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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Der Gentleman

Aus der Sicht der meisten Frauen ist ein „Gentleman“ kaum mehr als jemand, der eine Frau hofiert. „Aufmerksamkeitsgesten“ nennen Frauen dieses Verhalten gerne, und sie erwarten, dass ein „echter Gentleman“ zuvorkommend ist.

Mich erinnert dieses Verhalten eher an die mittelalterlichen Filous, die später als „Minnesänger“ verherrlicht wurden. Man tut den Damen schön, singt ihnen ein Lied, versucht, sich ihnen mit Schmeicheln zu nähern. Und sobald die „Luft rein ist“ öffnet sich eben auch die Tür, das Herz und noch viel mehr.

Es war ein Spiel, dass sowohl die Damen von Adel als die nicht ganz so adeligen Sänger (Troubadoure) beherrschten.

Ein Gentleman ist kein Damen-Butler

Ein wahrer Gentleman ist weder ein Butler der Damen noch ein schmeichelnd herumscharwenzelnder Filou.

Das ist auch dann noch so, wenn er Türen aufhält, den Mantel oder den Blazer abnimmt und der Damen wieder herein hilft, Stühle vor- und zurückrückt und – die Rechnung bezahlt.

Ein Gentleman kommuniziert anders

Aber all dies sind buchstäblich „Verhaltensweisen“, die er sich angeeignet hat. Routinen ohne wirklichen Sinn. Seine eigentlichen Eigenschaften liegen in seinem Kommunikationsverhalten. Der Zurückhaltung gegenüber Extremen, dem verhaltenen Argument und dem typischen „Understatement“. Ein Gentleman hört vorrangig zu, statt zu widersprechen, er stellt sinnvoll Fragen und unterstützt sein Gegenüber bei möglichen Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden.

Wirkliche Gentlemen triffst du nicht oft, weil sie sich zurückhalten. Sie ähnelnd den sprechenden Blumen bei Alice (1) und reden nur mit einer Dame, wenn sich das Gespräch mit ihr lohnt.

(1) Through The Looking Glas - Ch. 2 The Graden of Flowers. "We can talk, when there's anybody wrth talking to. England 1872.