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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die überforderte Politik und die Verschiebung der Schuld

Eines haben das RKI, die Bundesregierung und die Landesregierungen gemeinsam: Sie sorgen sich wegen der vielen Neuinfektionen. Und natürlich hat Lothar Wieler absolut recht, wenn er sagt, dass er „mehr Tote“ erwarte. Er sieht auf die Zahlen, wie wir alle. Und ein gewisser Anteil der Infizierten wird sterben, so bitter dies auch klingen mag. Wir hören es nicht gerne. Du nicht, ich nicht und auch niemand sonst. Was den Herrn Söder mal wieder nicht davon abhält, UNS zus sagen, dass WIR alles falsch sehen.

Was tun die Regierungen auf allen Ebenen eigentlich konkret?

In einem Punkt unterscheidet sich das RKI allerdings deutlich von den Regierungen in Bund und Land: Man kann seitens des RKI nur beobachten und die Fakten einordnen. Die Regierungen hingegen hatten gut ein halbes Jahr Zeit, sich Maßnahmen zu überlegen, um besser auf Notfälle vorbereitet zu sein. Sie haben so gut wie nichts getan. Andere offenkundig auch nicht. Oder wie sonst soll ich diese Stellungnahme (RKI) verstehen (1)?

Die Gesundheitsämter seien bei der Kontaktnachverfolgung überfordert, Krankenhäuser an der Belastungsgrenze und es gebe immer mehr Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen.

Was dies im Klartext heißt, ist leicht zu verstehen: Wir haben Notbetten, wie haben Beatmungsgeräte, aber keinen Plan für einen plötzliche auftretenden Mehrbedarf an Personal in der Intensivmedizin. Und wir haben Gesundheitsämter, die mit den Methoden des 19. und 20. Jahrhunderts ins 21. Jahrhundert eingetreten sind. Das ist - im Übrigen - nicht ihre Schuld, sondern die der Politik. Was die Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen angeht - das spricht doch wohl für sich selbst. Merkwürdig, dass die Verantwortlichen dazu schweigen, nicht wahr?

Wir - diejenigen, die als Verantwortliche übrigbleiben?

Wer bliebt übrig? Wir. Wir sind an der Misere Schuld. Ja wir, die wir uns gut schützen, weil wir ja überleben wollen. Wir, die wir auf Veranstaltungen, Restaurantbesuche, Kulturereignisse, Reisen, lustvolles Shopping, andere vermeidbare Einkäufe und dergleichen mehr verzichten. Und nun? Wir erleben, dass hilflose Politiker strengere Sanktionen fordern, statt einzugestehen, dass sie gar nicht wissen, wie sie die Pandemie beeinflussen können.

Wie wäre es mit der Wahrheit statt mit Appellen?

An dieser Stelle wäre es schön, wenn unsere Damen und Herren Politiker der Wahrheit die Ehre geben würden und uns nicht tagtäglich mit neuen Appellen nerven würden. Es ist gerade Dezember geworden. Der Winter kommt erst noch, und mit ihm auch eine Zeit, in der das Immunsystem nicht so wirksam ist wie im Frühjahr.

Und verdammt noch mal, wir tun alles, um uns nicht zu infizieren. Es ist oft lästig genug, die damit verbundenen Erschwernisse auszuhalten. Und es ist doppelt lästig, dass es immer noch Corona-Leugner gibt, die gar nichts begriffen haben.

(1) Zitiert nach der offiziellen Verlautbarung, via Tagesschau.