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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Der Charakter

Der Charakter ist eigentlich „das Gepräge“, auch die Einzigartigkeit, oder mit einem heutigen Modebegriff „die Summe der persönlichen Alleinstellungsmerkmale“. Die Begriffe „Temperament“ oder „Naturell“ wurden früher ebenfalls verwendet, jedoch begann man später, beim Menschen auch „selbsterworbenen Eigentümlichkeiten“ zu berücksichtigen. Schon Ende des 19. Jahrhunderts begann man, den Begriff durch „die Persönlichkeit“ zu ergänzen. Sie wurde und wir bis heute an das tatsächliche Verhalten gekoppelt. Ein altes Lexikon spricht dabei vom „Wahrscheinlichkeitsschluss“. Das bedeutet: Verhält sich ein Mensch stetig in der einen oder anderen weise, so deutet dies auf ein Persönlichkeitsmerkmal (früher „einen Charakterzug“) hin.

Der Volksmund und der Charakter

Im Volksmund kling alles etwas anders. Man spricht nach wie vor von einem „guten“ oder „schlechten“ Charakter. Dabei wird selten deutlich, welche Eigenschaften gemeint sind. Recht oberflächlich wird auch oft die „Charakterstärke“ eingeworfen. Damit sind im Grunde die Auswirkungen „positiver“ Eigenschaften gemeint, und selten wird berücksichtigt, dass der „charakterstarke“ Mensch auch ein Despot sein kann.

Zudem ist im Volksmund wie auch unter manchen Wissenschaftlern die Meinung verbreitet, der Charakter (als Summe der Persönlichkeitsmerkmale) sei ab einem gewissen Lebensalter „festgeschrieben“. Das würde allerdings bedeuten, dass Menschen damit auch die Lernfähigkeit verlieren würden. Eine „Anpassung der Persönlichkeit durch Lernen“ wäre damit im Erwachsenenalter ausgeschlossen.

Neue Begriffe - und doch keine Klarheit

Unklar bleibt auch, was „Charakterzüge“ oder „Persönlichkeitsmerkmale“ eigentlich sind. Derzeit hat dies eine Gruppe von Psychologe festgelegt, und man bezeichnet die Merkmale als die „Big Five“ oder das Fünffaktorenmodell. Aus ihm werden zahlreiche Schlüsse abgeleitet, die insbesondere im Personalwesen eine Bedeutung haben. Inwieweit sie den Menschen und seine Persönlichkeit wirklich erklären können, ist allerdings umstritten.

Benutzt im historischen Zusammenhang: Meyers Retro-Lexikon.