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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Exotenblüten

Üppige Blüte
Ich habe im letzten Jahr zum ersten Mal Blüten an dieser exotischen Pflanze gesehen. In diesen Jahr blühte sie früh und üppig. Hier noch einmal ein Detail:

Detail der Blüte


Aufnahmen diesmal mit PANSONIC DMC FZ2200

Der wilde Wein blüht

Er blüht ... und ziehtt die wilden Bienen an
Jedes Jahr um diese Zeit blüht der wilde Wein, und die wilden Biene umsummen die Blüten bis zum späten Abend.

Aufgenommen mit PANASONIC DMC-LX7.

Die Lebedame

Jüngst fragte der Rätselonkel der Tageszeitung, wie man denn wohl eine Frau nennt, die dem Genuss huldigt. Da musste ich schon auf das Repertoire an Worten zurückgreifen, das man in den 1950-er Jahren benutzte. Da war es eine Umschreibung für eine Frau, die ihr Sexualleben sozusagen a la carte einrichtete.

Aus heutiger Sicht kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie frivol so etwas war. Damals nahm eine Frau bestenfalls an der Seite ihres Gatten am öffentlichen Leben teil. Falls sie ledig war und ein eigenes Liebesleben für sich beanspruchte, galt sie bereits als Schlampe.

Hatte sie allerdings Vermögen und verhielt sie sich zurückhaltend bei der Auswahl ihrer Lover, so verzieh man ihr. Sie konnten jünger oder deutlich älter sein, ledig, verheiratet oder geschieden - die Hauptsache war, dass sie ebenfalls schweigen konnten.

Der gegensätzliche männliche Part hieß in Deutschland Lebemann, und obgleich er ähnlich „sündhaft“ lebte, verzieh man ihm seine Affären. In Frankreich nannte man die Herren Roués, (durchtriebene Gesellen), in Deutschland auch „Stutzer“ und in England „Lions“ (Salonlöwen).

Lebedame - ein anzügliches Wort

Für die Damen gab es wenig „vornehme“ Ausdrücke. „Lebedame“ war an sich schon anzüglich, weil die Hinwendung zu irdischen Genüssen als Frevel galt. Da man unterschwellig auch immer „sexuelle Ausschweifungen“ bei der Lebedame vermutete, versuchte man zu umschreiben, was sie tat. Üblich war, von ihr zu sagen „sie nehme es nicht so genau“ oder sie sei „dem Schönen zugewandt.“

Damit allerdings wurde der Bogen sehr weit geschlagen: Frauen mit „finanziellen Interessen“, sogenannte Nymphomaninnen und Damen, die sich einfach ein eigenständiges Leben gönnten, fielen plötzlich unter diesen Begriff.

Ich habe das Wort „Lebedame“ schon lange nicht mehr gehört, und ich denke, das ist auch gut so. Denn nach eigenen Vorstellungen zu leben ist zwar immer noch riskant, aber deutlich angesehener als vor 50 oder gar 100 Jahren.

Was ist denn eigentlich „normal“?

Normal ist nur Version (b) - und sie ist zugleich stabil
„Normal“ zu sein bedeutet, in einem stabilen Zustand zu sein. Was „stabil“ ist, muss allerdings definiert werden.

Die Soziologie kann keine für uns gültigen Antworten geben

Oh, ein Satz vorab: Soziologinnen und Soziologen reden gerne über „das Normale“. Doch wenn sie es tun, sprechen sie von „der Gesellschaft“ und damit auch vom Vergleich „unseres“ Normalbegriffs mit dem Normalbegriff der Massen (1).

„(Es gilt) … dass Normalitätsbehauptungen und -begehren immer das politische Problem der Normalisierung mit sich bringen. Egal, in welche Richtung es geht: Es gibt immer einen Konformitätsdruck.“

Wer hat die Antwort, was "normal" ist?

Der Normalzustand als stabiler Zustand? Das gilt nur, wenn wir uns darüber klar sind, was „stabil“ ist. Und bevor ihr dazu ins Lexikon schaut und statische Begriffe wie „haltbar“ oder „widerstandsfähig“ findet, will ich euch sagen, dass ein System nicht stabil ist, wenn es zu starr ist.

Im Jargon der Regelungstechnik spricht man von asymptotisch Stabilität, etwa so (2):

Ein System, welches asymptotisch Stabil ist, kehrt nach Anregung von selbst wieder in den Anfangszustand zurück.
Vereinfachung: Wie ist das, wenn etwas "normal" ist?

Wem das zu kompliziert ist: Es geht dabei um Systeme, die sich selbst regulieren. Dazu gehören nahezu alle Lebewesen und manches andere System. Man sagt auch, dass es sich dabei um „dynamische“ Systeme handelt.

Noch einfacher: Stell dir eine Kugel vor, die am Boden einer Suppenschüssel liegt. Die Suppenschüssel ist das System, die Kugel die Normalität. Solange sie starr auf dem Boden verharrt, interessiert dies niemanden und das System „lebt“ nicht.

Sobald eine Kraft auf die Suppenschüssel ausgeübt wird – also etwa, wenn du sie auf dem Tisch schubst – wird die Kugel angeregt, sich zu bewegen. Man kann sagen: „Es passiert jetzt etwas“. Bei Säugetieren, Menschen und vielen Maschinen gehört das zu den „normalen Prozessen“. Die Kugel wird nach einigen Bewegungen wieder in die Mitte der Schüssel zurückfallen. In der Natur „wartet“ sie darauf, erneut angestoßen zu werden.

Die Suppenschüssel, die Kugel darin und deine Normalität

In vielen Situationen gibt es mehr als eine geringe Verlagerung der Kugel. Sie wird beispielsweise in der Mitte kreisen, bis fast zum Rand hochsteigen oder längere Zeit benötigen, um wieder in den „Normalzustand“ zurückzufallen. Und dennoch ist dieser Zustand in jeder Hinsicht „stabil“ und „normal“ – denn es ist ja die Aufgabe der Kugel, wieder zurückzufallen.

Im wirklichen Leben fällt die Kugel nicht oder jedenfalls äußert selten aus der Suppenschüssel heraus. Sie tanzt dann aber verdächtig nahe am Rand und unser „System“ merkt, dass wir etwas tun müssen, um die Normalität wiederherzustellen.

Das alles sagt noch nicht viel über „unsere Normalität“ aus. Denn die ist für jedes menschliche Wesen anders. Für nahezu alle Geistesarbeiter, insbesondere für die kreative unter ihnen, ist die Kugel ständig in Bewegung und läuft kurz unter dem Rand der Suppenschüssel im Kreis. Das bedeutet für sie „normal zu sein“. Für andere ist es normal, dass die Kugel sich wenig bewegt, ja, sie geraten sogar in Panik, wenn sie bemerken, dass sich Kleinigkeiten verändern.

Halten wir fest: Wir können für uns selbst definieren, was „normal“ für uns ist. Wenn wir das gleiche „für andere“ tun, so begeben wir uns in Gefahr, Fehlurteile abzugeben oder gar Menschen zu verletzen.

(1) Paula-Irene Villa Braslavsky In Deutschlandfunk Kultur
(2) Definition Stabilität.