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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Leistet ihr euch euer Leben noch?

Die LVZ ist bekannt für Überschriften, die vor allem „Ostdeutsche“ ansprechen. Das ist kein Wunder, weil sie in Leipzig erschient. Doch gestern habe ich mir die Augen gerieben - da las ich in bester Boulevardzeitungsmanier:

„Ist das Leben noch bezahlbar?“

Solche saloppen Sprüche kann man vielleicht am Stammtisch ablassen, aber als Überschrift?

Es bleibt nicht dabei, denn nachdem man dort über Kaffee (das sächsische Nationalgetränk), Bier (nicht ausschließlich sächsisch, aber sicher unheimlich wichtig) und Nudeln wie auch Gemüse sprach, wurde der Satz noch einmal ähnlich wiederholt:

Können wir uns unser Leben noch leisten?

Worum es geht, sind die Preise. Sie ziehen zweifellos an, und das ist auch verständlich, denn die Produktionskosten sind in der Pandemie gestiegen. Und ja, man wird sich überlegen müssen, wie man erstens die Teuerung stoppen kann und zweitens, wie man sinnvoll helfen kann.

Ostdeutsche Sichtweisen, Polemik und Realitäten

Und natürlich steht es jedem Redakteur frei, dafür „die Ampel“ verantwortlich zu machen, die in den ostdeutschen Bundesländern ohnehin wenig Ansehen genießt, weil sie dort als nicht „rot“ genug gilt. Und um sie verantwortlich zu machen, reichen der LVZ schon Feststellungen wie „die Preisspirale dreht sich immer weiter nach oben“.

Krisen dieser Art gab es seit 1950 immer wieder, so 1973 mit einer Teuerung von 7,1 Prozent, 1974 mit 6,9 Prozent (Kabinett Brandt) , und in den Jahren 1975 und 1981(Kabinett Schmidt) mit über sechs Prozent. Die letzte größere Teuerung ergab sich im Vereinigten Deutschland in den Jahren 1992/1993 (Kabinett Kohl). Die gegenwärtige Teuerung wird vor allem auf die Corona-Krise und die Energie-Krise zurückgeführt.

Wer sich in dieser Situation fragt, ob „wir uns das Leben noch leisten können“ ist von der Polemik nicht weiter entfernt als ein Federstrich.

Zitate aus der Print- und Onlineausgabe der LVZ/OVZ vom 12.02.2022 - leider werden bei der LVZ auch allgemein interessierende Artikel benutzt, um für Abonnements zu werben.. Damit wird den normale Internetbenutzern die Informationsmöglichkeit entzogen. Das Fragment kann hier eingesehen werden: LVZ