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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Europa und Facebook

„Droht Europa der Facebook-Blackout? Das fragte sich in den letzten Tagen mancher, der die „Süddeutsche“ las. Gute Frage. Und kommen wird er vermutlich nicht. Aber wieso eigentlich „droht“?

Wir könnten wirklich ganz gut ohne Facebook auskommen, oder etwa nicht? Mich stört schon lange, dass manche Firmen nur noch „über Facebook“ im Netz zu finden sind.

Also hört mal zu, Kleinunternehmer, Bands, Jazzclubs, Gastwirte und wer-auch-immer: Richtet euch eine Webseite oder ein Blog ein. Ich will euch im Netz sehen, ohne dass ich zugleich aufgefordert werde, Facebook zu unterstützen.

Die Documenta und ihr Skandal

Mit Antisemitismus ist gut Schlagzeilen erzeugen. Da hat jemand etwas gesehen, etwas Politisches. Und dies auf einem Bild, das eindeutig politisch war. Es zeigt, wie das Volk über einen Machthaber richtet. Ausländische Mächte werden bezichtigt, diesen lange gestützt zu haben. So weit so gut, so schlecht oder so gar nichts. Die Kunst nimmt mit Recht Freiheiten für sich in Anspruch, die der Politik missfallen könnten. Nichts Neues, im Prinzip.

Nun also ist alles ein „Skandal“. Die Presse hat es als „Skandal“ hochgespielt, und vor allem deshalb ist es einer. Ich las sogar, die „Documenta sei „nachhaltig geschädigt“ worden. Wer sie „geschädigt“ hat, ist noch offen. Die Künstler? Die Gremien, die Direktorin? Jemand, den man eindeutig benennen könnte?

Immerhin haben manche Presseleute nachgeforscht - und was sie fanden, reichte nicht für einen Skandal. Aber der war nun schon da. Und da kann man eben nicht mehr zurück - da müssen „Maßnahmen“ her.

Worte wie „Freiheit der Kunst“ und „liberales Denken“ müssten in Zukunft wohl darauf überprüft werden, ob sich niemand verletzt fühlt. Wenn da so wäre, dann wäre der Liberalismus tot. Den Tod des liberalen Geistes wünsche sich derzeit viele, und es geht dabei überwiegend nicht um Antisemitismus, Rassismus oder dergleichen. Vielmehr geht es um die kleine Schere im Kopf, die heute dies, morgen jenes ausschneidet, bevor es geschrieben steht oder gemalt wurde. Und es beginnt immer mit der „kleinen Schere“.

Vielleicht bin ich nicht ausreichend kompetent, um Kunst zu beurteilen. Allerdings habe ich von der Kunst auf der „Documenta“ wenig gelesen - von einem „Eklat“ dafür umso mehr.

Bitte nachlesen bei: Deutsche Welle.

Noch ein Hinweis: Bitte keinen Beifall von der falsche Seite. Es geht hier lediglich darum, den liberalen Geist zu verteidigen.

Und noch ein Hinweis: Die FDP ist offenbar nicht Willens, die Freiheit der Kunst und der Künstler zu verteidigen. Klar ist, dass es keine Ausstellungen geben darf, in der Antisemitismus verherrlicht wird. Klar ist aber auch, dass nicht "externen Gremien" überlassen werden darf, was ausgestellt wird und was nicht.

Sadisten und Masochisten – im Alltag und im Sport

Der Sadist sitzt tief in ihnen – oder immer häufiger auch die Sadistin. Gemeint sind vereinzelte Angehörige aus Berufsgruppen, in denen es üblicherweise nicht „zimperlich“ zugeht. Wir hörten von Frauen und Männer in Führungspositionen der Wirtschaft, die auf der Psyche der „Untergebenen“ herumtrampeln, von Wachpersonal, Geheimdienstmitarbeitern und Militärangehörigen, die üblicherweise nicht als „zimperlich“ gelten. In früheren Zeiten hörte man dergleichen auch aus „Besserungsanstalten“ und sogar aus Einrichtungen, die von Nonnen geführt wurden.

Das mag man – angesichts mancher Situationen – noch begreifen. Doch was ist mit dieser allseits verherrlichten „Edeldisziplin“, dem Leistungssport?

Nur selten liest man Sätze wie diesen (1):

In Vereinen, je nach System, passiert es immer wieder, dass sich dort Leute als Trainer (und … Innen) tummeln, die auch narzisstische bis schwer sadistische Neigungen haben und sie dort ausleben.

"Korrekter Sadismus" - je nach System - und je nach Auffassung?

„Je nach System“ klingt rührend, aber damit ist nicht ausschließlich „der Osten“ gemeint, nicht die Ex-DDR, nicht Russland. Allgemein „zieht“ die Schutzbehauptung, die Sportler(innen) hätten selbst danach gestrebt, möglichst hart „herangenommen“ zu werden, um ihre Ziele zu erreichen. Was kaum verwundert: Im Leistungssport gelten keine „normalen“ Kriterien für das Wort „Leistung“. Vielmehr werden Menschen auf Grenzsituationen getrimmt. So etwas wird vielfach dadurch begünstigt, dass sie glauben, ihren Trainerinnen/Trainern die Leistung schuldig zu sein – und teilweise eben auch den Eltern.

Erstaunlich daran ist, dass ein „Leben an den Grenzen“ als sinnvoll angesehen wird – doch das mag jede Sportlerin, jeder Sportler und jede(r) Trainer(in) mit sich selbst ausmachen.

Der Sadismus beginnt beim "Turnen", sobald Leistungen gefordert werden

Der Sadismus, der von Sportlehrern ausgeht, bezieht sich zumeist auf – Schulerlebnisse. Zwar soll der Unterricht vor allem der körperlichen Gesundheit dienen, doch wird zugleich bereits die „Leistung“ herausgefordert. Wer dann nicht über den Bock springt, sondern verweigert oder gar dagegen springt, erntet Hohn und Spott – vom Barren und den „Ringen“ mal ganz abgesehen. Wer dort „wie ein Mehlsack“ hängt, der wird verachtet.

Das Problem dabei ist: Normalerweise sind die Mädchen und Jungen, die auf diese Weise entwertet wurden, keine Masochisten. Das heißt, sie hatten keine Freude daran, misshandelt zu werden. Und doch scheinen sich viele im Erwachsenenalter wieder zu erinnern, dass sie sich der Demütigung ausgesetzt haben. Warum sie es noch einmal wiederholen wollen – möglicherweise mit einer physisch attraktiven Frau oder einem athletischen Mann – ist unsicher, kommt aber als Motiv durchaus infrage.

Einmal erröten, bitte - die erotischen Fantasien der Masochisten

Erotische Romane und Zeichnungen zeugen davon, dass es solche Umstände gab - und vermutlich immer noch gibt. Sie wirken lustvoll und teils erotisierend, und Betrachter schmunzeln oft über die Darstellungen. Doch das ist ein Grenzbereich der Fantasie – nicht die Realität.

Jenseits davon findet weiterhin das „wirkliche Leben“ statt, wo sadistisch veranlagte Menschen nach Opfern suchen. Und da es im Alltag nie genügend „veranlagte“ Masochistinnen/Masochisten gibt, versuchen sie eben, solche zu rekrutieren. Egal, wie sie die Sache nennen – es ist ein unwürdiges Spiel.

(1) Die WELT

Der Vorwurf des Narzissmus – ein Mythos?

Egoistisch, egomanisch, ich-bezogen … es gibt mehr Wörter für angeblich verantwortungslose, in sich selbst verliebte Menschen. Und natürlich das Modewort der Psychofetischisten: den Narzissmus.

Wir Menschen neigen dazu, einerseits uns selbst zu retten, wenn Gefahr droht, andererseits aber auch, andere retten zu wollen. Außerhalb einer akuten Gefahr wägen wir mit Recht ab, was derzeit nötig ist und welche Maßnahmen einen Sinn haben. Manchmal ist es dabei nötig, mit anderen zu verhandeln, also „Geben und Nehmen“ in Einklang zu bringen, sodass beide Teile zufrieden sind. All dies ist absolut normal und wird zudem immer wichtiger. Zum Beispiel für Ehepaare. Die bürgerliche Braut um 1900 wusste noch genau, welche Aufgaben sie als Ehefrau haben würde, und verhandelt wurde bestenfalls zwischen Brautvater und späterem Ehemann. 50 Jahre später mussten nur wenige Details verhandelt werden, zum Beispiel, ob die Ehefrau „mitarbeiten“ solle oder nicht. Weitere 50 Jahre später war klar, dass nahezu alles zwischen den Partnern verhandelt werden muss – mit dem Einverständnis beider Parteien.

Sich durchsetzen wollen und nichts zulassen wollen

Wer nicht verhandeln will, wer sich nicht einlässt, wer nicht nachgibt oder wer überhaupt keine Kompromisse schließen will, wird häufig abgelehnt. Andererseits gilt als Schwäche, etwas zu verhandeln, sich einzulassen, nachzugeben oder zu Kompromissen bereit zu sein. Genau diese Situation aber schafft den Begriff: „Du bist ein Narzisst, weil du dich durchsetzen willst.“ Ganz falsch, denn ein Narzisst ist auch, wer nichts zulassen will.

Offenbar geht es gar nicht um „Narzissmus“, sondern darum, nichts anzubieten, was verhandelbar ist. Oder gar anzunehmen, man müsse gar nicht verhandeln, weil es feste Regeln gäben, wie etwas „zu tun sei“.

Wer andere "Narzissten" nennt, beleidigt sie

Wir wissen recht genau, dass Narzissten nicht einfach Menschen sind, die sich selbst retten wollen, bevor sie andere retten. Jemand hatte den Ausdruck „Narzisst“ jüngst als die „letzte salonfähige Beleidigung“ (1) bezeichnet, und genau das ist sie: Eine gezielte Beleidigung, hinter der ebenfalls ein verkappter Narzisst steckt. Der Gedanke dahinter würde lauten: „Oh, ich bin gut und ehrenhaft, und du bist nicht ganz richtig im Kopf“.

Sagen wir es mal direkt und ungeschminkt: Wer andere als „Narzissten“ bezeichnet, ohne Psychiater zu sein, der ist mit großer Wahrscheinlichkeit selber einer – oder eine. Denn dazu, Menschen zu etikettieren, gehört bereits eine erhebliche Selbstherrlichkeit. Ein Mensch, der über etwas Vernunft verfügt, wird hingegen sagen: „Er (oder sie) hat sich dieser oder jener Situation mit Gewalt oder Winkelzügen durchgesetzt und damit anderen geschadet.“

Die billige Masche, andere zu etikettieren

Wer beschreiben soll, wie sich ein angeblicher Narzisst“ oder eine „Narzisstin“ verhält, wird bald herausfinden, wie schwer das ist. Ein bisschen den eigenen Vorteil im Auge zu haben, reicht dabei keinesfalls, und etwas Überheblichkeit alleine auch nicht. Und mal salopp gesagt: An andere Etiketten zu verteilen, ist eine ganz billige Masche, um von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

(1) Viel mehr lest ihr zum Thema bei Quarks