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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wartest du auf einen Zufall?

Wahrscheinlich hast du schon mal den Satz gehört: „Der Zufall kam uns zu Hilfe.

Das heißt: Wir waren fast sicher, dass unsere Unternehmung (unser Projekt, unsere berufliche oder private Entwicklung) gelingen würde. Aber wir mussten nicht so viel Eigenleistung einbringen, wie wir vermutet (oder befürchtet) hatten.

Was ist der Zufall?

Das Beispiel erläutert den Zufall recht gut. Denn der Zufall als positives Ereignis kann überhaupt nur eintreten, wenn wir aktiv und nach außen gewandt sind. Deshalb ist es sinnlos, im Mauseloch zu sitzen und auf Zufälle zu hoffen.

Ich weiß, dass es viele von euch dennoch tun. Ihnen muss ich sagen: Der Zufall kann jede Form annehmen. Er ist im Grunde weder positiv noch negativ, sondern immer nur ein Ereignis, und damit es überhaupt eine Auswirkung hat, müssen wir es wahrnehmen.

Je mehr wir die „Nase in den Wind“ stecken, können, dürfen oder müssen wir mit Zufällen rechnen. Sie können uns beflügeln oder zurückwerfen – das müssen wir hinnehmen.

Und du? Du solltest nicht auf den Zufall hoffen und ihn nicht befürchten. Sondern darauf vorbereitet sein, wenn er dich trifft.

Das Fest, der Baum

Was tut der Fisch im Tannenbaum?
In meiner Geburtsheimat, also weder der inneren Heimat noch in der Heimat meiner ursprünglichen Herkunft … oh ich schweife ab. Also beginne ich erneut.

Das Norddeutsche

Gemeint ist das „Norddeutsche“ in mir. Für wen ist denn „Weihnachten“ tatsächlich das Fest zur Geburt des Religionsstifters? Für die protestantischen Kirchenchristen, Katholiken und noch ein paar anderen, die nicht nur zu Weihnachten in die Kirche gehen, sondern auch sonst?

Für einen Norddeutschen ist Weihnachten eben immer noch „Wiehnachten“ – manchmal im Singular, dann ist der sogenannte „Heiligabend“ gemeint, oder als „Weihnachtszeit“, dann ist ein variabler Zeitraum vom 22. Dezember (oder noch früher) bis zum 6. Januar (selten noch später) gemeint. Klar kommt da auch der Religionsstifter ins Spiel, schließlich drehen sich ja die Weihnachtsliedern um ihn.

Der Baum

Man kennt hier zwar einen Weihnachtsbaum, doch warum sollte man zu Weihnachten einen anderen Baum kaufen, auspacken, mausen oder schlagen als einen Weihnachtsbaum? Also fragt einer den anderen: Hast du schon einen Baum?. Und wenn man lange wartet oder sich in Lumpen hüllt, wird der Baum vielleicht auch noch billiger und krummer. Das war jedenfalls früher so.

Klar ist: Wer zu Weihnachten einen Baum kauft, der will keinen Apfelbaum. Und deswegen reicht „der Baum“. Der „Christbaum“, um ihn zu erwähnen, wird nur in Verbindung mit Leuten gebraucht, die einen Dachschaden haben. Bekanntlich haben die „nicht alle auf dem Christbaum.“

Das Fest

Auf den Straßen ruft man sich „Frohes Fest“ zu. Ist ja klar, dass man das Weihnachtsfest meint – was sonst? Redet nicht jeder jetzt ausschließlich vom „Weihnachtsfest“? Also kann nicht Ostern gemeint sein. Im Winter, wenn es schneit (und auch wenn nicht), heißt das Fest eben „Weihnachten“, besser noch „Wiehnachten“ – wie denn sonst?

Der Duden macht es uns auch nicht leicht: Der Schwabe sagt „an Weihnachten“ wie er „an Ostern“ sagt, und sogar der Duden redet die „die Weihnacht“ schön, sagt aber, „Weihnachten“ sei eigentlich sächlich (Neutrum). Und dann wäre da noch der Plural … da steige ich aus, echt.

Frohes Fest - einfach und klar

Seht mal, und deswegen macht es sich der Norddeutsche leicht: „Frohes Fest!“ richtet sich an die „echten“ Christen, die Kalenderchristen und diejenigen, die einfach wissen, dass „jetzt“ Weihnachten ist. Und „schöne Festtage“ richtet sich auch an Andersgläubige und sogar an „Heiden“.

Die Menschheit und das Novum

Ich lese gerade einige Beiträge über Beziehungen und war verblüfft (Quelle 1):

In der Geschichte der Menschheit hat das eher keine Tradition, sondern ist ein Novum.

An anderer Stelle lese ich sehr ähnlich (Quelle 2):

In der Geschichte der Menschheit hat das keine Tradition, sondern ist etwas gänzlich Neues.
Die Liebesheirat als "Novum"?

Was ist gemeint? Ich verrate es euch: die Liebesheirat, auch Neigungsehe genannt. Ich darf als bekannt voraussetzen, dass sie zur Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam, dann weitgehend propagiert wurde und sich schließlich aus ökonomischen wie auch emotionalen Gründen durchsetzte.

Als die Mitgift nach und nach verschwand

Um es klar zu sagen: Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein galt es als üblich, eine Geldzahlung auszuloben, wenn man die Tochter verheiraten wollte, die sogenannte „Mitgift“. Das führte zu etlichen Konvenienzehen, in denen die Frauen ihre Rolle zu finden hatten, ob sie wollten oder nicht.

Kein Novum für fast niemanden

Nun wäre die Frage: Wie kann man eine Entwicklung als „Novum“ bezeichnen, wenn die Tradition der Neigungsehe etwa (je nach Zählung) 100 bis 150 Jahre zurückreicht? Die meisten Menschen, die heute noch leben, haben ausschließlich Neigungsehen oder Liebesheiraten kennengelernt. Und wieso werden dann die „alten Zeiten“ beschworen, zu denen der moderne Mensch keinen inneren Bezug mehr hat?

Manipulationen mit Worten

Es gibt nur einen Grund: Solche Aussagen werden manipulativ verwendet, um Menschen zu überzeugen, dass die Liebe keine Grundlage für eine Beziehung ist. Das mag gelegentlich sogar stimme, schließlich ist die Liebe an sich nur ein recht unbestimmtes Gefühl. Aber es ist immer „die Liebe und noch etwas anderes“, was eine Beziehung ausmacht. Aus diesem Grund hat beispielsweise auch Arnold Retzers Buch „Lob der Vernunftehe“ seine Berechtigung. Aber er sagt mindestens noch „Die Ehe ist eine auf Vernunft gründende Lebensform, die wir aus Liebe eingehen.“

Was die Trivialautoren hingen schreiben, abschreiben oder sonst wie verfassen, ist Murks. Und der Hinweis darauf, dass etwas „keine Traditionen“ in der Menschheitsgeschichte hat, ist billiger Populismus. Viele Erscheinungen des 19. Und 20. Jahrhunderts hatten „keine Traditionen“, und dennoch haben sich die Menschen ihr Leben in dieser oder jener Weise eingerichtet. Und en „Weg zurück“ in die angeblichen Traditionen will kaum jemand gehen.

Der Fug - kein Unfug

Ich habe meinen Fug gefunden, mehrmals.

Wenn ich das sage, so ist es eine Berufung, ein Wunsch, eben ein Fug. Doch der Fug könnte auch eine Gelegenheit sein, zum Beispiel, wenn ich die Chance des Moments nutze, um Fug zu erlangen, also eine Art Erfüllung. Doch der Fug entsteht auch dann, wenn etwas „passt“: Dann sagt man „nach Fug und Nutzen.“ Einen Roman kannst du zum Beispiel schreiben, wenn du Fug und Zeit hast. Und nicht zuletzt steht der Fug auch für den Sinn. Wer „Fug und Macht hat“, der versteht es und hat auch die Macht, es umzusetzen.

Fug und Recht - nach herrschender Sitte und Gesetzeslage

Statt „nach Sitte und Ordnung“ zu sagen, spricht man oft von „Fug und Recht“, wobei Fug nicht einklagbar ist, Recht aber schon. Dann ist mit „Fug“ die Schicklichkeit gemeint, also die gesellschaftlichen Regeln. Wenn ich also sage, dass ich etwas mit „Fug und Recht“ behaupte, und es ernst meine, dann setze ich darauf, mich sowohl an eine ungeschriebene gesellschaftliche Vereinbarung zu halten wie auch an das geschriebene Recht. Wir kennen den „Fug“ heute größtenteils nur noch in Kombination mit dem Recht, was dazu führt, alberne Sätze zu bilden wie:

"Ich kann wirklich mit Fug und Recht behaupten, tolle Eltern zu haben" oder.
„Man kann also mit Fug und Recht von einem Sommer der Stars sprechen.“


Beide Sätze sind reine Meinungen, in denen weder „Fug“ noch „Recht“ zu finden ist.

Oder sagen wir einfach: „Diese Sätze sind Unfug?“ Denn obgleich vom „Fug“ nicht viel übrig geblieben ist, begleitet uns doch der „Unfug“ jeden Tag. Das Wort nutzen wir gerne, wenn sich für uns nichts fügt. Und mal ehrlich: Fügt sich für euch derzeit alles?

Marginalien: Der neueste "Duden Korrektor" motzte das Wort "Fug" heftig an.

Spanische Grippe, asiatische Grippe und Covid

Manche Leute sind so dumm, dass sie alles glauben: Zum Beispiel einen Facebook-Beitrag, in dem behauptet wird, „die Grippeimpfung 1918/1919 habe 50 Millionen Menschen getötet.“

Hat sie nicht. (1) Sie hat überhaupt keine Menschen getötet, weil es sie noch nicht gab. Und wie viele Personen von der „spanischen Grippe“ dahingerafft wurden, weiß auch niemand genau. Und Achtung, geschichtsblinde Trottel: Der Erste Weltkrieg neigte sich damals gerade mal dem Ende zu, und ihm folgten Hungerjahre mit Mangelernährung (2). Damals sollen nach relativ unsicheren Quellen 196.000 Menschen im Inland an der Grippe gestorben sein - also nicht an irgendwelchen Impfungen.

Die Jahre 1957/1958 in Deutschland - die große Pandemie

In den Jahren 1957/1958 gab es eine zweite bedeutende Grippe-Pandemie, diesmal die „Asiatische Grippe“. Auch aus dieser Zeit gibt es nur eine Schätzung - demnach sollen damals 30.000 Menschen an dieser Form der Grippe gestorben sein. Aber auch diese Zahl ist lediglich eine Hochrechnung, also nicht belastbar. Bekannt wurde aber Eines: damals weigerte sich die Regierung Adenauer nach Presseberichten, die Wahrheit über die Gefahren durchsickern zu lassen. Man empfahl Händewaschen und formalinhaltige Tabletten.

Heute herrscht Transparenz - aber eines wissen wir nicht

Durch welche Maßnahmen eine Pandemie zu viel Prozent an der Verbreitung gehindert werden kann, ist Gegenstand zahlloser Verlautbarungen. Aber keine dieser Aussagen (man korrigiere mich, wenn es jemand anders weiß) basiert auf belastbarem Zahlenmaterial. Wäre es anders, dann lägen die Zahlen längst auf dem Tisch.

Der große Unterschied zwischen allen vorausgegangenen Pandemien besteht vor allem darin, dass eine Pandemie noch niemals so transparent vor der Öffentlichkeit abgelaufen ist wie die gegenwärtige. Und vor allem deshalb ist es nötig, die Corona-Leugner auf den Teppich der Realität zurückzubringen. Es gibt eine Pandemie, und sie ist für viele Menschen bitterer Ernst.

Zeit der Populisten

Der Populismus, das Ablenken von eigenen Fehlern der Vergangenheit und die Schuldverschiebung auf das Volk, sind hingegen klare Indizien für eine Politik, die keine Lösungen mehr hat.

(1) corrective.org
(2) Über den Weltkrieg und die Not danach.
Sowie folgendes historische Dokumente:
Spiegel
SWR
Und weitere allgemein zugängliche, zuverlässige Quellen.