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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Warum wir auf manche Experten … sch … können

Ich lese oft (und teils professionell), was Experten von unserem Leben, unserem Verhalten oder unsere Persönlichkeit halten. Merkwürdigerweise entstammt ein großer Teil von ihnen aus den Elfenbeintürmen, dort, wo Soziologie, Psychologie und neuerdings Genderforschung ein eher isoliertes Leben führen. Das Feuilleton kennt sie, weil man dort klug und weise ist und jedes Buch zur Rezension andrehen lässt, das angeblich gesellschaftlich relevant ist.

Der Blick aus den Elfenbeintürmen

Um Experte zu sein, braucht man weder Kenntnisse der „niederen Arbeitswelt“ noch wird ein Einblick in die Alltagsprobleme benötigt. Es reicht, zur Schule gegangen zu sein, dann wieder zu einer anderen Schule gegangen zu sein und so fort … bis mal alles gelernt hatte, um lehren zu können. Und weil lehren diesen Menschen nicht gereicht hat, kommen manche auf die Idee, uns eines Tages darüber belehren zu wollen, wer wir sind und wie wir sind.

Warum wir auf ungerufene Experten verzichten sollten

Wir können auf diese Experten wirklich sch … oder höflicher: „nötigenfalls völlig verzichten.“ Einen Experten benötigen wir, wenn wir auf einem Gebiet, von dem wir nichts verstehen, eine Person benötigen, die uns im Einzelfall helfen kann. Und wir können auf Experten sch …, die uns ungefragt darauf hinweisen, dass wir nicht perfekt sind. Nun ist es aber so: Wir sind die Fachleute für unser Leben, denn wir alleine müssen es leben – die Klugscheißer müssen es nicht.

Ist es ein Problem, oder gehört es zum alltäglichen Leben?

Oftmals beschreiben die sich intellektuell gebenden Autorinnen und Autoren Probleme, für deren Beseitigung sie Ratgeber schreiben oder Seminare anbieten. Daran ist nichts falsch? Oh doch! Denn die erste Frage, die ihnen ein Mensch mit Vernunft stellen würde, wäre: „Handelt es sich überhaupt um ein Problem“?

Psycho-Clowns im Einsatz

Eines der „Probleme“, über das Hunderte von Büchern geschrieben wurden, die allesamt Verschwendung von Papier sind, ist das Kennenlernen, die Partnersuche und die Beziehung als solche. Ich amüsiere mich jedes Mal, wenn wieder einer der üblichen Psycho-Clowns auftritt und behauptet, die ultimative Formel für Partnerübereinstimmungen gefunden zu haben. Denn die Hauptformel lässt sich auf drei Eigenschaften reduzieren: Nähe, Alter und soziale Situation. Man kann noch ein paar Eigenschaften hinzufügen, doch muss man wissen: Mit jedem Kriterium kann sich die Anzahl der Partner reduzieren – mal geringfügig, mal drastisch. Wenn Sie das mit einer Daumenregel nachrechnen wollen, nehmen Sie einfach an, dass sie sich halbiert. Wahrscheinlich reduziert sie sich jedoch noch drastischer … und am Ende weißt du: Jedes dieser Systeme arbeitet im Grunde gegen deine Interessen.

Eine Kollegin schrieb dieser Tage:

Zusehends entsteht das Gefühl, dass diese «Experten» Probleme kreieren, die für die Mehrheit der Gesellschaft gar keine sind, nur damit sich ihre Jobs rechtfertigen lassen. Sie drücken allen anderen ihre Weltsicht auf, unterliegen der Hybris, dass sie die absolute Wahrheit gefunden haben – dabei sind sie doch genauso ahnungslos wie der Rest von uns.


So ist es. Wir werden mit Abweichungen konfrontiert, die ein großer Teil von uns entweder nie wahrnimmt oder sie ignoriert. Abweichungen sind aber keine Probleme. Wir haben das Recht, von der Masse abzuweichen – im Sein, im Verhalten, in Wort und Schrift.