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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das Sagbare

Sagbar soll sein, was einen Wert hervorbringt, also was erwähnenswert ist oder ganz einfach wichtig zu wissen ist. Ein möglicher anderer Ausdruck dafür wäre „erklärbar“. Etwas, das sich mit Worten erfassen lässt, das ist „sagbar“.

Dummerweise ist das Wort in die Gosse gefallen, dort, wo man alles für „sagbar“ hält, was inzwischen völlig wertlos ist. Die Literatur ist auch nicht besser – sie sollte wissen, was sagbar ist und nicht vom hohen Ross herunter nach Fremdwörtern suchen, um dies zu sagen: Es gibt nichts Unsagbares.

Das Sagbare, das Unsagbare und das Unsägliche

Wir verlassen jetzt den hyperintellektuellen Teil unseres Landes und wenden uns den Graswurzeln zu. Dort wird das Sagbare vom Unsagbaren abgesondert wie das Eiweiß von dem Dotter. Sagbar ist demnach, was jemand mit eigenen Worten beschreiben kann, also möglichst etwas, wovon er etwas versteht. Um es noch zu erwähnen: Manchmal sagt jemand etwas unter erröten oder sonst wie schamhaft, weil das Sagbare für ihn unsäglich ist.

Das Unsagbare hingegen ist fast bedeutungsgleich mit dem Unsäglichen, dem Ungeheuerlichen oder dem „Fremden“. Es gibt einige angeblich bedeutungsgleiche Wörter für „unsäglich“, aber die meisten weisen darauf hin, dass diese Wörter etwas ausdrücken sollen, was sich nicht ausdrücken lässt. Beispiele wären „entsetzlich“, „unbeschreiblich“ oder „ungeheuerlich“.

Gute Beispiele?

Wer gute Beispiele für die Anwendung von „unsagbar“ oder „unsäglich“ sucht, findet sie fast ausschließlich in alten Lexika, so wie hier:

Das träge Leben des Mannes wechselt mit den größten Strapazen: Er durchzieht die Wüste unter den unsäglichsten Entbehrungen Hunderte von Meilen weit und erträgt Hunger, Durst und die Sonnenglut mit stetem Gleichmut.

Oder:

Der unsagbare Mystizismus der Atmosphäre eines Ankleidezimmers.

Was zu sagen bleibt

Die unsägliche Mühe, die ich mir auferlegte, um das Sagbare und das Unsagbare zu erklären – hat sie sich gelohnt?

Das, liebe Leserinnen und Leser, überlasse ich nun ganz euch.

Quellen: Grimms Lexikon, Retrolib und weitere Quellen.

Themenstaubsauger und Themengebläse

Jeden Morgen geht die Sonne auf „in des Blätterwalds“ wundersamer Runde. Das Themengebläse wird angeworfen, und etwas wird wichtig. Was da aufgewirbelt wird, ist fast gleichgültig. Man sah eine Riesenstaubwolke, die nach drei Tagen wieder zerfiel, nicht mehr. Ist sie aus dem Blick der Redakteure verschwunden, ebbt das Interesse schnell ab. Ach so? Ja, darüber hatten wir berichtet – auf gehts zum nächsten Thema. Irgendein Hirsch hebt immer mal wieder sein mächtiges Geweih und röhrt, dass die Nadeln zittern.

Der Schlamm bleibt

Soweit, so gut. Falls es regnet, gibt es immer noch die zu Schlamm verkommenden Staubwolken der Politik: offene Fragen. Migration. Klima. Fachkräftemangel. Und natürlich, ob eine Partei nur konservativ oder schon rückwärtsgewandt ist (ja, die eine). Oder nur antikapitalistisch oder schon kommunistisch ist (die andere).

Und da lacht mich ein Kommentar von Alexander Kissler in der NZZ vom 23.10.2023 an, der sich mit dem „Bündnis Wagenknecht“ beschäftigt. Ein einziger Satz macht klar, was Sache ist:

Das «Bündnis Wagenknecht» ist bisher nur ein Themenstaubsauger für Unzufriedene ....

Nur: Ist das so neu? Haben nicht schon viele versucht, sich als „Staubsauger der Nation“ anzubieten?

Was, wenn der Staubsaugerbeutel platzt?

Ist doch ganz einfach: Man saugt alles weg. Und wenn es weg ist, ist es nicht mehr da. Ist ja ganz einfach. Nur blöd, wenn der Staubsaugerbeutel früher oder später platzt. Und die Staubwolke, die es dann gibt … ich mag nicht einmal daran denken. Aber ich huste jetzt schon.

Hinweis: In den Text wurde das Volkslied "Jeden Morgen geht die Sonne auf" mit dem Text von Hermann Claudius zitiert und auf den "Blätterwald" abgewandelt.

Der Autor in einer anderen Realität

In den letzten zwei Wochen war ich hin und wieder in einer Realität, die mir relativ unbekannt war.

Die reale Welt

Dabei erfuhr ich, wie die Menschen hier mit ihren kleinen und großen Problemen umgehen: Einkommen, Mindestlohn, Schichtarbeit, wahrgenommene und nicht-wahrgenommene Chancen. Optimismus und Pessimismus, vor allem eigene Verantwortung. Um es in aller Kürze zu sagen: Ja, ich habe die Botschaften verstanden.

Die üblichen Schwierigkeiten des Berufsalltags

Und – ja, es gab auch Probleme, von denen ich schon mal gehört hatte: Codes ließen sich nicht einlesen, Geräte bockten, wenn sie miteinander synchronisieren sollten. Und ich erlebte selbst eine katastrophale Aufbereitung einer IT-Fehlermeldung. Letztlich auch ein Dauerthema: problematische Kommunikation – immer noch, immer wieder, fast überall.

Die Interpretationen der Zukunft

Alles eine Frage der Interpretation? Nein, nicht nur. Weiterhin sind die Menschen, die aktiv im Arbeitsleben stehen, optimistisch. Ganz anders als in den Umfragen. Wer jung ist, hofft auf die eigene Kraft und sieht die Zukunft in hellem Licht. Und diese Hoffnung ist nicht vergeblich, jedenfalls nicht mit ausgezeichneter Bildung, mehreren Fremdsprachen und Aufenthalten jenseits der Grenzen … kurz: Bildung und Mobilität zahlen sich aus.

Überall fehlt es an Personal

Und ja: Es gibt zu wenig Personal. In fast allen Branchen. Von der Gastronomie über die Pflege bis hin zum Baugewerbe. Fast alle sehen dies ein, denn wer aktiv im Beruf steht, egal an welcher Stelle, erlebt es ja täglich.

Das Fazit: Unzufriedenheit und lautes Klagen sind zweierlei

Und mit diesem Eindruck bin ich dann wieder in meine bekannte Realität zurückgekehrt. Ihr mögt daraus schließen, was ihr wollt, und ich sage es so:

Die Unzufriedenen sind nicht diejenigen, die sich beklagen. Es sind ganz offensichtlich andere. Und nach reiflichem Überlegen denke ich, dass die Neider und Aufwiegler eher zu den bessergestellten Personen im sozialen Spektrum gehören.

Wenn die Zeit stehen bleibt ... offensichtlich immer im Sommerloch

„Erst wollten se uns erzählen, dass wir viel zu wenig arbeiten und jetzt sagen se, dass wir weniger arbeiten sollen.“

Die Aussage eines älteren Herrn folgte offensichtlich einem Leitartikel der Leipziger Volkszeitung von heute. Sie berichtete über den Trend vieler Mitbürger, „verkürzt“ zu arbeiten. Nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen.

Vom ersten Tag an in den neuen Bundesländern fiel mir auf, dass immer von „se“ die Rede ist, so als ob es eine Obrigkeit geben würde, die dergleichen bestimmt. Und übrigens: Zwischen dem, was „se“ sagten und dem was „se“ heute sagen, liegen mehr als 30 Jahre.

Für einige Menschen im sogenannten „Ostdeutschland“ ist offenbar spurlos vorübergegangen, dass sich immer irgendetwas bewegt. Gleich, ob „se“ irgendetwas machen oder nicht.

Apropos Leipziger Volkszeitung - dort öffnet sich offenbar gerade wieder das Sommerloch, denn einen ähnlichen Artikel verfasste man schon im August 2021.

Wenn sich die Farben ändern ...

Dunkle Wolken verändern die Farbe des Meers und des Strands


Einige dunkle Wolken verändern in wenigen Minuten die Farbe des Meers. Und einige dunkle Gedanken verändern oft schlagartig die Sicht auf unser Leben. Doch schon bald verziehen sich die Wolken über dem Meer - und ich hoffe, die dunklen Gedanken in den Gehirnen verschwinden auch.