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Covid 19: Test, Infektionen und echte Zahlenwerke

Dieser Tage steigt die Anzahl der von den Gesundheitsämtern gemeldeten Covid-19-Infektionen. Aus der Presse und anderen offiziellen Verlautbarungen liegen widersprüchliche Meinungen vor, was dies bedeuten könnte. Während einerseits behauptet wird, die Werte seien nicht mit denen vom April 2020 vergleichbar, weil „mehr getestet würde“, hören wir andererseits, dass die nicht wirklich zutreffend sei. Selbst höchst „offizielle“ und gewöhnlich zuverlässige Quellen verfallen in Widersprüche dieser Art. Was wirklich hilft, ist ein Blick auf verschiedene Zahlenwerke.

Durchseuchung nach verfügbaren Zahlen

Die Durchseuchung bei Covid-19 liegt gegenwärtig nach Infektionszahlen in Deutschland noch unter 0,5 Prozent. Nach Ergebnissen, die von Blutspendern stammten, würde sie bei 1,25 Prozent liegen. Diese Zahl stammt vom August 2020. Zwischen der KW 16 und der KW 39 variierten die festgestellten Zahlen (anhand von Laborproben) um ein Prozent herum.

Mit den festgestellten Werten kann auch der Spekulation vorgebeugt werden, die Durchseuchung sei viel größer oder wesentlich geringer als „offiziell“ bekannt gegeben. Doch bei etwa der gleichen Anzahl von Labortests ergeben sich eben doch Steigerungen bei den „positiv getesteten Fällen“. Die Zahlen dazu sind öffentlich zugänglich.

Haben vermehrte Tests Einfluss auf Infektionszahlen und wie?

Oft wird bei Gesprächen bei Kränzchen und Stammtischen behauptet, die vermehrten Tests hätten einen erheblichen Einfluss auf die Anzahl der Fälle. Um dies zu überprüfen, muss man genauer hinsehen – dazu stehen inzwischen Zahlen zur Verfügung. Ein Vergleich zwischen den Wochen 37 und 41 schafft Klarheit. In dieser Zeit wurden ungefähr gleich viel Tests durchgeführt. In Woche 37 wurden 10.025 Fälle als „positiv getestet“ gemeldet, in Woche 41 waren es 29.003 entsprechend 2,5 Prozent. Inzwischen (KW 42) liegt diese Quote bei 3,6 Prozent. Das ist ohne Zweifel eine deutliche Steigerung der Fälle – kann also nicht auf „vermehrte Tests“ zurückgeführt werden. Es könnte noch andere Gründe für die Steigerung geben – aber sie würden sicherlich keine so erheblichen Veränderungen verursachen. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Was war wirklich los im April 2020?

In der Kalenderwoche 14 (erste Aprilwoche) gab es eine Quote positiv getesteter Laborproben von etwa neun Prozent (9,03) - die höchste, die bisher festgestellt wurde. Unterstellt man gleiche Bedingungen (was nicht sicher ist), dann hätten wir es nun mit etwa 107.850 positiven Labortest pro Woche zu tun (tatsächlich waren es 43.208). Dies unterstützt die seit vorgestern in der Presse und im Rundfunk veröffentlichte Information, die Zahlen von heute seien mit denen vom April 2020 nicht zu vergleichen.

Was heißt das nun für uns?

Zum einen, dass die Situation (nach Zahlen) nicht so dramatisch ist wie im April 2020. Dann aber auch, dass innerhalb von zwei Wochen eine erhebliche Steigerung der Positivquote bei Laboruntersuchungen festzustellen ist - und sie hält an. Man wird sie beobachten müssen. (1)

Drei Anmerkungen zum Verständnis:

1. So ungewöhnlich sind plötzliche Abweichungen bei Labortests nicht: In der Woche 18 und der Woche 20 gab es eine ähnliche Tendenz in Gegenrichtung, nämlich von 3,9 Prozent auf 1,7 Prozent.

2. Labortests sagen nicht aus, wie viele Menschen infiziert wurden, sondern, wie viele Proben positiv getestet wurden. Der Unterschied kommt dadurch zustande, dass manche Personen mehrfach getestet wurden.

3. Die Zahlen, die von den Gesundheitsämtern gemeldet werden, sind zunächst auch „nur“ Zahlen, die an dem betreffenden Tag weitergeleitet wurden. Sie sagen recht wenig darüber aus, wann sich die Personen infiziert haben, wann die Tests durchgeführt wurden und ob es Verzögerungen bei der Bearbeitung gab. Letzteres ist zu vermuten, kann aber nicht verifiziert werden.

Generell, Quellen
(1) Nachtrag: In der Folgewoche (43) waren es 5,6 Prozent)
In diesem Artikel wurden nur verlässliche Zahlen verwendet, die sorgfältig analysiert, verglichen und aufbereitet wurden. Irrtum vorbehalten.
Die verwendeten Zahlenwerte stehen nachvollziehbar und öffentlich zugänglich in der offiziellen Verlautbarung des RKI.