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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die Ära Merkel und die Ära Adenauer

Irgendwie erinnert mich die Kanzlerin Merkel an den Kanzler Adenauer: am Ende war Adenauer zu lange im Amt – viel zu lange. Dabei schwanden seine Verdienste immer mehr und seine Schwächen wurden immer deutlicher.

Was folgte, war die unglückliche Regierung Erhard und die schwache Regierung Kiesinger – und dann saß die Union erst einmal auf der Reservebank. Mittlerweile schrieben wir das Jahr 1969, und bekanntermaßen wurde die CDU damals abgewählt, weil sie sich aus sich selbst heraus nicht mehr erneuern konnte.

Inzwischen haben wir eine andere CDU, ein neues Parteiengefüge und eine völlig andere Ausgangslage. Nur eine Parallele bleibt: Adenauer war zu lange im Amt, und dies zerstörte in der Erinnerung seine Verdienste, die er als „Nachkriegskanzler“ erworben hatte. Und Angela Merkel geht es heute ähnlich: Zu lange im Amt, zu starrsinnig und eine potenzielle Nachfolgerin, die schon jetzt überaus glücklos agiert – milde ausgedrückt.

Darf man da nicht sagen: Die CDU sollte mal nachdenken? Doch, man darf es sagen. Und sie sollte es möglichst bald tun und ohne öffentliche Auftritte vor lechzenden Journalisten.

Alle Bundeskanzler in der Galerie.

Die Thüringer FDP

Die Wahlergebnisse - vorläufig
Heute wurde in einigen Zeitungen veröffentlich, wie knapp die FDP in den neuen thüringischen Landtag geschliddert ist. Nach dem vorläufigen Endergebnis erhielt sie ja fünf Prozent der Stimmen – aber wie viele waren es eigentlich genau? Ich habe die halbe Nacht auf die Zahlen geguckt – eigentlich nicht wegen der FDP. Aber sie schwappte mit der vierten Nachkommastelle lange Zeit um die fünf Prozent herum - und das war immerhin recht unterhaltsam.

Schließlich landete sie gegen Mitternacht im letzten vorläufigen Ergebnis bei 5,0005 Prozent.

Auf dem „Portal Liberal“ kann man nachlesen, wie die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg den Mund vor der Wahl deutlich zu voll nahm – und ich sage dazu: Arroganz ohne Ende ist auch keine Lösung.

Das zitiere ich doch gerne:

… ob die freien Demokraten (ins Thüringer Parlament) einziehen, wird große Auswirkungen haben auf die Koalitions-Chancen und das Image Thüringens. Eine Regierung ohne Linke und AfD gibt es nur, wenn wir in den Landtag kommen.

Und dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein – außer, dass der FDP der Realitätssinn schon frühzeitig abhandenkam.

Quelle des Zitats: Portal Liberal
Quelle der Grafik: Wahlen Thüringen Veröffentlichung ohne Gewähr.



Bin ich plötzlich nach links gewandert?

Wie kann ich leben zwischen „Nie wieder Sozialismus in Deutschland“ und dem Wahlergebnis in Thüringen?

Ganz einfach: Wenn die Demokratie durch Demagogen bedroht ist, folgen kluge Menschen den letzten Trägern der Vernunft – und die sehe ich durchaus in Bodo Ramelow, aber auch in seinem Konkurrenten Mike Mohring.

Ja zur Koalition der Vernunft

Und: Ich würde durchaus eine Koalition zwischen CDU und Linkspartei befürworten. Die Unterschiede sind – angesichts der Möglichkeiten, in Thüringen etwas zu verändern – wirklich nicht unüberwindlich. Und hier in Thüringen ist kein Mensch gefragt, der in Berlin mit aalglattem Gesicht in die in die Kamera schaut – und keine Ahnung hat, was die Menschen im waldreichen Osten bewegt.

Würstchenbudenschwätzer nicht das einzige Problem in Thüringen

Und da kann ich nur sagen: Man muss einerseits schauen, was sie bewegt, und den Mut haben, ihnen nötigenfalls zu widersprechen. Denn nicht alles, was hier in Thüringen an Würstchenbuden be- und verurteilt wird, entspricht den Tatsachen. Und um darüber hinauszugehen: Es sind nicht nur die Würstchenbudenschwätzer, die sich gegenseitig in Vorurteilen bestätigen. Leider sind es eben auch Menschen, die sich durchaus besser informieren könnten – die es aber nicht tun. Hier hört man auf den Straßen oft Sätze, die klingen, wie von AfD-Wahlplakaten abgelesen: „Sie hatten Zeit“, „Sie müssten jetzt (endlich) …“ Überall dies „sie“. Nein, nein … „Du, Bürger, du hattest Zeit“, "du, Zeitgenosse, müsstest jetzt (endlich?)".

Manche Probleme lösen sich nicht von selbst

Derweil stöhnen Wohnungsbesitzer, keine Handwerker zu finden, und Handwerker finden keine Azubis … das sind echte Probleme, und wirklich nicht nur das … wenn man zwei Stunden bei einem Facharzt wartet - oder ein Jahr auf einen Termin, dann wäre es an der Zeit, nach Lösungen zu suchen.

Und deswegen: Anpacken, Schwachstellen erkennen, Probleme lösen. Die eigene Weitsicht überprüfen … das wären Aufgaben für alle. Schön wäre s, wenn als Zweifler, aber auch alle Besserwisser, Gandhi folgen würden:

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht von dieser Welt.


Wer eigentlich sonst außer dir?

Die Judenhasser sind Menschenhasser

In meine Stille, die ja so still leider gar nicht ist, dringt unaufhörlich die Diskussion um Antisemitismus. Warum sagen wir nicht gleich: Um Judenhass? Denn genau das ist es: Hass gegen Juden, aber auch gegen alle anderen, die „anders“ sind.

Nun sind Juden gar nicht so schrecklich anders. Ihre Religion ist sogar der Urvater der Religion, die angeblich „zum Abendland“ gehört: zum Christentum.

Vom Religionsstifter ausgehend, ist das „Christentum“ kaum mehr als ein „Reformjudentum“. Der Religionsstifter predigte zu Juden, und Juden waren seine Anhänger (und einige möglicherweise auch seine erbitterten Feinde).

Das alles heißt eigentlich: Judentum ist ganz normal. Wer Juden hasst, hasst eigentlich Menschen, die nicht so sind wie er selbst.

Übrigens ist auch ganz normal, dass nicht jeder Deutsche dem Religionsstifter gleichkommt, nur weil er sich buchhalterisch als „Christ“ bezeichnet. Und wie viel „Abendland“ in einem „Abendländer“ steckt, wie viel Germane in einem Deutschen ist - wahrscheinlich werdet ihr euch wundern, wie wenig.

Ach – und es ist ebenso normal, dass es Menschen gibt, die ganz anders denken. Die weder von der Herkunft noch von der Religion ausgehen, sondern davon, was jemand kann und weiß. Und die den Menschen als das ansehen, was er ist: Ein Mensch, der anders ist, der aber dadurch keinesfalls befremdlich wird.

Gedanken zur Wiedervereinigung

Es gibt etwas zu feiern - hier wird die Einheit im Ausland zelebriert
„Nichts ist geblieben“ – wir harmlos doch ein solcher Satz klingt. Muss ich jetzt Mitleid haben? Gut, da kam noch ein Nachsatz: „Und was einmal wahr, das hat sich, bei ehrlicher rückblickender Betrachtung, noch dazu als katastrophaler Irrweg erwiesen.“

„Der Westen“, so höre ich weiter, „habe Ostdeutschland okkupiert, den Menschen ihre Identität genommen.“

Das alles sagten Menschen, die es besser wissen sollten, zum Tag der „Deutschen Einheit“ – und ich höre es immer wieder, vor allem ohne den Nachsatz.

Ich verwies vor einigen Wochen einen ehemaligen Lehrer und SPD-Anhänger darauf, dass wir alle Deutsche seien und eine gemeinsame deutsche Geschichte (vor 1933) hatten. Leider auch nach 1933 bis zum Zusammenbruch des Nazi-Regimes. Und – man staune – sogar zwischen 1945 und der Wiedervereinigung. Bedauerlicherweise kann sich niemand im Osten vorstellen, dass es in Westdeutschland eine wirkliche, lebendige Geschichte gab, die jeden Einzelnen geprägt hat, und die nur sehr marginal eine „westdeutsche Geschichte“ war. Neulich wurde mir mal der „Marshallplan“ um die Ohren gehauen, der „die Westdeutschen“ reich gemacht hätte, und gelegentlich sind es die „alten Nazis“, die in der alten Bundesrepublik wohl mal im Parament saßen.

Und ich? Ich bin von der Abstammung her Thüringer, von Geburt Norddeutscher, war Fremder in Schwaben, Baden, einigen skandinavischen Ländern und Ungarn. Während meiner Auslandaufenthalte blieb mir gar nichts anderes übrig, als „Deutscher“ zu sein. Heute lebe ich wieder in Thüringen und bezeichne mich als Europäer.

Der größte Unfug besteht in der Behauptung, „Westdeutschland“ habe eine „gemeinsame Identität“. Ein Schwabe unterscheidet sich von einem Holsteiner deutlich mehr als ein Mecklenburger von einem Holsteiner. Aber auch sie sind alle Deutsche. Und was heißt es, Deutscher zu sein?

Zumindest eines: die Königreiche und Fürstentümer vereint zu haben in einem gemeinsamen Deutschland. Dazu gehörte auch, eine deutsche Identität zu finden, die es damals eigentlich gar nicht gab. Und dazu gehörte auch, zu akzeptieren, dass Deutschland nicht ausschließlich von Germanen bevölkert wurde. Ferner gehörte dazu, die römische, griechische, arabische, jüdische und französische Kultur (und schließlich die englische) zu integrieren und mit der eigenen so zu verschmelzen, dass der Kern erhalten blieb.

Und nun wollen einige Menschen mir sagen, sie hätten einst eine „Ostdeutsche Identität“ und „der Westen“ hätte sie ihnen geraubt?

Also denkt bitte noch mal darüber nach, Mitbürgerinnen und Mitbürger.