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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Der Wochenmarkt und der Mindestabstand

Mal sind es zwei Meter, mal ein Meter fünfzig. Wie so oft, stehen die Menschen so in den Schlangen, dass es für Passanten keine Durchgänge mehr gibt. Wie eine Ringelnatter umkreisen sie die Stände - gut, das ist verständlich. Der Markt ist nicht unendlich groß, und bei dem schönen Wetter gehen alle zum Einkauf in der frischen Luft.

Am Fischstand steht eine für die örtlichen Verhältnisse recht vornehm wirkende Dame, mit Maske und Plastikhandschuhen. Nun habe ich keinen Zollstock dabei, schätze die Entfernung zu ihr aber auf zwei Drittel Thekenlänge, also etwa 1,50. Die Dame geht zurück, um sich den Frischfisch anzusehen, der zufällig in meiner Richtung steht, stutzt einen Moment und keift mich an, ich solle doch bitte „den“ Mindestabstand einhalten, den sie gerade (zu mir) unterschritten hatte. Ich habe sichtlich unwirsch reagiert, denn ich bin weder ihr Schüler noch ihr Domestik, und sie hat unwirsch zurückgeblafft. Na schön, da könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein. Wenn da nicht die beiden Damen gewesen wären, die deutlich näher an die zuvor erwähnte Dame herankamen, mehr als geschätzte 30 cm, um nun ihrerseits die Auslagen zu betrachten - was die Dame zuließ, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Ich habe dergleichen - ohne dass ich beteiligt war - schon sehr häufig erlebt. Wenn eine Dame Auslagen betrachtet, sieht sie nur die Auslagen - aber nicht die Menschen, die - mit Recht - geschützt werden wollen.

Zurück vom Markt in die Freiheit offener Straßen? Zwischen Stand und Hausecke stehen drei Gestalten, die sich auf „Normalabstand“ (das ist hier so gegen 20 cm) unterhalten. Mich stört das nicht - das Einzige, was mich daran stört, ist die Tatsache, dass ich weder recht noch links an diesen Personen vorbeikam, ohne den mindesten Mindestabstand zu wahren. Und nein, ich habe diese Leute nicht angemacht. Es ist hier üblich, zu Marktzeiten Fußwege und Durchgänge für ein Schwätzchen zu blockieren - unabhängig von der Krise.