die Opposition – und hoffentlich bleibt es dabei. (1) Denn sie ist gut beraten, sich in der Opposition zu festigen oder gar wieder auf neue Höhen zu kommen. Ob Frau Nahles ein Publikumsmagnet wird? Ob Herr Schulz je einer war? Das ist wirklich inzwischen zweifelhaft. Außer um Personal geht es aber um Themen: Die „soziale Gerechtigkeit“ ist ein Possenstück. Man gewinnt damit weder die Wähler, die man gerne hätte, also sozial engagierte Menschen in der Mitte der Gesellschaft, noch die ewig Unzufriedene, die sich stets am linken oder rechten Rand bedienen. Das Thema taugt einfach nichts.

AfD - keine Zukunft für Deutschland - und dies konsequent

Null Zukunft, dafür ein Haufen alter Müll wird von der AfD kommen, auch das ging aus den Eigenaussagen der Partei gestern hervor. Die Partei schaut nach rückwärts – in jeder Beziehung. Man will Frau Merkel „jagen“ oder „bestrafen“ – wie dumm ist denn das? Von Zukunft keine Spur … und das Deutschland, das diese Leute im Kopf haben, gibt es schon lange nicht mehr. Wo ist das Deutschland der Zukunft? Bei der AfD finde ich nicht die Spur davon.

FDP - nach dem grandiosen Sieg ins Abseits schwätzen?

Die FDP siegte grandios – zeigte sich hernach aber nicht wirklich als kompetenter und agiler Wahlgewinner, der politische Ziele durchsetzen will. Der dümmliche Zoff mit der Sozialdemokratie darüber, ob Regierung oder Opposition staatsragender ist, hatte Kindergarten-Niveau. Kein Wunder, wenn wieder Zitate für die Heute-Show gefallen sein könnten. FDP - beweist, dass ihr wirklich den Fortschritt nach Deutschland bringt – „rausschwätzen“ können alle. Das ist weder neu noch positiv. Vor allem Wolfgang Kubicki enttäuschte in der gestrigen Talkshow auf der ganzen Linie. Wer mitregieren will, etwa in einer Jamaikakoalition, muss seine Worte sorgfältiger wählen.

Links bleibt ideologisch starr - Zukunft sieht anders aus

Die Linke wirkt, wie immer, auch nach der Wahl etwas hölzern. Sie ist dabei, den Osten zu verlieren und an die AfD abzugeben. Die Ideologie steht im Vordergrund, und ihr Programm ist teuer und unrealistisch. Aber das hat die Wähler ja früher auch nicht gestört. Wie die Partei die Zukunft meistern will? Ihr fehlt jegliche Wirtschaftskompetenz, also das, was Deutschland als Staat und Gesellschaft in Wahrheit trägt.

Grün - eine Überraschung und ein kompetenter Mann

Grün hat besser abgeschnitten, als man jemals dachte. Und Cem Özdemir wirkte überzeugender und souveräner als jemals zuvor. Er passt auch bestens in eine neue Regierung. Natürlich ist die Frage, wie die CSU und die grüne Partei einander jemals „grün“ werden wollen. Man darf gespannt sein – Grün wäre im Grunde die ideale Ergänzung, um der alten Dame CDU wieder Zukunft einzuhauchen. Doch ob „Jamaika“ klappen wird?

Störfaktor CSU - es wird Zeit, den Bayern zu sagen, dass sie zu Deutschland gehören

Fehlt noch die CSU – sie muss endlich wieder „zurück nach Deutschland“ kommen mit ihrer aufgesetzten Bayern-Ideologie, die zwar volkstümlich, aber nicht wirklich deutsch ist. Früher oder später werden dies auch "gestandene" Bayern merken, wie ich hoffe.
Es geht um Deutschlands Zukunft

Was wirklich wichtig ist? Liberale, humanistische, Deutsche und europäische Werte zu schöpfen und in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei muss die Ökonomie der Zukunft Vorrang haben – und das wird ökologisch vertretbar sein, denn je mehr wir die Zukunft vorantreiben, umso weniger nicht-erneuerbare Ressourcen werden wir verbrauchen.

(1) Ich stehe dazu, diese Sätze nach der Wahl geschrieben zu haben. Damals ahnte ich aber noch nicht, welche Art von Staatsverständnis Herr Lindner hatte, Und seither ist mit die FDP suspekt. GR