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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Herr Özil - geht der mich etwas an?

Der Tag beginnt und mir wird ein Herr Özil pressemäßig um die Ohren gehauen, so, als ob es um die nationale Sicherheit ginge. Klar ist Sommerflaute, Sommerloch, Sauergurkenzeit und dergleichen, aber warum muss ich wissen, wie Herr Özil denkt und fühlt und was Herr Hoeneß und andere darüber denken?

Soll doch der Herr Özil machen, was er will. Er ist ein freier Mensch, soweit man dies von Fußballstars überhaupt sagen kann.

Was uns betrifft – oder Ausländer sind immer so ausländisch

Was uns betrifft – oder: Ausländer sind immer so ausländisch. Ja dürfen die denn das?

Was betrifft uns eigentlich? Wo hinein müssen wir unseren Rüssel hängen und Diskussionen lostreten?

Für die einen sind es „die Asylbewerber“, für die anderen ist es „der Islam“ der nach Deutschland kommt und dann entweder dazugehört oder auch nicht. Und für die Dritten sind es Ansichten und Lebensweisen, die nicht zu Deutschland gehören und deshalb – möglichst gar juristisch – unterbunden werden müssen.

Merkwürdigerweise „betrifft“ es Menschen, die gar nicht betroffen sind. Sie fühlen sich betroffen, weil sie Deutsche sind, weil sie Christen sind oder weil sie einfach nicht zulassen wollen, dass Menschen aus dem Orient oder sonst wo her anders denken und dieses andere Denken auch noch für richtig halten. Das Neue: Es sind viele Intellektuelle unter ihnen. In ihrem Inneren kann nicht sein, was anders ist, auch wenn sie sich nach außen als liberal darstellen.

„Solange sie uns nicht schaden“. würde der liberale Geist noch sagen, und der konservative Geist würde ergänzen … „besonders, wenn sie uns nützen.“ Doch dann folgt nahezu auf dem Fuß: „Es wäre natürlich besser, wenn sie sich vollständig integrieren würden.“

Wollen wir, dass Menschen in unser Land kommen, die anderen Religionen anhängen, andere Lebensweisen praktizieren und unsere Normen tolerieren, aber nicht als ihre eigenen ansehen? Falls ja, dann müssen wir ihre Andersartigkeit anerkennen und nur noch darauf achten, dass unser Rechtssystem dadurch keinen Schaden erleidet. Das ist übrigen schon seit Jahrzehnten so, bevor jemand die Asyldebatte lostrat.

Falls wir das nicht wollen, müssen wir uns auf unser Deutschsein zurückziehen und niemandem mehr einreisen lassen. Und das ist weder sinnvoll noch klug. Und überhaupt ziemlich schädlich für Deutschland.

Warum ich fröhlich verantwortungslos sein darf

Es waren ernste Menschen – Redakteure, Politiker und sogar ein Bundespräsident. Und sie alle warnten Deutschland, die Deutschen und Ihresgleichen, auf keinen Fall „fröhlich verantwortungslos“ zu sein“.

Ich kann, und ich darf verantwortlich sein, und zwar genau dann, wenn ich dies erwähle oder mich wählen lasse, um es zu tun.

Und ich darf eben auch verantwortungslos sein, weil ich nicht für das Wohl und Wehe des gesamten Volkes oder einer großen, mir aber weitgehend unbekannten Gruppe zuständig bin.

Und dabei denke ich: Was diese beckmesserischen Autoren stört, ist ja gar nicht das Wort „verantwortungslos“. Sondern das Wort „fröhlich“. Um Himmels willen, Brüder und Schwestern, seid bloß nicht fröhlich! Wie könnt ihr nur fröhlich sein?

Niemand darf in diesem Land fröhlich sein. Kein Einheimischer, kein Asylsuchender, keine Frau und klein Mann. Und natürlich erst recht kein Politiker, kein Experte und kein Redakteur. Die sogenannten Gutmenschen sorgen dafür, dass wir alle mit ernsten, ja gar besorgten Gesichtern herumlaufen müssen.

Vor Jahrzehnten (ja, Jahrzehnten) habe ich mal ins Gespräch gebracht, dass wir keine besorgten, engstirnigen und besserwisserischen Experten benötigen, sondern fröhliche, freizügige denkende und - so weit es möglich ist - optimistische Kenner.

Doch damit bin ich gescheitert. Wer heute als Experte etwas gelten will, muss ein sehr, sehr ernstes Gesicht machen. Das reicht. Ein klein wenig Wissen aus einem Studium, um Himmels willen kein Erfahrungswissen, eine gewisse Einseitigkeit – das genügt. Und dann Bücher schreiben, Interviews geben und viel Blech reden – das wirkt..

Nein, nein … der fröhliche Kenner schadet euch nicht. Und wer fröhlich ohne Verantwortung dasteht, schadet euch auch nicht. Euch schaden jene, die mit ernster Mine Unwahrheiten verkünden.

Clickbates? Eine Schande für den Journalismus

Köder in der Überschrift, die das „Ende des Euros“, den „Zerfall der EU“ oder „Alles kostenlos sehen“ (mit DVB-T2)“prognostizieren, sind eine journalistische Pest. Sicher - ein Teil davon sind Anzeigen, die aber oft nur dürftig als solche gekennzeichnet sind. Das schert manche Verleger kaum.

Nachdem in Deutschland Ableger US-amerikanischer wie auch russischer Medien tätig sind, die eindeutig auf Desinformation ausgerichtet sind, haben diese bewussten „Clickbates“ auch bei Nachrichten zugenommen.

Das heißt nicht, dass deutsche Zeitungen, Zeitschriften und Magazine frei davon wären, und sie zeigen damit ihr Janusgesicht. Auf der einen Seite wollen sie eine Copyright-Verschärfung, auf der anderen Seite gieren sie danach, in Suchmaschinen und auf Nachrichtenseiten erwähnt zu werden. Das empfinde ich als ausgesprochen verlogen.

Sehr viele Zeitungen versuchen inzwischen einen anderen Trick – sie erfinden eine Überschrift, die sinngemäß zum Thema passen könnte, die aber im Text keine Entsprechung findet.

Beispiel und Erklärung für ein Clickbate.

Über Romantik

Romantik ist vor allem ein Akt des Erinnerns, der ständig wiederholt wird. Dazu wird eine gemeinsame, aufgeblasene Sprache erfunden, die nur deshalb bedeutsam ist, weil sich jemand anders an die gleichen Situationen erinnert. (1)


Und was ist Romantik noch? Sie ist immer etwas, das im Nachhinein, also in den Gedanken an eine Situation entsteht. Ein bisschen Zuckerwatte,, von der Liebende (und manchmal auch Einzelpersonen) zehren: ohne Sinn, ohne Inhalt, mit künstlicher Farbe, aber zuckersüß.

Klar – Menschen wollen sich in dies Gefühl hineinträumen. Aber es ist eine Rettungsinsel der Sinne, und ich kann nur davor warnen, romantische Gefühle mit Liebe zu verwechseln.


(1) Zitat von Helena Fitzgerald.