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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Der unerträgliche Herr Lindner

Dieses Zitat ist sicherlich das Unerträglichste, was ich dieser Tage las.

Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.


Das war der Gipfel der Arroganz. Wie kann sich dieser Herr Lindner eigentlich noch halten, wie Wähler für seine Art von FDP gewinnen? Was will er den jungen Menschen sagen? Vielleicht: „Eure Sorgen sind mir scheißegal, ihr interessiert mich eigentlich nicht, und eure Zukunft ist mir keinen Cent wert?“

Ich habe diese lachhafte und aus meiner Sicht unflätige Oberlehrerhaftigkeit und Abkanzelungs-Strategie schon einmal erlebt, als der greise Herr Adenauer Kanzler war. Damals wurde die Jugend systematisch unterdrückt, und jeder innovative Gedanke wurde sofort abgewürgt. Das hat sich später gerächt. Und überhaupt: Wir benötigen die Gedanken der Jugend auch dann, wenn sie nichts in unser Weltbild passen (und in das von Herrn Lindner sicher überhaupt nicht), denn sie werden sich länger in der Zukunft aufhalten als wir.

Kein Dank für die Reichen?

Wir sehen die Großen dieser Erde im Besitz der Güter dieser Welt. Sie leben in Herrlichkeit und Überfluss, die Schätze der Kunst und der Natur scheinen sich um sie und für sie zu versammeln, und darum nennt man sie Günstlinge des Glücks.

Heinrich von Kleist


Die große Kirche hat gebrannt, Kulturdenkmal, französisches Nationaldenkmal, gar Welterbe der Kultur. Die „Großen dieser Erde“, vor allem aber reiche Franzosen, haben ihr Geld geben, um sie wieder aufzubauen. Der größere Teil der „Grande Nation“ dankt ihnen dafür.

Und während niemand fragt, warum der Vatikan seine prall gefüllten Schatullen unter Verschluss hält, machen all jene die Mäuler breit, die sich eine andere, vermeintlich bessere Verwendung der Gelder vorstellen könnten. Jedenfalls geben sie vor, es so zu sehen. Welcher Teil davon Gerechtigkeitssinn, welcher Unmut und welcher blanker Hass ist? Ich weiß es nicht.

Ich weiß aber, dass Hass billig zu haben ist. Viel billiger als Liebe.

Enteignung

Sicher kann man Wohnraum enteignen, wie es jetzt vonseiten der Aktivisten gefordert wird.

Da gilt nun mal wieder: Auf der Straße kann man schnell Forderungen stellen, doch ich hoffe, die Damen und Herren Demonstranten kennen den einschlägigen § 15 GG, Absatz drei, wenigstens in den Grundzügen. Wer ihn nicht kennt, sollte jetzt mal nachsehen.

Ist ein schneller Erfolg denkbar?

Mein erster Einwand gegen die Enteignungsinitiative: Es wird Jahre dauern, bis die erste Enteignung stattfinden kann. Bis dahin wird das jeweilige Bundesland das Vergnügen haben, Steuergelder für Prozesskosten zu verpulvern. Eure Gelder, liebe Leserinnen und Leser.

Wenn die Sache Erfolg hätte, wäre nichts gewonnen

Nehmen wir nun an, die Sache hätte Erfolg. Dann müsste “jemand“ das Geld aufbringen. In Berlin wird von laschen 30 Milliarden Euro gesprochen – die Aktivisten glauben ernsthaft, dass es auch darunter geht – viel Glück. Und sie verweisen süffisant darauf, dass ihr Land, das Land Berlin, ja nur sechs Milliarden davon aus der Kasse nehmen müsse, die erstlichen 24 Milliarden könnet man ja leihen. Was den Schuldenberg von Berlin auf etwa 80 Milliarden Euro wachsen lassen würde.

Sind Staatsdiener auch gute Immobilienverwalter?

Der neue Eigentümer - dann also wohl eine städtische Wohnverwaltung – hätte kaum weniger Kosten als der alte – ja, man kann davon ausgehen, dass unerfahrene Immobilienverwalter schlechter wirtschaften als kommerzielle. Und also wäre der wirkliche Nutzen nicht recht erkennbar: Vielleicht würden die Mieten nicht steigen, aber die Kosten für den Erhalt der Immobilien werden ja nicht geringer, sondern steigen immer stärker.

Tolle Demos mit null Nutzen?

Und somit wissen wir: Das Ganze hätte, wenn es überhaupt zustande käme, so gut wie gar keinen Effekt.

Ich denke, wenn Tausende auf die Straße gehen, sollten sie wenigstens einen Erfolg haben – den haben sie auch verdient. Aber für eine Sache auf die Straße zu gehen, die keinen Nutzen hat?

Meine Vermutung: Man will den Senat abwatschen – und ich meine durchaus, der hätte es verdient.

Aber Wohnraum bringt auch das nicht.