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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Oh look - nice Tits

Die Brustwarzen und die Meisen haben im Englischen eines gemeinsam: den Namen.

„Tits“ sind also Meisen - und die Meinungen, warum sie ausgerechnet so heißen, gehen auseinander. Da die Meise ein sehr kleiner Vogel ist, wird das Wort aus „Titmouse“ abgeleitet, in dem das „Mouse“ angeblich für Meise, das Wort „tit“ für „klein“ steht.

Die Assoziation mit den Spitzen der weiblichen Brust (Nippel, Brustwarzen) soll angeblich andere Ursachen haben - sie sollen vom Altenglischen „teat“ kommen.

Die Spielarten des Wortes sind über ganz Europa verbreitet, so, wie sie das „Lexikon für Mittel Englisch“ es uns sagt:

Tette, tæt. Im Plural dann „tetes“, „teten“ ...“tittes“, „tutes“ und „titten“ ...

Ob das österreichische „Tutteln“ für kleine Brüste auch daher kommt, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich ist es schon.

Grimms Lexikon der Deutschen Sprache sieht die „Titte als mundartliche „Zitze“ an und vergleicht das Wort mit dem ähnlich lautenden Begriff „Tutte“.

Alles in bester Ordnung?

Nein, ich habe keine Meise. Und wenn jemand sagt, "look, nice tits", meint derjenige, so er ein Mann ist, meist die weiblichen Brüste einer Passantin, was nicht eben fein ist. Die Welt der Sprachen ist eben ein Dschungel.

Quellen:

etymonline
Quod.Lib
Wörterbuchnetz (Grimm)

Der Übergriff der Pseudo-Eliten auf die Sprache

Besserwisser Humpty Dumpty: Symbolfigur für falsche Eliten
Zur Freiheit gehört das Recht auf Selbstdefinition. Dieses Recht wird immer mehr missachtet, und zwar vorrangig von Pseudo-Eliten aus dem Bereich der Geisteswissenschaften.

Der Mathematiker Charles Dodgson hat einen Dialog geprägt, den diese falschen Eliten ungern höre. Beteiligt ist die Kinderreim-Figur Humpty Dumpty als Vertreter falscher und vor Arroganz triefender Schein-Eliten auf der einen Seite und die junge, kritische Wahrheitssucherin Alice (1):

HD: „When I use a word, it means just what I choose it to mean … neither more nor less.”
Alice: “The question is …, whether you can make a word mean so different things.”
HD: “The Question is … which is to be Master. That’s all.”


Es gibt zahlreiche deutsche Übersetzungen, hier unsere:

HD: „Wenn ich ein Wort gebrauche … lege ich fest, was es bedeutet - nicht mehr und nicht weniger.“
Alice: „Die Frage ist … ob Sie den Wörtern so viel unterschiedliche Bedeutungen zuweisen können.“
„Die Frage ist, wer die Macht hat - das ist alles.“


Im Beispiel will eine falsche Autorität also einem Wort eine Bedeutung zuweisen, dessen Unsinn im Prinzip ein Kind beweisen könnte. Die selbst ernannte Autorität setzt aber durch, wie etwas zu benennen ist. Dieses Recht steht ihr nun in einer liberalen Gesellschaft keinesfalls zu – es ist die bloße Anmaßung.

Wozu ich aufrufe, ist nicht, die Psychologie, Soziologie und einige andere, ähnliche Wissenschaften abzuwerten, sondern sie kritisch zu hinterfragen und ihre Begriffe so weit möglich zu vermeiden.

Wir können durchaus andere, neutralere Begriffe verwenden und vor allem solche einer einfachen Sprache. Sie entsteht automatisch, wenn wir etwas sorgfältig beschreiben, statt es zu etikettieren.

Und mit diesem Gedanken zum Wochenende lasse ich euch heute allein.

(1) Quelle: "The Complete Illustrated Works of Lewis Caroll", London 1982
Foto: Schachfigur aus einem Alice-Schachspiel