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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Zigeunersauce

Sie wird abgelöst, die Zigeunersoße, und nun fehlt noch das Zigeunersteak, das vorzugsweise dort serviert wird, wo die Schärfe dafür sorgen soll, dass man die schlechte Qualität des Fleisches nicht bemerkt. (Es ist sogar als "DDR-Rezept" im Netz). Was gab es da noch mit „Zigeuner“? Wer Kreuzworträtsel liebt, findet alle, die zwischen acht und 18 Buchstaben haben. Zigeunerjazz? Zigeunerkapelle? Jedem Musikliebhaber wohlbekannt und nach wie vor äußerst beliebt. Gleichwohl als Name verpönt.

Stop. Lasst uns mal nachdenken ...

„Zigeuner“ ist kaum der korrekte Name für die Bevölkerungsgruppe, die wir damit meinen. Aber „Sinti und Roma“ ist auch nicht ganz korrekt. Aber - das alles betrifft aber letztlich nur das Volk der Roma und nicht die scharf gewürzten Speisen, die diesen Namen tragen. Warum eigentlich nicht Gypsy? Das ist auch ziemlich falsch, weil man zur Zeit der Wortschöpfung annahm, die Bevölkerungsgruppe käme aus Ägypten.

Gut - ich kenne die Vorbehalte gegen den Begriff Zigeuner und habe dazu auch die Stellungnahme des Verbands der Sinti und Roma gelesen. Doch rein von der Namensherkunft ist „Zigeuner“ nicht falscher oder richtiger als „Gipsy“ oder „Sinti“.

Wie gut, wenn man Brite ist und nicht dauernd darauf schielen muss, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. International hat man sich inzwischen auf „Roma“ festgelegt, und so sollten wir es auch machen, wenn vom Volk der Roma die Rede ist.

Falls jemand dennoch ethnische Bedenken hat: Die Hausfrauensoße wird vorläufig auch nicht umbenannt, obgleich „Hausfrau“ diskriminierend ist.

Wird der Eskimobecher bald in der Eisdiele fehlen? Oder doch als „Inuitbecher“ wiederkommen?

Ja, ich vermisse weiterhin Negerküsse. Aber nicht, weil sie einstmals so hießen, sondern weil ich sie damals als handgemachte Exemplare lieben lernte. Sie heißen heute Schaumküsse - aber es ist nicht der Schaum, der ihren Charme ausmacht - wirklich nicht.

Das Gendersternchen

Ich gehöre zu den höflichen Autoren, die sich in der Regel an Leserinnen und Leser wenden – oder, wenn es möglich ist, auch an Leser(innen).

Was früher eine Höflichkeit gegenüber Frauen war, wird heute zu einer Ideologie, und ich habe deshalb bereits erwogen, davon Abstand zu nehmen. Leser beinhalten Leserinnen. Sie separat anzusprechen, ist im Grunde genommen eine Werbemaßnahme, um die Aufmerksamkeit der „Leserinnen“ noch einmal besonders zu wecken.

Das Gendersternchen kommt harmlos daher – ist ja nur ein Sternchen. Man könnte es einfach einfügen, liebe Leser*innen, aber ich habe (hoffentlich) auch männliche Leser. Und sie werden vom Sternchen „eigentlich“ abgemurkst, genau wie beim „Binnen-I“, einer anderen Perversion der Sprache, liebe LeserInnen.

Gebt Ruhe, Pseudo-Eliten und Hochnasenträger(innen)

Und nur mal so nebenbei: Hat man an den deutschen Universitäten eigentlich keine anderen Probleme, als eine „gendergerechte“ Sprache? Müssen wir uns eigentlich das dummdreiste, pseudo-elitäre Geschwätz zumuten, das von der Genderfront aus den Elfenbeintürmen hallt? Sollten wir den Damen und Herren, die geistige Hochnasen zeigen, nicht einfach sagen: Macht bitte euren Job! Werdet gute Ärzte und Ingenieure und meinetwegen „Ärztinnen und Ärzte“ oder Ingenieur(innen).

Ich denke wir lassen Menschen studieren, damit wir morgen entweder noch so gut wie heute oder gar besser leben zu können.

Dummschwätzer haben wir genug. Die finden sich in jeder Dorfkneipe.

Warum meine Meinung zählt

Ich bin ein Mann, meine Hautfarbe ist weiß, ich bin (im Jargon der Andersdenkenden) „cis“ und im Sinne der Gelehrtensprache „heterosexuell“. Ich habe wenig Macht, und ich bin sicher keiner dieser egozentrischen „Influencer“. Und ich vertrete eine ehrliche, unverfälschte, liberale Meinung. Sie zählt schon deswegen, weil sie meine Meinung ist. Nicht mehr und nicht weniger. Wen diese Meinung stört, den mag sie stören. Es ist gut, ab und an jemanden zu stören, der sein eigenes Denken für das Evangelium hält.

Warum sollte die Meinung einer dunkelhäutigen (nach deren Jargon) „queeren“ und in der Umgangssprache „lesbischen“ Frau mehr oder weniger zählen?

Sie hätte vielleicht etwas anderes zu sagen, vielleicht aber auch das Gleiche. Meinungen entstehen nicht ursächlich aus der Hauptfarbe, der sexuellen Orientierung oder irgendeiner anderen Empfindung. Sie entstehen aus dem Können und Wissen und der Bewertung von Fakten und Umständen.

Es musste (seufz ...) einmal gesagt werden, denke ich.

Und wieder … der Abstand

Ja, ich halte Abstand. Aber ich habe nie einen Zollstock dabei, um die „zwei Meter Mindestabstand“ einzuhalten. Und so kommt es denn vor, dass ich mich manchmal bis auf einen Meter nähere – wie nahezu alle Menschen, die an der Kasse stehen und auch keinen Zollstock dabei haben. Die Frau vor mir trug, das hatte ich schon zuvor gesehen, keine Maske, was mich wenig beeindruckte – so etwas kommt eben mal vor. Nun aber drehte sie sich abrupt um (ohne Maske) und sagte in harschem Ton, ich möge doch meinen Mindestabstand von zwei Metern einhalten. Na schön, dieses aggressive und belehrende Verhalten soll ja bei Frauen vorkommen. Und ja – ich hatte mich vielleicht entschuldigt, wenn der feldwebelhafte Unterton mich nicht gestört hätte. Hat er aber, und so sagte ich ihr erste einmal, sie solle unverzüglich eine Maske tragen – was sie dann auch tat. Ich konnte übrigens nicht umhin, sie zu fragen, ob sie mich auf diese Weise anherrschen würde, weil ich ein Mann bin oder ob sie eine Frau ähnlich ansprechen würde, was sie bejahte.

Ja, der Abstand. Ich schätzte den Abstand zwischen der Kassiererin und der Dame später auf unter 50 Zentimeter ein (wieder ohne Zollstock, aber mit Maske).

Wie gut, dass ich so selten einkaufen gehe. Falls ihr mir mal begegnen solltet: Sprecht mich höflich an – und möglichst mit Maske, wo eine gefordert ist.

Die kleine Verfälschung: die Gesellschaft ist das Problem

Die Welt der „Wohlbetrachter“ geht davon aus, dass dein Verhalten niemals die Ursache deiner Probleme ist. Dann heißt es beispielsweise (1):

Du bist nicht das Problem. Aber die Gesellschaft hat dir lange genug eingeredet, du wärst es.

Richtig daran ist: Du selbst bist nicht das Problem. Aber allein die Tatsache, dass du bemerkst, ein Problem zu haben, ist der Beweis, dass dich etwas stört. Und nun kannst du genauso gut sagen: „Etwas an mir stört mich.“

Nun kommt „die Gesellschaft“ ins Spiel. Sie ist nicht gemein und hinterhältig, sondern sie interessiert sich kaum für dich. Und das Schlimmste: Sie ändert sich nicht in der Weise, die du ihr vorgibst. Im Gegenteil: Sie fordert dich auf, entweder deine Schwierigkeiten beizubehalten und dich mit den Sorgen abzufinden, die daraus entstehen. Oder aber sie sagt die vielstimmig, aber sehr leise: „Versuche doch mal, etwas zu verändern.“

Verändern - warum eigentlich nicht?

„Etwas zu verändern“ hat nichts mit „Selbstoptimierung“ zu tun. Das Schlagwort von der „Selbstoptimierung" beschreibst, wie du „besser werden“ kannst und damit dem vermeintlichen Zeitgeist näher kommst. Wenn du etwas veränder willst, dann tust du das ausschließlich, um glücklicher oder zufriedener zu werden - oder einfach, um mit einem lächelnden Gesicht aus dem Haus zu gehen. Manchmal musst du dich nicht einmal verändern, sondern nur akzeptieren, dass du so bist und dass die anderen eben anders sind.

Mein Rat: Glaube keinen Extremisten, nur weil sie weiblich sind. Einsicht ist keine feminine oder maskuline Eigenschaft, und Probleme sind Warnzeichen, die uns zum Nachdenken zwingen sollen. Männer übrigens auch.

Zitat von Michèle Loetzner ,aus ihrem Buch, zitiert nach ze.tt.