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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Unsinn über die Liebe von IT-Fuzzis

Die die Liebe als Spiel der Datenjongleure?
Ich lese gerade einen Artikel eines Menschen, der sich - offnebar beruflich - mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. „KI“, also künstliche Intelligenz, ist in viele Bereichen des menschlichen Lebens inzwischen eingedrungen. Und sie ist nicht negativ, sondern hilft uns, diese Intelligenz zu nutzen, um unser Gehirn von Routineaufgaben, aber auch von komplexen Steuerungs- Organisations- und Regelungsaufgaben zu befreien.

Freche Aneignung der Definitionsmacht über die Liebe

Doch die IT-Fuzzis lehnen sich inzwischen weit aus dem Fenster mit ihren Algorithmen - es gibt eine Reihe von Artikeln zum Thema. Und sie versuchen offenbar mittlerweile, den Psychologen den Rang abzulaufen, den sie sich ebenso frech angeeignet haben: Die Liebe zu erklären und menschliche Beziehungsprobleme nunmehr maschinell zu meistern. Das liest sich dann so:

Liebe ist eines der großen Themen des Lebens, das in der modernen Welt viel komplexer geworden ist. Da das menschliche Gehirn diese Komplexität nicht bewältigen kann, ist unser Nachdenken über die Liebe oft abgedroschen und unschöpferisch. Um diesen intellektuellen Stillstand zu vermeiden, könnten wir KI verwenden, deren zufallsbasierte Erzeugung von Wissen uns aus dem üblichen Trott bringen kann und uns dabei bedeutsame Einsichten in die vielfältige Landschaft der Liebe bringen kann.


Das ist Unsinn von Anfang bis zum Ende. Die Liebe ist kein „großes Thema“, sondern ein Teil des individuellen Fühlens. Sie wird in jeder Epoche anders empfunden, sowohl privat wie in der Literatur, und nichts deutet darauf hin, dass sie in einer „modernen“ Welt komplexer geworden sei. Was daran schwierig ist, lässt sich einfach beschreiben: Die Liebe ist ein Urtrieb, vom Gehirn seit Jahrtausenden weitgehend chemisch gesteuert wird, von der Umgebung, namentlich von der Kultur, aber gerne umdefiniert wird.

Die Liebe ist eine Naturmacht

Was wieder bedeutet: Die Quelle der Liebe hat nichts mit geistiger Intelligenz zu tun, was nun aber ebenfalls ausschließt, dass sie etwas mit künstlicher Intelligenz zu tun hat.

Was der Autor wirklich meint, ist etwas anderes. Wieder wird der gleiche Trick verwendet, mit der schon die Psychologie das Schiff der Liebe gekapert und zu seinem Eigentum erklärt hat: "Wir Wissenschaftler müssen es doch besser wissen als ihr popeligen Laienwürstchen".

Beim Wissenschaftler heißt dies dann so:

Aus logischer Sicht mag es rätselhaft und unergründlich erscheinen, aber die nüchterne Perspektive der Informatik entmystifiziert die Liebe und bietet begründete Ansätze für … (die Lösung) … menschlicher Beziehungsprobleme. (…) Wenn es um die Liebe im Zeitalter künstlicher Intelligenz geht, organisieren Algorithmen unsere Beziehungen und bestimmen die Entscheidung über die Partnerschaft.


Die Enteignung der Liebe - und ein schwerer Irrtum

Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die Liebe enteignet und vergesellschaftet wird, während sich eine neue Wissenschaft ihrer bemächtigt. Und die Sache hat noch einen ganz wesentlichen Grundlagenfehler: Wenn ein Algorithmus entscheidet, wer zu wem passt, setzt dies voraus, dass sich das Paar niemals entwickelt. Denn was die angeblich „KI“ einmal feststellen könnte, falls sie überhaupt in der Lage ist, Feststellungen zu treffen, ist eine Momentaufnahme. Menschen aber entwickeln sich und ihre Gefühle unterliegen Schwankungen.

Finger weg von der Liebe - wir wollen nicht emotional enteignet werden

Also, Finger weg, Informatiker dieser Erde, von der Liebe. An ihr haben sich schon genug Wissenschaftler und Pseudo-Wissenschaftler vergriffen. Und damit das mal ganz klar ist: Das Definitionsrecht der Liebe gehört den Menschen, jedem Einzelnen und den Paaren sowieso. Es gehört nicht den Philosophen, Soziologen, Psychologen und KI-Forschern.

Beide Zitate aus: iai aus dem Englischen übersetzt vom Autor. Bild: Aus einer Ausstellung, von Szöveg Nélkül.