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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Bremen ist an allem Schuld - und Oliver Welke spottet

Ach, Herr Oliver Welke – sie spotten in letzter Zeit auf niedrigen Niveau – offenbar braucht das Ihr Publikum. Und die Jubelpresse nimmt dergleichen begeistert auf, wie ich im Stern lesen konnte. Übrigens in der Rubrik „Kultur“.

Grundlage der Satire war die Vermutung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe in der Außenstelle Bremen zu Unrecht Asyl bewilligt. In der Darstellung wurde dies allerdings so gezeichnet, als sei die Hansestadt inklusive ihrer Bürgerschaft und der dortigen Beamten nicht ganz beieinander. Zu viel (!) SPD, zu viel Schulden … und sowieso. Bremen eben. Ha, ha.

Der Beitrag (Kaffeefahrt für Asylbewerber nach Bremen) war einfach peinlich, egal, welcher politischen Überzeugung man angehört. Und das spielt es wahrhaftig keine Rolle, ob auch andere den Vergleich mit der Kaffeefahrt benutzen.

Bremen diffamieren? Nichts leichter als das. Bremen ist ein kleines Bundesland, umschlossen von Niedersachsen. Nur sollte der Herr Welke vielleicht auch den Rest der Wahrheit wissen, und der steht in der SZ:

Inzwischen wird in zehn Außenstellen des Bamf geprüft, etwa in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Hessen. Auch in Schleswig-Holstein sollen ungewöhnlich viele positive Bescheide ausgestellt worden sein.


Gut, gut, Welke macht Satire, und Satire darf ja bekanntlich alles – und dennoch wird sich in den Hirnen dank ständiger Wiederholung in Presse, Fernsehen und Rundfunk einbrennen: Die Bremer sind Schuld an allem.

Klar: machen kann man da nix. Aber lachen muss man auch nicht unbedingt.

Die Legehenne – und warum ich dabei an manche Journalisten denke

Meine Tochter ist keine Legehenne“, sagt der Vater einer Studentin zu „Professor T.“. Jener nämlich hatte sie kurz zuvor als solche bezeichnet, weil sie nicht in der Lage war, selbstständig, differenziert und konsequent zu denken. Vielmehr tat sie, was von ihr verlangt wurde. Wer die Serie „Professor T.“ kennt, weiß: Der Mann nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt, was er denkt, und das war dann, bezogen auf die Antworten der Studentin: Gack, Gack, Gack.

Ich dachte sofort: Du kennst viele dieser Leute, und um nicht sexistisch zu wirken, sage ich: Männer und Frauen. Und als Nächstes sage ich dazu: Journalistinnen und Journalisten.

Oh nein, nicht alle. Aber eben viele. Sie produzieren Artikel, weil sie müssen. Wie jemand hinter ihnen steht, der immer wieder verlangt, dass sie derartige Artikel produzieren. Viele haben keinerlei Bezug zu dem, was sie tun. Sie wissen: „Wenn ich nicht das schreibe, was gewünscht wird, dann bin ich aus dem Geschäft.“ Nur wenigen gelingt es, wenigstens eine kritische Haltung zu dem einzunehmen, was ihnen vorgekaut und eingeflüstert wird. Und falls Sie, liebe Leserin, lieber Leser, jemals von Recherchen gehört haben, mit denen Journalisten tagein, tagaus beschäftigt sind: Natürlich gibt es die. Aber es geht eben auch ohne. Tag für Tag wird versucht, irgendetwas abzugreifen, das gerade im „Mirror“ oder in der „Sun“ stand, begierig werden Wissenschaftsartikel kritiklos übernommen, und selbst die lächerlichsten Banalitäten (Dating-Trends gefällig?) führen zu sensationell aufgemachten Artikeln.

Gack, gack, gack .. ein Hühnergegacker.

Und nein, ich bin nicht ganz frei davon. Aber ich muss keine Eier produzieren, weil mein Chef täglich frische Eier wünscht. Ich kann wählen, und ich darf kritisch sein. Sehen Sie, und genau das ist der Unterschied.